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DerSSHWeLrMer Dischofswerüaer Linzige Tageszeitung im Amtsgertchtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der SchuUnspektton und de» Hauptzollamts -u Bautzen, de« Amtsgerichts, de« Finanzamtes und de» Stadttals -u Bischofswerda. «WÄgeSLrtt-» Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt rmd Land. DichtesteVerbrettung inallenVolksschtchten Beilagen: Bilderwoche, Unsere Heimat. Frau und Heim, Landwirt» schastliche Beilage, Iugendpost, Modebeilage. — Druck u. D«la- v« Friedrich May D. m.K.H. in Bischofswerda. FemsprecherNr.444«rd 44k Grschetvnngvwetter Jeden Werktag abend« für den folgend. Tag. Bezugspreis für die Zeit «ine« halbe» Monat«: Frei ins Hau« halbmonatlich Mk. ILO. beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SV Pf«. Einzelnummer 10 Pfg. 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Im Falle Hühner Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de« Betriebe» der Zeitung oder der Besörderungselnrich» Nr. 112 Sonntag, den 13. Mai 1S28. 83. Jahrgang Tagesschau. * In einer nationalsozialistischen Wahlversammlung in Lübeck kam es zu schweren Zusammenstößen mit Kommu nisten. Die Parteien gingen mit Stühlen und Tischbeinen aufeinander los. * Der rumänische Lxkronprinz Larol soll in enger Fühlung mit den rumänischen Kommunisten gestanden haben in der Annahme, Präsident einer kommunistischen rumänischen Republik zu werden. In Kalkutta kam es im Zusammenhang mit dem Streik der Eisenbahnangestellten zu organisierten Angriffen auf Europäer. Die Unruhen nahmen besorgniserregenden Um fang an. 50 Personen wurden verletzt. Europäische Ein wohner wurden in den Straßen aufgehalten und mit Stei nen beworfen. * Die „Italia" mußte von ihrem Flug nach Nikolaus- Land wieder nach Kingsbay zurückkehren, weil so dichter Nebel über den Eisflächen lag, daß jede Orientierung un möglich wurde. Freitag nachmittag stürzte ein Teil des Loston-Tunnels auf der Hauptstrecke der London-Midland-Schottland-Eisen- bahn in der Nähe von Birmingham ein. Vier Arbeiter wurden dabei getötet und eine Anzahl verletzt. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden di» Leser Aus führliches an anderer Stelle. Hlna,Völkerbund ondMedenspakt. Voraussichtlich wird nun doch ein hoher Völkerbunds rat sich mit den Beschwerden der südchinesischen Regierung gegen Japan noch befassen. Denn die südchinesische Regie rung hat die Zusammenrufung des Völkerbundsrates bean tragt. Sie begründet diesen Schritt damit» daß die Japa ner einen kriegsähnlichen Zustand in der Schantungnro- vinz herbeigeführt hätten, der den Frieden im fernen Osten schwer bedrohe. Hiergegen läßt sich an sich garnichts sagen, denn es herrscht tatsächlich Krieg in China. Wenn sich auch die südchinesischen Truppen bisher etwas zurückge halten zu haben scheinen und sich wohl hauptsächlich auf die Abwehr beschränkt haben. Von wem der Anlaß zu den blu tigen Zusammenstößen in Tsinanfu ausgegangen ist, dar über wird wohl vorläufig keine Klarheit zu erhalten sein. In solck-en Fällen hat noch stets jeder behauptet, daß er ange fangen habe, aber die Vermutung liegt nahe, daß den Japa nern die Zwischenfälle nicht unwillkommen waren, da sie die militärische Besetzung der Schantungbahn schon lange planten. Die Lage ist insofern etwas eigenartig, als die südchi nesische nationalistische Regierung nicht Mitglied des Völ kerbundsrates ist, weil ihr noch die internationale Anerken nung fehlt. China wird bisher immer noch durch die Pekin ger Regierung vertreten, also in Wirklichkeit durch den nordchinesischen General Tschangtsolin, dessen Truppen sich seit längerer Zeit auf dem siegreichen Rückzüge befinden. Vielleicht wird also der Völkerbundsrat den Versuch machen, sich aus dieser unbequemen Affäre dadurch herauszuziehen, daß er den südchinesischen Protest als nicht vorhanden be trachtet. Inzwischen werden aber wahrscheinlich auch die Nordchinesen sich in Genf melden, und dann kann die Ange legenheit noch bei der Maiberatung zur Sprache kommen. Natürlich werden die Ereignisse in China selbst durch das Gerede m Genf in keiner Weise beeinflußt. Die russische Presse hat denn auch schon mit blutigem Hohn festgestellt, daß dieser Genfer Völkerbund nicht kn der Lage sei, auch nur einen einzigen Krieg zu verhindern. Möglich, daß die von den Südchinesen angeregte unvart-üiche Untersuchung und schiedsrichterliche Regelung in die Tat umgesetzt wird. Davon werden die Tausende von Menschen, die bei den letz ten Kämpfen umgekommen sind, nicht wieder lebendig. Besonders eigenartig wirkt dieses ganze Vorgehen, wenn man weiß, daß dieselbe Großmacht Japan gleichzeitig mit den anderen Großmächten über den Wortlaut des all gemeinen Vertrages zur Aechtung des Krieges verhandelt. Die Juristen aller Länder werden noch viel zu tun haben, bis sie eine Formulierung gefunden haben, die nach außen hin dem Friedensbedürfnis der Völker entgegenkommt, die aber trotzdem den Militärmächten solche Aktionen gestattet, wie sie die Japaner soeben in China durchführen. Denn wir wollen uns doch nicht «inbilden, daß durch den ameri kanischen Sechs-Mächte-Vertrag nun plötzlich alle Kriege aus der Welt geschasst werden, und schließlich ist es den un- «erdrückten und von den großen Militärmächten vergewal tigten Völkern ziemlich gleichgültig, ob der brutale Zwang nun Krieg oder sonstwie benannt wird. Der wettere Ver lauf der internationalen Verhandlungen über das Kel- loggsche Angebot ist sehr charakteristisch für die Geistesart der verschiedenen Nationen. Frankreich hat sein« Vorbe halte klipp und klar zum Ausdruck gebracht. Die französische Politik denkt auch weiterhin nicht daran, auch nur das Ge ringste von ihren Bündnisverträgen abzulassen. In Eng land hat Chamberlain in vorsichtig abwägender Form die Haltung seiner Regierung vor dem Unterhause dargelegt. Obwohl merkwürdigerweise die gesamte Opposition diesmal mit dem Außenminister einverstanden ist, weiß noch kein Mensch, ob die Engländer Vorbehalte machen werden oder nicht. Jedenfalls ist jeder Optimismus in diesem Punkte verfrüht. Bisher haben sich die Gliedstaaten des englischen Weltreiches noch nicht abschließend geäußert, und Chamber lain will seine Antwort erst in Washington abgeben, wenn er als Beauftragter des ganzen britischen Weltteiches ein angeblich machttolles Bekenntnis für den Völkerfrieden aussprcchen kann. Immer wieder wird in der politischen Geschichte der Nachkriegszeit jenes Auseinanderklaffen zwischen pazifisti scher Theorie und brutaler politischer Praxis klar. Die Staaten können heute nicht mehr darauf verzichten, ihren Völkern und der internattonalen Oeffentlichkeit zu erzählen, daß sie nichts sehnlicher wünschen, als daß die ganze Welt in Einigkeit und Frieden lebe. Sie haben daneben alle Mühe, die gänzlich abweichende politische Praxis einiger maßen moralisch zu vertreten. Zu diesem Zweck« sind die internationalen Juristen da, die für jede neu eintretende Lage eine Formel finden müßen, koste es was es wolle. Daß dieses Schauspiel besonders imponierend wäre, wird im Ernst niemand behaupten. Die deutsche Oeffentlichkeit kann nichts besseres tun, als immer wieder auf die innere Unwahrhaftigkeit dieser Politik der großen Mächte Hinzu weisen. Dies ist schon deshalb notwendig, weit sonst große Teile des friedliebenden deutschen Volkes in die Gefahr ge raten, die Lage des eigenen Vaterlandes nicht nach der tat sächlichen Machtverteilung, sondern nach den theoretischen Konstruktionen der rührigen Propagandisten des inter nationalen Pazifismus einzuschätzen. Deutschland selbst wird bei den entscheidenden Be- ratungen über die endgültige Formulierung des allgemei- nen Änti-Kriegsvertrages insofern eine minder bedeutende Rolle spielen, als es mit leeren Händen an den Verhand lungstisch kommt. Denn einmal ist die militärische Schwäche Deutschlands trotz aller entgegenstehenden Behauptungen kein Aktivum in der internationalen Politik, und zum an dern haben sich die übrigen Staaten, bevor sie sich an den Verhandlungstisch setzten, mit vertraglichen Rücksicherungen aller Art genügend eingedeckt. Das beste Ergebnis für Deutschland also könnte nur sein, daß der gegenwärtige Zu stand der unerträglich ungleichen Machtverteilung durch einen weiteren Vertrag verewigt würde, ohne daß eine wirkliche Gewähr für den Schutz gegen Vergewaltigung er reicht würde. Man muß sich immer wieder fragen, welchen realpolittschen Sinn der amerikanische Vorstoß in der Frage einer internationalen Sicherung des Friedens hat. Denn daß dadurch die Kriege unmöglich gemacht werden, das qlaubt man weder in Amerika, noch in England, noch in Frankreich, noch sonstwo in der Welt, es kann sich also ledig- lich darum handeln, daß sich die miteinander um die Macht in der Welt ringenden großen Staaten wieder einmal aus vertragsrechtlichem Gebiet gegenseitig die Flanke abgewin nen wollen. Denn wenn man im Ernstfall mit einigem Recht bebaupten kann, daß der andere einen der vielen Ver träge verletzt habe, dann ist das nach unseren eigenen bösen Erfahrungen propagandistisch ein erheblicher Gewinn. Un ter diesem Gesichtspunkt muß die deutsche Stellungnahme verstanden werden. Sie muß es vor allem vermeiden, in irgendeiner auch noch so wenig sichtbaren Form neue Bin dungen einzugehen, die den kümmerlichen Rest der politi schen Aktionsfreiheit Deutschlands einengen könnten. Endgültige Ablehnung des Kellogg- fchen Paktes durch Frankreich. Loudon, 12. Mai. Daily Mail meldet aus Varls, die französische Regierung habe endgültig dahin entschieden, daß Kellogg« Vorschläge für die Aechtung dieses Kriege» in ihrer augenblicklichen Gestalt, d. h. ohne Hinzufügung der vier la der letzten französischen Note vorgeschlageven Vorbehalte un annehmbar seien. Die fapanifche Aktion in Schantung. London, 12. Mai. Times berichtet aus Peking: Vie ja panischen Truppen haben nach der Besetzung Tslaanftu die Kontrolle der Tientsin-Pukan-Baha von einem Vnakt« eiai- g« Meilen südlich von Tsinanfu bis zum Südufer des Gel- den Fluss« übernommen. Aus Schmghai berichtet Tim«, daß weiterhin Bemühungen unternommen «erden.»« etne» Boykott der Japaner zu veranstalten. Acht japanische Zer störer sind dort aus Sasebo eingetrofseu. Bereitstellung der Geldmittel für die faponifchen Trrrppenerpedition noch Schantung. Tokio, 11. Mai. Das japanische Kabinett beschloß, aus dem Reservefonds 5 390 000 Yen sü dier Kosten der japani schen Truppenexpeditton nach Schantung zu entnehmen und außerdem unter der Verantwortlichkeit der Regierung 13 310 000 Yen für den gleichen Zweck bereitzustellen. Beziehungen des Prinzen Carol zu kommunistischen Kreisen? London, 12. Mai. Der französische Korrespondent -es» Daily Telegraph berichtet aus Pari«, » verlaute, daß der französische Innenminister die Mitteilung erhalten habe, Prinz Larol hätte einige Jett in enger Fühlung mit bet» rumänischen Kommunisten gestanden, die in Paris eia pvs- pagandabüro eröffnet hatten, sowie auch mit Rakvnwkl, al» dieser letzte« Jahr Sonderbotschafter lu pari, wat. Larol habe, wie verkantet, eine Zeitlang angenommen, daß er Präsident einer kommunistischen rumänisch« Repabltt werd« könnte. Köln am Vorabend der Eröffnung der „Vressa". Köln, il. Mai. Die Metropole am Rhein, das „Hei lige Köln", steht am Vorabend der Internationalen Presse ausstellung. Fast nahezu zwei Jahre und besonder» in den letzten Monaten und Wochen wurde Tag und Nacht fieber haft gearbeitet, damit morgen das große Werk, dies« kultur geschichtliche Weltschau, die erste und größte in diesem Rah- men und auf diesem Gebiete, der Oeffenruchkeit übergeben werden kann. Heute, am Vorabend der Eröffnung, trägt die Stadt Köln bereits festliches Gepräge. Eine Reihe der Gesandten und Vertreter der an der Ausstellung beteiligten autzerdeutschen Nationen, Vertreter der Reichs- und Län derregierungen, usw., sind bereits in Köln eingetrosfen. Der „Rheingoldzug" brachte heute mittag eine große An zahl von Pressevertretern aus allen Teilen des Reiches zur morgigen Eröffnungsfeier. Die Kölner Zeitungen bringen heute abend große Leitartikel, in denen die auswärtigen Gäste, an ihrer Spitze der Generalsekretär des Völkerbun des, Sir Eric Drummond, in Köln willkommen geheißen werden. Die großen Kölner Tageszeitungen erscheinen morgen mit einer umfangreichen Sonder-Prefla-Nummer. Die heute hier eingetroffenen Pressevertreter nahmen am Nachmittag eine Vorbesichtigung der Weltschau vor. Ein großes literarisches Ereignis auf der Pressa ist die Wledeberneuerung des „Rheinischen Merkurs", der vor mehr als 100 Jahren erschienenen, von JMmennann als „Gewissen der Zeit" bezeichneten Rheinisch-deutschen Zei- tung. Sie erscheint in Originalgestalt als Teil der großen historisch-kritischen Görres-Ausgabe und ist unabhängig von der großen Ausgabe erhältlich. Der erste Band wird vom Gilde-Verlag bei Eröffnung der Pressa dem Vorsitzenden des Präsidiums, Oberbürgermeister Dr. Adenauer, feierlichst überreicht werden. Schiügerei in einer Wahlversammlung in Lübeck. Lübeck, 11. Mai. In einer von der nationalsozialisti schen Arbeiterpartei veranstalteten Wählerversammlung kam es abends zu schweren Zusammenstößen mit Kommu nisten. Die Parteien gingen mit Stühlen und Tischbeinen aufeinander los. Auf beiden Seiten gab es eine Reihe von Verletzten. Das Ueberfallkommando der Polizei stellte di« Ordnung wieder her. Die Sremenfiieger in Chicago. Lhicago, 11. Mai. Nach dem Frühstück, da» der Lür- aermeister von Chicago zu Ehr« der Bremenflieger veran staltete, und an dem auch Professor Junkers teilgenommen hat, unternahmen die Flieger eine Autorundfahrt durch die Stadt und legten an verschiedenen Denkmälern im Stadt park Kränze nieder. Ueberall wurden die Flieger von rie sigen Menschenmengen bejubelt. Infolge des stürmisch« Empfange», der sich gestern aus dem Flugfelde abgespielt hatte, und wobei die Flieger von der begeisterten Bevölke rung Chicagos fast umgerissen wurden, hat die Polizei für di« morgige große offizielle Empfangsfeier auf dem Sol- dierr-Feld weitgehendste Schutzmaßnahmen getrosten.