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DerSSGsHeLrMer Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgertchtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Die« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und de« Hauptzollamt« zu Bautzen, de« Amtsgericht«, des Finanzamtes und des Ttadtrats zu Bischofswerda. dcrgeöLcrtt-» Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenBolksfchichten Beklagen: Bilderwoche, Unsere Heimat, Frau und Hei«, Landwirt* schastliche Beilage, Iugmdpost, Modebellage. — Dmck u. B«la- v« Friedrich May G.m.b.H.tnBischos»weü>a. Fernsprecher Nr,444 und 44k Eeschetnmiamvets« Jeden Werktag abend» für den folgend. Tag. Be,»g,pr«ä flk die Jett eine, halben Monat»: Frei ins Hau» halbmonatlich MK. ILO, beim Abholen in der Geschäftsstelle wLchentlich SV Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. 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In Berlin hat die Po lizei am Dienstag eine polnische kommunistische Organisation ousgehoben, die sich den harmlosen Rahmen eines Esperan- to-Klbus gegeben hat. Weiß Gott, wo es immer herkommt, aber auch hier wurden erhebliche Geldsummen beschlag nahmt, die zweifellos nicht dazu dienen sollten, die Gemüter in Deutschland zu beruhigen. Diese Tatsache ist um so pi kanter, als wir mutmaßlich im Reich und in den Ländern in nicht allzu langer Zeit über lauter sozialdemo kratische Innenminister verfügen werden, die ja von jeher nach Seoerings Vorbild in Preußen für die Bekämpfung des Kommunismus ihre besondere Praxis haben. — Man sollte die Gefahren, die sich aus dieser Sachlage ergeben, nicht unterschätzen. Das Jahr 1920 ist zwar schon recht fern, aber wir erinnern uns doch noch ganz gut, daß damals durch Hörsings taktisches Vorohen in Mitteldeutschland der Aus bruch des bewaffneten Ausstandes mit allen feinen schreck lichen Folgen geradezu begünstigt worden ist. Hörsing hat hinterher sogar den Geschmack bewiesen, offen zuzugeben, daß er die offene Revolution recht gern gesehen habe, um einmal die Unruheherde richtig ausräumen zu können. Selbstverständlich wissen die Kommunisten ganz genau, daß die sozialdemokratischen Polizeiminister lieber beide Augen zudrücken und sich eine ganze Weile mit wohlgemeinten Mahnungen an die unerzogenen Kinder begnügen, um nur jo nicht der kommunistischen Agitation in ihrem Kampfe ge- gen die Sozialdemokratie neues Material zu liefern. Die jenigen Teil« des deutschen Bürgertums, die dann das Opfer dieses kommunistischen Terrors werden, können sich dann bei der Partei der Nichtwähler und der verärgerten Links wähler dafür bedanken, daß die Polizeigewalt in solche Hände übergegangen ist. In allen Staaten Europas und der ganzen Welt ist der Kampf gegen den Kommunismus insofern ein Problem, als mit Ausnahme Englands die Länder darauf Wert legen, vernünftige Beziehungen zu Rußland zu pflegen. Es war der früher« französische Unterrichtsminister und Senator De Monzie, der dieses Problem in der internationalen Oeffent- lichkeit behandelt hat. De Monzie geht dabei aus von dem Fall Bela Khun, der bekanntlich jetzt der österreichischen Re gierung und Justiz einiges Kopfzerbrechen macht. Immer wieder stoßen die Rechtsstaaten auf die Tatsachen, daß Ruß land sich ganz ungeniert in ihre inneren Verhältnisse ein mischt. Zwar hütet sich die russische Regierung natürlich ängstlich, von sich aus etwas zu unternehmen. Aber sie hat als Filiale die dritte Internationale, die ganz unter russi schem Einfluß steht und in der dieselben Männer den Aus schlag geben, die das Szepter in Rußland führen. Wieder holt haben die Rechtsstaaten bei ihren wirtschaftlichen Ab- nachunM» mit Rußland den Versuch unternommen, die russische Nichteinmischung in die inneren Verhältnisse der anderen Länder sicher zu stellen. Stets haben die Russen hoch und heilig versprochen, daß sie sich bessern wollten, aber natürlich sind diese Versicherungen auf dem Papier stehen geblieben. D« Monzie fordert fetzt, daß sich die Juristen der interessierten Staaten zusammen setzen sollen, um einmal ein« klare Definition des Begriffes Nichteinmischung zu fin den. Wir können uns nicht allzu vi«l von der Durchführung Gin neuer Feiertag. Berlin, 24. Mai. Der Reichrrat nahm in seiner heuti gen Sitzung den Antrag Preußen», den 11. August als Na tionalfeiertag zu erklären, mit 47 gegen 19 Stimmen bei zwei Enthaltungen an. Die Frage, ob der Gesetzentwurf versasiungsändernden Charakter habe, wurde mit 52 gegen 11 Stimmen bei fünf Enthaltungen verneint. Der bayrische Gesandt« von Preger gab die Erklärung ab, daß der bayrischen Regierung die Zustimmung zu dem Gesetzentwurf ganz besonders auch dadurch unmöglich ge macht werde, daß di« im Paragraph 2 der Vorlage ange ordnete Pfsicht zur Beflaggung der öffentlichen Gebäude und zur Abhaltung von Schulfeiern einen schweren Eingriff n die Verwaltung-Hoheit bedeute. In der Verfassung be- inde sich keine Bestimmung, aus der diese Befugnis abge- eitet werden könne. Für den verfaffunasändernden Cha rakter des Gesetzes stimnfte nur Bayern. Württemberg und Sie Landwirtschaft nach den -arlamentswahlen. Der Landwirtschaft hat der Wahlausfall vom 20. Mai bitterste Enttäuschungen bereitet; durfte sie mit Recht erwar ten, daß die fortgeschrittene Erkenntnis des Himmelschreien den landwirtschaftlichen Notstandes die Veranlassung biete« würde, di« Zahl der parlamentarischen Vertretung der Land wirtschaft wirksam zu vermehren, so ist das Gegenteil einge treten. Die Zahl der parlamentarischen Landwirtschaftsgeg ner (Sozialdemokraten, Kommunisten und Demokraten) ist am 20. Mai auf 231 gestiegen, obwohl die Demokraten be kanntlich empfindliche Einbuße erlitten haben. Ihnen ste hen im Reichstag 2S8 Vertreter anderer Parteien gegen über, die man aber im allgemeinen nicht durchweg ckst Freunde und Förderer unserer Landwirtschaft ansprech«» kann. Denn innerhalb der Wirtschasts- sowie nationalso zialistischen Partei gehen die Meinungen über die Unter« stützungsmaßnahmen für die Landwirtschaft oft weit aus einander, ganz abgesehen davon, daß die deutsche Bauern schaft bei den stieben verflossenen Wahlen, was Einigkeit be trifft, ein recht trübes Bild geboten hat. Was fall man sich dabei denken, wenn die bäuerliche Bevölkerung, deren Le bensinteressen im Reich doch überall gleichartig sind, zu den Wahlen noch in fünf Splitterparteien heranrückt, obwoP ihr doch bekannt sein müßte, daß die großen landwirtschafts freundlichen Parteien weit erfolgreicher ihre Interessen wahrnehmen können als einseitige wirtschaftliche Interessen vertreter, die in der Regel keine Möglichkeit haben, zu den Beratungen in den Ausschüssen zugezogen zu werden. Durch ihre wahnwitzige Zersplitterung haben die Bauern, was unschwer vorauszusehen war, Hunderttausend« Sum men völlig unwirksam gemacht und damit ihren Gegnern, den radikalen Linksparteien, «inen Liebesdienst erwiesen. Nachgerade aber müßten doch die Dauern einsehen, daß nur Einigkeit zum Ziele führt, und daß sie sich an ihren eigenen Lebensbelangen schwer versündigen, wenn sie nicht den An schluß an große Parteien suchen, die den Bauernfchutz und die Pflege des Privateigentums auf ihre Fahne geschrieben haben. Die Landwirtschaft mird mit der Tatsache rechnen »Nüs sen, daß gegenwärtig im Reichstag die landwirtschaftsfreund liche Mehrheit, soweit eine solche überhaupt vorhanden sein sollte, auf recht schwachen Füßen steht und daß es als recht zweifelhaft erscheinen muß, ob die auf die Initiative am Schluffe der letzten Reichstagsseffion eingeleitete Aktion zur Linderung des landwirtschaftlichen Notstandes fortgefüyrt werden wird. Das wird wesentlich auch von der Neubildung des Reichskabinetts abhängen, von der leider befürchtet wer- den muß, daß sie den landwirtschaftsgegnerischen Parteien, insbesondere der Sozialdemokratie, zu mächtigem Einfluß verhelfen wird. Haben wir bisher schon in der preußischen Landwirtschaftspolitik erkannt, wie ein sozialdemokratischer Ministerpräsident seinem Willen Geltung verschafft, so wird das bei der wesentlich zugunsten der linksradikalen Parteien veränderten parlamentarischen Situation in Zukunst noch schärfer zum Ausdruck gebracht werden. Man braucht dab« noch nicht einmal daran zu denken, daß die Marxisten an di« Durchführung ihrer „letzten Ziele", der Verstaatlichung des Grund und Bodens gehen werden. Sie haben sa, zur Macht gelangt, genügend Mittel in der Hand, den Grund und Bo den sozialisierungsreif zu gestalten. Möglichenfalls würde dies Ziel schon allmählich erreicht, wenn man den landwirtschaftlichen Berufsstand seinem Schicksal überließe, d. h. der Staat auf Hilfsmaßnahmen ganz verzichtete. Es ist aber kaum anzunehmen, daß eine etwaige sozialistische Regierung sich damit begnügen sollte. Vielmehr ist die Befürckstung am Platz«, daß zu gegebener Zeit mit dem Abbau des landwirtschaftlichen Zollschiches be gonnen werden soll, was unleuobar den Zusammenbruch Oldenburg enthielten sich der Stimme. Bei der Abstimmung über die Vorlage selbst stimmten dagegen Ostpreußen, Brandenburg, Pommern, Niederschlesien, Bayern, Würt temberg. Es enthielten sich der Stimme Oberschlesien und Oldenburg. Der Reichsrat stimmte ferner der von der Reichsregie rung vorgelegten Uebersicht über die den Gemeinden Hl zahlenden Sätze zur Deckung der ihnen aus der Vorberei tung und Durchführung der Reichstagswahl am 20. Mai er wachsenen baren Aufwendungen mit einigen Aenderun- gen zu. Zu der Abstimmung de» Reichsrate über den Bertas- sungstag ist noch zu bemerken, daß die Vorlage jetzt an den Reichstag geht. An dessen Zustimmung kann nicht gezwei felt werden. dieses Vorschlages versprechen, denn es gibt keine juris Bindungen, über die sich die verschlagene Politik der lauer Machthaber nicht hinweg setzen könnte. Deshalb wird es immer schwer bleiben, mit Rußland in solchen Fragen überein zu kommen, denn die revolutionäre Idee der russi schen Revolution kann in ihrem Wesen nie darauf verzichten, Propaganda in den kapitalistischen Ländern zu treiben. Zu gegebenermaßen betrachtet die russische Regierung ihr jetzi ges Paktieren mit den anderen Staaten nur als einen Ueber- gangszustand, well sie nicht in der Lage ist, sich ganz aus den internationalen Wirtschaftsverflechtungen zu lösen. Der rus sischen Regierung liegt also nicht daran, ein gesundes Dau- erverhältni« zu schaffen, sie wM vielmehr nur eine Atem pause gewinnen, um den Kampf um die Revolutionierung der Welt weiterzuführen. Diese Tatsache sollte heute um so weniger vergessen werden, als tatsächlich die Anhängerschaft der kommunistischen Bewegung in allen europäischen Län- dern stark anwächst. Die Engländer gehen neuerdings immer mehr dazu über, in ihrem Kolonialreich den kommunistischen Propa gandamethoden mit der stärksten aktiven Abwehr entgegen zutreten. Schon vor Monaten hat eine Konferenz der Po lizeisachverständigen stattgefunden, an der Aegypten, Palä stina, das Irakgebiet und auch das französische Mandatsge biet Syrien beteiligt waren. Hier wurde in Erwägung ge zogen, den russischen Schiffen, die sich neben ihrem legiti men Handel sehr eingehend mit dem Export russischer Flug blätter beschäftigen, das Anlaufen der englischen Häfen im Orient zu untersagen. Neuerdings hat die ägyptische Re gierung «in« ganze Reihe von Kommunisten verhaftet und die Feststellung gemacht, daß es sich um eine weitverzweigte kommunistische Organisation handelt, die ihre Propaganda- stellssn im ganzen nahen Osten hat. Der englische Kamps gegen den Kommunismus wird dadurch sehr erheblich erschwert, daß es die Russen meister haft verstehen, sich überall zu Wortführern der von England unterdrückten nationalen Unabhängigkeitsbestrebungen zu machen. Ob der Kommunismus in China oder Indien, im Irak oder Aegypten austritt, überall stellt er zunächst seine eigentlichen Ziele bewußt zurück und schürt den Haß gegen die englische Fremdherrschaft. Sicherlich haben die Russen in den letzten Jahren zahlreiche Rückschlag« erlitten. So wohl Kemal Pascha wie Tschiangkaischek haben ihnen den Stuhl vor die Tür« gesetzt, nachdem sie ihre Hilfe im Kampf um di« Freiheit des Landes ausgenutzt hatten. Mer die russische Politik ist verschlagen und elastisch und rechnet nicht mit Jahre, sondern mit Jahrzehnten. Für harmlos wird sie eigentlich nur und zwar ost wider besseres Wissen von den Sozialdemokraten gehalten. Das endgültige Ergebnis der Reichstagswahl. Nach den jetzt vorliegenden amtlichen Meldungen sämtlicher Kreiswahlleiter hat sich das Ergebnis der Reichstagswahlen noch etwas verschoben. Die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen beträgt 30 720 181 (!m Dezember 1924: 30 290 092). Obwohl also die abgegebenen Stimmen um 430089 gestiegen sind bei einer Vermehrung der Stimmberechtigten um rund 2»/k, Mll- ionen), ist die Z a h l der Mandate von 493 auf 490 gesun- ken. Da zur Erreichung von 490 Mandaten nur 29 400 000 Stim men erforderlich waren, sind die darüber hinaus den Splittern und und Splitterchen zufallenden 1380000 Stimmen (— 23 Mandate) ins Nichts gefallen. Die bisher mitgeteilte Mandatsziffer der einzelnen Parteien bleibt bestehen, lediglich die Deutsch« Dolkspartei erhält 45 statt wie zuerst berechnet 44 Sitze. Zu der Mandatszohl der Wirtschaft» partei ist zu be- merken, daß die bisherige Zahl der Abgeordneten dieser Partei 11, nicht 17 betrug. Die Wirtschaft-Partei hat demnach 12 Mandate ge- Wonnen. Tagesschau. * Der Leichsrat hat dem Antrag Preußens, den 11. August ak» Lanonalfeiertag zu erklären, mit 47 gegen 1V Stimmen bei 2 Enthaltungen zugefsimmk. Das Reichskabiaeft beschloß unter voller Zustimmung des Reichepräsidenten, zur Zelt von einer Demission ab- znsehen und in Aussicht zu nehmen, am Tage vor dem Zu- sammentrttt des Reichstages dem Herrn Reichspräsidenten seine Demission zu unterbreiten. * Im Lolmarer Autonomistenprozeß wurden die Füh rer der Autonomiebewegung zu je einem Jahr Gefängnis und öjkihrigem Aufenthaltsverbot verurteilt. Die 11 weite ren Angeklagten wurden freigesprochen. * In Innsbruck holten Studenten die italienische Flagge, die vom italienischen Konsulat anläßlich des Jah restages der italienischen Kriegserklärung gehißt war, herunter. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen finden di» Leser Aus- iükrliches an anderer Stelle.