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JerSächlWLrzcUer Tageblatt fiirAifchoßwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da» zm Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- machungen der Amtshauotmannschaft, de» Arbeitsgericht» und des Haupt zollamt« zu Bautzen, de» Amtsgericht», de» Finanzamts, der Schulinspektion und de» Stadtrat» zu Bischofswerda behördlicherseits bestimmte Blatt Ikukirch und Almgegen- UnabhängigeZeitung für alle Ständern Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte« Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage / Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage / Iugendpost. DmL und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindtverband»girokasse Bischofswerda Konto Nr. S4 Erschelauaa»wels«r Jeden Werktag abend» für den folgenden Tag. Lrzug»prel» für di« Z»U «ine» kalben Monat»: Frei In» Hau» halbmonatlich Mk. 1.Ä>, beim Lbholen in der Geschüftastelle wöchentlich vü Pfg. Einzelnummer 10 Pfa. (Sonnabend- und Sonntag»numm«r IS Pfg.) Jernlvrecher «ml Vlschofiwerda 7kr. <44 und 44S. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störung de» Betriebe» der Zeitung oder der Besörderungeeinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise. «nzetgenprei, (in Reichsmark): DI« 44 nun breit, einspaltig» Milltmeterzrile 10 Psg, örtliche Anzeigen 8 Psg., Sm Tezttell «« Vü mm breite Millimeierzeile SO Pfg. Für da» Erscheinen «» Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmte» Plätze» kein» Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Nr. 225 83. Jahrgang Dienstag, den 25. September 1928. Theaterbrandkatastrophe in Madrid. Mehrere hundert Lote. Madrid, 24. Sept. 2m Theater Novedades brach gestern abend am Ende der letzten Pause Feuer auf der Vühne au» Da» Feuer verbreitete sich mit großer Ge schwindigkeit. Ls entstand eine furchtbare Panik, bei der viele Menschen zu Boden getreten wurden. Li» M Ahr früh wurden 20 Tote feftgestellt. Zahlreiche Opfer liegen noch unter den Trümmern. Am 1 Ahr früh wurde auch der Häuserblock um da» Theater her um ergriffen. In den Ambnlanzstationen werden mehr als 200 Verletzte behandelt. Ls wird befürchtet, daß mehrere hundert Personen beim Feuer ums Leben kamen. Die Zahl der Token unter den Trümmern kann nicht feftgestellt werden. Viele Kinder warten bei den Ambnlanzstationen auf ihre Eltern. Die Polizei hat große Schwierigkeiten, um die Meuschenmafsen außer halb des Theaters in Schach zu halten. Weitere Meldungen berichten: Madrid, 24. Sept. Es war 10 Minuten vor 9 Uhr abeNdt, am Ende der letzten Panse, al, auf der Vühne Feuer ausbrach. Die Besucher im Parkett und la dea ersten Ranglogen waren in der Lage, dea Aufchauerraum zu ver lassen, bevor dte Flammen diesen ergriff. Vas Feuer ver breitete sich jedoch mit großer Gefchwiadigkeit, da die Bau lichkeiten sehr au waren und au» Holz bestanden. Line furchtbare Panik brach sofort unter dea Besuchern au», während das Orchester vergeblich versuchte, durch welterspleleu die Meqae zu beruhigen. Liu wild« Rennen nach den Ausgänge« fetzte ein. Dabei wurden viele Men schen zu Boden geworfen und auf ihnen herumgetrrten. All» in der Rachbarschast befindlichen Auto» wurden zur Fort- fchasfuag der Verletzten nach dem Hospital requiriert. Pi« gesamte Polizei und ein in der Nähe untergebracht« Infan terieregiment wurden zu Rektungvarbeiten aufg«usea. Die Zahl der Opfer unter den Trümmern kann nicht festgestellt werden, viele Sinder warten bei den Ambulanzstatlonen auf ihre Eltern. Dl« Pollzel hat große Schwierigkeiten, um die Meuschenmafsen außerhalb des Theaters in Schach zu halten. Madrid, 24. Sept., 1 Uhr früh. Da» Feuer hat sich auf den Häuserblock um da» Theater herum ausgedehnt. Dieser Häuserblock liegt in einer der dichtbevölkert sten Gegend von Madrid. Die Feuerwehr hat große Schwierigkeiten, des Feuer» Herr zu werden, da die alten Gebäude wle Zunder brennen. 89 der Verletzten find in ernster Lebensgefahr, zwei von ihnen find in der Ambulanzfiatlon gestorben. Anter den Toten, die unter dea Trümmern liegen, befinden sich zahl- reiche Sinder. Die Zahl der Toten kann noch nicht abgeschätzt werden, aber man weiß, daß tnchrere hundert AuWeuwIn dea oberen Räumen des Theaters elagefchloffen waren, die fl<- nicht mehr las Freie retten konnten. Das alte Theater Rovedades war da« größte Theater Madrids. Es war ein sechsstöckiger Bau. in dem sich zur Zelt der Katastrophe 3000 Personen befanden. Lagesschau. * Reichspräsident von Hindenburg traf am Sonntagabend von Liegnltz kommend la Görlitz ein. Er wurde bei seiner Ankunft vom R-lch»wehrminlster Groeaer, dem Lhef der Obersten Heere»- lettung, General Heye, und Laadrat Schröter begrüßt. Zum Empfang hatten sich außerdem dte Spitzen der Behörden und zahlreiche Offiziere eingestmdea. * Auf dl« vor einiger Zeit erfolgt« volk»partelliche Anfrage an die sächsische Regierung über da» RotfrontkSmpserlager bei Ehemnlh hak Innenmlulster vr. Apelt ein« au»sührliche Antwort erteilt, au» welcher hervorgeht, daß auch die Regierung die Ge fahr einer kommunistische« Rmsturzbewegung voll erkannt hat. * Eine amerikanische Nachrichtenagentur veröffentlicht ein zweite» Geheimdokument über da» englisch-französische Flolten abkommen. * Au» Süddentfchland und Frankreich wird von einem Wet tersturz berichtet. 2m Allgäu ist Schnee gefallen, in Frankreich sank de» Thermometer unter den Gefrierpunkt. * tzm Theater Rovedade» brach Sonntag abend g Ahr auf der Bühne Feuer au», da» in dem allen Holzgebäud« schnell um sich griff. E» befanden sich S000 Personen im Theater. Dl« Zahl der Tote« kann noch nicht abgeschätzt werden; e» wird befürchtet, daß sie viele hundert beträgt. *) Ausführliche» an anderer Stelle. Warum nicht Nein? Berlin, 23. September. (Eigene Meldung.) Der Ver lauf der Abrüstungsdebatte in Genf hat in Berliner politi schen Kreisen das stärkste Aufsehen erregt. Man ist sich völ- sig darüber klar, daß Graf Bernstorff das menschenmögliche versucht hat, um ein für Deutschland günstigeres Ergebnis herauszuholen. Dies ist ihm nur zu einem ganz geringen Teil gelungen. Während die Franzosen und Engländer und mit diesen alle sonstigen in dem Abrüstungsausschuß der Dölkerbundsversammlung vertretenen Staaten mit Ausnahme Ungarns, selbst den neuerlichen Zusammentritt der Abrüstungsvorkonferenz in der Schwebe lassen woll ten, hat Deutschland darauf bestanden, hierfür einen festen Termin einzusetzen. Nach dem Kompromiß wird also die Abrüstungsvorkonferenz Ende dieses Jahres, spätestens aber Anfang nächsten Jahres zusammenberufen werden. Die deutsche Delegation ist sich nicht darüber unklar, daß dieses Ergebnis mehr als mager ist, zumal die eigentliche Abrüstungskonferenz nach dem Verlaus der Verhandlungen auch im nächsten Jahre bestimmt nicht zustande kommt. Trotzdem hat sich die deutsche Delegation entschlossen, in der Vollversammlung am Dienstag bei der großen Abrüstungs debatte sich der Stimm« zu enthalten, um eine Beschlußfas sung zu ermöglichen. In Berliner politischen Kreisen ist man der Auffassung, daß «s nach dem skandalösen Verlauf der Abrüstungsverhandlungen keinen Zweck mehr hat, in der bisherigen Weise weiter dabei mitzuwirken. Man hält es für bester, wenn Deutschland die Gelegenheit benutzen würde, um endlich «inmal den ganzen Abrüstungsschwindel zu entlarven, mit dem seit Jahren die friedliebenden Völ ker in Genf hingehalten werden. Die großen Militär- und Marinemächt« werfen sich dabei gegenseitig die Bälle zu, um die Abrüstung zu vereiteln. Man denkt unwillkürlich an das Wort des ehemaligen amerikanischen Botschafters in Berlin, Houghton, der voller Unmut äußerte, daß Europa alle» tue, um den Mißerfolg der Abrüstung sicherzustellen. Im Interests der deutschen Politik läge es, wenn Deutsch land endlich aus einer aussichtslosen Defensive heraustrete und die moralische Offensive in dieser Frage begönne, zu mal es unter den gegenwärtigen Umständen nichts zu ver lieren, aber sehr viel zu gewinnen hat. Oder was hat der deutsche Reichskanzler eigentlich gemeint, als er in der Döl kerbundsversammlung das richtige Wort sprach, daß durch ein Versagen des Völkerbundes kn der Abrllstungsfrage die Grundlage des Völkerbundes selbst gefährdet werde. Deutschland wird eines Tag« doch gezwungen sein, aus diesem tatsächlich schon feststehenden Versagen des Völker bundes die Folgerungen zu ziehen. Warum macht es sich jetzt, wenn auch nur durch Stimmenthaltung teilweise daran mitschuldig, daß die Luge dieser Abrüstungsverhand- lungen noch fortgesetzt wird. Die öffentliche Meinung der Welt ist mittlerweile genügend darüber aufgeklärt, wo die obgerüsteten und die nicht abgerüsteten Staaten sitzen. Das enthüllte Geheimnis. Dtt sensationelle Derästenklichung des englisch-franzv- japanischen Flottenabkommens hat nur die Dinge be iß, die m«n schon vorher ahnte und di« an dieser Stelle bereits mit aller Deutlichkeit ausgesprochen waren: England bat in der Sorge vor der Uebermacht der amerikanischen Flotte durch weitgehende politische Zugeständnisse an Frank reich ein regelrechtes Bündnis mit der französischen Flotte erreicht. Ein Bündnis, mit dem Japan zum mindesten sym pathisiert und dessen Spitze sich von vornherein gegen Ame rika wandte. Es ist ein Kapitel für sich, wie Briands offizieller Brief in die Hände der offenbar allmächtigen amerikanischen Presse gelangt ist. Ob man die Dollars aufspürt, die hier eine entscheidende Rolle gespielt haben dürften, ist noch sehr fraglich. Jedenfalls hat man in London wie in Paris nach anfänglich verlegenem Zögern die Wahrheit der Geschichte eingestehen müssen. Im Grunde genommen haben die drei Verbündeten ja jetzt, nach Abschluß des Vertrages, der sich immer noch schamhaft „Flottenkompromiß" nennt, nichts mehr zu fürchten. Aber ganz machtlos ist Amerika auch gegenüber der bedrohlichen Einkreisung doch nicht! Sein« erste Antwort dürfte die volle Ausnutzung des sehr weit ge spannten Flottenbauprogramms sein, das eigentlich nur einen Rahmen darstellte, den auszufüllen, man nicht beab sichtigte. Man braucht kein Phantast zu sein, um dke weite ren Folgen schnell zu begreifen: Der wirtschaftliche Kampf innerhalb des Angelsachsentums, der mit dem Oel- und dem Gummikrieg begann, wird sich verschärfen und der finan zielle Kampf wird nicht meh» lange auf sich warten lasten. Das bedeutet eine neue Aera verschärfter Schuldeneintrei bung. Heut: schon an die Möglichkeit eines Krieges zu glau ben, wäre phantastisch. Aber zu Kinderspielzeugen sind die sechs Zollkanonen, mit denen England und Frankreich seine Handelsmarine notfalls zu bestück« gedenkt, natürlich auch nicht bestimmt. Prüft man die Frage, welche Auswirkungen für da» Reich und für die deutsche Außenpolitik spürbar werden könnten, wenn Amerika zu einem Kampf gegen die Einkrei sung gezwungen wird, so muß man sehr vorsichtig sein. Da« abgerüstete und entwaffnete Deutschland ist bi» fetzt in diesem Spiel nur Objekt gewesen. Deutschland wurde von England auf dem Altar seiner erneuerten Freundschaft mit Frankreich geopfert. Deutschland ist weder für die eine noch für di« andere Seite «in begehrenswerter Bundesgenoffe. Es wird Im Gegenteil höchstwahrscheinlich noch weiter zur tragischen Rolle eines Kompromißobjektes bestimmt sein. Aber ebenso falsch wie ein« Selbsttäuschung über diese Tatsachen wär« auf der anderen Seite die Unterschätzung ein« anderen Um standes. Nämlich des Umstandes, daß die einzig und allein gegen Deutschland gerichtete Front von 1V18 zerbrochen ist, und daß wir nicht mehr vo- der «einigen Front einer uns feindlichen Welt stehen. Gin rmetter Geheirndrief Arlands. Pari», 23. Sept. Nach einer Meldung aus Reuyork hat die amerikanische Nachrichtenagentur New Port American einzweit« s Dokument über das sranzösisch-englische Flöt- tenkompromiß veröffentlicht, das eine sachliche Wiedergabe de» bisherigen Verhandlungslaufes bietet. Auffällig ist in diesem Dokument, wie auch in dem zuerst veröffentlichten, daß durchweg der Ausdruck Flottenabkommen ver- wendet wird und nicht der Ausdruck Flottenkompro- miß, der seither in den offiziellen Veröffentlichungen ge braucht wurde, offenbar mit Rücksicht auf die amerikanische Stellungnahme. Das bereits bekannte erste Dokument ent hält, wie jetzt festgestellt wird, «inen sehr interessanten Pas- sus, der bezeichnenderweise in den französischen Auszügen weggelassen wurde. Danach war da« französisch-englische Flotteuabkommen u. a. dazu bestimmt, das Drängen Deutsch land» nach Abrüstung zu beschwichtigen. In diesem Sinne legt der Temps heute auch die Angelegenheit aus, wobei er natürlich den Spkeß umkehrt und Anklage gegen Deutsch- land erhebt. Er kritisiert nämlich die gestrige Enthaltung Deutschlands bei der Abstimmung über die Abrüstungereso- lution in Genf und erklärt, diejenigen, die da» engltsch-fran- zösische Flottenabkommen wütend bekämpften und ein« vor- zeitige Abrüstungskonferenz «lnberufen wollten, seien glei chermaßen gegen die Abrüstung und gegen den Frieden. Das Saargebiet al« Schacherovsekt für den Anschluß Oesterreichs. Paris» 28. Sept. In der „Bictolrö" erklärte Hervö: Die Volksabstimmung im Saargebiet werd« unzweifelhaft zu Gunsten Deutschland« ausfallen und es sei klug, dem bereits jetzt Rechnung zu tragen. Ls sei deshalb Pflicht einer Aar blickenden und tätigen französischen Regierung, unterstützt durch «in« intelligente patriotisch« Presse, an Deutschland her- anzutreten und folgenden Vorschlag zu unterbreiten: „Wir wollen sür unsern Teil zulasten, daß ihr den Anschluß Oester- reich» an Deutschland durchführt, aber unter einer Bedin gung, nämlich: Verzicht auf di« Volksabstimmung im Saar gebiet im Jahre 1S8S, d. h. definitive Anerkennung d« ge- genwärtlgen Status auo, also der Neutralität des Saarge biete« innerhalb der französisch«: Zollarenwn".