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DerSSHWeLrMer Mfcholtzwerüaer dcrgLöLaU^» Ekiykg« Tageszektung tm Aintsgerichtsbezirk Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stcwtmw Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land. DichtesteBerbreitungtnallenVolksfchtchten Dies Blatt «ckhAt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Beilagen: Bilderwoche, Unsere Heimat, Fra» und Hei«, Landwirt mannschaft. der Schulinfpektion und des Hauptzollamt» -u Bautzen, schastliche Beilage, Iugendpost, ModebeUage. — Druck ». Bala, —n de- Amtsgericht», de- Finanzamtes und des Stadtrat» zu Bischofmverda. Friedrich May G. M.K.H. in Bischofswerda. FernsprecherRr.444und 4« Eefchein»»a»»«ti«: Jeden Werktag abend, für den folgend. Tag. Bezugapeei, für die Zeit eine, halben Monat«: Frei ins Han« halbmonatlich MK.12E beim Abholen in der Geschäftsstelle wSchentlich so Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. 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Der Reichstag wird sich am Donnerstag ver tage«. bis die Verhandlungen »Iber die Regierungsbildung abgeschlossen sind. Reichspräsident ooa Hindenburg trifft am 17. August zu einem mehmvöchigea Erholungsaufenthalt auf dem Gute der Frau von Schilchner in Dietramszell (Oberbayern) ein, wo der Reichspräsident bereits zum vierten Male einen Teil seines Urlaubs verbringen wird. Die deutsch-österreichischen Mrtfchaftsverhandlungen be ginnen am A). Juni. An Stelle des vorläufigen Wirt schaftsabkommens und einer Anzahl von Zusatzabkommen soll ein größeres deutsch-österreichisches Wirtschaftsabkom men geschlossen werden. * In Kopenhagen stürzten drei Flieger, die sich an Bord eines Marineflugzeuges befunden hatten, ab und wur den getötet. Die führerlose Maschine fiel nach kurzem Wei terflug in den Hof eines Häuserblocks. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden di» Leser Aus führliches an anderer Stelle. Unerwartete Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung. Die Voraussage, daß Müller-Franken die Reichsmini ster aus der Erde stampfen und innerhalb 24 Stunden dem Reichspräsidenten die fertige Ministerliste vorlegen werde, hat sich nicht erfüllt. Merkwürdigerweise ballt sich das Ge rücht immer mehr zusammen, daß das Zentrum Herrn Müller und damit der Großen Koalition im Reiche mehr Schwierigkeiten bereite, als die Deutsche Volkspartei. Aber auch die neuesten Bedenken der Scholz-Fraktion sind nicht von Pappe, zumal die Sozialdemokratie von ihren wirt schaftspolitischen Ueberspannungen ebensowenig ablassen will, wie von ihren Forderungen bezüglich „Reorgani sation" der Reichswehr. Das Zentrum hat urplötzlich nicht den Mut, das schulpolitische Fiasko unweigerlich mit der Großen Koalition verbunden, seinen immerhin christlichen Anhängern zu demaskieren. Es ist ja auch ein merkwürdi ges Bild, daß sich die christlichen Abgeordneten des Reichs tages zur Teilnahme des einzigen festlichen Aktes der ersten Sitzung teils in der Hedwigskirche, teils im Berliner Dom versammelten und damit — übrigens in Anwesenheit des Reichspräsidenten — ein offenes und christliches Bekenntnis ablegten, das doch grundsätzlich von der Sozialdemokratie trennti Ueber den Stand der Verhandlungen verzeichnen wir die nachstehenden Meldungen: Berlin. 13. Juni. Ueber die Verhandlungen zwischen Sozialdemokraten und Deutscher Volkspartei wird, wie das Nachrichtenbüro des VDZ. hört, folgendes Kommunique veröffentlicht: Unter dem Vorsitz des Abgeordneten Müller- Franken sanden am Mittwochabend Besprechungen zwischen Vertretern der Sozialdemokratischen Partei und der Deut schen Volkskpartei statt, an denen die Abgeordneten Breit scheid, Graßmann, Hilferding, Keil und Wels und die Ab geordneten Scholz, Kempkes, Zapf und Brüninyhaus teil- nahmen. Auch diese Verhandlungen waren bestimmt, die sachlichen Voraussetzungen für die Bildung einer Regierung der großen Koalition zu klären. In den Verhandlungen legten die Vertreter der Deutschen Volkspartei entscheiden den wert auf die gleichzeitige Umbildung der Regierungen im Reich und in Preußen. Die Verhandlungen werden fort gesetzt. * Berlin, 13. Ämi. (Privatinformation.) In parlamen tarischen Kreisen wird die Entwicklung, die die Verhandlun gen über die Regierungsbildung heute abend genommen haben, zunächst als eine Erschwerung der Situation be trachtet. Das hat seiner, Grund darin, daß die Deutsche Volkspartei die Erweiterung der preußischen Regierung, die bisher mehr als Konsequenz der großen Koalition im Reiche, denn als Bedingung betrachtet wurde, in der viel bestimmteren Form der Gleichzeitigkeit verlangt hat. Auf der anderen Seite mußte Hermann Müller in der Besprechung mit den volksparreilichen Unter händlern darauf Hinweisen, daß die preußische Frage in erster Linie eine Angelegenheit des Landes sei, so daß die Einwirkungsmöglichkeiten für ihn nur gering wären. Gegenüber dieser Erschwerung der Situation wird in par lamentarischen Kreisen aber auch betont, daß die Verhand lungen sich erst im Anfangsstadium befinden und daß man deshalb Schwierigkeiten, wie sie bei jeder Regie rungsbildung autzutreten pflegen, noch nicht tragisch zu nehmen brauche. Jedenfalls gehen die Verhandlungen wei- t e r und das fei das wesentliche. Der Reichstag wird sich nun morgen vertagen, mindesten» bis Mitte nächster Woche, wahrscheinlich wird er aber dem Präsidenten Voll macht geben, ihn erst zu aeeignet erscheinender Zeit wieder einzuberufen, damit inzwischen die Verhandlungen über die Regierungsbildung zu Ende geführt werden können. Nicht nur die Preußenfrage, sondern eine Reihe ande rer politischer Angelegenheiten, so zum Beispiel das Ar- beitsschutzgesetz und mancherlei Probleme der Wirt schafts- und Sozialpolitik müssen noch sehr gründlich er- örtert werden, ehe von einer gemeinsamen Basis die Rede sein kann. Dahin gehören weiter Hilfsmaßnahmen für die Land wirtschaft, die Steuersenkung in den mittleren Einkommens stufen, die Amnestiefrage und die Reichswehrfragen. Dem Vernehmen nach wollen die Sozialdemokraten einen großen Etattitel von 75 Millionen, der für Munitionsbeschaffung bestimmt ist, für kulturelle Zwecke verwenden. Alle diese Einzelfragen dürften aber erst spruchreif sein, wenn die volksparteilichen Unterhändler das sozialdemokratische Re- gierungsprogramm kennengelernt haben. Sie legen also nachdrücklichen Wert darauf, erst einmal die sozialdemokra tischen Vorschläge zu hören. Die Unterhandlungen mit der Deutschen Volkspartei werden vom Abgeordneten Müller wahrscheinlich im Laufe des morgigen Vormittags fortge setzt werden, und mittags 1 Uhr tritt die volksparteiliche Fraktion wieder zusammen. In linksstehenden Kreisen sucht man nun offenbar mit einer gewissen tendenziösen Absicht den Eindruck zu er wecken, als ob zwischen den Sozialdemokraten, den Demo kraten und dem Zentrum bereits alles ins Reine gebracht worden sei und als ob nur mit der Deutschen Dolkspartei noch Schwierigkeiten bestünden. Diese Darstellung verfolgt offensichtlich den Zweck, einen Druck auf die Deutsche Volks partei auszuüben. Stahlhelm und Uolkspartei. Der Stahlhelm hat bereits vor einiger Zeit erklärt, daß er allen Reichstagsabgeordneten, die Stahlhelmkameraden sind, versagen werde, für eine Regierungskoalition mit der Sozialdemokratie zu stimmen. Am Mittwoch, den 13. Juni, ist nun eine zweite Erklärung des Stahlhelms veröffentlicht worden, die noch einmal die Verpflichtung der im Reichs tag sitzenden Stahlhelmangehörigen betont, die politischen Grundanschauungen des Stahlhelms im Reichstage zum Ausdruck zu bringen und in diesem Sinne eine Zusammen arbeit mit der Sozialdemokratie abzulHnen. Weiter wendet sich der Stahlhelm gegen den Versuch einer liberalen Eini gung durch Zusammenschluß der Demokraten und der Deut schen Volkspartei. Der Stahlhelm wendet sich offenbar gegen die Politik der Demokraten und damit gegen die Versuche einer einheitlichen Liberalen Partei überhaupt. Vor Entscheidungen stellt die Stahlhelmerklärung zu nächst nur die Stahlhelmmitglieder in der Fraktion der Deutschen Dolkspartei, denn alle anderen Stahl helmmitglieder im Reichstag gehören Fraktionen an, die in Opposition bleiben. Insgesamt gehören dem Reichstag 45 Stahlhelmmitglieder an, darunter sind neun in der Deut schen Volkspartei. Diese neun Stahlhelmer in der volkspar- teilichen Fraktion aber nehmen sehr aktiv an der Regie rungsbildung teil, da der Fraktionsvorsitzende Dr. Scholz selbst Stahlhelmmitglied ist. Sie haben der Großen Koali tion grundsätzlich zugestimmt. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß die Stahlhelmleittmg nun eine Klärung mit der Deutschen Dolkspartei- herbeiführen möchte und damit den Gegenzug gegen die scharfe volksparteiliche Kritik der Stahlhelmbotschast macht. Anderseits ist die Stahlhelmerklärung so vorsichtig abgefaßt, daß auch ein Kompromiß mit den volksparteiliche« Stahlhelmern möglich bleibt. Wenigstens sind schon Verhandlungen angeknüpft, wie nachstehendes WolfftAegramm berichtet: Berlin. 13. Juni. Die Kundgebung der Bundesleitung des Stahlhelms, die sich gegen eine politische Zusammenar beit mit Sozialdemokraten, also gegen die Bildmrg einer gro- ßen Koalition wendet, bildete am Mittwochabeiü» den Ge genstand einer Besprechung zwischen den Reichstagsmitglie- vern der Deutschen Dolkspartei, die dem Stahlhelm ange hören. Dies« Mitglieder wollen, wke das Nachrichtenbüro des DDZ. hört, mit der Bundesleitung des Staksthelm wegen dieser Angelegenheit in Verbindung treten. Die beabsichtig ten Verhandlungen verfolgen das Ziel, di« Bundesleitung davon zu überzeugen, daßeinparlamentarisch-t ak- tisch es Zusammengehen Tickt den Sozialdemokraten nicht als eine Verleugnung nationaler Grundsätze gedeutet wer den dürfe. Sie Eröffnungssitzung desAeiWags Verlta, 13. Juni. Saal und Tribünen sind dicht besetzt. Als der Alterspräsident Abg. Vock. Gocha, (Soz.), die Sit zung eröffnet, stellt er fest, daß er am 28. November 1846 geboren, also mit 82 Jahren das älteste Mitglied fei. Alters präsident Bock gedenkt zunächst, während sich die Abgeordne ten von den Plätzen erheben, der furchtbaren Eisenbahnkata- strvphe bei Siegelsdorf und spricht den Hinterbliebenen der Opfer das herzliche Beileid des Reichstages aus. Er beruft dann zu Schriftführern die Abgeordneten Dr. Philipp (Dnat. Vp.), Frau Tcusch (Z.), Torgler (Komm.) und Runkel (D. Vp ). Der Reichstag, so führt der Altersprä sident in einer kurzen Ansprache aus, steht vor großen Auf gaben, Millionen erwarten von ihm die Linderung ihrer Not, die Witwen und Waisen, die Kriegsinvaliden, die So zialrentner und Kleinrentner. Der Reichstag kann diese Rot lindern, wenn er will. (Rufe bei den Nationalsozialisten und Kommunisten: Er will aber nicht, laßt alle Hoffnung fahren!) Die Gefahr, die dem Volk aus der übermächtigen Konzernherrschaft droht, gilt es zu bannen. Möge do» dem Reichstag gelingen. Schriftführer Philipp (Dnat. Bp.) nimmt darauf den Namensaufruf vor. Beim Aufruf des Abg. v. Keudell (Dnat. Vp.) kom men von den Kommunisten, bei dem Namen K o ch, Weser (Dem.), von den Nationalsozialisten höhnische Zurufe. Beim Aufruf des Abg. Künstler (Soz.) rufen die Kommunisten: „Der Einseiser!" Auf den kommunistischen Abgeordneten Leow wird von den Sozialdemokraten mit lauten Zu rufen hingewiesen, weil er in der Uniform des Rotfrontbun des mit roter Armbinde erschienen ist. Abg. Dr. Marx (Z.) wird von der Linken mit dem Ruf „Reichsbannerkamerad a. D." begrüßt. Am Schluß des Namensaufrufes stellt« Alterspräsident Vock fest, -aß 462 Abgeordnete anwesend sind, das Haus al so beschlußfähig ist. Der Schriftführer verliest dann die handschriftlich einge gangenen kommunistischen Anträge. Ein Antrag verlangt die Haftentlassung des kommunistische« Abgeord neten Kippenberger, ein anderer fordert die Amnestierung der politischen Gefangenen mit Ausnahme der Fememörder. Ein weiter verlesener Zentrumsantrag fordert schleunige Hilfsmaßnahmen für das besetzte Gebiet. Ein deutschnatio naler Antrag verlangt allgemeine Ainnestie für po litische Verbrechen mit Ausnahme des Landesverrats und des Verrates militärischer Geheimnisse. Der Antrag erstreckt sich auch aus die Disziplinarverfahren gegen Beamte. Alterspräsident Lock schlägt vor, sämtliche verlesenen Anträge auf die Tagesordnung der morgigen Sitzung nach der Wahl des Präsidiums zu setzen. Abg. Frick (Notsoz.) verlangt unter mißbilligenden Ru fen der Abgeordneten das Wort zur Geschäftsordnung und überreicht einen Antrag. Alterspräsident Vock erklärt unter Zustimmungsäube rungen der Mehrheit, er erteile jetzt nicht das Wort zur Ge schäftsordnung, werde aber den eingereichten Antrag mit auf die Tagesordnung setzen. 16 Uhr stellt der Alterspräsident dos Einverständnis des Hauses damit fest, daß die nächste Sitzung am Donnerstag 14 Uhr stattfindet und auf die Tagesordnung die Wahl des Büros und die heute verlesenen Anträge gesetzt werden- Die Mirtfchaftspartei zur Beteiligung an der Regierung bereit. Berlin, IS. Juni. Die Reichstagsfraktion der Wirtschaftspak te, nahm in ihrer heutigen ersten Fraktionssitzung den Bericht ihres Vorsitzenden Drewitz über seine Besprechung mit dem Abgeordneten Hermann Müller entgegen. Die Fraktion faßte, wie das Nachrich tenbüro des DDZ. hort, «'nen Beschluß, der besagt, daß die Wirt schaftspartei sich keineswegs der verantwortlichen Beteiligung an einer Koalitionsregierung entziehen wolle, wenn die Doraussetzun- gen erfüllt werden, die die Partei im Interesse des deutschen Volkes und des Mittelstandes fordern müsse. Im übrigen wurde der Frak- tionsvorsitzende zu weiteren Verhandlungen ermächtigt. Bildung van Fraktiansgemeirrfchaften Berlin, 14. Juni. Zwischen der Deutschen Bauernpartei (früher bayrischer Bauernbund», der christlichnatwnalen Bauernpartei, der Deutschhannoverschen Partei und der Dolksrechtspartei sind Ver handlungen darüber eingeleitet worden, ob sich der Zusammen- schluß dieser Gruppen zu einer Fraktionsgemeinschaft ermöglichen ließ«. Die Verhandlungen dürsten heute zum Abschluß kommen. Di« Fraktionsbildung wurde nicht zustande kommen, wenn Li« 10 Lhristlichnationalen sich der Deutschnationalen Fraktion aickchließen Dann würden die 8 Mitglieder der Deutschen Bauernpattei, di« vier Deutschhannooeroner und die beiden Vertreter der Dolksrechtspar- t«t nicht zur Fraktionsbildung, die 15 Mitglieder erfordert, ausrei-