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D-rSIGfq-LE-r TageUaü firrIWoftwerda llll Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler Ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, des Arbeitsgerichts und des Haupt zollamts zu Bautzen, des Amtsgericht«, de» Finanzamts, der Schulinspektion und des Stadtrats zu Bischofswerda behördlicherseits bestimmte Blatt Ikukirch unö Umgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Städt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage / Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage / Iugendpost. Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Erscheinungswelse: Jeden Werktag abend, für den folgenden Tag. i Fernsprecher Am« Bischosswcrda Nr. 444 und 445. 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Am Mittwoch unternahmen die Beauftragten der deutschen Regierung in Rom. Pari». Brüssel und London bei den betreffen den Auswärligen Aemtern den angekündigten deutschen Schritt in der Reparalionssrage. » Nachdem der Schiedsspruch für die westdeutsche Eisen industrie infolge Scheitern» der Einigungsverhandlungcn vom Rcichsarbeitsminister verbindlich erklärt worden war. ha« die Ar- bcitgcbcrvcrcinigung im Rhein- und Ruhrbezirk die Aussperrung kejcytosscn. Rcichsminisker Dr. Sircsemann ist Mittwoch abend 6 Uhr zum Besuche der badischen Regierung in Karlsruhe eingetroffcn. Am Donnerstag begibt sich Dr. Slrescmann nach Heidelberg, wo eine Sitzung de» Parteivorflandes der Deutschen Volkspartei stattfindet. Wilsons SkaakssekretSr des Aeutzeren, Robert Lansing, ist am Dienstag in Washington im Alter von S4 Jahren gestorben. ") Ausführliches an anderer Stelle. Ms ZMw" io FrieWsWei Ott Mdei. Friedrichshafen, 1. Nov. (Vom Sonderberichterstatter des W. T. B.) Das Lustschiff „Graf Zeppelin" ist um 7.08 Uhr nach 71 stündiger Fahrt glatt gelandet. Als das Luftschiff landete, durchbrach die Menschenmenge die Polizei kette. Die Musik spielte, die Menschenmenge rief dauernd Hurra und sang das Deutschlandlied. Heimkehr. Die Rückreise des „Graf Zeppelin" nach Europa, die, rein zeitlich betrachtet, einen Rekord darstellt, den selbst die wenigen geglückten Ueberquerungen des Atlantischen Ozeans durch Flugzeuge nur wenig übertreffen, eröffnet, wie wir hoffen dürfen, eine neue Epoche der deutsch-amerikanischen Beziehungen, und zwar in einem doppelten Sinne. Der Silbcrfisch der Luft, wie man den „Graf Zeppelin" wohl nennen könnte, ist seiner ganzen Natur nach wie nach seiner Zweckbestimmung ein Werkzeug des Friedens. Er über brückt den mit Wasser gefüllten Abgrund, der den Kontinent von Europa von dem amerikanischen Festlande trennt. U«ber die technische Bedeutung dieser Fahrt und beson ders der Rückfahrt ist schon so viel geschrieben worden, daß dem Gesagten nur wenig hinzugefügt werden kann, und wenn wir heute unserer ehrlichen Freude, unserer aufrichti gen Bewunderung für Führung und Mannschaft nicht noch einmal wortreichen Ausdruck verleihen, so geschieht es nicht deswegen, weil wir minder teilnahmsvoll, oder weniger herzlich dieser Rückreise gegenüberstünden, als vielmehr des wegen, weil aus manchem Zweifel Gewißheit, aus mancher Sorge Zuversicht und aus Befürchtungen Vertrauen gewor den ist. Es ist vielleicht nicht ohne Reiz, in diesem Augenblicke an die Empfindungen zu erinnern, mit denen frühere Ge schlechter selbst kurze Seereisen begleitet haben. Wer dächte da nicht an das Gedicht Goethes, in dem er Furcht und Ban gen der Zurückgebliebenen, den Schrecken der Seefahrt selbst und den Mut schildert: Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen. Was damals eine unerhörte Gefahr schien, zu deren Bestehen, wie die Alten sagten, ein erzumgürtetes Herz gehörte, dünkt dem lebenden Geschlechte ein Kinderspiel. Ja, es fordert die Gefahren geradezu heraus. Es unternimmt aus reiner Abenteuerlust Dinge, wie sie aus ähnlichen Gründen früher nie unternommen worden sind; denn das heutige Geschlecht ist erfüllt von dem Gefühle der Herrschaft über die Natur. Wenn auch dies Gefühl bis heute mehr ein Zukunftsglaube als ein auf wirklicher, festgegründeter Herrschaft beruhendes Wissen ist, so erwartet doch jeder von uns, so weiß doch je- der von uns, daß wir auf dem Wege zu dieser Herrschaft sind. Dies Gefühl ist es, das den Unternehmenden beflü- gelt. Der „Graf Zeppelin" geht in seinem Ursprung, in sei- ner ganzen Anlage auf das Bestreben zurück, die Natur zu unterwerfen, um sie dem Menschen dienstbar zu machen. Die Frag«, deren Entscheidung mit der doppelten Ueberqucrung des Atlantik gefördert werden soll, nennt sich die Sicherung einer regelmäßigen, transatlantischen Flug schiffverbindung. Dazu gehört einmal die Schaffung der technischen Voraussetzungen, alsdann di« wirtschaftliche Si cherstellung der Verbindung. Denn bei allen Fortschritten auf diesem Gebiete gilt es, dieses Doppelproblem zu lösen. Wie es heißt, sollen sich in Amerika Geldgeber gefunden haben, wodurch die Fortsetzung dieser Arbeit gewährleistet wäre. Wir wissen, daß auch dieser Zeppelin noch nicht das letzte Wort der Entwicklung, daß auch dieses in seinen Ausmaßen riesige Flugsckiff ein Experiment darstellt. Ganz gewiß aber läßt sich schon sagen, daß im Fernnerkehr das Luftschiff dem Flugzeug insofern überlegen ist, als das Flugrisiko ge ringer ist und sicherlich noch weiter verringert werden kann. Ganz läßt sich die Gefahr nirgendwo im Leben ausschalten. Die zahlreichen Unglücksfälle, die in den letzten Wochen sich im Bahnverkehr ereignet haben, zeigen nur zu deutlich, daß alles menschliche Tun dem Irrtum der Unvollkommenheit unterliegt, über die wir niemals völlig Herr werden können. Gelänge es selbst, die Herrschaft über die uns umgebende Natur vollständig zu machen, so ist eines gewiß, nämlich daß es uns nicht gelingen wird, die Herrschaft über eigene Unzu länglichkeit, über menschliche Unvollkommenheit zu erringen. Es ist leichter, die Natur, als den Menschen zu beherrschen. Was uns noch vor wenigen Jahren und Jahrzehnten als die Willkür der Elemente erschien, kost sich unserem geschärf teren Blick in Gesetzmäßigkeit auf, während wir uns selbst ewig unbegreiflich, unverständlich und rätselhaft bleiben. Dennoch werden wir die Herrschaft über die Natur nicht sichern können, wenn uns nicht gleichzeitig die Herrschaft über das Menschliche besser gelingt als jetzt. Dazu ist aber notwendig, daß der Unternehmungsgeist, die Abenteuerlust das Vorwärtsstreben des deutschen Volkes früher oder später von den Fesseln befreit wird, die man ihm angelegt hat. Welche Schwierigkeiten es gekostet hat, welcher Opfer es bedurft hat, um diesen Flug des „Graf Zeppelin" zu er möglichen, wissen wir. Aber er zeigt auch, daß im deutschen Volke auch heute noch Kräfte stecken, die sich über das All tägliche, über Zwang und Bedrückung hinaus zu erheben vermögen. Alles, was diesen Glauben an eine höhere Mission, an einen größeren Zweck in uns wach erhält, muß auf das herzlichste begrüßt, auf das wärmste unterstützt werden. Alles, was wir in dieser Hinsicht tun und leisten, kehrt als Steigerung der eigenen Kraft zu uns zurück. Und in diesem Sinne grüßen wir die Heimkehrenden als ein Sinnbild un seres nationalen Wollens und als ein sichtbares, lebendiges Bekenntnis zum Glauben an unsere nationale Zukunft. ZnSOSlllndendenMaMiibeWert. Trotz widriger Winde und außerordentlich rauher Sturmfahrt, die das Luftschiff bis in die Nähe der Grön landeisgrenze führte, ist es Dr. Eckener auf dem ersten West- Osiflug eines Zeppelin gelungen, den Ozean in der wunder baren Zeit von annähernd SO Stunden zu überqueren. Um 10 Uhr vormittags am Mittwoch befand sich das Luftschiff südlich der irischen Westküste. Cs ist also damit nach einer Fahrt von 50 Stunden in den Bereich des europäischen Fest landes gekommen. Zur Fahrt von Lakehnrst bis Fried richshafen hat es nur 71 Stunden gebraucht. Auch die un verbesserlichsten Pessimisten werden anerkennen müssen, daß sich die Schöpfung des allen Grafen Zeppelin auch bei der stärksten Belastungsprobe ausgezeichnet bewahrt hat. Auch die Rückfahrt des Zeppelin ist reich an lieber- raschungcn. Bekanntlich stieg das Luftschiff bei mondklarer Nacht am Montag früh in Lakehurst auf und steuerte nach kurzer Schleife über Neuyork direkt auf das offene Meer zu, das u«n 10.30 Uhr Berliner Zeit erreicht wurde. Auf der Höhe der Südostspitze Neuschottlands geriet dann der Zep pelin in eine orkanartige Windströmung, die ihn mit einer Schnelligkeit von fast 180 Stundenkilometer in scharfer nordöstlicher Richtung über die Concepcionbai auf Neufund land vorwärts trieb. Nach stürmischer Nachtfahrt gelangte dann das Schiff in stetem Kampfe aus dem ersten Orkan gürtel und nahm direkten Kurs nach Osten. Am Dienstag legte der Zeppelin eine beträchtliche Strecke von annähernd 25 Längegraden zurück und steuerte direkt auf die euro- päische Küste zu, die er am Mittwoch glücklich erreicht hat. Um 5 Uhr 35 Minuten nachmittags überflog „Graf Zeppelin" die französische Küste bei der Loiremündung, um 7.4S Uhr befand es sich über der Stadt Nantes, um 8.20 Uhr überflog es die Stadt Tours. Das Schiff schien etwa in 200 Meter Höhe zu fliegen. Die Bevölkerung konnte deutlich das Surren der Motoren und die Lichter der Gondeln wahrnehmen. Um 11 Uhr abends deutscher Zeit wurde das Luftschiff „Graf Zeppelin" 105 Kilometer südwestlich von dem Pa riser Flughafen Le Bourget entfernt in der Gegend von Orleans gesichtet. Havas berichtete vom Flugplatz Le Bour get 11.20 Uhr westeuropäischer Zeit: Der Zeppelin teilt mit, daß er wegen schlechten Wetters Kurs nach Basel nimmt und Donnerstag früh um 7 Uhr in Friedrichshafen zu lan den gedenkt. Das Luftschiff über In'edrichshafen. Friedrichshafen, 1. Nov. 4,35 Uhr erschien da« Luftschiff „Graf Zeppelin" zum ersten Male über Friedrichshafen. Nachdem das bekannte Propeller geräusch plötzlich ertönte, tauchte auch schon das Schiff selbst auf. Es war in der fahlen Morgendämmerung bereits gut zu erkennen. Zn der Stadt herrscht unbe schreiblicher Jubel. Auf den Straßen stehen die Men schen und schrien dem Zeppelin ihren Jubel zu. Dor der Landung. Friedrichshafen, 1. Nov. Um 6.15 Uhr funkte Dr. Eckener an die Werftleikung, daß er nicht eher laude» werde, als bis der Teil des Platzes, der für die Lan-i düng in Fage kommt, vollständig geräumt sei. Darauf begann Militär und Polizei die Menschenmassen wei ter nach außen abzudrüngen. Inzwischen beginnt es hell zu werden, so daß man mit der Landung nach Durchführung der Räumungsarbelken rechnen kann. Friedrichshafen, 1. Nov. Um 6.15 Uhr fahrt „Graf Zeppelin" in großem kreise um den Platz. Vie Fenster der Passagierraume find ganz dunkel, so datz nur die vordere Führergondel erleuchtet ist. Vie Be satzung signalisiert mit Blinkzeichen. Vor dem Gebäude! der Werst stehen die Frauen und sonstige Angehörige der Besatzung und der Passagiere mit Blumensträu ßen. Von der Seite des Platzes ber hört man plötzlich das Spielen einer bisher unsichtbaren Kapelle. Mach der Bergung. Friedrichshafen, 1. Nov. Di- Bergung des Luftschiffe» war diesmal wegen der ungeheuren Menschenmenge besonders schwierig, da die Polizeikette dem Andrangs nicht standhielt. Auf dem letzten Teil der Fahrt hatte Nebel die Navigation erschwert. Die Passagiere find de» Lobes voll über die herr liche Fahrt. Die Zollbeamten erledigten ihre Arbeit la 5 Minuten. Dr. Eckener antwortete lachend auf die Frage, welcher Teil der Fahrt der schwerste gewesen sei: „Das Aus st eigen." Die Feier der glücklichen Ankunft in Friedrichshafen. Stuttgart, 1. Nov. Aus Anlaß der glücklichen An kunft des „Graf Aq>pelin" in Friedrichshafen werden hier alle staatlichen und städtischen Gebäude beflaggt. Außerdem werden nm 11 Ahr die Glocken von allen Kirchen läuten. Staatspräsident Dr. Volz und Finanz minister vehlinger haben sich zum Empfang de, Luft schiffe» nach Friedrichshafen begeben. Reichspräsident von Hindenburg beglückwünschte tele graphisch Erbauer, Führer und Besatzung der Luftschiffe» zu ihrer ungeheuren Leistung. — Die Universität Frei bürg i. v. ernannte Dr. Eckener und Dr. Dürr zu Ehren doktoren. Dr. Eckener über die Fahrt. Friedrichshafen, 1. Nov. Dr. Eckener erklärte bei seiner Ankunft u. a., er habe die ganze letzte Rächt kein Auge zu getan. „Aber Sie hätten einmal sehen sollen, wie bei diesem Seegang die Schiffe und Dampfer rollten. Auch die Mat- bach-Moloren haben sich glänzend bewährt, wir habeu während der ganzen Fahrt nicht die leiseste Störung ge- habt." Zum Schluffe sagte Dr. Eckener, er müsse sich erst