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83. Jahrgang Sonnabend, den 13. Oktober 1928. Nr. 241 *) Ausführliches an anderer Stelle. eine au» ein die Tagesschau. * Schwere Stürme an der nordspanifchen Stifte veranlaßten da» Luftschiff »Graf Zeppelin", den Südkur» über Gibraltar- Madeira einzuschlagen. Um 4 Uhr nachmlttag» wurde e, über Marseille, um 7,50 Ahr über Barcelona und am Freitag früh um 5 Ahr über Gibraltar gesichte«. Jetzt befindet es sich auf dem Ozean. Vie Ankunft in Amerika wird frühestens am Sonntag er wartet. Die Frage eine» Reichsehrenmal» für die deutschen Soldaten, die im Weltkriege gefallen sind, ist im Reichsministerium de» In- nern nunmehr entschieden worden. Im Einvernehmen mit der Mehrzahl aller Frontkämpserverbände hat sich da» Reichsinnen ministerium für die Errichtung de» Lhrenhaines in Berka ent schlossen. * In einem Schaufenster de» Warenhauses Tietz in Berlin brach am Donnerstagmlttag infolge Kurzschlüsse» ein Brand au», bei dem in kurzer Zelt S Schaufenster und die dahlnterliegenden Verkaufsräume in S Meter Tiefe ausbrannken. Es gelang, Panik zu vermeiden und Publikum und Personal in Ruh« dem Gebäude herauszuführen. * In Prag hat sich am Donnerstag gegen Mitternacht weiterer haureinfiurz ereignet. Im Stadtteil Lieben stürzte Hälfte eine« Neubaues samt dem Gerüst ein. Menschenleben find voraussichtlich nicht zu beklagen. * 2m rheinisch-westfälischen Industriegebiet drohen große Aussperrungen in der Textil- und in der Eisenindustrie. .GrafZeppelin'iiberdemOzean Madrid, den 12. Oktober. Das Luftschiff „Gras Zeppelin" überflog heutt früh um 5 Uhr den Hafen von Glbralter in Richtung auf die Azoren. Es be- R. Z. III unbeirrt und sicher die Fahrt über den Atlantik antrat. Was Traf Zeppelin selbst geahnt und gewollt hatte, war Wirklichkeit geworden: Das lenkbare Luftschiff mutzte einmal den Erdball umfliegen. Bier Jahre dauerte es, bis ein neuer Zeppelin in Friedrichshafen aufsteigen konnte, diesmal als Eigentum des deutschen Volkes, diesmal be stimmt, Völker und Erdteile friedlich zu verbinden. „Graf Zeppelin" mutzte Frankreich überfliegen. Als Willkom mengruß bot ihm die französische Presse eine Flut häßlicher Verleumdungen, die so ganz die „Ritterlichkeit" der Grande-Nation offenbaren. Die große Fahrt des Zeppelin soll nach den hetzerischen Behauptungen der Franzosen ein Beweis dafür sein, daß Deutschland nicht abgerüstet hat, sondern unablässig darauf sinnt, seine Rüstungen im gehei men zu vollenden. Wenn der Zeppelin in Friedrichshafen auch nur Postsäcke an Bord geladen hat, so können es bei der nächsten Fahrt Gasbomben sein! So zetert es aus Paris, während zu gleicher Zeit das deutsche Luftschiff trotz Windstärke 10 dem Ozean zusteuert. Welche Stürme auch über den Atlantik Hinwegbrausen werden, der Zeppelin wird seinen Weg unbeirrt weiterfliegen. Denn in diesem Wunderwerk sind alle technischen Hilfsmittel vorhanden, um mit den Elementen fertig zu werden. Wir denken an die findet sich jetzt über dem Ozean. Kursänderung wegen schwerer Stürme. Am vonnerskag um S Uhr abend» berichtet da» Seeflug referat der Deutschen Seewarte in Hamburg über die Wet terlage über dem Ozean wie folgt: Die Wetterlage hak sich Donnerstag vormittag nicht wesentlich verSndert. Unter dem Einflüsse des Tiefdruckgebiete» über England herrscht über dem Festland und über Frankreich ein ausgedehnte» Nieder schlagsgebiet mit tiefliegenden Wolken. La» hat das Luft schiff veranlaßt, seine Fahrt nach Süden abzudrehen, um in das Hochdruckgebiet zu gelangen, das sich non Spanien aus westwärts über den Ozean erstreckt. 2m Gegen satz zu den stürmischen winden, die zwischen 45. und 50. Grad nördlicher Breite auf dem Ozean herrschen, treten in diesem hochdruckviertel nur verhältnismäßig schwache winde auf. bei heiterem oder leicht bewölktem Wetter. Auf dieser Südroute wird im weiteren Verlauf der Fahrt brauch bares Flugwetter angetroffen werden, da ein weitere» Hoch- druckgebiet, das jetzt auf der Ostküste -es amerikanischen Kontinents liegt rasch ostwärts weiterwaudert. Nach den letzten Meldungen wird der Luftkreuzer „Zep- velin" voraussichtlich Gibraltar überfliegen. Die Wahr scheinlichkeit für diesen Weg besteht um so mehr, als nach den letzten Meldungen über dem nördlichen Allantik ein schweres Tief mit starken Stürmen liegt, dessen Aus läufer sich bis zu den Azoren erstrecken. Der Weg über den Busen von Biskaya in Richtung Azoren kommt für eine Ueberquerung ebenfalls nicht in Frage, da auch dort stür misches Wetter mit starken Gegenwinden herrscht. Allerdings muß das Luftschiff bei der Richtung über das Mittelmeer einen Umweg von etwa 800 Kilometern in Kauf nehmen. Auf der Fahrt durch Frankreich mußte das Luftschiff hinter Belfort in tiefhängenden Wolkenschichten und in der Hauptsache nach dem Kompaß gesteuert werden. Ueber der Biskaya sind starke elektrisch« Störungen ai ige- treten, offenbar durch das große Tief erzeugt, da» von den Azoren nach Frankreich heranrückt. Es war infolgedessen für den Kreuzer schwierig, selbst di« stärksten europäischen Stationen zu verstehen. Seine Meldungen wurden nur von Norddeich sehr schwer ausgenommen. Das Eintreffen de» Luftschiffes in Amerika ist frühesten» am Sonntag früh zu erwarten. Barcelona, 11. Okt. Las Luftschiff „Graf Zeppelin' flog um 19,50 Uhr deutscher Zelt über Barcelona. Seit „Graf Zeppelin^ über Barcelona gesichtet wurde, iegen keine neuen Meldungen über di« Fahrt de» Lustschif- e» vor. Das scheint darauf zurückgeführt werden zu miss- en, daß der Radioverkehr mit dem Luftschiff durch Luft- trvmungen sehr erschwert, ja teilweise überhaupt unmvg- ichsst. , - j Madrid, 11. Okt. 10^0 Uhr abend». Bisher ist «, tei ner spanischen Funkstation trotz aller Anstrengungen gelun gen, mit dem „Graf Zeppelin" Verbindung zu bekommen der di« Rufzeichen seiner Funkstatton nicht vorher mitgeteili hat. Die stärkste Funkstation Spaniens in La Coruna ar beitet eifrig daran, eine Verbindung herzustellen. Alle mi litärifchen Funkstationen hatten Vorkehrungen getroffen dem Luftschiff die letzten Wettermeldungen mitzuteilen, sii' den Fall, daß sie die Verbindung mit ihm Herstellen könnten Frrnkspruch eine» Aapagdmnfers. Neuyotck, 12. Okt. Die Lrooklyastallon der Radio o, America fing einen Funkspruch de« hapaadampfer» Reuyorl auf, wonach da» Luftschiff die Allaimkküste Afrika, am Freitag früh 8 Uhr nach deutscher Zeit, also 24 Stunden »ach seiner Abfahrt, zu erreichen hofft. Var Aleuqorker Vetter bureau erklärt, daß die wetterausslchten auf dem vom Lust schiff «ingefchlagenen südlichen Kurs güustlg felen. Ueber 9009 Kilometer Fahrstrecke. Die Entfernung von Friedrichshafen bis Neuvork be trägt auf dem kürzesten Wege über die Azoren 8500 Kilo meter. Nun kommt der Umweg über Madeira mit 800 Ki lometer hinzu, so daß die vom Luftschiff zu bewältigende Gesamtstrecke 9500 Kilometer beträgt. 20000 Kilometer Aktionsradir«. Berlin, 11. Okt. In einer Unterredung mit dem Frieds richshafener Sonderberichterstatter der Deutschen Allg«( meinen Zeitung äußerte sich Dr. Eckener kurz vor dem Stan de» Zeppelinkreuzers über die Aussichten de» Fluge». Lr. Eckener erklärte unter anderem: Venn wir erst au» diesem elenden Loch Hera», find, ist mir nicht «eiter bange. Außer den 25000 Kubikmeter Mauga» hat dar Luftschiff noch reichlich 15000 Kilogramm Benzin-Benzol in den Tank» mit, wenn es nottut, datz da» Schiff fünf Tage und fünf Rächte fä^t. Der AktloNsrMu» fei auf 18000 Kilo meter veranschlagt. Eckener glaube aber, ihn mit 8-000 Ki lometern einsetzen zu können. Ueber dem Ozean «erd« da, Luftschiff durchschnittlich in etwa 800 bi» 850 Meter Höhe fliegen. Um es am Tag« nicht übermäßig der Sonttenbestroh- lung auszusetzen und dadurch Tragga» zu vertier«, werde es möglichst viel im Wolkenfchutz« fliegen. Da « sich in der -aupssache durch Funkpeilung orientier», so sei e nötig, nach unten Sicht zu hab«. Die Bordstatton zunächst von Friedrichshafen und den anderen " nen Nachrichten aufnehmen, später von der W >n Porta del Sarza wtd von den Dampfern im GmphMs- bereiche der Station. Auf der Karte sei« bla SÄMdorie der unterwegs befindlichen Dampfer eingezelchftet. Jeder Dampfer sunke de» genaue» Kßaabork. Mitten im Atlantik dürste sich da, Luftschiff besonder« bei Wollenlahrt elektrisch so aufgeladcir Haden, daß mit vor- Sturmsahrt der „Bremen", wir denken daran, wie st«, viel unzulänglicher ausgerüstet, die Siegestrophäe der «Hm Ostwest-Fahrt für Deutschland holte. Wir denken auch ms die glückhafte Fahrt des U-Boote» „Deutschland" im Som mer 1916, weil auch sie ein unzerstörbarer Beweis blecht für die Tatkraft des deutschen Genius. Stolz und Freudl begleiten den Zeppelin auf seiner Fahrt, ganz einerlei, ol er auch jenseits der Azoren Stürme und Wolkenberge durchs sichen muß. Es sind doch andere Gaben, Gaben, di« da» Frieden und der Menschheit dienen, die da» d«ttsche Bott über den Atlantik sendet. Wenigstens andere Taben im Ge gensatz zu den diplomatischen Teufeleien, die in dem frarvA fisch-englischen Abkommen zusammengebraut sind, da» sich doch gegen die Vereinigten Staaten richtet. Da» Mckorvn» geräusch des deutschen Zeppelins ist keine Kriegsmusit, rot» sie das kranke gallische Hirn empfindet. Wir sehen nur da» technische Wunderwerk, wir sehen die Ziele, denen e» im mer entwicklungsfähig zusteuert. Wenn „Graf Zspvelin' im Morgengrauen des zweiten Oktobersonntags leichte» schwingt nach glänzender Fahrt über der Manhattan-Insel schwebt, die Wolkenkratzer Neuyorks umkreist, so ist da» «i» Gruß des deutschen Volkes an das Volk der Bereinigter Staaten. Zeppelip ahoi! Zeppelin ahoi! Ueber dem Atlantik vollzieht sich abermals ein deutsches Wunder. „Graf Zeppelin" ist unterwegs vom Bodensee nach Neuyork. Schon der Name Graf Zeppelin ist ollen Deutschen teuer. Der schwäbische Graf, der ein Lebensalter mit den Menschen und den Elementen darum rang, den genialen Gedanken des lenkbaren, starren Luftschiffes Wirk lichkeit werden zu lassen, tritt klar und deutlich aus den ver dämmernden Umrissen der Geschichte wieder in unsere Tage. Ein Sinnbild des deutschen Volkes, das vom Grafen Ferdinand Zezrpelin lernen und erfahren kann, daß keine Ungunst des Schicksals hart genug ist, um nicht dennoch von unbeugsamer Willenskraft überwunden zu werden. Welch eine Wendung! Vor dreißig Jahren arbeitete Zeppelin an den entlegenen Ufern des Bodensees an der Gestaltung des lenkbaren Luftschiffes, an das er glaubte, trotzdem oder ge rade weil ihm Unverstand und Ablehnung fast auf allen Seiten begegnete. Zehn Jahre später konnte er den ersten Ueberlandflug wagen, der bis in das Herz Deutschlands führte, der auch ein gewaltiger Sieg für den Grafen Zep pelin blieb, ganz einerlei, ob das Schiff zum Schluß bei Echterdingen ausbrannte. Der Graf aus Schwaben wurde dadurch nicht entmutigt. Wie eine Sturmsaat des Hoffens ging es über das deutsche Volk, das nun den Mann und sein Werk verstanden und erkannt hatte. In wenigen Wo chen wurden Millionen Mark gesammelt, um es so dem Grafen Zeppelin möglich zu machen, am Ausbau seines Werkes zu arbeiten. Jedes neue Luftschiff, das die Werft in Friedrichshafen baute, zeugte für die geniale Erfindung des Grafen. Zeppelin war kein Name, Zeppelin war nun eine Losung. Daß die Zeppeline zunächst als Kriegswaffe dienten, daß sie über die Nordsee nach London vorstießen, war kein Mißbrauch, wie törichte Kleinmütigkeit heut« ent schuldigend zu behaupten wagt. Hätten Engländer und Franzosen über lenkbare Luftschiffe verfügt, sie hätten keinen anderen Gebrauch von dieser Waffe gemacht. Wenn im Versailler Vertrag Deutschland zunächst verboten wurde, die Eroberung der Luft weiter vorzubereiten, so war das auch nachträglich eine mit Furcht gemischte widerwillig: Anerkennung des deutschen Genius. Als diese Fesseln nach Jahren etwas gelockert wurden, war es wieder das Werk des Grafen Zeppelin, das dazu in der Hauptsache bei trug. Der R. Z. III, der vor vier Jahren über den Atlan- tik nach Neuyork flog, war noch eine deutsche Tributleistung. Er war aber darüber hinaus ein Beweis dafür, daß das starre Luftschiff nicht nur Kriegswaffe war, sondern erst recht dem friedlichen Verkehr ienen konnte. Es ist ja nicht Deutschlands Schuld, daß die Engländer und Franzosen, denen wir die Kriegszeppeline ausliefern mußten, mit die ser Erfindung nichts anzufangen wußten. Welch ein kläg liche» Ende nahm im Dezember 1923 die „Dixmuiden", wie die Franzosen den deutschen Kriegszeppelin getauft hatten. An der sizilianischen Küste ging er mit 40 Mann Besatzung tcaglich zugrunde, während neun Monate später der deutsche Anzelgeaprei» (ln Rtich»mark): LI» 44 wm breit« -Mimeterzelle 10 Pfg, örtliche Anzeigen 8 Pfg-, Im Ikukirch und Almgegend ! Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadtünd Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte» Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage /' Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage / Iugendpoft. Druck und Beklag von Friedrich Mag. G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt i Dresden Nr. 1521. Gemeiudevrrbandrgkotasse Bischofswerda Konto Rr. 04 Erschttamrgmwiser Jeden Werktag abevd» sür de» folgenden Tag. Sezugrprel, sür di« Zelt eine, halben Monat»; Frei in. Hau» halbmonatlich Mk. 1.2L beim Abholen ln der Seichöstsstes wöchentlich SO Pfg. Einzelnummer 10 Psa. 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