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Sonnabend, den 28. Juli 1S28. 83. Jahrgang Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten D« SLchststhe Erzähler ist das pa V«Sffm1Üch«»- der amtlichen Betaant- «azeigenprei» (in Rttchmnark): Di« 44 uw» breit« «tnspaltia» , MIllimtterzeil« 10 Pfg-, öttliche Anzeigen S Mg., Sm LeztteU lisch > „ . , „ , S0 mm breite Milllmeierzrilr S0 Pfg. Für da» Erscheinen von tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmte« Plätzen j Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreise«.kein« Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. - D-rMWeFtM-r UnabhängigeZettung für alle StändeikStadtmch Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten» Beilagen: Illustrierte« Sonntagsülatt / Heimatkundliche Beilage^, F«u und Heim / Landwirtschaftliche Bella« / Jugendpost. Dm»unvDerktg von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto A« Dresden Nr. 1621. Gemeindeverbandsgirokasfe Bischofswocha Konto Nr."V4 ter Am« Bischofswerda Nr. 444 und 44». >r Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher lebe» der Zeitung oder der Beförderungseinrich- hcÄmonatsich Mk. iZ», beim «hegen tu der Geschäftsstelle wSchentfich «0 (Sounatumd. und Str. 175 Lagesschau. * Am Donnerstag fand zwischen dem Reichsvertehrs- allatfter und de» Generakdireklor der Reich^cchu eine Be- spttchun^ über die Vetriebsficherheit der Dmkschea Reichs- * Die französische Besahungsbehörde hat an die deutsche Regierung das verlangen gestellt, drei Deutsche auszulle- fer», di« von dem Kriegsgericht in Landau wegen Herunter, reihen» einer französischen Flagge in Abwesenheit zu 5 Iah- rea Zuchthaus verurteilt worden sind. * Die Unterzeichnung des Selloggpakt« in Pari» ist endgültig aus den 27. August festgesetzt worden. * Das Hilfskomitee der Sowsetreglerung rüstet zur Suche nach Annmdsen und der Alessaudrigruppe eine dritte Hilfsexpedition aus. * Der erste Prioatsekretär von Hugo Stlnnes wurde wegen dringenden verdachte» der Teilnahme an einem Rie- senvetrug verhaftet. Zu de» mit * bezeichnete» Meldungen finden di» Leser Aus- führltche» an anderer Stell«. am.' bleibt. Berlin. 87. Juli. Zu dem Auslieferungsb«gehren dar» französischen Militärbehörden wird von zuständig« Gtüla! erklärt, daß Deutschland diesem Begehren Folg« leisten wirt». Deutschland habe sich an die vertraglichen DedinglmPkn zu halten, die ihm auferlegt «orhen seien. Räumung und Anschluß. Es ist rein Zufall, daß gerade in der letzten Zeit diese beiden Fragen wieder in den Mittelpunkt der politischen Erörterungen getreten sind. Denn beide, die Räumung», frag« «NB die Anfchkußfrage bilden di« wichtigsten Hinder nisse einer Verständigung zwischen Deutschland und seinen ehemaligen Kriegsgegnern im West««. Seitdem die Hoff nungen nach d«m Abschluß de» Locarnovertrages sich al» trügerisch erwiesen haben, sind von den verschiedenen deut schen Regierungen immer nur schwächliche versuche gemacht worden, di« RheinlandrSumung ihrem Ziel« näherzubrin- gen. Rein juristisch kann übrigen« der Anspruch Deutsch land» auf ein« vorzeitig« RheinlandrSumung insofern zwei felhaft sein, al» der Artikel 4S1 de, Versailler Vertrages ausl«gung»sähig ist. Hierum handelt ev sich aber gar nicht, denn Deutschland hat nie einen Zweifel darüber gelassen, Laß e» den Versailler Vertrag nicht als ein ewiges und un abänderliches Gesetz betrachten kann. Wenn die Locarno politik überhaupt einen Sinn haben soll, dann muß es ge lingen, die Räumungsfrage aus dem juristischen in das poli- rische Fahrwasser hinüberzusteuern. Die Franzosen betrachten da» Rheinlandpfand al» eine Gewähr für ihre militärische Sicherheit und für die Zahlung der deutsche» Reparationen. Die militärische Sicherheit Frankreichs, da» mutz ausdrücklich fefigestellt werden, ist durch den Locarnovertrag für alle Zeiten gewährleistet. Be kanntlich enthält auch der Artikel LS des Versailler Vertra ge» insofern noch einige Fußangeln, als die Räumung in den vertragsmäßig vorgesehenen Fristen davon abhängig ge macht werden kann, daß die Westmächte ihre Sicherheit gegen einen nicht provozierten Angriff Deutschlands für ge nügend erachten. Diese etwaigen Forderungen sind durch den Locarnovertrag bereits abgegolten. Denn eine größere Sicherheit kann Frankreich und kann Belgien niemals er warten. Man weiß allerdings, daß die weitblickende fran zösische Politik bereits ein neues Eisen in da» Feuer gelegt hat. Immer wieverholen sich die versuche, auch Polen in den Kreis der französischen Sicherheit-Politik insofern ein- zubeziehen, al» man Deutschland eine nochmalige und frei- willige Garantie de» jetzigen Gebietsstandes im deutschen Osten zumuten will. Daß hieran nicht zu denken ist, und daß kein- deutsche Regierung darauf jemals eingehen könnte, darüber braucht kein Wort verloren zu werden. Wohl aber liegen hier die MMchkeiten für ein« neue Verwicklung der RSumungsfrage. Di« deutschen Tributzahlunaen sind bekanntlich durch den Dawesplan geregelt. Allerdings steht die endgültig« Höhe der deutschen Verpflichtungen noch nicht fest. Es ist deshalb Deutschland» und Frankreich» Interesse zugleich, daß endlich einmal ein Schlußstrich unter diese Rechnung gemacht wird, damit auch von dieser Seite her keine Schwierigkeiten mehr gemacht werden können. Allerdings darf man nicht vergessen, daß die Reparationsfrage unauflöslich mit der Regelung der sogenannten interalliierten Schulden, also der Kriegsanleihen unserer europäischen Kriegsgegner bei Ame rika, zusammenhängt. E, scheint also, als ob alle diese Pro bleme zusammen angefaßt und gelöst werden müßten. Er freulich ist in diesem Zusammenhang, daß auch ausgespro chene verständigungspolitiker in Deutschlands neuerdings es Im Anschluß an die Eröterungen der betrieblichen verhältnttse wurde wegen de» Siegelsdorfer Unfalles, der aus Fehl« bedn Gleis zurüitzuführen ist, di» Frag« der vberbauaroeuen geprüft. Im ganzen Reichsbahngeblet — und da» trifft auch für Siegelsdors zu — ist trotz der vermehrten Anwendung neuzeitlicher Einrichtun gen die Zahl de« Bahnunterhaltungspersonal» nicht wesentlich ge ringer, al» im Jahre 1913. Zur besseren Ueberwachung der Ober bauausführungen sind weitere Kontrollen notwendig. Im Zusam menhangs damit sollen die Vorschriften für die Ausführung der Oberbauarbeiten, sowie für die Aufstellung und Entfernung der Langfam-Fahrsignale verschärft werden. Bi» jetzt ist es mit Rück sicht auf dm großen Umfang der Arbeiten noch nicht möglich «- wesen, die Rückstände in der Erneuerung der Gleise, die sich infolge der Kriegsoerhältnisse und der Nachkriegszeit ergeben haben, voll ständig aufzuarbeiten. Diese Arbeiten find tunlichst zu beschleuni gen. Ts werden bl» zu ihrer Vollendung noch mehrer« Jahr« not wendig sein. Inzwischen läßt «» sich nicht vermeiden, die heutige geringere Geschwindigkeit der Züge gegenüber der Vorkriegszeit aus einzelnen Strecken brizubehalten. Bezüglich der Anzahl btt durch Unfälle zu Schaden gekommenen Personen ist folgende« fest- zustellen: DI« Zahl der Unfälle betrug auf «ine Million Zugkil»-> meter im Jahre 1913: 4,66, Im Jahre 1927: 8,71, wobei z»c berück-! sichtigen ist, daß 1927 di« Besetzung der Züge um 84 Prozent grö-" her war, als 1913. Vom Generaldirektor wurde au»drvckltch dl« Zusicherung ge-! geben, daß er trotz der schwierigen finanziellen Läge der Deut-i schen Reichsbahngesellschaft mst allem Nachdruck weit« dcchin «tr-, ken werd«, daß di« Sicherheit des Bahnbetriebe» gewährleistet« We Sefatzimgssrrsth fordert Opfer. Auslieferung dreier Deutscher cm die Besatzungbehörde. Laudau. 27. Juli. Di« französische B«satzung»behördck hat an die deutsche Reichsreaierung da» Ausliesttunosb« gehren gegen di« drei deutschen Staatsangehörigen Weiß, Simmel und Lutz au» Zweibrücken, welche am 12. Zull vom französischen Kriegsgericht in Landau unter der Anschuldb- gung, die französische Trikolore vom französischen kasino tn Zweibrücken herabgerissen zu haben, w«i ren Diebstahl» und Beleidigung der französischen j fünf Jahren Zuchthaus im Abwesenheit-verfahren wurden, gestalt. Di« drei Angeschuldigten hatten sich seinerzeit der ihnwtl drohenden Verhaftung dadurch entzogen, daß sie sich tn da« rechtsrheinische Gebiet begaben und zu der Verhandlung oar> dem Kriegsgericht nicht erschienen waren. Außerdem hat die französische Besatzungsbehörd« dtz? Auslieferung des vom französischen Kriegsgericht Landaw am IS. Juli, ebenfalls im Abwesenheitsoerfahren, wegen des, Maximltian-Auer-Besatzungszwischenfalles unter der An» klage der Gewalttätigkeit gegenüber einem französischen vf-j fizier und Beleidigung der französischen Besatzungsarmee! zu zwei Jahren Gefängnis und 200 Francs Geldstrafe ver urteilten Arbeiters Jacob Merz aus Neupfoz (Pfalz) ver langt. Die Meldung wird nunmehr von den Berliner Blättern bestätigt. In den Kommentaren der Presse zu dem französi schen Verlangen wird darauf hingewiesen, daß deutlicher ms alle anderen Vorgänge der letzten Zett dieser neue Pe-> satzungszwlschenfall di« Unmöglichkeit und Unhaltbarkeit der ganzen Rheinlandbesetzung beweise. Di« Kreuzzeitung fragt: Was nützen Deutschland die Locarnoverträge, was nützt! Deutschland der Beitritt -um Völkerbund, wenn immer er neut gegen Sinn und Geist dieser Abmachungen verstoß«« wird. Aehnlich äußert sich die Deutsche Tageszeitung: Dicks fremde Besatzung hat schon längst kein moralische» Rechts mehr, am Rhein zu stehen. Ihre bloße Anwesenheit tst «iye^ glatt« Verleugnung der Ide« von Locarno. Die neuen For derungen aber zeigen, daß die französische Besatzungsbehörd«, im Rheinland sich nicht einmal scheut, auch die Ehre des! deutschen voller in leichtfertigster Weise anzugreifen. Inn der Vossischen Zeitung heißt «»: Rach dem Wortlaut de» RheinlmwabkomMen» haben die vormals französischen Be-i das Recht, die Auslieferung der verurteilten zu vor-, obgleich natürlich jedes Gefühl sich dagegen sträubt,! an zu denken, daß deutsche Behörden deutsche Staats- ausgesprochenen Dummenjungenstrel- ches für S Jahre in «in französische» Zuchthaus ausliestn» sollen. Man stell« sich nur einmal vor, zu was Mr inner- politischen Kämpfen di« Durchführung des französischen Au», lteferungsbegehren» in Deutschland führen müßte. Hörden das Recht, die Auslieferung der verurteilten langen, obgleich natürlich jedes Gefühl sich dagegen nur daran zu . bürger wegen «in«» ai nur einmal vor, zu was für inner- grundsätzlich ablehnen» au» der RSumungsfrage ein politi sche« und wirtschaftliche» Geschäft zu machen. Dielfach ist in der französischen Oeffrnilichkeil die For derung ausgelaucht, die RheinlandrSumung nur unter der Voraussetzung zu vollziehen, daß Deutschland auf die Ver- einiguag mit Oesterreich verzichte. Die gewaltigen Kund gebungen der letzten Woche dürsten la der ganzen Welt wohl den Eindruck befestigt haben, daß Deutschland zu dieser Preisgabe eine» nationalen Grundrechte, niemals gebracht werden kann. Neuerdings mehren sich die Stimmen des objektiv denkenden Auslandes, die eine besondere Gefahr in dem Anschluß nicht mehr erblicken wollen. Ts bleibt auch unverständlich, woraus Frankreich und die Balkanmächte diese Gefahr herleiten wollen, denn die Be- waffmurgsstärken Deutschlands und Oesterreichs sind doch nun einmal durch die Friedensverträge festgelegt, und es ist überhaupt nicht abzusehen, weshalb die friedliche Bereini gung'zweier ftammesgleicher Völker zu einem Staatswesen der Wett schaden soll. Vielmehr würde durch die Vollziehung diese» Wunsches nur einer der gefährlichen Unruheherde in Mitteleuropa beseitigt sein. Besonders eigenartig muten die Italienischen Bedenken an, denn Italien hat sich doch durch den Friedensvertrag unter Vergewaltigung des deutschen Südtirol eine strategische Grenze gesichert, durch die sein Land genügend geschützt sein sollte. Beide Fragen, die der Räumung und die des Anschlusses sind Prüfstein« für die wahre Verständigungsbereitschaft der anderen Völker uns gegenüber. Man sollte einzelne vernüns- tsge SstMlnen» besonders in der Oppositionspresse der ande ren Länder nicht überwerten. Es kann sich dabei auch um ein Spiel^nit verteilten Rollen handeln. Die Aeußenmgen der verantwortlichen Staatsmänner lassen jedenfalls bisher nicht dett Schluß zu, als ob man im Ausland« geneigt sei, den deutschen Lebensnotwendigkeiten mehr al» bisher Rech nung zu tragen. Sa- «eich-verkrhwmlnifferlmn M Se- lrieWcherheit der deuWen Reichsbahn. Vertin, 26. Juli. Heute fand zwischen dem Reichsoerkehrs- mjnister und dem Generaldirektor der deutschen Reichsbahngesell- schast anläßlich der letzten Unfälle eine Besprechung über die Bs- triebsstcherheit der Reichsbahn statt. Bei dem Uebergange der Staatsbahnen in die Hände des Reiches waren die Bahnanlagen und Sicherheltseinrichtungen an manchen Stellen infolge ungünsti- gtt finanzieller Verhältnisse noch nicht bi» zu demselben Grad« fortgeschritten, wie in dem übrigen Deutschland. Di« ungünstige Wirtschaftslage in der Nachkriegszeit ließ einen weiteren Ausbau nur langsam zu. Dies gilt auch für die Zentralisierung der Siche- rungsanlagen auf einigen Bahnhöfen in Bayern, u. a. auch in München. Zu dem Münchener Unfall wurde festgestellt, daß bet genauer Befolgung der gegebenen Vorschriften dl« auf dem Haupt- bahnhof München bestehenden Einrichtungen für die Sicherheit de« Zugverkehr» ausreichen. Nur da» unglückselig« Zusammentreffen einer Reih« von Zufällen und Versehen konnte da» Unglück her» beifübren. Um in Zukunft auch solche Gefahrenmomrnte nach Möglichkeit auszuschalten, bestand aber Uebereinstimmung zu fol gendem Vorgehen: Die bestehenden Blockeinrichtungen werden sofort durch zwi- chenzeitliche Verbesserungen ergänzt, di« durch die Gruppenverwal tung Bayern bereit» vorbereitet sind. Di« im Sang- befindliche endgültige Zentralisierung der Sicherheitsanlagen de» Hauptbahn- »ofe» München soll mit allen Mitteln beschleunigt werden. Üeberhaupt sollen die wenigen noch nicht mit zentralisierten Wei chen und Signalen versehenen Bahnhöfe sofort daraufhin nachge- vrüst werden, ob der vttkehr ein« besonder» beschleunigt« Durch- ührung der Zentralisierung erfordert. Zu den Angriffen weg«» zu starker Inanspruchnahme de» Personal» wurde festgestellt: Die Dienstrinteilungen schen in Süd deutschland „Ruhetage"' von 32 und mehr Stunden vor. Dadurch, wird «ine engere Zusammenrückung von vienpschichtrn, di« durch kurze Ruhezeiten getrennt sind, notwendig. Dttngegenübrr tst in Norddeutschtand die Zahl und Dauer der Ruhetag« geringer, aber di« Nuhezeü zwisch«n den Dienltschichten allgemän länger. Noch übereinstimmend« Meinung de» Reich»verkchrmnini- st«» und de» Generaldirektor» der Deutschen Reichsbahngesellschaft wird es in Zukunft notwendig sein, di« süddeutschen Dtensteintei» lungen den zweckentsprechenden norddeutsch«« mehr anzupassen. Vorwürfe wegen er Per- onalbesetzung können !luf dem München« über der Vorkriegszeit trotz zur Zett verminderter gab«n um 14 Prozent höh«, al» 1918. Der Sefamtpersonalbestmch n Bayern betrug im Jahre 1927 1« Prozent mehr, al. In der Vorkriegszeit, während da, «rsamtversonal der Deutschen Reich«, bahngesellschaft im Jahr« 1927 1H Prozent mehr betrug. Ein« zu gering« Kopfzahl kann also nicht al» Ursache der Unfälle angesehen werden. Trotzdem sind Maßnahmen zu kreffen, um an Taaea befand«» angeflrengtea Dienste, verstärkungspersonal m«hr al» bisher !N.