Volltext Seite (XML)
Tageblatt firMschofswerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsisch« Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannjchaft, des Arbeitsgerichts und des Haupt zollamts zu Bautzen, de» Amtsgerichts, des Finanzamts, der Schulinspektion und des Stadtrats zu Bischofswerda behördlicherseits bestimmte Blatt Akukirch und Almgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte» Sonntagsblatt / Heimatkundliche Bellag« / Frau und Heim / Landwirtschaftliche BeUage / Iugendpost. DruL und Bala san Friedrich May, G.m.b.H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr, 1521. Gemeindeverbandsgirokaffe Bischofswerda Konto Nr. V4 Erfcheimma«o«tst: Jeden Werktag abend» für den folgenden Tag. v«ug»pr«i» für di» Zeit «ine» halben Monats: Frei in» Hau» halbmonatlich Mk. iS), beim Abholen in der GelchSstsstrlle wöchentlich öü Pfg. Einzelnummer 10 Ma. tSounabend- und «onntagsnummer 10 Pfg.) Fernsprecher Amt Bischofswerda Nr. <44 und 44S. Am Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störung des Betriebe» der Zeitung oder der Beförderungseinrich tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreise». Anzeigenpreis (in Reichsmark): Li, 44 mm breit» einspaltig» MMimeterzeil« 10 Pfg. örtliche Anzeigen 8 Pfg., Am LeMV die V0 mm breite Millimererzeil« S0 Pfg- Für da» Erscheinen »en Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmt« Plitz« keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Nr. 245 Donnerstag, den 18. Oktober 1928. 83. Jahrgang Tagesschau. * Vie ZeppeNnmannschast begab fich am vi«n»tag mit Son. derzvg nach Neuyork. wo ihr ein begeisterter Empfang berei tet wurde. Anter tosendem Beifall einer ungeheuren Menschen- menge fuhr Vr. Eckener und feine Mannschaft zum Rathaus, wo ein offizieller Empfaug stattfand, wahrend der Fahrt Netzen alle Schiffe im Hafen ihre Sirenen ertönen, von den Wolkenkratzern regnete es Konfetti and Papierschlangen. Präsident Eoolidge hat vr. Eckener und andere Herren der Besatzung de» »Graf Zeppelin" filr Freitagvormlttag zum Früh- swck im Weitz« Hause -lugeladen. * Bei der Zollabfertigung der Fahrgäste de» „Gras Zeppe lin- kam e» zu peinlichen Zwischenfällen. Ver deutsch« General konsul Lewinski, der preußische Innenminister Grzesinsti und einige andere Fahrgäste wurden von amerikanischen Sicherheit»- organen tätlich beleidigt. Reichspräsident v. Hindenburg ist durch den Tod seines Schwiegersohnes, de» Landrate» a. V. Dr. phil. von Brockhusen- Iustiu, der plötzlich in Reicheahall, wo er Heilung von feinem Leid« suchte, am Herzschlag verschieden ist, in tiefe Trauer ver seht worden. » Da» kommunistische Volksbegehren gegen den Bau von Panzerkreuzern schließt mit einem großen Mißerfolg ob. Die Zahl der Eintragungen im ganzen Reiche wird kaum zwei Mil- Nonen betrag«. * Noch einer Meldung au» London sind dort eine Anzahl Flottendokumente, die von größter Bedeutung sind, abh-inLcn gekommen. * Bei der Beisetzung der Opfer der Prager Einsturzkala- strophe am Dienstag kam es zu Zusammenstößen zwischen Ar- l eitern und Polizei. *) Ausführliches an anderer Stelle. »Graf Zeppelin" in Lakehurst. Ruhig und sicher erschien das deutsche Luftschiff in der Abenddämmerung des Montags über der Heide von Lake- Hurst. Gewaltige Menschenmengen waren, wie gestern be richtet, unten zusammengedrängt, um in atemloser Spa nung das kühne Landungsmanöver des Zeppelin zu verfolgen. Wahrhaft majestätisch senkte sich das Luftschiff zur Erde, bis die Mannschaften des Flugplatzes Herl ereilten, um es zu nächst am Landungsmast zu befestigen. In weitem Um kreis war die Fluahalle abgüsperrt, aber der Druck der Men schenmassen war so stark, daß er die Kette der Schutzleute und Matrosen durchbrach. Und nun wogte es um das Luft schiff, so daß die Mannschaften des Zeppelins sowie auch d-r Reisenden Schwierigkeiten hatten, in das Zollgebäude zu ge längen. Den Schutzleuten blieb unter diesen Umständen nichl: anderes übrig, als sehr energisch für eine freie Bahn zu sor gen, wobei es sich ereignet zu haben scheint, daß der eine oder andere Reisende etwas bart angefaßt wurde. Etwas sehr hart sogar, wenn man den vis jetzt vorliegenden Berichten glau ben darf. Zu denen, die am meisten zu Inden hatten, gehör ten der deutsche Generalkonsul Lewinski und der preußische Innenminister Grzesinski. Wie der Generalkonsul die Affäre beigelegt hat, ist noch nicht bekannt. Der Innenminister aber wußte sich zu Helsen, indem er später den versammelten ame rikanischen Journalisten erklärte, Beamte, die sich so benäh men, wie man es ihm gegenüber getan habe, würden in seinem Ressort in Deutschland noch am selb. >. Tage entlass.«. Di« Erregung, in der dieser Ausspruch getan wurde, dürste begreiflich fein. Auch wir empfinden es als unerfreulich, wenn c'.uem preußischen Minister — ganz gleich aus welcher Partei er stammt — Handgreiflichkeiten geboten werden. Vielleicht aber wär« es doch besser gewesen, den offiziellen Weg zu beschreiten, als den schuldigen amerikanischen Beam ten auf dem Umweg über die breiteste Oeffentlichkeit klar zu machen, daß sie eigentlich an die Luft gesetzt werden mußten. — Ein» aber muß zum Schluß noch gesagt werden: Der polt- tisch« Gehalt dieser unerfreulichen Begleiterscheinungen der Landung de« Luftschiffes in Lakehurst wird mehr als ausge wogen durch den begeisterten Empfang aller anderen ameri kanischen amtlichen Stellen und durch den triumphähnlichcn Zrppelinfestzug durch Neuyork. O lieber das merkwürdige Verhalten der amerikanischen Polizei nach der Landung de» Luftschiffes wird berichtet: Die Err«ang bei der Ankunft de» „Gros Zeppelin" auf dem Flugptatz l« Lakehurst zusammen mit der hereinbrechenden Dunkel heit Haven zu verschiedenen bedauerlich« Ereignilscn geführt, die «erdtug» bald aufgeklärt wurden. So konnte e» passieren, daß der Uaterstaat»fekrelär des amerikanisch« Mariaeamle» sogar von einem seiner eigenen Leute mit Arrest bedroht wurde. Die Passagiere des Luftschiffe» beklagten fich über die un- freundliche Behandlung Mm» der Zollbehörde. Der deutsche Gene ralkonsul v. Lewinski, der da» meiste zur Beilegung der Unstim migkeiten tat, erhielt sogar in der Hitze de» Gefecht» von einem Wachtposten einen Schlag in» Gesicht. Der Zeichner Malejko be tont, er habe sich schon.«, Albanien und Bulgarien aufgehalten, aber dort habe er unter der Bevölkerung mehr Zuvorkommenheit gesund« als auf dem Flugplätze. Währmd der kontroverse mit dm Zollbeamten hatte der preußische Innenminister GrzesinM ge- droht, an keinem der geplant« Empfänge keilzunehmen, do die Zollbeamten ihn wie einen Schmuggler behandelten. Die Beschädigung des „Graf Zeppelin" Neuyork, 16. Oktober. Nach «irrer Meldung der Asso ciated preß aus Lakehurst hatte man bei Tagesanbruch die erste günstige Gelegenheit zur Untersuchung des Sturmscha den» des „Graf Zeppelin". Hierbei zeigte es sich, in welch dramatischer Lage sich die 60 Personen an Bord befanden, bis die raschen heldenmütigen Ausbesserungen vorgenom men wurden. Der Sturm hatte offenbar durch ein zerbro chenes kleines Fenster zum Unterteil der Vackbordflosfe Zu gang gewonnen. Er hatte ein Stück Stoff abgerissen, was ein Loch im Ausmaß von etwa 15 zu 7^ Meter verursachte. Ls mußte zunächst eine primitive Methode zur Vornahme vor lausiger Ausbesserungen angewandt werden. Mit Bett decken wurde die Oeffauug, durch die der wind eventuell Zugang in das Schiffsinnere gefunden hätte, zuge- topft. Nach den Ausbesferungsarbeiten blieb der Unter eil der Flosse unbedeckt. An der Verbindungsstelle der Flosse mit dem Schiffskörper verblieb eine Oeffnung. Von iren Betten wurden acht Decken genommen, zusammenge- näht und damit eine provisorische wand errichtet. Bei dem Anblick der Munde an der Schiffsfeite wird klar, weshalb die Geschwindigkeit feil dem Unfall sich verlangsamte und es zeigt sich, wie umsichtig die Schiffsleitung gehandelt ijat. Vic Marinemannschaften setzten heule Leitern an den Zeppelin, um die endgültigen Ausbesserungen vorzunehmen. Ser Empfang der Aeppelinmannschast in Aeuyork. Endloser Andel. — Tosender Zerfall. Neuyork, 16. Okt. wahrend in Neuyork viele tausend Menfchen geduldig der Ankunft der Ieppeliumannschasl harrten, verließ diese um 1,30 Uhr Lakehurst im Extrazug u. kam um 3,18 Uhr in Iersey-Stadt au. Unter nicht enden wollendem Jubel der Bevölkerung, die bis zum Hafen, wo das Neuyorker Empfangsbool Macon bereitlaq, Spalier bil dete, durchschritt die ZeppeNnmannschast die Bahnhofshalle, vor der eine Musikkapelle aufgestellt war, die beim Erschei- neu Dr. Eckeners das Deutschlandlied erklingen ließ. Unmittelbar nach Betrete« des Empfangsboole» stieß dieses vom Ufer ab und durchkreuzte im Zickzack den Neuyorker Hafen, während Flugzeuge in den Lüsten kreisten und die festlich geschmückten Schiffe ihre Sirenen ertönen ließen. Um 4 Uhr legte das Boot an. Auch jetzt wurden Dr. Eckener und seine Mannschaft von einer unzähligen Men schenmenge mit tosendem Beifall empfangen. Ueberall auf den Wolkenkratzern standen die Menschen dicht aneinander gedrängt und winkten den Bezwingern der Ozeans freudig zu. Dr. Eckener, sein Sohn, Admiral Masset und als Ver treter der Stadt Neuyork Mister Whalen bestiegen ein Auto und erreichten in langsamer Fahrt, immer wieder von dem ungeheuren Jubel d«r Bevölkerung begrüßt, die Tity-Yall. Berittene Polizei eröffnete die Parade, dann folgte ein« Kompanie Marineinfanterie und ei. r Schwadron Kaval lerie. Die Automobile mit den Ehrengästen bildeten den Schluß des festlichen Zuges. Während Dr. Eckener die Ehrensront abfuhr, spielte di« Kapelle, ohne, wie die» sonst üblich, vorher die amerikanische Nationalhymne erklingen zu lassen, das Deutschlandlied. Ueberall werden Fahnen in den Farben der Bereinig ten Staaten und des Deutschen Reiches, worunter sich viele schwarzweißrote befinden, gezeigt. Don den Wolkenkratzern regnete es Konfetti. Der Oberbürgermeister von Neuyork, Walker, mußte leider im letzten Augenblick «ine wichtige Reise nach Washington antreten und ließ sich durch den stL- vertretenden Oberbürgermeister Mae Kee vertreten. Ueber die A Auffahrt rum Rathaus und de« offiziellen Empfang berichtet uns «in Funkspruch von W. T. D.: Neuyork, 16. Oktober. Die Besatzung des „Gras Zep pelin", mit Dr. Eckener an der Spitze, wurde heut« nachmit tag im Neuyorker Rathaus durch den stellvertretenden Bür germeister Mac See offiziell empfangen und der Neuyorker Bevölkerung bot sich dabei erneut Gelegenheit, ihrer Be wunderung und Begeisterung über die Leistung des deut- sche« Luftschiff» und seiner Bemannung Ausdruck zu ver leihen. Die Empfangsfeierlichkeiten begannen mit der Ein holung der Zeppelinbesatznng von der Neuyork gegen- überliegeadea Station Jersey Eity. Von dort führe» die deutschen Gäste auf dem städtische« Empsaagsboot „Macom" durch den Neuyorker Haft« nach Battery park, -er Südspihe Manhattans, während der Fahrt ließen all« Schiffe im Hafen ihre Sirenen ertönen und über der „Macom" kreiste eine große Zahl vou Flugzeuge». Vom Battery park wurde in Automobilen de«^ Broadway entlang die Fahrt nach der Lityhall angetreten, die fich zu einem wahren Triumphzug gesckstete. Auf deck Broadway und in den Seitenstraßen staute sich «ine unüber sehbare Menge: die Fenster und Dächer der wälkeakratzer waren dicht von Menschen beseht, die Tücher schwenk- ken und Tausende von Papierschlangen auf die Straßen niederflatleru ließen. Im Rathaus wurden die Deutschen in den großen Lmpfangssaal geführt-uad dort von dem stellvertretenden Bürgermeister Mac See begrüßt. Mac See hieß die unerschrockene Besatzung de» „Graf Aqtpeün" im Namen der Stadt willkommen und pries die bewun dernswürdige Leistung des Luftschiffs und sckner Führer mit beredten Worten. Er betonte die Bedeutung, die dem Flug im Hinblick aus die zu erwartende Entwicklung des transatlantischen Haudelslufiverkehr» zukomme, und Ho den Pioniergeist de« Unternehmen» hervor, dessen Geüugen in so großem Matze deutschem Fleiß, deutscher Tüchtigkeit und Unerschrockenheit zuzuschreiben sei. Zum Schluß erklärte M^: Kee, datz die Bürger Neuyorks glücklich und erfreut über das wohlbehaltene Eintreffen de, „Graf Zeppelin" sei« und sich stolz fühlten, einer solchen Heldenhaftigkeit ihr« Tribut zollen zu dürfen. vr. Eckener antwortete in englischer Sprache. Er erklärte, daß er sich zu Beginn der Fahrt darüber klarge - wesen sei, daß das Luftschiff schlechte» Wetter haben werde und es eine schwere probe bestehen müsse. Er habe aber trotzdem die Fahrt unternommen, mn den Beweis für die Fahrltüchtigkeit de» „Graf Zeppelin" auch bei an- günstigem Wetter zu erbringen. Do» Wetter sei dann auch schlecht gewesen und man habe einen grotzea Umweg machen müssen, oberer glaube, daß da» Luftschiff die Probe gut bestanden habe. Nach dem Empfang im Rathaus unternahmen di« deut schen Gäste eine Rundfahrt durch die Stadt. Sodann nehmen sie an einem Bankett teil, da» der stellvertretende Bürgermeister Mac See zu ihren Ehren gibt, und noch dem Bankett werden sie al» Gäste der Stadt einer Theatervor stellung beiwohn«. Inzwischen haben die Straßeure». Niger begonnen, die ungeheuren Papiermaffen hlnwegzuräumen, die während de» Einzüge» der Ieppelillbesatzuag von den Feastern und Dächern der Wol kenkratzer auf die Straßen niederrieselteu. Noch immer häugea ungezählte Papierschlangen wie Eiszapfen von den hohen Häusern herab zum Zeichen dafür, daß Neuyork wie- der einmal ein« Festtag erlebt hak. Gastfreie» Anerbieten de« Norddeut schen Lloyd an die Teilnehmer der Zeppelirchchrt. Bremen, 16. Okt. Die Direktion des Norddeutschen Lloyd bat an Dr. Eckener in Lakehurst folgende» Telegramm ge sandt: Dem Norddeutschen Lloyd würde es «in« besonder« Ehre und Freude sein, diejenigen Teilnehmer der bewunde rungswürdigen, erfolgreichen Zeppelinfahrt. die nicht an Bord des „Graf Zeppelin" heimkehren wollen, al» Gäste auf Lloydschiffen nach Deutschland zurückbefördern zu dürfen.