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DerSSHWeLrMer und 44S. 83. Jahrgang UnabhängigeZeitung für alle Stände in StLdtüNd Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierter Sonnlagsblatt / Heimatkundliche Beilage / Frau und Heim / Landwirtschaftliche Vellage / Iugendpost. Dmck und Dvklag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nk. 64 Anzeigenpreis (in Reichsmark): Li« 44 mm breit« einspaltige Millimeterzeile 10 Pfg., örtliche Anzeigen 8 Pfg.« Im Trxtteil di« "das Erscheinen von Tageblaü firAWoDwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannfchaft, des Arbeitsgerichts und des Haupt zollamts zu Bautzen, de» Amtsgerichts, de» Finanzamts, der Schulinspektion und de« Stadtrat» zu Bischofswerda behördlicherseits bestimmte Blatt tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreise». Dienstag, den 7. August 1S28. Erscheinungsweise: Jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Bezugspreis sür di« Zelt eines halben Monat«: Frei ins Hau« halbmonatlich Mk. 1.A, beim Abholer, in der Geschäftsstelle wöchentlich öv Pfg. Einzelnummer 10 Pfa. (Sonnabend- und Sonntagsnummer 1ü Pfg.) Re. 183 Tag. Fernsprecher Amt Bischofswerda Nr. 444 ... . . . .. . Haus Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Millimeterzeile 10 Pfg, örtliche Anzeigen 8 Pfg. «stelle Störung des Betriebe» der Zeitung oder der Beförderungseinrich- S0 mm breite Millimeterzeile SO Pfg. Für dai. ... .... hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plötzen ng der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise». keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Oer polnische Ozeanflug mißglückt wen in etwa 500 bis 1000 Meter Entfernung von der Grenze. Die TürMe werden sehr schnell aufgeführt und sofort in Betrieb genommen. Wie weiter aus Johannisburg gemeldet wird, soll der erst seit kurzem fertiggestellte Turm gegenüber Dlottowen infolge starken Sturmes eingestürzt sein, wobei 6 Personen getötet und 8 verletzt wurden. Der Wiederaufbau des Turmes wurde sofort in Angriff genom men, ein Beweis dafür, welche Bedeutung man polnischer seits diesen militärischen Wachttürmen beimißt.* Tagesschau. * Die beiden polnische« Flieger, die Freitag früh von der französischen Küste aus zu einem Ozeanflug gestartet wa ren, wurden Sonnabend nachmittag in der Nähe der portu giesischen Küste von einem deutschen Dampfer aus dem Meere gefischt und an Bord genommen. * In der Nacht zum Sonnabend wurde Nordbayera von einem schweren Orkan heimgesucht, der großen Schaden an richtete. Nach Erklärungen Tschitscherin» will die Sowjetunion am Selloggpakt teilnehmen, verlangt jedoch Abänderungen. Aus Südslawien wird wieder ein politischer Mord ge meldet. Der Chefredakteur eines Belgrader Blattes wurde in Agram von einem Anhänger der Raditschpartei durch fünf Revolverschüsse getötet. Wie aus Paris gemeldet wird, sind am Sonntag in Jvry etwa 1S00 kommunistische Manifestanten, darunter füh rende Persönlichkeiten, verhaftet, jedoch bis aus S wieder freigelassen worden. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden di, Leser Aus- fükrliche» an anderer Stelle. Von einem denWen Dampfer anfgeyscht. Warschau, 5. August. (Meldung der Polnischen Tele- graphenagentur). Die beiden polnischen Flieger sind Sonn abend nachmittag über dem Atlantischen Ozean abgestürzt. Dec Apparat ist vollständig vernichtet. Die Flieger wurden von dem deutschen Dampfer Samos der Deutschen Levante- Linie gerettet. Sie befinden sich an Bord des Dampfers und sind gesund. Der Dampfer ist unterwegs nach dem portugie sischen Hafen Leixoes. Ergänzend wird gemeldet, daß die Polen bereits um 4,45 Uhr nachmittags am Sonnabend ins Meer gefallen sind. Der Dampfer „Samos" befand sich zur Zeit der Aussischung auf dem Wege nach Leixös. Die Flieger wurden unter schwierigen Umständen an Bord genommen, sind aber unversehrt und werden in Leixös gelandet werden. Das Flugzeug ist zerstört. Wie sich fetzt herausstellt, war die Ausrüstung der Flieger vollkommen unzulänglich. Es kann nur wundernehmen, daß die polnische Regierung ein derartig primitiv ausgerüstetes Unter nehmen unterstützt hat. Ursprünglich hatten die beiden die Absicht, auf den Azoren eine Zwischenlandung vorzunehmen. Aber sie tauchten plötzlich auf 45L0 Grad nördlicher Breite, 23,43 Grad west licher Länge auf, wo sie von einem holländischen Dampfer gesichtet wachen sind. Das ist eine Position, die sich in der Nähe des Wende- kreises auf der Route nach Südamerika befindet. Ob Jdzikowski und Kubala ihre ursvüngliche Absicht, auf den Azoren eine Zwi schenlandung vorzunehmen, aufgegeben und direkten Kurs auf New Bork genommen hatten, kann möglich sein. Allerdings wären sie auch in diesem Falle schon mehr als 2000 Kilometer von ihrerRoute abgewichen. Die beiden Flieger hatten also, nachdem sie sich erst nach Süden verflogen hatten, dann einen nördlichen Kurs eingeschlagen. Selbst als sie umkehrten, hätten sie die etwa 1300 Kilometer entfernte europäische Küste innerhalb von neun Stunden erreichen müssen, doch scheinen sie auch die europäische Küste nicht gefunden zu haben und irrten weiter über dem Ozean umher, bis ihr Brennstoff zu Ende war und die Ma schine ins Meer stürzte. Ausgleich Mischen Polen und Danzig. Berlin, 5. August. (Eigen« Meldung) Bekanntlich ver- sucht die neue Danziger Linksregierung seit längerer Zeit, di« bestehenden Meinungsverschiedenheiten mit Polen au» der Welt zu schaffen. In erster Linie waren es die Danziger Wirtschaftskreise, die sich wegen der wirtschaftspolitischen Maßnahmen Polens beunruhigt zeigten. Bor einiger Zeit erschien in Danzig der polnische General Gurecki. ein Ver trauensmann Pilsudskis, um mit dem Danziger Senat zu verhandeln. Dieser teilt jetzt mit, daß zwischen Danzia und Polen drei Abkommen geschlossen worden seien. Diese be- ziehen sich auf di« bekannte Angelegenheit des polnischen Munitionsdepots auf der Wester Platte, auf das Recht der lolnischen Regierung, ihr« Kriegsschiffe bis zum Jahre 1931 m Danziger Hafen anlegen zu lasten, und auf die Einfüh rung der polnischen Eisenbahntarife für das Gebiet des Frei- taates. Hinsichtlich der Wester Platte haben beide Teile hren grundsätzlichen Standpunkt aufrecht erhalten, aber Danzig erhält das Recht, die Wester Platte für seinen Handel zu benutzen, während sie Polen hin und wieder sür Muni- ionstransport« sperren darf. Danzia hat es nicht durchsetzen können, daß sein Hafen von polnischen Kriegsschiffen frei ! »leibt, wo doch inzwischen Gdingen so weit ausgebaut ist. Dagegen bedeutet die Einführung des polnischen Eisenbahn tarifs und die Aufhebung der sogenannten „gebrochenen Ta ris« zweifellos einen wirtschaftlichen Vorteil für Polen. Im ganzen erkennt man auch aus diesen Abmachungen da» pol- üsche Bestreben, dem Freistaat Danzig sür kleine wirtschaft- liche Vorteile möglichst «in politisches Recht nach dem ande ren zu nehmen. Aus diesem Grunde begrüßt man in politi- chen Kreisen der Reichshauptstadt die nunmehr getroffenen llbmachungen nicht mit reiner Freude, so wünschenswert an ich auch für die schwerbedrängte Danziger Wirtschaft jede krleichterung sein mag. Bei der augenblicklichen Lage im Listen ist unschwer zu erkennen, daß, auch der Freistaat Dan» Der mißglückte Ozeanslug hat in Warschau eine gewattlge EnkkSuschung heroorgerufen, nachdem die Erwartungen der Oeffentlichkeit durch eine übermäßige Pressevropaganda vorher allzu stark gesteigert worden waren. Der polnische Funk, der während der letzten beiden Tage in kurzen Zeitabständen Berichte herausgab, in denen nur mitgeteilt wurde, daß noch keine Nachrichten vorlägen, hotte am Sonnabendoormittag plötzlich jegliche Sendung eingestellt. Bereits am Sonnabend und Sonntag erschienen in der Stadt Extrablätter, obwohl noch überhaupt keine bestimmten Meldungen vorlagen, so daß sich der Bevölkerung bereits Befürchtungen und Besorgnis be mächtigten. Am Sonnabend traf dann um die Mittagsstunde die erste Nachricht über die Rettung der in« Meer gestürzten Flieger durch einen deutschen Dampfer ein, die durch Funk und kurz darauf erschienene Sonderausgaben verbreitet wurde. Die allgemeine Stimmung ist Infolgedessen sehr gedrückt. Nach einer Londoner Meldung der Radio-Corporation aus Neuyork hat da» polnische Flugzeug infolge Motorschwierigkeiten niedergehen müssen und soll von einem Dampfer der Hamburg—Amerika-Linie ausgenommen worden sein. Lissabon, 5. August Der deutsche Hapaadampser Samo» ist im Hafen von Leixoes in der Nahe von Sports eingetrof- fen. Er hakte die beiden polnischen Flieger Zdslkowski und Subala an Bord. Die beiden Flieger wurden von dem Dampfer etwa 100 Meilen von der portugiesischen Küste ent- sernt auf -em Meer treibend ausgesunden und an Bord ge nommen. Paris, 5. August. Die Aaence Hava» meldet au» Lis sabon: Die beiden polnischen Flieger haben bet ihrem Ver such der Ozeanüberfliegung einen Slstündigea Flug ausge- führk. Durch da» schlechte Funktionieren der Vreaastosfju- führung wurden sie gezwungen, etwa 60 Metten von Kap Finisterre entfernt auf dem Meere niederzugehen. Der Ap parat schlug mit solcher Wucht aus dem Master aus, daß die Tragflächen zertrümmert wurden. Einer der Flieger erlitt eine Armverlehung. Er wurde im Krankenhaus von Leixoes in Behandlung genommen. Die beiden Polen hoffen, morgen nach Pari» abreisen zu köauen. Sie polnisch-litauische Frage. Warschau, 5. August. Die in der in- und ausländischen Presse erschienene» Meldungen über die polnisch-litauische Frage haben, je mehr sich der Zeitpunkt -er wiluaer Legio- närstaguna nähert, auch in hiesigen gut unterrichteten politi schen Kreisen großes Rätselraten hervorgerufen. Jedoch glaubt man nicht ernstlich an ein militärische» Unternehmen Polen» gegen Litauen vor der Völkerbundstagung, zumal Gerüchte über eine angebliche neuerliche Verschlimmerung lm Befinden Pilsudski» umlaufen. Die Presse fährt in ihrem Feldzüge gegen Litauen fort, wegen der in die deutsche und ausländische Presse gedrun genen Nachrichten über die polnischen Truppenzusammen- ziehoagen im Wilnagebiet und die angeblichen Truppenbe wegungen im Korridor herrscht in warschauer politischen Kreisen große Nervosität, zumal keinerlei authentische An gaben über die Stärk- der Truppen gemacht werden. Die Regierungsblätter bringen täglich aus Berlin datierte Hetz meldungen, in denen sie die in den deutschen Zeitungen er- schieneaen Nachrichten als böswillige Tendenz der nationa listischen deutschen Presse bezeichnen. Die regierungsoffiziöse Epoca beschäftigt sich in einem Leitartikel mit dem Schritt des Auswärtigen Amtes bei dem polnischen Gesandten Knoll und kritisiert aufs schärfste die Bemühungen der deutschen Regierung zur Beilegung des polnisch-litauischen Konfliktes. Die künstliche Erregung, die von der deutschen Propaganda geschaffen worden sei, schreibt das Blatt, könne keinesfalls die künstlich« und unaufrichtige Unruhe der Wilhelmstraße erklären. Im Gegenteil fei es bemerkenswert, daß das Auswärtige Amt seinen Schritt beim polnischen Gesandten zwei Tage nach dem Erscheinen des Jswesttja-Artikels unternommen hätte, in dem die deut sche Regierung wegen ihrer einseitigen Demarche in Kowno angegriffen worden sei. Des Rätsels Lösung bestände eben darin, daß Deutschland in der polnisch-litauischen Frage an Sowjetrußlond gebunden sei und keine selbständige Politik führen könne. Der^Schritt des Auswärtigen Amtes sei nichts anderes als ein greller Beweis der Dentsch-Sowjct- Front gegen Polen und gegen den Völkerbund in der litauischen Frage. Deshalb habe der Völkerbund jetzt das Wort. Ein Berliner rechtsstelMdes Blatt hat -echt, wenn es diese Bemerkungen als eine Unverschämtheit bezeich net. Deutschlands ehrliche Bemühungen, die im Interesse Polens und Litauens und des Weltfriedens überhiupt liegen, werden hier in bewußt hetzerischer Weise in ibr Ge genteil verkehrt. Die Behauptungen von einer deutsch-russi- schen Front gegen Polen sind natürlich Unsinn. Polnische Machttürme an der ostprentzischen Grenze. Allenstein, 6. August. Die Allensteiner Zeitung schreibt: „Bereits vor einiger Zeit konnten wir über den Bau eines militärischen Zwecken dienenden polnischen Aus sichtsturmes bei Prostken berichten. Inzwischen sin- planmäßig an weiteren Stellen der Landesgrsnze von der polnischen Militärbehörde Wachttürme erbaut worden» und zwar im Kreise Iohannisburg bei den Grenzdörfern Mar- schewsken, Kurziontken und bei dem Grenziibergang Motto- zig künftig noch manchen schweren Kampf um seine politische und wirtschaftliche Freiheit gegen Polen zu führen haben wird. Gefallenenehrung und Festzng der Marine. Berlin, 5. August. Auf der Avus traten heute mittag die An gehörigen der alten Marine, die zur gegenwärtigen Bundestagung au» allen Teilen Deutschlands nach Berlin gekommen sind, zu einer eindrucksvollen Ehrung ihrer im Weltkriege gefallenen Kameraden zusammen. Unter den Anwesenden sah man die Admiral« Scheer und v. Schröder, Vizeadmiral v. Prentzel al» Vertreter des Chef» derMarineleitung, weiter die Vizeadmirale v.Reuter, Rogge, Rösing und andere namhafte Persönlichkeiten von Heer und Marin«. Marinepfarrer Ronneberger-Wilhelmshaven rief in ernste« Worten die Erinnerung an die gefallenen Kameraden wach. Admiral Scheer betonte in einer kurzen Ansprache, daß die Gefallenen willig ihr Leben im Dienste des Vaterlandes geopfert hätten. Man könne die Gefallenen nicht besser ehren, als daß man sich für die Freiheit und die Zukunft des deutschen Volke» betätige. Der Admiral schloß mit einem dreifachen Hurra auf da» deutsche Vaterland, worauf die Versammelten die Nationalhymne anstimmten. Nach Beendi gung des Feldgottesdienstes formierten sich die Marinevereine zu einem großen Festzug, an dem auch zahlreiche Krieger- und an- dere vaterländische Vereine teilnahmen. Der Festzug bewegt« sich zum Festlokal in Kroll's Garten, wo anschließend Konzert und Ball stattfanden. Dorpmiillers Reife. Berlin, 6. August. (Eigene Meldung.) Di« Tatsache, daß der Generaldirektor der Deutschen Reichsbahngesellschaft. Dr. Dorpmüller, in Bayern persönlich Besprechungen und Untersuchungen abhalten will, wird in Berliner politischen Kreisen deshalb auch lebhaft besprochen, weil es sich ja bei dlefer Reise nicht allein um technische Dinge handeln dürfte, sondern um sehr wichtige politische Unterhaltungen; für letzteres spricht ja schon die Fühlungnehmung mit dem bayrischen Ministerpräsidenten Dr. Held. Aber man geht auch nicht fehl in der Annahme, insbesondere nach einigen Ausführungen, die Generaldirektor Dorpmüller in den letzten Tagen in kleinerem Kreise über die eigenartig gela gerten bayrischen Eisenbahnverhältntffe machte, daß bet der Gruppenverwoltung Bayern grundlegende Aenderungen zu erwarten seien. Gerade diese Aenderungen aber dürften es sein, die die politischen Grenzen berühren, denn sie hängen eng zusammen mit den bayrischen Bestrebungen, die vorhan denen Reste der Eigenstaatlichkeit auf allen Gebieten zu be-