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DerSSGscheLrMer DUcHolswerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Die« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mamchhast, der Schulinspektion und der Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgericht«, des Finanzamtes und de« Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle StSndein Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenBolksschichten Beilagen: Bilderwoche, Unsere Heiimch Frau und Heim, Landwirt» schastliche Beilage, Iugendpoft, Modebeilage. — Dmck «. Verlag vo« Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. FernsprecherRr.444und 448 E»sch«ttu«a«»«y« Jeden Werktag alxsdr für den folgend. Tag. Bezugs««»- für die Jett ein«, halben Monat«: Frei tn. Hau, halbmonatlich MK.1L0, beim Abholen in-der Geschäftsstelle wöchentlich SO Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. 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Jahrgang Tagesschau. * Bei den Verhandlungen über die Regierungsbildung ist in mehreren wichtigen Fragen immer uoch keine lleber- einstimmuag erzielt. Mittwoch nachmittag findet eine neue interfraktionelle Konferenz statt. * Dle Ozeanflieger haben die Bitte ausaesprochen, daß die geplanten festlichen Empfänge in möglichst einfachen Grenzen gehalten werden; die zur Verfügung gestellten Gel der sollen der Wohltätigkeit zufließen. * Bon dem Flugzeug „Lakham". mit dem Amundsea und seine Begleiter am Montag zur Suche nach Nobile auf gestiegen sind, fehlt jede Nachricht. Eine Meldung, daß es Amundsen gelungen sei, zu Nobile vorzudringen, sand keine Bestätigung. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden di» Leser Aus führliches an ander« Stelle. Drei Wege. Von Prof. Dr. Frhrn. v. Fr eytagh-Loringhoven, Mitglied des Reichstags. Ganz abgesehen von den innerpolitischen Folgen der durch die Neuwahlen einaetretenen Machtoerschiebung, wird man unter außenpolitischen Gesichtspunkten schwerste Bedenken nicht unterdrücken können. Denn das Ergebnis ist, daß einer ausgesprochenen Rechtsreaierung in Frank reich eine deutsche Regierung gegenüberstehen wird, in der die Sozialdemokraten den ausschlaggebenden Einfluß be sitzen. Das geht selbst über die Wünsche derer hinaus, die von einem Linksruck, den sie gleichzeitig in Frankreich und Deutschland erwarteten, eine Verständigung zwischen den beiden Ländern erhofften. Freilich war unschwer voraus zusehen, daß der Linksruck in Frankreich ausbleiben würde. Denn Poincarö war im Mai 1924 um derselben wirtschaft lichen Schwierigkeiten willen gestürzt worden, zu deren Be hebung man ihn zwei Jahre später wieder in das Ministe rium berief. Da es ihm tatsächlich gelang, sie zu beseitigen, und da er daraufhin sogar bei Bestehen einer Linksmehrheit in der Kammer Ministerpräsident wurde, kam ein erneuter Sturz nicht in Frage. Es war vielmehr klar, daß die Neu wahlen nur eine Festigung seiner Stellung bringen konn ten. Das ist denn auch das Ergebnis der Wahlen vom 22. und 2V. April dieses Jahres gewesen. Nun war Poincarä allerdings vorsichtig genug, gerade mit Rücksicht auf die deutschen Wahlen die möglich gewordene Umbildung seines Kabinetts zu verschieben. Trotzdem hätte es den weitesten Kreisen in Deutschland einleuchten müssen, daß der franzö sischen Rechtsregierung nur ein entschieden nationales Mini sterium gegenübergestellt werden durfte. Mag in außen politischen Dingen in Frankreich der Unterschied zwischen Rechten und Linken nicht annähernd so groß sein wie in Deutschland, ein Unterschied besteht eben doch. Das hätten sich auch diejenigen sagen sollen, die aus innenpolitischen Gründen einen Regierungswechsel wünschten. Das ist nicht geschehen. Unsere Wahlen haben sich allein unter innenpoli- tischen Gesichtspunkten vollzogen. Allenfalls haben die Massen sich noch durch den Hinweis auf die Notwendigkeit einer Verständigung im Gegensatz zu der angeblich von den Rechten angestrebten Revanchepolitik beeinflussen lassen. Von einer ernsthaften Abwägung außenpolitischer Mög!- lichkeiten und Notwendigkeiten ist leider nicht die Rede ge wesen. Nun ist das Unglück geschehen und auf eine lange Zeit spanne hinaus nicht zu ändern. Um so unumgänglicher ist es, immer und immer wieder darauf hinzuweisen, daß eine zielbewußte und weitschauende deutsche Außenpolitik keines wegs nur die Wahl hat zwischen kriegslüsterner Revanche und unterwerfungsbereiter Verständigung. Zudem handelt es sich dabei nicht um theoretische Konstruktionen. Cs ist vielmehr eine bisher kaum beachtete, eigenartige Tatsache, daß drei unserer einstigen Bundesgenos en und Gefährten im Unglück drei verschiedene Wege eingeschlagen haben, um aus der Knechtschaft der Diktatoerträge wieder zur Freiheit zu gelangen. Der Gedanke liegt doch nahe, daß einer dieser Wege auch für uns gangbar sein wird. Die Türkei hat den Vertrag von Söores verworfen und weiter gekämpft. Sie hat Griechenland, das sich zum Büttel der Entente hergab, geschlagen und unter der Füh rung Kemal Paschas erreicht, daß an die Stelle des Vertra ges von Sövres der von Lausanne trat, der ihr freilich gleichfalls schwere Gebietsoerluste brachte, sie aber doch al- souveränen Staat unter Wahrung eines Teiles auch ihres europäischen Besitzes fortbestehen ließ. Der schwächste und nach allgemeiner Ansicht innerlich morscheste unserer Bun desgenoffen hat den Weg in die Freiheit gefunden. Ungarn ist durch den Vertrag von Trianon viel schwerer verstümmelt worden, als Deutschland durch den von Versailles. Von 824000 Quadratkilometern hat man ihm nur 93 000 gelassen, von 20 Millionen Einwohnern 8 Millionen. Kaum hatten di« Truppen der Entente Ungarn geräumt, als es eine bolschewistische Welle über sich ergehen lassen mußte. Dann aber gelang es dem Admiral von Horthy, den Aufruhr niederzuwerfen und eine feste Staatsgewalt zu errichten. Von da ab begann Ungarns Aufstieg. Im Innern ist es gesundet, und nach außen hin nimmt es eine so günstige Stellung ein, wie keine der Mit- telmächte. 1922 trat es still und unauffällig als einer von vielen Kleinstaaten in den Völkerbund. Aber sein Vertre ter, Graf Apponyi, verschmähte es vom ersten Tage ab, sich anzupaffen, sich in das neue Mächtesystem einzugliedern, sie Gunst der Großen durch kleine Gefälligkeiten zu erlan gen. Anklagend und fordernd trat er vor die Versammlung des Völkerbundes. Er wies auf den klaffenden Widerspruch zwischen den Idealen und den Taten des Bundes, auf die Vergewaltigung Ungarns, aus die Unterdrückung der unga rischen Minderheiten hin. So hat er es erreicht, daß heut« «in einflußreicher Teil der englischen Presst, der Rother- mere-Trust, für die Revision des Friedens von Trianon ein tritt und daß der lebendigste politische Faktor, den es heute in Europa gibt, Mussolini, um Ungarns Freundschaft wirbt. Endlich Oesterreich. Es hat eine Politik der Ein gliederung und Unterwerfung befolgt, sich allen Weisungen der Entente und der Mächtigen im Völkerbünde gefügt und nie versucht, eigene Wege zu gehen. Ja, es hat sogar ver sucht, Wien als Sitz des Völkerbundes vorzufchlagen, um es so endgültig zu neutralisieren. Kurz, es hat sich völlig in die Rolle gefunden, die ihm der Vertrag von St. Germain zumeist. Prüfen wir nun an der Hand dieser drei realen Bei spiele die deutsche Außenpolitik seit dem Zusammenbruch, so läßt sich nicht übersehen, daß sie der Oesterreichs inder schreckender Weise ähnelt. Seit Frankreich nach dem Miß lingen des Ruhreinbruchs notgedrungen auf seine ursprüng liche Gewaltpolitik verzichtete und sich das Ziel setzte, Deutschland zur freiwilligen Eingliederung in das Mächte system von Versailles zu bewegen, haben wir uns vorbe haltlos in den Dienst dieser neuen französischen Politik ge stellt. Wir nennen es Verständigung, aber tatsächlich han delt es sich um Eingliederung und Unterwerfung. Der Dawespakt, Locarno und Genf sind die Etappen des deut schen Weges. Freilich, der Weg der Türkei, der Weg des Kampfes war uns verschlossen. Aber konnten wir nicht ebenso handeln wie Ungarn? Können wir es nicht noch heute? Können wir es nicht mit viel mehr Aussicht auf Erfolg, da wir in jeder Hinsicht stärker sind als jenes Land, da wir in allen Gegnern Frankreichs natürliche Bundesge noffen finden müssen, da wir uns ohne weiteres zu Wort führern der Opposition im Völkerbunde aufwerfen und auf solche Weise von Frankreich die Zugeständnisse erzwingen können, die es uns bisher verweigert hat und auch in Zu kunft verweigern wird, solange wir an der Politik der «in seitigen Verständigung auf deutsche Kosten festhalten. Sicherlich sind alle diese Fragen zu bejahen, und sicher lich ist es die schwerwiegendste und verhängnisvollste Folge der Wahlen, daß nun die Politik der Eingliederung und Unterwerfung fortgesetzt werden wird. Aber zweifellos ist es gerade darum besonders notwendig, mit Nachdruck auf die Möglichkeit einer Politik der Befreiung hinzuweisen, die nicht zugleich eine praktisch undurchführbare Revanchepoli^ tik zu sem braucht. Oie Schwierigkeit der Regierungsbildung. Wer vieles sagt, wird jedem etwas sagen. Das scheint Müller-Frankens Grundsatz bei der Programmaufstellung für die Regierung der Großen Koalition zu sein. Soweit man von Programmaufstellen überhaupt schon reden kann, denn in allen bisherigen Verhandlungen des „Ausschusses der für die Regierungsbildung in Frage kommenden Par teien" sind von allen Seiten nur Wünsche und Wünsche und immer wieder Wünsche angemeldet worden, ohne daß man sich die Mühe nahm, alle Ansprüche auf den gemeinsamen Nenner zu bringen, dessen Findung doch wohl die Voraus setzung einer vernünftigen Regierungsbildung ist. Und wenn Müller-Franken „aus Grund der bisherigen Ergeb nisse" nun wenigstens in großen Zügen ein Regierungs- Programm entwickeln will, dann kann und konnte er nichts anderes tun, als eine Sammlung der Programmpunkte von der Volkspartei bis zur Sozialdemokratie zu veranstalten. Wie soll schließlich eine Regierung zustande kommen, die nicht nur über den Panzerkreuzer und über die Amnestie verschiedener Ansicht ist — diese Punkte wiegen ja nicht all zu schwer — die aber auch in Steuersragen und vor allem beim Schulproblem diametral entgegengesetzte Meinungen vertritt. Ist die Schulfrage, di« unter oer vorigen Regie rung zum Stein des Anstoßes wurde, heute etwa weniger wichtig? Hat sich das Zentrum der kirchenfeindlichen Mehr- heit bereits gebeugt. Man kann es sich kaum denken, wenn man die Stimmen des katholischen Landes hört. Es bleibt nur die Möglichkeit, daß man im Zentrum einfach beide Augen zumacht, nichts sehen will und auf die berühmte republikanische Einheitsfront vertraut. Nicht umsonst ging man Entscheidungen und Lösungen aus dem Wege, nicht umsonst blieben die bisherigen Regierungsoerhandlungen unverbindliche freie Aussprachen. Aber die Sache hat einen Haken, und das ist der Mo ment, in dem nun der große Entschluß gefaßt werden soll, der Entschluß zum Beitritt in die Große Koaliton. Mit die ser Derhandlungstaktik wird dieser Entschluß nickt vorbe reitet, ja, wenn die Parteien in der bisherigen Weise weiter arbeiten, dann wird die Bedeutung des Entschlusses absicht lich verschleiert. Und dann gibt es das peinliche Erwachen, wenn sich herausstellt, daß Vie Befolgung de» Müllerschen Wahlspruches „Wer vielen etwas gibt .. ? nur mit Worten möglich ist, daß die harte Wirklichkeit eine solche Freigebig, keit nicht zuläßt. Berlin, 20. Juni. (Privatmeldung.) wie im Reichstage ver lautet. wird Hermann Müller-Franken da» in Aussicht gestellte Expos« den Fraktionen bereit, heute vormittag um K12 Ahr zu letten, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, ihren Standpunkt ,o den einzelnen Punkten bereit« bl» zum Zusammentritt der inter fraktionellen Konferenz am Nachmittag zu klären. In parlamen tarischen Kreisen wird beton«, daß « nun von dem Expos«, da» die Grundlage der Regierungserklärung bilden soll, ab hängen wtrb, ob man bereits heute zu endgültigen Entschlüssen über da« Pro gramm der Koalition kommen kann. Dle Veröffentlichung der So zialdemokratie über ihre heutige Fraktlonsflhung wird al» ein Druck in der Richtung einer stärkeren Beschleunigung der Verhandlungen angesehen. Zweifellos ist in mehreren wichtigen Frag« noch keine llebereinstimmung erzielt, so in der de» Panzerkreuzer», der Iastiz- resorm und der Amnestie. Auch auf steuerlichem und sozialpoliti schem Gebiete bestehen noch Gegensätze und auch für den Verfas- sungstag ist noch keine endgültige Formel gesichert. In parlamen tarischen Kreisen will man aber wissen, daß doch bereit» stärkere kompromißmöglichkeiten in den Vordergrund rücken. Inzwischen kommen nun auch die Verhandlungen in Preußen in Fluß. Mmi- sterpräfldenl Braun wird heute vormittag um 11 Ahr dle Ver treter der Landtagsfraktion der Deutschen Volksparkei empfangen und in dieser Besprechung wird nicht nur über den Zeitpunkt der Reglerungserwelterung, sondern bereit» über dle programmaüsche Grundlage der Koalition verhandelt werden. In gut unterrichteten Kreisen de» Reichstages kennzeichnet man die Situation im ganz« dahin, daß die noch nicht behobenen Schwierigkeiten zwar nicht zu verhehlen sind, daß aber der Wille zur Verständigung immer deut licher in die Erscheinung getreten ist und somit die Aussichten der Regierungsbildung immerhin zuversichtlicher beurteilt werden können. Polnische Hoffnungen und polnischer Takt. Der polnische Außenminister Zaleski bricht wieder einmal eine Lanze für den Ewigkeitswert der Friedensoerträge, denn er meint, daß die Forderung nach einer Revision der Friedensverträge mit einer Aktion gegen den Frieden selbst identisch sei. Er erspart sich dabei auch nicht einige Ausfälle gegen die noch geschäftsfükrende Reichsregierung, während er den Männern der künftigen Regierung Vorschußlorbeeren erteilt, weil er sie für Friedensbringer hall. Es'ist ein unglückliches Zusammentreffen, daß ausgerechnet in diesem Moment von Polen ein Verlangen gestellt wird, das bisher noch ohne Beispiel dasteht: Polnische Militärzüge sollen am 27. Juni durch Ostpreußen zum nördlichsten Teil des Korridors durchgesührt werden. Vertraglich hat Polen seit dem Pariser Militärabkommen von 1921 das Recht hierzu, hat es aber bisher verständlicherweise niemals ausgenutzt. Gerade jetzt, in dem Augenblick, da Herr Za leski eine „den Frieden sichernde" deutsche Reichsregierung kommen zu sehen glaubt, gerade jetzt muß erstmalig von diesem Recht Ge brauch gemacht werden! Es ist kein guter Empfehlungsbrief, der der kommenden Reichsregierung hier ausgestellt wird. Hoovers Kandidatur und die Uew Norder KankweU. Rew gort, 20. Juni. Der Washingtoner Korrespondent de» Journal of Commerce erfährt von einer Hoover nahestehenden Seite, daß der republikanische Kandidat entschlossen sei, in der Außenpolitik die Richtlinien der Plattform, die er selbst mit ausge- arbeitet habe, genau zu befolgen. Hoover sei gegen den Wunsch der New Parker Großbanken ernannt worden, denen sein« starre A b - lehnung einer Revision der Kriegsschulden und sein Widerstand gegen die Gewährung von Anleihen an ausländi sche Staaten nicht passe. Die Wallstreet habe sich im letzten Augen blick wohl oder übel der Demonstration für Hoover onsqließen miss-