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DerSSGscheLrMer ZSUcholBiverüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mannschast, der Schulinspektion und de» Hauptzollamts zu Bautzen, de« Amtsgericht», de« Finanzamtes und des Stadtrat» zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Bilderwoche. Unsere Heimat. Frau und Heim, Landwirt» schastliche Beilage, Iugendpost, Modebeilage. — Druck n. Verlag mm Friedrich May G.M.K.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr.444 und 44S , »r » vi» ,i »« !. -- Erschei»»am»«1f« Jeden Werktag abend« für den folgend. Tag. B,,ug«pret« für die Zett «Mw halbe« Monat«: Frei ins Hau« halbmonatlich Mb. ILO, betm Lbholrn in der Geschäftsstelle wöchentlich SV Pf» Einzelnummer 10 Ma. 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Insgesamt sind 1167 773 Sttmwen nutzlos abgegeben worden und da durch IS Mandate verloren gegangen. Die vremenfkleger wollen mit dem Iunkersfluazeug „Europa", das von Hünefeld angekauft worden ist, nach Ir land und Deutschland zurückfliegen. Ein amerikanisches Konsortium beginnt mit dem Bau von Ozeaninseln als Stützpunkten für Flugzeuge. Nach den letzten Feststellungen beläuft sich die Zahl -er Todesopfer der Explosion im Mather-Vergwerk in Penn- sylvanien aus 82. 11ö Mann werden noch vermißt. Man glaubt, daß sie ebenfalls ums Leben gekommen sind. * Nach japanischen Meldungen sollen die chinesischen Südtruppen Tschangtsolin entscheidend geschlagen haben und ihren Vormarsch aus Peking—Tientsin fortsetzen. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden di» Leser Aus- führliches an and«« Stelle. tung" zu geben. Was das heißen soll, geht aus dem folgen den Satz hervor: „Der Marschall Hindenburg kann nicht mehr Präsident einer wahrhaft republikanischen Republik sein. Er muß die Geste Mac Mahons nachahmen." Das heißt, er soll zurücktreten. Wir wenden uns schon jetzt mit Entschiedenheit gegen diesen unverschämten Versuch einer Einmischung in deutsche Verhältnisse. Denn wir wißen ganz genau, daß die Persönlichkeit Hindenburgs turmhoch über allen Zufälligkeiten deutscher Wahlergebnisse steht. Das ist auch den deutschen Linksparteien bekannt, die sich aus die sem Grunde für diesen gutgemeinten französischen Rat gleichfalls bedanken werden. Denn wenn etwa eine macht lüsterne Sozialdemokratie versuchen sollte, ihren jetzigen Wahlsieg zu benutzen, um eine Präsidentschaftskrise herauf zubeschwören, dann würde sie es erleben, daß es im deut schen Volke schließlich noch andere politische Energien gibt als diejenigen, die sich im landläufigen Parteigezänke be merkbar machen. Man brauchte über alle diese Dinge über haupt nicht ernsthaft zu reden, wenn nicht erfahrungsgemäß bei gewissen Parteien in Deutschland die Besorgnis besteht, daß sie bei ihren Entscheidungen «ine zart ausgedrückt un angebrachte Rücksicht auf Stimmungen des Auslandes nehmen. Das Ausland und die deutschen Wahlen. Es ist selbstverständlich, daß die deutsche Linkspresse, die sich schon als künftige Regierungspresse fühlt, sich aus dem Auslände die denkbar günstigsten Berichte über den Ein druck der deutschen Wahlen kabeln läßt. Natürlich kehren alle die Phrasen wieder, von dem Geist der Verständigung, der nun in Europa endlich seinen Einzug halten werde, von der Fortsetzung der Locarno-Politik, von der siegreichen Ueberwindung des Monarchismus in Deutschland und was dieser Redensarten mehr sind, die nun einmal einen unent behrlichen Bestandteil für den internationalen pazifistischen Jargon bilden. Wir bezweifeln gar nicht, daß sich eine große Zahl von Organen in diesem Sinne ausgesprochen hat, wenngleich auch manche Berichte unserer beflissenen demo kratischen Weltpresse so frühzeitig vorlagen, daß man ent weder an Hexerei oder an eine prästabilierte Harmonie dieser edlen Seelen glauben muß Da aber das deutsche Volk immer noch von denjenigen, die nicht genug über ge wisse üble Gewohnheiten der Vorkriegs- und Kriegszeit sich entrüsten können, planmäßig über die Stimmung des Aus- landes im unklaren gelassen wird, ist es doppelt notwendig, auch diejenigen ernsthaften ausländischen Beobachter zu Worte kommen zu lassen, die nicht hundertprozentig in die sen Iubelchor einstimmen. Sowohl die Pariser wie die Lon doner Rechtspresse läßt neben der üblichen Verbeugung vor Stresemann, die in ihrer Eindringlichkeit schon fast peinlich wirken kann, doch auch den Gesichtspunkt zu seinem Recht« kommen, daß die Stärkung der Sozialdemokratie in der in ternationalen Politik einmal für sie eine nicht ganz reine Freude sein könnte. Man ist zwar allgemein befriedigt darüber, daß Stresemanns Locarno-Politik durch die So zialdemokratie eine starke Stütze erfahren werde, aber man macht doch gleichzeitig darauf aufmerksam, daß die Sozial demokratie es war, deren frühere Politik für den Wäh rungszusammenbruch und für die Verwirrung der Repa rationsfrage verantwortlich ist und daß auf der anderen Seite den Deutschnationalen sehr wesentlich die Festigung der Wirtschaftslage zu danken fei. Selbstverständlich spielt besonders in der englischen Regierungspresse bei der be kannten Einstellung der englischen Konservativen die Stär kung der Kommunisten eine erhebliche Rolle. Das Blatt des englischen Außenministers Chamberlain stellt fest, daß die wachsende Macht der Kommunisten eine gefährliche Ent wicklung bedeutet und ein trüber Ausblick für die inner« Ruhe Deutschlands sei. Man weiß, daß di« deutsche Linke vor den Wahlen durch all« Gassen posaunt hat, daß im Falle ihres Sieges endlich die Versöhnung ganz Europa, die Räumung de« Rheinlandes und ähnliche schöne Dinge ganz von selbst zu uns kommen würden und daß bisher nur die bösen DeMsch- nationalen di« allgemeine Befriedigung verhinderten. Man mag einmal davon absehen, daß die französische Rechtspresse auch jetzt von Zugeständnissen an Deutschland nicht dar ge ringste wissen will, denn schließlich machen Poinearö und Driand die französische Außenpolitik und nicht Herr Per- tinax im „Echo de Paris". Mit aller Schärfe zurückoewie- sen werden muß aber der Versuch der französischen Links presse, wiederum in die deutsche Innenpolitik einzugreifen. Ein linksbürgerliches Pariser Blatt, das übrigens bezeich- nenderweise das deutsche Wahlergebnis einen Triumph der französischen Diplomatie nennt, fordert die deutschen Links parteien auf, diesem Siege nunmehr „feine ganze Bedeu Jur RegienmgsbiWtmg. Kaum hat sich die erste Ueberraschung über den Wahl ausfall gelegt, so werden schon di« verschiedensten Berech nungen und Vermutungen angestellt, welche bürgerlichen Parteien nun mit der Sozialdemokratie zusammen in die Regierung gehen werden. Man hört von den Möglichkeiten der Großen Koalition, scheint aber auch gegebenenfalls die Weimarer Koalition für lebenskräftig genug zu halten, um wieder einmal einige Zeit di« Geschicke des deutschen Volkes zu leiten. Der Linksruck ist unverkennbar. Neben den Kommunisten ist es die Sozialdemokratische Partei, die un zweifelhaft als Siegerin in das Parlament zurückgekehrt ist. Legt man den Sinn der Demokratie formal aus — und zweifellos wird man das zuerst einmal tun — so wird bei einer Neubildung der Regierung di« SPD. als die stärkste Reichstagspartei auch zuerst ausgefordert werden müssen, diese Regierungsbildung zu versuchen. Dann aber erhebt sich eine Frage, die mit Formeln nicht zu lösen ist, sondern deren Lösung nur auf dem Wege der politischen Vereinba rungen erreicht werden kann. Verbietet es der Sinn der Demokratie, daß die Parteien, an die SPD. zur Erlangung einer Parlamentsmehrhsit herantreten muß, für solche Ver einbarungen Voraussetzungen stellen, die um so ge wichtiger sein müssen, je mehr durch die Stärke der SPD. die Gefahr vorliegt, daß dkes« Partei in dem unnatürlichen Bündnis zwischen Bürgertum und Marxismus ihre zahlen mäßige Uebermacht rücksichtslos zur Geltung bringt. Die Erfahrungen in Preußen haben ja gezeigt, welcher beden kenloser Rücksichtslosigkeit die Sozialdemokratie, di« in der Tat von harten und entschlossenen Männern geführt wird, fähig ist. Hätte di« bürgerliche Regierungsperiode im Reich der Rücksichtslosigkeit der Sozialdemokratie in Preußen gleiche kraftvolle Stärke und gleiche entschlossene Männer gegenüber gestellt, die Wahl wär« ander» ausgefallen, das Bürgertum wäre nicht in Splitterparteien auseinander ge laufen und die Wahlmüdigkeit hätte sich nicht in diesem er schreckenden Maße auf bürgerlicher Seite geltend gemacht. Cs ist, wie die Dinge in Deutschland einmal liegen, in erster Linie ein Problem, das beim Zentrum liegt, was nun werden soll, und was wird. Das Zentrum hat zum ersten Male eine Wahlschlackt verloren. Es ist die Marne schlacht des Zentrums gewesen, diese Maiwahl des Jahres 1928. Wird das Zentrum die Gründe seiner Niederlage er kennen? Sie liegen für jeden ruhigen Deobackster auf der Hand. Ein Teil der mittelständischen Zentrumswählerschaft ist zur Wirtschaftspakt« übergeschwenkt. Warum? Aus keinem anderen Grunde, als weil das Zentrum geradezu marxistische Arbeiterpolitik betrieb und dadurch den Sozial demokraten Vorspanndienste für die Vernichtung des Mit telstandes leistete. Ein noch größerer Dell, ein Teil der Ar- beiterwählerschaft des Zentrums ist zur SPD. und mit höch ster Wahrscheinlichkeit in noch stärkerem Maße zur KPD. hinüber geglitten, weil di« Grenzlinien zwischen Marxismus und christlich-sozialem Geist« durch die Weimarer Politik des Zentrums mehr und mehr verwischt und geradezu unsichtbar gemacht worden sind. Das Zentrum steht am Scheidewege. Erkennt es das Menetekel dieser Wahl und schwenkt es nun das Steuer entschlossen herum, wirft es wieder den Tren nungsgraben auf, der zwischen ihm als christlicher Weltan- schauungspartei und dem religionslosen, ja religionsgeg nerischen Marxismus besteben muß, dann ist das War- nungszeichen nicht vergeblich aewchen, dann kann aus dieser Nr. 120 Donnerstag, den 24. Mai 1S28.83. Jahrgang Marn«ni«derlage sich di« neue Strategie «entwickeln, durch die allein der Endsieg errungen werden wird, versimt da» Zentrum sich einer neuen Bätgenossenschast mit der Sozial demokratie, dann ist der Weg für ein« ganz andere Entwick lung als sie jetzt droht, fr« und vorgezeichnet. Für da» Bürgertum kann es allem anderen voran «»erst« nur dia eine zwingende Idee geben, nämlich di« bürgerliche Idee. Man braucht nicht auszuführen, was die bürgerlich« Idee ist. Jeder, der Bürger ist, kennt und fühlt sie. Dieser bürgerlichen Idee ist in den letzten Elendsfahren und selbst in dem Regierungsjahr des staatsbürgerlichen Blöcke» fort und fort entgegen gehandelt worden. Der ewige Streit der bürgerlichen Parteien untereinander war eine Derratshand- lung an der bürgerlichen Idee. Selbsthilfe de» deutschen Bürgertums ist es also, ohne Rücksicht auf Formalfragen der Demokratie und auf parlamentarische Kränzchenpolitik «in« Regierung der bürgerlichen Einigung und der bürgerlichen Notwehr gegen die drohende rote Ueberfkutung zu bilden. Es muß endlich einmal Farbe bekannt und zur bürgerlichen Sache gestanden werden. Eine bürgerliche Fachregftkung ist möglich und kann ohne koalitionsmäßige Bindungen von einer genügenden bürgerlichen Mehrheit im Reichstag ge stützt und gegen alle marxistischen Angriffe gesichert wnden. Diese Fachregierung muß und kann gar nicht« and««» ack» eine Regierung wirklicher Sachverständiger sein, die im be wußten Gegensatz zu aller, aber auch aller bisher betriebe nen Kompromißpolitik einfach nach den ganz klaren und ge raden Grundsätzen Mrgerlicher Anschauung der Politik und der Wirtschaft arbeitet. Das ist das Ei des Kolumbu», da richtig auf den Reichstagstisch gestellt, alles lang« Verhan deln unnötig macht. Parterrvünsche. Berlin. 22. Mai. Ueber die Schwierigkeiten der Re gierungsbildung schreibt der Lokalanzeiger u. a.: Da» Zen trum weigert sich, ohne die Deutsche Volkspartei sich mit der Sozialdemokratie zusammenzutun, und die Dplssportei ihrerseits ist sehr geneigt, zur Vorbedingung ihrer Beteili gung die Beteiligung der Wirtschaftspartei zu verlangen. Die Wirtschaftspartei ihrerseits aber wird selbstverständlich nicht die geringste Lust verspüren, mit den Marxisten in einer Koalition zu gehen, nachdem sie durch ihren Gegensatz gegen die sozialdemokratische Wirtschaftspolitik hochgekom men ist. Mandatsverschiebungen. Berlin. 23. Mai. Nachdem nunmehr da» Ergebni» im Berliner Bezirk Reinickendorf oorliegt, wird der Dolk»part«i auf der Reichsliste noch ein Mandat zufallen, ebenso voraus sichtlich auch der SPD. Der in der Pfalz gewählt« Abgeordnete 2ayer»dörf«r ist, wie das Nachrichtenbüro des VDZ. erfährt, nicht d«m Zentrum zuzurechnen, wie es die erste amtliche Meldung tat, sondern der Bayrischen Volkspartei. Damit ermäßigt sich die Zahl der Zentrumsmandate im neuen Reichstag von 62 auf 61, während sich die Zahl der Bayrischen Volkspar teiler von 16 auf 17 erhöht. Die Wirkung der Reichstagswahl auf Sachsen. Wenn man di« bei der Reichstagswahl abgegebenen Stimmenzahlen nach dem für die Landtagswahl gültigen Schlüssel verteilen würde, dann würde sich ungefähr folgen des Resultat ergeben: Sozialdemokraten 35 bisher Deutschnational« u. Landbund 15 „ Volkspartei 11 „ Kommunisten 14 „ Demokraten 8 „ Nationalsozialisten 8 „ Dolksrechtspartei 3 „ Altsozialisten 1 „ Wirtschaftspartei 8 „ Sicher wird der Ausgang der Reichstagswahl auf da» Verhalten der Parteien im Landtage insofern nicht ohne un mittelbare Auswirkung bleiben, als nun wohl di« in den letz ten Monaten von verschiedenen Seiten fortgesetzt betrieben« Krisenmache aufhören wird. Diese Wirkung dürft« wohl besonder» durch di« Tatsache mit hervorgerufen werden, daß gerade die bürgerlichen Parteien, die in der letzten Zeit im mer Regierungskrisen und Ministersturz angekllndigt hat ten, bei der Reichstagswahl teilweise ganz erheblich« Stim menverlust« gegenüber der letzten Landtagswahl erlitten haben. 31 Mandat« 14 1? 14 8 2 16 I