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Das Deutsche Gängerfest in Wien Freunde und Gönner werden bereit» heute auf die Vadtoethe aufmerksam gemacht und gebeten, sich an der Seih« recht zahlreich zu beteiligen. Aus -er Oberlaufitz. Bischofswerda, 21. Juli. Glocken am Sonnabend. Glocken schwingen über der Stadt und läuten den Sonntag ein. Frohe Vögel sind sie, die aus dunklen Türmen aufsteigen und niederschweben in die grauen Gassen der Menschen. Blütenbäumen gleichen die Glockenklänge, die plötzlich auf wachsen aus dem Straßenlärm und viele beglücken, viele, in deren Seele sonst kein Platz mehr ist für romantisches Empfinden und leuchtende Stille. Es muß einer schon einen harten Panzer ums Herz tragen, wenn er am Sonnabend, da die Glocken singen, nicht eine Weile innehält im hastenden Treiben und den Blick nach oben wendet, wo ein Schwingen und Wogen ist, als ob sich ein Spalt des Himmels geöffnet habe, aus dem Sphärenmusik niederströmt, reich und befriedend. Ob wir in der Stadt leben, ob auf dem Lande, überall will am Ende der Woche ein Höheres, Heiliges Einlaß finden in unsere Seele. Eine Sprache, welche die Kinder besser zu deuten wissen als wir Großen, Neunmalklugen, möchte uns zurufen: Geh in dich, raste einen Augenblick und besinne dich auf die ewigen zeitlosen Dingel Viele jagen weiter und wollen nicht vernehmen, was von den Türmen singt. Die wenigen aber, die sich einen Herzenswinkel rein gehalten haben vom Schutt des Alltags, lauschen beglückt den Tönen, die von oben kommen, den Glocken, die schwingen in dunk len Harmonien, die klingen und singen über dem Tag, hoch über der Stadt, nahe Wolken, Wind und Gott. . . . Weihe -es neuen Stadtbades am 5. August. Dank der rührigen Arbeit ist es möglich, daß das neue städtische Freischwimmbad bereits am Sonntag, den 5. August, seine Weihe erhalten kann. Das schön gelegen« Bad verfügt über ein Schwimmbecken in der Größe von 22 mal SO Meter mit einer Tiefe von 2,70 Meter und ein Nicht» schwimmerbecken (Planschbecken), das etwa die Größe von 40 mal 33 Meter hat. Das Schwimmbecken ist mit einem Sprungturm von 5 und 3 m Höhe versehen. Die Hochbauten enthalten 76 Cinzelkabinen, 4 offen« Auskleidehallen, 2 Der- einskabinen, 2 Brauseräume, 1 Garderobenraum und 1 Er frischungsraum. Außerdem befindet sich im Badegeland« ein idyllisch gelegener Gondelteich, der mit 6 bis 7 Gondeln ausgestattet wird. Di« gesamt« Einwohnerschaft sowie all« G» Schmölln, 21. Juli. Jäher Tod auf der Sangerfahrk. Der Bruchmeister August Hensel verschied laut telegra phischer Mitteilung ganz plötzlich in Wien, wo er mit seinen Sangesbrüdern des Männergesangvereins Schmölln am Sängerfest teilnehmen wollte. Der plötzlich aus dem Leben Gerufene steht in den sechziger Jahren und ist eins her ältesten aktiven Mitglieder des Männergesangvereins. Für seine Sangesbrüder, insgesamt 29 Sänger, mit denen er das Wiener Sängerfest zu feiern gedachte, ist es ein tragi sches Erlebnis wie für di« Angehörigen ein schmerzlicher Ver lust. Die Beerdigung wird voraussichtlich am Montag in Schmölln stattfinden. Arnsdorf, 21. Juli. Lrnkebegiuu. Auf Arnsdorfer Flur ist dieser Tage an der Eisenbahnlinie mit dem Schnitt der Wintergerste begonnen und diese in Puppen aufgestellt wor den. Obwohl die anhaltende Dürre dem Roggen nichts mehr schaden kann, so sieht doch der Landwirt mit banger Sorge in die Zukunft, denn wenn nicht bald Regen Eintritt, ist mit einer verminderten Ernte der übrigen Getreidearten und auch der jetzt in seltener Blittenfülle prangenden Kartoffeln zu rechnen. Ebenso wird das Crünfutter sehr knapp, da der zweite Schnitt infolge der Trockenheit nicht nachwächst; dies zeigt sich ganz besonders deutlich bei dem Grummet und weisen die bergigen Wiesen stellenweise schon Brandflecke auf. Nerrkirch (Laufitz) und Umgegend. Reukirch (Laus.), 21. Juki. Borkrag. Wie aus dem In seratenteil ersichtlich, hält Herr Missionar Schulzke, z. Z. Bautzen, am Dienstag, den 24. d. M., Mllbr abends, im Hofgericht einen Borkrag über »Lehren und Gebräuche der Mormonensekte". Steinigtwolmsdorf, 21. Juli. Zur Pfarrereiuweihuag. Am letzten Sonntag fand, wie bereits ausführlich berichtet wurde, di« Einweihung und gleichzeitig auch die Ordination unseres neuen Geistlichen, Herm Pfarrer Vogt au« Thurm, Amtshauptmannschast Glauchau, statt. Es verdient noch er- wähnt zu werden, daß ein« solche Feier bezw. Amtshand, lung fett dem Schre 1900 hchr nicht mchr erfolgt ist. Damals, -* I« der Sitzung de» Wohlfahrt,, qud Ju^-dau«. schütze, bei« Berirk,fürsorgeverbaud Bautzen-Land am 18. d. M. berichtete eingangs der Fürsorgearzt Dr. med. Schil ling- Bautzen über die Jahresversammlung de, Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose in Wild- bad. Aus den verschiedenen Referaten stellte er einige Ge sichtspunkte heraus» Die neuesten Forschungsergebnisse Über die Diagnose und den Verlauf der Lungentuberkulose, die Notwendigkeit der Schaffung besonderer Tuberkulosen krankenhäuser für alle Stadien der Erkrankung, di« besser» Ausrüstung der Beratungsstellen mit RöntgenapparatW usw., die Forderung dex Spezialausbildung von Fürsorge- rinnen für die Tuberkulosenfürsorae und die Mithilfe in Be ratungsstellen. Die interessanten Ausführungen wurden mit lebhaftem Interesse ausgenommen. Aus der erheblichen Kürzung der Reichs- und Staatsmittel für die Kinderspei sung ergibt sich die Notwendigkeit, die Schulspeisung in der bisherigen Form vollständig einzustellen. Nach längeren Beratungen beschloß der Ausschuß, die geringfügigen Mittel zur Abgabe von Milchgutscheinen an kinderreiche Mütter, ins besondere stillende Mütter, in- und außerhalb der Mütter beratungsstellen zu verwenden. Gin weiterer Punkt der Tagesordnung befaßte sich mit den Winterveranstaltungen des Bezirks-Wohlfahrts- und -Jugendamtes, als welche vor- gesehen sind: Eine Wohlfahrtstagung Ende Oktober, die die Zusammenarbeit von Schule und Wohlfahrtspflege zum Gegenstand haben soll, und «ine Reihe von Vorträgen ge sundheitsfürsorgerischer Art für die Gemeindeschwestern, di« die gegenseitige Fühlungnahme und die Mitarbeit der Gemeindeschwestern auf diesem Gebiete der Wohlfahrts pflege bezwecken. Auch dem DorWag des Amtes, im Interesse einer alkoholfreien Jugenderziehung von Dolks- und Fortbildungsschülern, Vorträge über Alkoholschäden im Rahmen des Schulunterrichts zu halten, wird zugestimmt. In der nichtöffentlichen Sitzung, die kurz vor 5 Uhr von dem Vorsitzenden, Herrn Amtsyauptmann Dr. Jungmann, ge schlossen wird, wurden einzelne Fälle, insbesondere der Jugendfürsorge, beraten. - —* Abreise der Turner nach Köln zum Deutschen Turn fest. Morgen, Sonntag abend um 8,48 Uhr, fährt von Bischofswerda ab ein Sonderzug zum Deutschen Turnfest. Von Bischofswerda werden etwa 30 Turner und Turnerin nen teilnehmen und im ganzen Bezirk Bischofswerda und Umg. etwa 250 Turner und Turnerinnen. Die Kölnfahrer stellen um 8 Uhr auf dem Markte, und ziehen dann mit Musik, Fahne und in Begleitung der Vereine zum Bahnhof. Mögen dke Teilnehmer einen unvergeßlichen Eindruck vom Deutschen Turnfest mit Heimbringen. —* Unfälle auf dem wiener Sängersest. Außer dem tief bedauerlichen Todesfall eines treuen Sängers aus Schmölln (siehe Notiz unter Schmölln), wird weiter aus Wien gemeldet: Der 61jährige Strumpfwirker Franz Ri chard von Wolffersdorf aus Limbach in Sachsen fiel nachts schlaftrunken von der Bank. Er wurde mit Gesichtsver letzungen in ein Krankenhaus gebracht. — Einen Straßen- bahnunfall erlitt in der vergangenen Nacht der Tischler Max Gröschel aus Zella-Mehlis, der Gesichts- und Kopfverletzun- aen davontrug. — Beim Begrüßungsabend am Donnerstag in der Sängerhalke mußte die Rettungswache in 18 durchweg leichteren Fällen eingreifen. —* Diebstahl in einem Schrebergarten. In der Nacht zum Freitag wurde einem Pächter an der Bischofftratze (Fußweg nach dem Schützenhaus) ein ganzes Beet Kohl rabi gestohlen. —* Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz hält heute Sonnabend abend ein« Geländeübung ab. (Nähe res siehe Anzeige.) —* Aerztllchen Dienst am Sonntag, 22. Juli: Herr Dr. Böhme (Sprechzeit MO—10 Uhr). — Sonntags-und Nachtdienst in den Apotheken: Neue Apotheke, Bautzner Straße. — Sanitäts-Auto: Sonntags Anruf Polizeiwache Nr. 46 und 47. Wochentags: Sanitätshaus Richter, Bahn hofstraße, Anruf Nr. 347. Aus Sachsen. Dresden, 21. Juli. Einstellung des regelmäßigen Fracht- schiffahrtsbetriebs auf der Elbe. Da der Wasserstand infolge der anhaltenden Trockenheit am Freitag den außergewöhn lichen Tiefstand von 212 unter Null am Dresdner Pegel er reicht hat, beschlossen die Elbschiffahrtsgesellschaften, den regelmäßigen Frachtverkehr mit Wirkung vom 21. Juli für geschlossen zu erklären. Die Personenfchiffahrt auf der Strecke Aussig — Leitmeritz wurde der ungünstigen Wasser verhältnisse wegen ebenfalls eingestellt. Dresden, 21. Juli. Ein leichtsinniger Bubenstreich. In der Nacht zum Freitag gegen 4 Uhr morgens bemerkte ein Wächter der Dresdner Wach- und Schließgssellschaft äuf sei nem Rundgang durch die Trompeterstraße, daß ein Mann auf einen dort befindlichen Benzintank kletterte und dort eine brennende Kerze aufstellte. Ein rasch herbeigerufener Polizeibeamter stellte die Personalien des Uebeltaters fest. Radeberg, 21. Juli. Ein bedauerlicher Unglückssall er eignete sich am Donnerstagnachmittag beim Ausrichten eines Gerüstes an einem der Eschebachschen Häuser in der Bahn hofstraße. Dort stürzte der Zimmermann Richard Gärtner aus Lichtenberg vom Gerüst ab und zog sich eine Gehirn erschütterung zu, die seine Ueberführung ins städtische Kran kenhaus notwendig machte. Hainichen. 21. Juli. Vorzeitiges Ende einer Stadtver ordnetenversammlung. In der letzten Stadtverordneten sitzung kam es zwischen dem Vorsteher und einem kommu nistischen Stadtverordneten zu einer längeren Auseinander setzung, infolge deren der letztere schließlich aus dem Saale ge wiesen wurde. Da er freiwillig nicht hinausging, mußte er schließlich von zwei Polizeibeamten hinausbegleitet werden. Als Protest hiergegen verließ darauf die Linke geschloffen den Saal und führte dadurch die Beschlußunfähigkeit des Hauses herbei. Ehemuih, 21. Juli. Schwerer verkehrsunfall. Am Donnerstagnachmittag kam es auf der Kreuzung Müller- und Promenadenstraße zu einem folgenschweren Zusammen stoß zwischen einem Lastkraftwagen und einem Motorrad. Der Führer des Motorrades, ein 19 Jahre alter Hilfsmon- teur sowie «in auf dem Soziussitz mitfahrender 40 Jahre alter Monteur stürzten auf die Straße. Der Mitfahrer erlitt einte Gehirnerschütterung und schwere innere Verletzungen, so daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Führer kam mit leichteren Verletzungen davon. Dex «hör der 4V OVO. w«ea, 20. Juli. Da» Stadtbild von Wien ist vollkommen verändert. Seit gestern und vorgestern ist mit der Ankunft der deut schen Sänger neues pulsierendes Leben eingezogen. Die Hitzewelle hat sich verzogen. Das Wetter ist — von kleinen vorübergehenden Regenspritzern abgesehen — geradezu ideal. Die Sonne scheint freundlich, tagsüber weht eine an- genehme Brise. Die Abende sind von erquickender Milde. Die deutschen Gäste sind da. Die blauen Kappen der deutschen Sänger beherrschen das Stadtbild. Festlicher Glanz überflutet die ganze Stadt. Auch weit abseits vom Mittelpunkt des farbigen Trubels, in den Außenbezirken, wird man kaum ein entlegenes Haus finden, das nicht zu Ehren der Gäste mit Wimpeln und Fahnen geschmückt hätte. Zum großen Festplatze im Prater drängen sich heute vormittag unaufhörlich unübersehbare Menschenmassen. Hier findet in der Mittagsstunde die Schubert-Ehrung statt. Die gefüllte Halle bietet ein überwältigendes Bild. Ihre unge heuren Dimensionen wirken mit . voller Anschaulichkeit, wenn man unaufhörlich neue Massen hereinfluten sieht, die in de« Riesenraum fast unbemerkt verschwinden. Cs be darf einer wahren Völkerwanderung, die Halle zu füllen. Köpf an Kopf drängt sich in den Bankreihen das Publikum. Die Armee der Sänger, die dröhnenden Schrittes das Po dium besetzt, bietet e i n e n imposanten Anblick. Der Ordnerdienst klappt mustergültig. Ueberall sieht man Funktionäre über der Menge emporragen mit an Stangen wehenden Tüchern, Signale gebend und ihre Gruppen zu sich heranrufen. Hoch, auf weithin sichtbarem Turm, steht der Dirigent. Signale, Fanfarengeschmetter, mächtige Ak korde, Musik erfüllt den Raum, mächtige Chöre durchfluten ihn mit brausender Harmonie. . Diese Schubert-Ehrung war eine Offenbarung der deut schen Seele von unerhörter Kraft, sie war ein Weiheakt von elementarer, in sich selber wunderschöner und ergreifender Hoheit. Ein gewaltiger Bläserchor, gebildet von den Ka pellen der Wiener Staatsoper, der Symphonie und des österreichischen Musikverbandes, begann mit den chromati schen Fanfaren von Richard Strauß. Dann leiteten Glocken töne zu dem Gesamlchor der 40 000 Säiiger über. Der Vortrag war von feiner Abgeklärtheit. Das Tausendstimmige ging in hoher Einheit aus. Vierzigtausend bildeten ein einziges Instrument. Diese bezaubernde Aus geglichenheit kam auch den folgenden Liedern zugute. Nie- - mand hatte eine solche wunderbare Schattierung für möglich gehalten. Vorgetragen wurden unter anderem Franz Schu berts „Der Lindenbaum", ferner Wohlgemuths „Von Weh mut überflort", „Schön ist die Jugend". Vor allem aber Keldorfers „Deutschland, mein Vaterland" u. Rudolf Duks: „Vaterland", das den monumentalen Abschluß bildete, riß zu brausenden Kundgebungen hin. Schon der Anblick der von Sonnenschimmer durchfluteten Halle wirkte erhebend. Die Menschenmassen gtzcheu^einer aus ungezählten engen Maschen gewebten Matte, me sich in der Ferne formiert, wenn aber.Bewegung in diese Menge kam, wenn sich alles jubelnd erhob, dann ward daraus ein Heer. Während dieser ersten Hauptaufführung hielt der Präsident des Deutschen Sängerbundes. Friedrich List» eine Ansprache, in der er u. a. sagte: „Im Zeichen des Na mens Schubert hat der Deutsche Sängerbund die Geburts stadt des Tonfürsten zur Stätte des 10. Deutschen Sänger bundesfestes erkoren. Deutsche Sänger verdanken ihm das Beste, was wir an Tondichtungen für Männerchöre haben. Die Namen Schubert und Wien, die ja untrennbar zusam- menaehören, haben wie ein Zauberwort gewirkt. Die deutsche Seele, das deutsche Gemüt im Liede ausströmen zu lasten und durch das Lied das einigende Band um alle Deutschen zu schlingen, war die wundervolle Aufgabe, die sich der Deutsche Sängerbund gesetzt hat. In dieser festlichen Stunde huldigen wir deutschen Sänger Franz Schubert/' Die Schubert-Krrldrgrmg. Der festliche Rahmen. Auf dem Heldenplatz zu Wien, der die prächtigste Deko- ration für großartige Darbietungen im Freien bildet, er freute der Elbe-Havel-Sängerbund unter Führung der Chormeister Reichert-Halle und Kuvferschmidt-Magveburg die unübersehbare Menschenmenge mit einer Serenade. Es war echte Volkskunst. Man kann sich kaum einen stim- mungsvolleren Hintergrund denken als den weiten Platz mit der imposanten Palastarchitektur. An vielen Orten stimmte die Menge das Deutschlandlied an. Als der Leipziger Man- nerchor im ehrwürdigen Schottenhof unter den breiten Wie sen das Lied von den lustigen Musikanten sang, da wollte auch dort das Heilrufen kein Ende nehmen. Noch tausend mal überschäumender aber war der Jubel der wogenden Massen, als Meister Keldorfer mit der unsterblichen Weise „Wein, Weib und Gesang" von Johann Strauß, die von den Zehntausenden geschulter Sänger vorgetragen wurde, das Finale zu dionysischer Freude gab. Ja, die Wiener Lebenslust lodert hoch auf. Doch dabei handelt es sich nicht um wildes taumelndes Genießen» nein! Das sinnige Wort, das der deutsche Gesandte Graf Lerchenfeld mittels Laut sprecher verkündete, das Wort von der Kulturverbundenheit Deutschlands und Oesterreich», betont den tieferen, ernsteren Sinn der allgemeinen Ver brüderung. Im Prater spielen Blasorchester zum Tanze auf, und die Wiener Madels zeigen, daß sie heute noch Meisterinnen sind im graziösesten aller Tänze. Herzlich gefeiert werden die Amerikaner. Einer ihrer Obmänner erklärte pathetisch, daß er Wien trocken legen wolle, aber auf seine Art. Er und seine zehntausend Freunde seien eben dabei, alle Fässer auszutrinken. Diese ergötzlichen Szenen entzückten die Wiener auf das höchste. Stürmisch begeisterter Empfang wurde von den Men schenspalieren den akademischen Sängerschaften aller deut schen Hochschulen bereitet, die sich in der alten Kulturstätte Melk an der Donau gesammelt hatten. Eine Kavalkade in vollem Wichs eröffnete den Zug. Man sah dabei auch die Leipziger Sängerschaften, die im Schmuck von Mütze und Band erschienen. Ihr Konzert, das auch den Augen den schönsten Anreiz bietet, löste allgemein stolze Freude aus an Deutschlands Jugend. Die Ankunft der Prager „Karden". Um 9 Uhr vormittags kamen am Donnerstag in zwei Züge verteilt die Prager „Barden" an. Den „Barden" hat ten ursprünglich die Tschechen die Reise nach Wien mit Mütze, Band und Fahne zum Sängerbundesfest verbieten wollen. Als die „Barden" mit ihrer Fahne aus dem Bahn hofsgebäude heraustraten» schollen ihnen vielhundertstim- mige Heilrufe entgegen. Nach der Begrüßung bildete sich ein Zug, voran vier Chargierte in vollem Wichs hoch zu Roß, hierauf folgten 220 Prager „Barden" und eine unab sehbare Menge. Auf der Rampe der Universität hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge, unter ihnen viele Ange hörige der Wiener Korporationen eingefunden. Im Festsaal der Universität begrüßte Hofrat Prof. Dr. Wettstein als Vertreter des Rektors die Prager akademischen Sänger. In seiner Rede nannte Prof. Dr. Wettstein das Sängerfest ein Fest der Solidarität der deutschen Kultur und damit eine der größten deutschen Kundgebungen der letzten Jahre.