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len «redakllon an and beetch- d der Nacht 'loirei enl ,. Zeitung zur Probe ebenskräst«"- Lagesschau. » Am Sonnabendabend ereignete sich im Berliner Rundfunk eine kommunistische SSpenickiade. Der ,um Vortrag vorgemerkte vorwärkredakkenr Schwär, wurde von Kommunisten entführt. An seiner Stelle hielt ein Kommunist im Rundfunk eine kommu nistische Brandrede schlimmster Art. * Der kritische 7. Oktober ist in Wiener-Neustadt vollkommen ruhig und ohne die geringste Sensation verlaufen. 3n Wien wur den am Sonntag früh etwa 200 Kommunisten verhaftet. * 3m Gattenmordprozeh in Dresden nmrde der Angeklagte, der Kaufmann Friedrich Louis Treiber, freigesprochen. Da« Schwurgericht hielt die Möglichkeit eine« Unfall« der Frau Trei ber nicht für ganz ausgeschlossen. * 3n den letzten Tagen sind eine Anzahl Besucher de» Dresd ner Ratskeller» nach dem Genuß verabreichter Speisen unter Vergistungserscheinungen erkrankt. Line Dame ist bereits gestor ben. Ls handelt sich um Fülle von Paratyphus v. Vie An steckung erfolgte durch einen Sücheuangestellten. Wie ein Berliner Abendblatt misten will, wird die Verwal- tuagsralssitzung der Reichspost über eine Vorlage de» Reichspost ministeriums beschließen, in der mindesten« eine Aufrundung d« S-Psennig-Porto, nach oben auf 10 L enthalten sein soll. Das spanische Schraubensiugzeug ist am Soni/agmillag 12 Uhr aus dem Dessauer Flugplatz und nachmittag« 4 Uhr im Ber liner Zentralslughascn glücklich gelandet. Meldungen aus Brasilien berichten von einer außergewöhn lichen Dürre. Die Viehherden find dezimiert und die Ernte soll vernichtet sein. ,— *) Ausführliche» an anderer Stelle Unabhängige Zeitung PK alle Stände in StadtürH Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichtenr Beilagen: Illustrierte« Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage^/ Fk« und Heim / Landwirtschaftliche Beilage / Iuaendpoft. Dmckunb-Witz! von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — PoftschecktoltttzWk! Dresden Nr. 1821. Gemtindrverbandsgirokass« Bischofswerda Konto Fahri auch in Richtung Bor-Haus, plötzlich aber bog das Aulo ab; als Schwarz ausstcigen wollte, zückten die drei — sagt Schwarz — Revolver und erklärten ihm, daß er ent führ» werden sollte, da nämlich ein anderer in seinem Na men eine kleine Propaganda rede gegen den Panzerkreuzer lm Rundfunk halten wolle. Schwarz blieb nichts anderes übrig, als sich in das Un vermeidliche zu fügen und auch wir brauchen ja nicht noch eigens Sachdarstellungen von Geschehnissen zu geben, die inzwischen schon in mehr oder minderer Klarheit über die ganze Welt verbreitet sind. Denn es kommt sa bei der gan zen Sache nicht mehr so sehr auf die Einzelheiten an, son dern auf das grundsätzliche der Dinge, die gewiß ihren höchst politischen Hintergrund haben. Denn Schwarz wird ja kaum um seinen Vortrag kommen, so daß dem Rundfunk hörer die ihm teilweise ebenso mißliebigen sozialdemokrati schen Offenbarungen nicht erspart bleiben. Im übrigen zieht die politische Sonntagspresse der Reichshauptstadt heute nur zu gem den allerdings sehr naheliegenden Vergleich mit dem historischen Schritt des Hauptmanns von Cöpenick. Aber man soll denn auch die weitere Logik wagen, dahin gehend, diesen Vergleich nicht nur rein äußerlich zu erken nen, sondern in seiner ganzen systematischen Tiefe. Wie es in der alten Zeit Brauch gewesen sein mag, sich der durch den preußischen Offizier ausgedrückten Autorität des Milita rismus unbesehen zu beugen, so dürften bei den Herrschaften des Rundfunkes ähnliche Instinkte des Unterbewußtseins sich ausgelöst haben, wie damals bei dem Bürgermeister von Cöpenick, der übrigens der demokratischen Linie ver- wandtschafüich sehr nahe stand. Die Aufsichtsherren des Rundfunks kennen die sozialdemokratische Machtstellung, die ja bekanntlich in den letzten Monaten immer mehr die Kri tik der Oeffentlichkeit herausforderte, weil der Rundfunk für Wünsche der Rechtspolitik recht schwerhörig sich zeigte. Die Sozialdemokratie, in Preußen und Reich herrschend, ist in gewissen Zentren der Oeffentlichkeit dermaßen Autorität, daß niemand es ungestraft wagen darf, irgendeine sozial demokratische Persönlichkeit durch lästige Fragen zu behelli gen. Auch im Rundfunk dürfen die sozialdemokratischen Genossen wahrscheinlich ihren besonderen Freipaß haben, wie anders es sich nicht erklären ließe, daß bei den komm»- nistifchen Wortausschreitungen des Pseudo-Schwarz nie» mand von der Aufficht „Stop" rief. Man hört von ande rer Seite, daß man diesem Pseudo-Schwarz das Honorar für den Vortrag förmlich aufdrängen wollte, also bis zum letzten Augenblicke und trotz der Panzerkreuzer-Brandrede nicht in Betracht zog, daß hier eine Fälschung oorlag. Es handelt sich also keineswegs um einen Schnitzer rundfunk technischer Bürokratie, sondern um ein leider nur im neuen Deutschland häufiges Symptom, das stets zu denselben Ueberlegungen zurückführt, wenn auch die Art dieser Symp tome wechselt. Und wenn auch bei dem Geschehnis des ver gangenen Sonnabend eine Welt vor Lachen berstet. Schließ lich ist es ja auch ein Witz sondergleichen, daß man den Rundfunk mit aller Spitzfindigkeit gegen „politischen Miß- brauch" zu sichern trachtet und es dennoch der kommunisti schen Wildwest-Taktik gelingt, statt eines Landtagsabgeord- neten Schwarz einen noch röteren in der Person des kom munistischen Kollegen Schulz unterzuschieben. Die nächsten Redner im Berliner Rundfunk haben es sicherlich schlecht, denn ohne Paß mit Lichtbild wird niemand mehr in den Senderaum gelassen, selbst wenn er am Mikrophon nur di« große Schicksalsfrage aufwerfen will, wer denn eigenckich den Käse Mm Bahnhof gerollt hat. Jedenfalls ist sich die Berliner Presse heute einig in der Verurteilung der angeb lich beim Rundfunk herrschenden Mechoden. Wildwest im Verliner Rundfunk. Berlin, 7. Oktober. (Eigene Meldung.) Wie ein Lauf feuer verbreitete sich am Sonnabendabend in Berlin ein Vorkommnis, über das man noch wochenlang in der gan zen Welt Tränen lachen wird. Wir haben im deutschen Rundfunk eine wundervolle politische Zensur, die mit sämt lichen Errungenschaften der modernen Bürokratie arbeitet, um zu verhindern, daß auch nur ein einziger falscher Ton durch den Sender geht. Alles wird wohl abgewogen. Ma nuskripte werden wochenlang vorher eingeretcht und ge- prüft, wenn es sich um politische Angelegenheiten handelt, kurz, es wird verhindert, daß der deutsche Rundfunkhörer in allzu heftige Wallungen versetzt wird, wobei in den mei sten Fällen die Politik von rechts her besonders stiefmütter liche Behandlung findet. Am Sonnabendabend sollte der außenpolitische Redak teur des „Vorwärts", Herr Wolfgang Schwarz, einen Bor trag über irgendein außenpolitisches Thema halten. Zur festgesetzten Stunde erschien «in Mann auf der Bildfläche und erklärte. Wolfgang Schwarz zu sein. Man händigte ihm unter den üblichen Formalitäten das sorgfältig ver wahrte Manuskript au» und besagter Mann begab sich aas Mikrophon. Die ersten Sähe las er brav au» dem Manu skript vor. dann aber fuhr er in freier Rede fort und ließ eine regelrechte kommunistische Propaganda vom Stapel. Sämtliche Schandtaten der Sozialdemokratie marschierten auf, Sowjet-Rußland wurde über den grünen kilee gelobt und natürlich endete die Sacke mit einer fulminanten Auf forderung. sich an dem Volksbegehren gegen den Panzer kreuzer zu beteiligen. Die Bewachung scheint nicht ganz funktioniert zu haben, denn an der „zuständigen Stelle" merkte man erst etwas, al« das Publikum Sturm läutete. Besagter Pseudo-Schwarz begab sich am Schluß seine« „Vor- trage»" wie üblich zur Kaste, um sich die dafür fälligen Ie- chinen aushSndigen zu lasten, erklärte aber den verdutzten Angestellten der Berliner Funkstunde A. G-. daß er gar nicht Schwarz sei. sondern vielmehr ein Kommunist, der eine Propagandarede gehalten habe. Sagte e» und verschwand. Al« da» Kind in den Brunnen gefallen war. wurde die Kri- minalpolizei alarmiert, um es zu retten. <ks dürfte inzwi schen ertrunken sein. Bleibt die Frage, wo der richtige Schwarz geblieben ist. Er wurde, wie parteiamtlich verlautbart wird, kurz bevor er sich in da« Berliner Bor-Hau» begeben wollte, anteleso- nlert und „mau" teilte ihm mit. daß zufällig eia Auto der Fuakstunde in der Nähe sei, so daß er sich deu beschwerlichen weg abkürzea könne. Schwarz stieg auch in da« Aut» «iu. in dem sich drei Kavaliere vorsauden» eiuer „offenbar dem Arbeiterstaade angehöread", die anderen beiden machleu einen etwa» „intellektuelleren Eindruck", zunächst ging di« arte sofort !Zrieslasten! über Rundfunk usw. Da» Aulo schlug zunächst dl« Rtt Potsdamer Platz, also zur Sendefielle, ein, fuhr jedoch raschem Tempo weiter. Al» Schwarz die» bemerkte, zogen am drei Revolver und erklärten ihm, daß ihm uicht» geschahen würde, daß sie aber bei dem geringsten widerstand »an der Laste Gebrauch machen müßten. Sie erklärten ihm weiter, daß sie S o m-< munifien seien und er -utfübr« worden sei. damit an Stelle seine» Vortrage» eine kommunistische Propagandarede werden könne. Da» Auto setzte ihn dann Fahrt auf der Landstraße in der Näh« e! Ortschaft erwies sich, al» Schwarz Ziethen im Kreise Teltow. S ries abend» gegen 8.S0 Uhr die V, tete über den Vorfall. An Stelle vdn Schwarz war tn der Sendestelle ein Blau» er schienen, der sich für Wolfgang Schwarz ausgab. Er kounl« uuge-' hindert seinen Vortrag halten. Al» mm» ihm nach Schluß sei«» vortrage» wie üblich die Honorarquittung vorlegte, lehnte er die Unterzeichnung mit der Begründung ab, er sei uicht wolfgaUg Schwarz, sondern habe einen kommunistischen Vortrag halten wollen. Da» sei ihm gelangen, und damit verabschiedete er! sich. Die Polizei ist von dem Vorfall alsbald iu Kenntnis gesetzt worden. Ver Berliner Rundfunk, so schließ« di« Meldung de» 1 demokratischen Pressedienste», verkündete nach erfolgtem Vo „ver Vortrag de» Herrn Wolfgang Schwarz über rung ist beendet. Auf wiederholen um - Uhi spiel". 3n der Sendezeit von fast 20 Minuten Hal Rundfunk seinen Hörern über den Vorfall keine Mitteilung ge macht. Um S Uhr begann planmäßig das Schauspiel. 3m Verlauf der späteren Abend» gab dl- Zuakstvnde Berkin ihrerseil» eine Darstellung de» Vorfall« und teilt« «U, daß spEst- verständlich ave Vorkehrungen getrosten würden, um eine« solch«» Mißbrauch für die Zukunft zu verhindern. Die Einleitung des Strafverfahrens« Berka. 7. Oktober. Wie der „Montag" meldet, hat die Abteilung la des Polizeipräsidiums gegen die Teilnehmer des kommunistischen Handstreich» auf den Berliner Rund funk ein Strafverfahren «ingeleitet. Gegen den Landtagsabgeordneten Schulz, der noch nicht ausfindig gemacht ist, soll wegen Hausfriedensbruchs und groben Un fugs oorgegangen werden. Die drei anderen Person««, dl« an der Entführung des Vorwärtsredakteurs Schwarz beteil sigt waren, sowie der Ehauffeur, werden sich wegen Frei heitsberaubung und Nötigung zu verantworten haben, falls es der Polizei gelingt, ihrer habhaft zu werde». Nach einer Mitteilung der Direktion der Berliner Fant- stunde wird der Ansager Janisch von seinem Posten abgelöst und künftig an anderer Stelle beschäftigt. Bersin, 8. Oktober. (Drahtb.) Die dreiste Uebertölve- lung de» Berliner Rundfunks durch die Kommunisten vll- oete am Sonntag in Berlin das Tagesgespräch. Di« Zeitun gen berichten spaltenlang Einzelheiten des kommunistischen Streiches. Der entführte Redakteur de» „Vorwärts"^ Schwarz, gab bei seiner Vernehmung «in« ausführliche Schilderung der Vorgänge und beschrieb genau die Perso nen, die an der Autofahrt teilaenommen haben. Auch mm dem Kraftwagen konnte er eine eingehende Beschreibung geben, die Nrunmer hatte er jedoch nicht lesen können, da sie verschmiert war. Nicht nur Polizeipräsident Zörgiebel, son dern auch der preußische Innenminister Grzefinski hab«« sich Bericht erstatten lassen. Bisher haben die Ermittlungen der Polizei zu keinem Ergebnis geführt. Haussuchungen b«i der „Roten Fahne" und beim Borstand de» Arbeiterradio, bundes ergaben keine Aufklärung. Der Vizepräsident de» Arveiterradiobundes, Hoffmann, wurde festgenommen, je- doch bald wieder freigelassen. Da» Einladen der Heimwehren nach Wiener-Neustadt begann schon kurz vor 2 Uhr morgens. Di« Heimwehren marschierten direkt aus den ihnen al» Sammelplatz angewiesenen Turmptat^ der außer halb der Stadt liegt. Dort lagerten sie während der Nachtstunden. Pünktlich um 9 Uhr morgen» begann der Zug der Heimwrhren tn die Stadt, die ihre Uniform mit den bekannten österreichisch«» Sä- gcrhüten trugen. Der Aufmarsch bewegt« sich tn der vorgesthriebe nen vrdming. Den Sicherheitsdienst vollzog'fast nur Gendarmerie und Polizei. Rur aus dem Hauptpkatz ist Militär zu setzen. An Ruhiger Verlauf des 7. Oktobers iu Wieuer-Aeustadt. Wieaer-Neustadtz 7. Oktober. Der heimwehranfmarfch ist bi« zur Mittagsstunde vollkommen ruhig verlaus«». Sowohl äw dv- moastrterenden parket« selbst wie auch die " " ausgebolen, um Ruhestörungen zu vermeiden, find sowohl in Wiener-Neustadt wie auch in der Tageblatt jurAifHoftwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, des Arbeitsgerichts und de» Haupt zollamts zu Bautzen, de« Amtsgericht«, de« Finanzamt«, der Schulinspektion und de« Stadtrat» zu Bischofswerda behördlicherseit» bestimmte Blatt Der Sozialdemokratische Pressedienst berichtet über dea Vorfall folgende»: 3m Berliner Rundfunk sollte taut Programm und Vereinbarung am Sonnabendabend in der achten Stunde der Vorwärtsredakteur Wolfgang Schwarz einen Vortrag über Ariedemficheruna halten. Zahlreiche Berliner Ruud- funkhörer «»reu grenzenlos erstaunt, al» dieser Vortrag nach weui- gei» einleitenden Worten sich al» «ine Provaganbared« für da» kommualstische Volksbegehren und al« ein« Agstakion»rede gegen die Sozialdemokratie «ad für Sowjelrußlaad enoia». L» ist bisher unaufgeklärt, wie die mit der Aeberwachuag der Vorträge beauftragten Beamten des Berliner Rundfunk», be ne» da» Manuskript sebe» Vortrag« vmtieg«, diesen Mißbrauch zulasten konnten. Vie Sache selbst hat folgende Anskläruag , gefunden: Am Sonnabendabend um L^0 Uhr wurde Schwär, unter der Firma der Für aagerufev. E, wurde ihm gesagt, e» sei «In Aula der Fun gerade in der Nähe seiner Wohnung und würbe ihn ab «- va» Auto kam pünMIck; Schwarz kl eg ein. 3m Auto faße« drei Männer, von denen der eine >a, ««»sehen eine» Arbeiter» hatte, während die beiden anderen 3nlellektuslle zu fest» schienen. Sie uaterhieliea sich mit Schwor, ..... - - „ Erscheinungsweise: Jeden Werktag abend» sür den folgend«» Tag vezug»prei» für di« Zelt »ine» halben Monat»: Frei in» Haus halbmonatlich Mk. 1.W, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich so Psg. Einzelnummer 10 Pfll- (Sonnabend- und Sonntagsnummer IS Psg ) Fernsprecher Amt Bischofswerda Nr. 444 und 445. ym Fall» höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungselnrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise«. - - > Anzeigenpreis (in Reichsmark): Li« 44 mm breit« Hnspalkiae' Millimeterzeile 10 Pfg„ örtlich» Anzeigen S Psg., Sm Textteil dies Sü mm breite Millimeterzeile ö0 Psg. Für das Erschein« u-Äf Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmt« Platz«»' kein» Gewähr. — Erfüllungsort Bischosmverd«. j Rr. SS7 Dienstag, den S. Oktober 1S28. 83. Jahrgang