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- Erscheinungsdatum
- 1928-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192812056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19281205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19281205
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-12
- Tag 1928-12-05
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Monat
1928-12
-
Jahr
1928
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well zu weitführend oder schon oben Gesagtes wiederholend — ein Urheberrecht am Bries an, also ein Recht, wie es etwa der Schriftsteller an seinem Buche, der Komponist an seiner Oper hat. Doraussetzung solchen Urheberrechts am Briefe ist aber die Eigenschaft des Briefes. Unter Ausscheidung alles etwaigen historischen oder biographischen Interesses ist nur zu fragen, ob die Briefe — ganz ohne Beachtung des Um stande», wer sie geschrieben — nach dem originellen Gedan keninhalt oder minderns nach dem ästhetischen Reiz von Wert sind. Die Frage, so gestellt, wurde für die damals im Streit befangenen Briefe Nietzsches besaht. Neues aus aller Wett. Die Frau ohne Gedächtnis. Die Irau au» Kalifornien. — Da» verlorene Gedächtnis. Da» Leben beutelt nicht nur die Armen untereinander, daß ihnen Hören und Sehen vergeht: manchmal werden auch Reiche so hergenommen, daß sie aus der wohlgeordneten Reihe geschleudert werden. So geschah es mit Käthe Gentner aus Kalifornien. Al» vor etwa zehn Tagen ein französischer Passagierdampfer au» Boulogne in dem englischen Hafen Folkstone einlief, fand die englische Hafenpolizei unter den Passagieren des Schiffes eine Frau, die ihr vollkommen apathisch gegenüberstand, nichts zu hören schien und kein« Frag« beantwortete. Die Polizisten nahmen an, es mit einer Taubstummen zu tun zu haben, und versuchten es mit der Zeichensprache. Ohne Erfolg. Die fremde Frau reagierte auf nichts. Man sah nach ihrem Gepäck, und es stellte sich heraus, daß es aus einem Photographenapparat und aus einer großen Flasche Parfüm bestand. Außerdem befand sich in der kleinen Handtasche der Frau ein kalifornischer Paß auf den Namen Käthe Gentner, aus dem her- voraing, daß sich di« Reisende in Begleitung ihres achtjährigen Töchterchens befinden mußte. Die englische Hasenpolizei verfügte, daß die geheimnisvolle Reisende englischen Boden nicht betreten dürfe, und dem Kapitän des Schisses blieb nichts anderes übrig, als Käthe Gentner aus Kalifornien wieder mit nach Frankreich zurück zu nehmen. Als das Schiff wieder in Boulogne angekommen war, verließ die fremde Frau das Schiff, ohne sich um irgend jemand zu küm mern. Der Kapitän hatte jedoch veranlaßt, daß sie an Land sofort von Polizisten angehalten wurde, die sie zum amerikanischen Kon sulat brachten. Dort sorgte man dafür, daß die mysteriöse Frau in einem ordentlichen Hotel untergebracht wurde, und dann wurde eifrig mit Amerika depeschiert mit dem Resultat, daß man den Mann der Amerikanerin, einen reichen kalifornischen Großhändler, ausfindig machte. Er wurde davon verständigt, daß seine Frau sich in Pari» befinde und anscheinend da» Gedächtnis verloren habe. Au» Amerika kam die^Nackricht, daß der Großhändler bereit» unter wegs nach Europa ,U. wägend man noch auf die Ankunft de» Kaliforniers wartete, wuro« dem amerikanischen Konsulat mitgeteilt, daß die Frau plötzlich aü» ihrem Hotel verschwunden war. Konsu lat und Polizei boten alles auf, die Vermißte zu finden, und die Recherchen hatten den Erfolg, daß die Verschwundene in der Nähe von Rouen aufgefunden wurde, auf der Landstraße, in Lumpen ge hüllt, verstört und völlig teilnahmslos. In Boulogne schon war die Frau genau auf ihren Gesundheits zustand untersucht worden, und die Aerzte hatten konstatiert, daß es sich um einen sensationellen Fall von völligem Gedächtnisschwund handelte. Da da» Kind der Amerikanerin bereits spurlos ver schwunden ist, nimmt man an, daß die Kleine einem Unglück zum Opfer gefallen ist, daß die Mutter bei diesem Unglück zugegen war, und daß das Entsetzen über da» schreckliche Erleben der Frau das Gedächtnis geraubt hat. Käthe Gentner ist jetzt in ein Krankenhaus gebracht worden, und man wartet auf das Eintreffen ihres Mannes, ohne den Endgültiges nicht verfügt werden kann. — Neue Radiumfunde. Aus London wird berichtet, daß man in England stark damit beschäftigt ist, neue Radiumquellen ausfindig zu machen. Unter dem Vorsitz von Sir Ernest Rutherford hat sich ein Komitee gebildet, das sich bemüht, Radiumfundplätze innerhalb des britischen Im periums auszuforschen. Es soll dadurch das belgische Radiummonopol, durch das die Radiumpr ise wesentlich ver teuert werden, gebrochen werden. Man lurt bereits in der Mount-Painter-Mine in Südaustralien Radiumfunde ge macht, die als sehr erheblich bezeichnet werden, und man hofft auf weitere Funde, die für den omdiumbesitz der W( t von großer Bedeutung sein würden. * — Raubüberfall auf eine Stationskasfe. Sonntag nacht drangen drei Räuber in den Dienstraum der Bahnstation Oberhaid in Mittelfranken, hielten den diensthabenden Be amten mit Revolvern in Schack» und versuchten, den schwe ren Geldschrank auszurauben. Da dies nicht gelang, weil der Beamte den Schlüssel zum Geldschrank nicht besaß, muß ten die Räuber mit einer Beute von nur 30 Mark abziehen. — Von einem Bullen gelötet. In Zowen in Pommern wurde der 74 Jahre alte Altsitzer Prec>el, der in der Wirt schaft seines Sohnes das Füttern des Viehes besorgte, von einem Bullen so schwer verletzt, daß er bald uarauf an den Verletzungen starb. Prechet hatte eine schwere Kopfver letzung davon getragen. Auch waren ihm mehrere Rippen gebrochen. ML5snrcksft uncl Isrkmk. Die Verkehrssicherung an Eisenbahn übergängen. Als bestes Mittel zur Sicherung des Verkehrs an Eisen bahnübergängen sah man bisher die Anbringung von Schranken an. Angestellte Untersuchungen haben nun aber ergeben, daß die Zahl der Unfälle an beschrankten Ueber- gängen größer ist als an unbeschrankten, Aus dieser Fest stellung hat die neue Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (B. O.), welche seit dem 1. Oktober In Kraft getreten ist, in sofern die nötigen Folgerungen gezogen, als sie die Mög lichkeit gibt, die Schranken durch andere vom Reichsver kehrsministerium als ausreichend angesehene Einrichtungen zu ersetzen. Mit Rücksicht auf die Bedeutung, welche der Sicherheit des Verkehrs an Eisenbahnübergängen besonders für ten Kraftfahrzeugverkchr zukommt, hat der .Allgemeine Deutsche Automobil-Club an mehreren besonders gefährlichen Ueber- gängen Versuchsanlagen errichten lassen, welche geeignet sind, die Gefahren für den Verkehr zu mindern, ohne sich der bisher allein gebräuchlichen Schranken zu bedienen. Die erste dieser Anlagen befindet sich in der Nähe Pegaus und ist seit Anfang Oktober im Betrieb. Sie besteht aus drei Sicherungsvorkehrungen. ' Vor dem Uebergang hat ein Warnkreuz Aufstellung ge funden. wie es die neue B. O. vorsieht. Eine Besonderheit der Ausführung besteht aber darin, daß das Keuz als selbst leuchtendes Zeichen ausgebildet ist, so daß es im Lichtkegel der Scheinwerfer besonders deutlich hervortritt. Den Hauptteil der gesamten Anlage bildet ein rotes Blinklicht, welches durch die Räder der Eisenbahn mit Hilfe eines Kontaktes in Betrieb und später wieder außer Tätig keit gesetzt wird. Ergänzt wird das optische Signal durch eine Warnglocke, welche gleichzeitig mit dem Blinklicht in Tätigkeit tritt. Die Betriebssicherheit der Anlage hat sich bei der Berliner Stadtbahn erwiesen, deren selbsttätiges elektrisches Signalsystem auf demselben Prinzip beruht. Um Störungen unter ollen Umsiänden vorzubcugen, sind dop pelte Signallampen angebracht, deren zweite sich bei Aus setzen der ersten selbsttätig einschaltet. Schließlich wurde eine Lokomotive mit besonders star ken Scheinwerfern auege "siet, die fo an .'. acht sind, dnz ste den Schienenstrang auf 2000 Meter hin erleuchten u. da durch auf das Nahen des Zuges Hinweisen. Die Bedeutung der gesamten Anlage prägt sich darin aus, daß das Reichsverkchrsministerium l' h bereit erklärt hat, ihre Ueberwachung zu übernehmen, um sie nach ausrei chender Erprobung als einen geeigneten Ersatz für Schran ken anzuerkennen. Woher stammt die Hitze der Vulkane? Line neue Theorie über die Art ihrer Entstehung und Tätigkeit. Von Hans Felix Rocholl. Seit dem jüngsten Ausbruch des Aetna beschäftigt man sich wieder lebhaft mit der Frage, wie eigentlich diese ver derblichen Aeußerungen der geheimnisvollen Kräfte des Erdinnern zu erklären sind. Im Mittelalter, als man noch an eine Hölle glaubte, verlegte man diese in das Innere un seres Planeten und betrachtete die Vulkanausbrüche als Warnungszeichen, die uns von Zeit zu Zeit an das Bestehen der Unterwelt erinnern sollten. Diese Anschauung hat, wenn auch unbewußt, noch lange in aufgeklärteren Zeiten fortge dauert. Die Ansicht von dem Bestehen eines feurig-flüssigen Erdkerns ist unzweifelhaft davon beeinflußt; sie wurde erst durch neuere Untersuchungen auf dem Gebiet der Erdbeben- und Gezeitenforschung erschüttert, die den Erdkern als fest, wenn auch unter sehr hoher Temperatur stehend, nachwieseu. Der amerikanische Geophysiker A. L. Day hat nun kürz lich eine ganz neue Erklärung über das Wesen der Vulkane gegeben. Bei Untersuchung der Gase des Lavasees Kilauea auf Hawai fand er, daß diese eine stark reaktive Mischung bildeten, mit anderen Worten: die das Gemisch bildenden Gase beeinflußten einander stark, wobei hohe Hitzegrade ent wickelt wurden. Day zog den Schluß, daß vermutlich hier durch auch die Lava erhitzt werde und daß die Hitze um so größer sei, je länger die verschiedenen Gase hätten aufeinan der einwirken können, also am stärksten nahe der Erdober fläche. Er stellte mittels geeigneter, in eisernen Röhren in den Lavasee hinabgelassener Thermometer Messungen an und fand in der Tat, daß die Temperatur sieben Meter unter dem „Seespiegel" um hundert Grad Celsius niedriger war als oben. Diese Beobachtung genügte, um die bisherige Vorstellung von den Vulkanen als „Sicherheitsventilen" eines flüssigen Erd innern zu erschüttern. Nach der Dayschen Theorie sind vulkanische Ausbrüche vor allem auf das Entweichen der Gase zurückzuführen. Aber woher kommen diese Gase? Die Antwort gibt die Lehre vom Entstehen unseres Erdballs, wie sie im Anschluß an Laplare vor allem von dem Engländer Dr. Jeffreys ver treten wird und welche die Erde als das Kondensationspro dukt einer von der Sonne durch einen anderen Stern losge rissenen gasförmigen Masse ansieht. Diese Masse ging zu nächst durch Abkühlung aus dem gasförmigen in den flüssi gen Zustand über. Auf der flüssigen Oberfläche bildete sich allmählich eine Kruste, die in Stücke zerbrach und in der Richtung nach dem Mittelpunkt versank. Der Vorgang wie derholte sich mehrfach so lange, bis die Erde ein Gebilde ge worden war, in dem sich feste Brocken mit flüssigen Teilen wabenförmig untermischt fanden. Mit dem Fortschreiten der Abkühlung wurden viele der flüssigen Einschlüsse gleichfalls mehr oder weniger fest, behielten aber eine höhere Tempe ratur als die benachbarten, an der Oberfläche vor dem Ver sinken abgekühlten Teile. Diese Annahme erklärt das Vor kommen sehr heißer Teile an den verschiedensten Stellen des Erdinnern, die bei besonderen Beanspruchungen der Erd kruste an die Oberfläche treten können. Erhöhten Druck- und Zugkräften unterliegt die Erdkruste vor allem an Mee- rcsrändern. Die Annahme solcher Stellen mit übermäßig hoher Tem peratur im Erdinnern sagt indes noch nichts über das Ent stehen der Gase, die nach der Dayschen Annahme die Haupt- Veranlassung vulkanischer Ausbrüche sein sollen. Indessen bietet die Erklärung hierfür keine Schwierigkeit. Man braucht nur daran zu denken, daß die Erde ursprünglich ein Gasball war. später ein« von einer ungeheuer heißen, gas förmigen Atmosphäre umgebene flüssige Kugel, die ihrerseits wieder viel Gase, insbesondere Wasserstoff, entwickelte. Vor allem ist geschmolzener Basalt vorzüglich zur Entwicklung von Wasserdampf und anderen Gasen geeignet. Waren diese einmal im Innern der flüssigen Erbmasse entstanden, so konnten sie infolge des auf ihnen von der Oberfläche her lastenden Drucks nicht entweichen. Sobald er indes durch einett Bruch in der Erdrinde vermindert wird, entsteht ge wissermaßen eine Dampfleitung von dem flüssigen Basalt zur Erdoberfläche, durch welche die Gase ihren Weg nehmen. Man muß sich nun ein vulkanisches Gebiet als einen Teil des Erdinnern vorstellen, in dem verschiedene Sprünge und Risse die einzelnen Einschlüsse des heißen und teilweise flüs siger: Basalts miteinander und auch mit der Erdoberfläche verbinden. Die Dasaltlager geben perschiedene Gase ab, die sich in den Hauptauslässen, eben den Vulkanen, miteinander mischen und wegen ihrer stark reaktiven Eigenschaften io hohe Temperaturen hervorbringen, daß auch der benach barte feste Basalt schmilzt. Dieser im Verhältnis zu dm tie fer liegenden Basaltmassen geringfügige Teil fließt dann als Lava aus der Krateröffnqng. Ein Vulkan hat danach viel Aehnlichkeit mit einem Schmiedefeuer oder einem Hochofen. Im Kilauea wurden in. den Seitenwänden des Kraters zahlreiche Oefsnungen be obachtet, aus denen wie aus ebenso vielen Röhrenleitungen die Gase strömen, welche die Lava in dem „See" ständig in flüssigem Zustande erhalten. Ein ungelöstes Rätsel bildet noch der Umstand, daß zwischen den einzelnen Ausbrüchen stets mehr oder weniger . lange Pausen zu liegen pflegen. Vermutlich ist dies außer auf andere Ursachen auf einen bestimmten Kristallisations vorgang zurückzuführen. Bei der Abkühlung des Basalt» in den flüssigen Einschlüssen kann dieser auf Temperaturen gelangen, die unter denen liegen, bei denen er für gewöhn lich fest wird. In diesem Falle kristallisiert er sehr schnell. Dabei entsteht eine besonders starke Abgabe von Gasen und Wasserdampf, die durch die zur Oberfläche führenden „Röh- renleitungen" ihrm Weg ins Freie suchen: der Vulkanaus bruch ist dal Da die Erde in fortschreitender Abkühlung be griffen ist, werden sich diese Vorgänge immer, wenn auch in unregelmäßigen Zwischenräumen, wiederholen. Feinde und Freunde der Vogelwett. (Nachdruck verboten.) Unsere lieben kleinen Sänger werden durch viele Feinde be droht, und es ist für den Vogelschützen daher sehr wichtig, hierauf sein »Augenmerk zu richten. Von den Säugetieren sind in erster Linie zu nennen die Katzen, Wiesel, Marder, Iltisse, Ratten und Mäuse, Von den Vögeln die Krähen, die Elster, Eichelhäher, Sperlinge und hin und wieder der Hühnerhabicht und Sperber. Der gefährlichste Gegner der kleinen Vogelwelt ist die Katze. Selbst bei sorgfältigster Pflege kann sie nicht vom Herumstreichen zurückgehalten werden, und sie ist ein wahrer Fluch für alle Vögel die in Gebüschen und auf dem Erdboden brüten, also gerade für unsere nützlichsten und beliebtesten Sänger. Es ist daher das Ab fangen, Abschieben und Absperren der im Hause befindlichen Katzen während der Brutzeit unbedingt notwendig. In welcher großen Zahl sich die Katzen auf dem Gebiete einer einzelnen Stadt Herum treiben, zeigt uns das Beispiel der Stadt Hamburg, wo während neun Jahren mittels 300 Schlagfallen 15 000 Katzen erbeutet und getötet worden sind. Nach einer Entscheidung des Reichsgerichts ist es gerechtfertigt, wenn Katzen, die in Gärten eindringen, und da selbst den Singvögeln nachstellen, von den Besitzern der in Frage kommenden Grundstücke getötet werden dürfen, sei es durch Fan- gen mit Fallen, Töten durch Gift oder Erschießen. Nach den Er fahrungen von Freiherr von Berlepsch bewähren sich zum Fange der Katzen vorzüglich ein- oder zweitürige Kastenfallen, die vom westfälischen Förster Stracke angefertigt werden. Die zweitürige Falle verwendet man in größerem Gelände, so im Walde und im Park. Die gefangenen Katzen tötet man am besten und schnellsten durch Untertauchen im Wasser. Das Wiesel vernichtet ebenfalls die Bewohner der Nisthöhlen. So wurde selbst an einer in zehn Meter Höhe oufgehängten Nist- höhle ein Wiesel erlegt .nachdem es die Bewohner der Bruthöhle getötet hatte. Als weiterer Nesträuber erweist sich das Eichhörn chen, das nicht nur Vogeleier, sondern auch das Junge raubt. Gehen wir zu den Sperlingen über. Freiherr von Ber lepsch sagt, daß außer dem bedeutenden Schaden, den diese Vögel an Feld- und Gartenfrüchten anrichtcn, die vornehmlich alle ande ren Vögel beeinträchtigen, speziell unsere so überaus nützlichen Höhlenbrüter. Sie vertreiben durch ihr lärmendes, zänkisches We sen sehr viele den Busch bewohnende Singvögel von ihren Brutstät ten. Cs gibt Haus- und Feldsperlinge, von denen letztere ein schö neres Gefieder haben. Auf der Vogelschutzstation des Freiherrn von Berlepsch ist man zu dem Schluß gekommen, daß je nach der Abnahme der Sperlinge die Vermehrung der anderen Vögel steigt oder fällt. Am wirksamsten ist die Bekämpfung während des Win ters und der Brutzeit. In der kalten Jahreszeit fällt es nicht schwer, die Sperlinge durch Futter in Ställe und Scheunen zu kok ten, um sie dann zu fangen. Zur Brutzeit hält man vor die Flug- locker der Niststätten, die gerade von Sperlingen bewohnt werden, Schmetterlingssängern ähnliche Netze, um so die Tiere zu bekom men. Wie verhalten wir uns den verhaßten Raubvögeln gegenüber? Im allgemeinen soll man sie aber das ganze Jahr hindurch schützen, da auch sie in der Natur ihren Zweck zu erfüllen haben. Die Raub vögel üben eine Art Sanitätsdienst ans; denn sie verhindern und beschränken gewissermaßen die Tierseuchen. Ganz zu verdammen ist die Methode des Fangens der Raubvögel mit Pfahl- und Tel lereisen, die aber jetzt'verboten ist . Ein weiterer Feind unserer Vogelwelt sind die elektrischen Hochspannungen, worüber unter anderem der bekannte Vogelschüger Dr. Eckardt berichtet. Er zeigt, daß in erster Linie die vor den! Isolatoren unter den Drähten angebrachten Schutzbügel den Vögeln verderblich werden. Die Entfernung der Drähte von der Innen- feite der Bügel ist so gering, daß es für manche Vögel leicht mög lich ist, durch gleichzeitige Berührung beider Teile mit Bein und Schnabel oder auch mit beiden Blügelspitzen Kurzschluß herzustellen und so ihren Tod herbeizuführen. Versetzen wir uns an die See. Die zunehmende Verwendung von Petroleum und Oel als Heiz- und Feuerungsmaterial der See dampfer hat ein neues Problem heraufbeschworen, das die Aufmerk- sam'eit der Vogelschützer in hohem Grade in Anspruch nimmt. Dr. Weigold schrieb seinerzeit aus Helgoland, daß das Vogelmassenster ben auf der Nordsee nicht zum wenigsten auf die Rückstände der Oelfeuerung bei der Dampfschiffahrt zurückzuführen sei. Die Vö- gel bekommen hierdurch ein ganz struppiges Gefieder, werden in ihrer Fortbewegung behindert und müssen allmählich umkommen. Zu den Freunden der Vögel gehören in erster Linie di« vielen Vogel- und Tierschutzvereine. Unter den zahlreichen Vereinen für Vogelschutz ist für die Küstengegenden der„VereinJordsand" mit dem Sitz in Hamburg maßgebend, der verschiedene Freistätten im Meere und an der Meeresküste zum Schutze der Seevögel ein gerichtet hat. Der größte Verein für Vogelschutz ist der Bund für Vogelschutz in Stuttgart. Er hat gegen 40 00V Mitglieder in Deutsch, land und in vielen Städten Ortsgruppen. Nach seinen Satzungen will er den Massenmord von Vögeln unterdrücken, di« Mode, vo-i gelbälg« oder Teil« derselben (ausgenommen die von jagdbaren und! gezüchteten Vögeln) auf den Hüten zu tragen, energisch bekämpfen, weiterhin durch Schaffung von Nistgelegenheiten und Fütterung im Winter zur Erhaltung unserer einheitlichen Dogelwelt beitragen und schließlich mit Vereinen ähnlicher Richtungen in Verbindung treten. Er gibt für geringes Geld gute Schriften heraus, und seine Mitglieder haben die Berechtigung, Bogelschutzgerät« bMig zu be ziehen. Schließlich gibt es noch im Deutschen Reiche Bogelschutzftatio- nen, auf denen hauptsächlich Wissenschaft getrieben wird. Alsdann müssen Schule, Zeitungen, Zeitschriften und Bücher dazu beitragen, die nötigen Aufklärungen über Vogelschutz zu geben. Bor allem soll die Schule und das elterliche Haus die Grundlage schaffen, daß die Kinder an den kleinen Sängern Freud« finden und danach trach ten, ihnen ihr Leben so angenehm wie möglich zu machen. Wenn in dem Kinde schon die Liebe zur Dogelwelt liegt, dann wird es auch nicht schwer sein, daß es in späteren Jahren weiterhin rin Freund und Beschützer der Dogelwelt bleiben wird.
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