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S-schei» Hau« ha wvchentli Sonntag- Zeitangs, Nr Im traulichen Helm Eine Stunde spielte Frau Brigitte mit dem Kinde, dann meldete der Diener, das Mittagessen werde gleich ansgetragen, und der gnädige Herr sei gekommen. Fran Brigitte warf Dagmar schnell ein srisches Kleidchen über, durstete ihr die Locken und mahnte besorgt: »Nun sei recht artig, das; Bali nicht schelten must.' Beklommen nickte das Kind, deckte schnell noch ihre Lisa sorglich zu und lies; sich von der Tante hinnnssühreu. Sie gingen beide hinunter, durch das schöne, vornehme Vestibül hinüber in das graste Speisezimmer, das, wie alle Räume der Billa Strasser, mit ge diegener Pracht, aber ohne Überladung ausgestattct war. Eine kleine runde Tafel war vorn im Erkerausbau gedeckt, wenn keine Gäste anwesend waren, und fegt wurden schon lange keine Gäste mehr empfangen — seit die Hausfrau fehlte. Vor der grvsten Anrichte stand ein Diener, bereit, die Snppe ausznsüllcn. Er wartete nur noch auf den Hausherrn. Dieser trat gleich nach Frau Brigitte und dem Kinde ein. Seine dunklen Augen blickten wirklich, wie Klein-Dagmar gesagt halte, finster und unfroh. Ein herber, bitterer Schmerzenszug lag wie sestgebannt nm den Mund, und seine Bewegungen waren hastig und zwecklos, Ivie bei einem Mensche», der sich unfrei fühlt. Mit einem Kopsncigen griistte er seine Cousine Brigitte. Aber er sprach kein Wort. Das Kind schien er gar nicht zu beachten. Stumm löfscltc er seine Suppe, die Augen aus den Teller geheftet, ebenso stumm schnitt er sich dann eine Scheibe von dem ansgctragenen Braten ab, nahm etwas Gemüse und Soste und sah wieder auf den Teller herab. In diesem Moment glitt ein Sonnenstrahl zum Fenster Verein über sein Haupt. Das bemerkte Dagmar. Sie vergast, das; sie bei Tisch nicht sprechen sollte, und rief froh und erregt: „O Vati, Vati, sich doch, die Sonne ist wieder bei dir, sie scheint ans deinen Kopf! Wie schön, nun wirst du nicht mehr unglücklich sein, nun wirst du wieder froh, nicht wahr?" Ter Vater erblasttc. Er Ivars Messer und Gabel auf den Tisch, erhob sich so jäh, das; der Sessel nmfiel, und sagte heiser: „Ich ertrage das nicht, Brigitte, bringe das Kind aus dem Zimmer — schaffe es mir aus den Augen!" Die alte Dame erhob sich schnell, sah ihn erschrocken an und führte das Kind hinaus. Draußen übergab sie cs einer Dienerin und strich tröstend über ihr Haar. Dagmar wnsttc gar nicht, weshalb sie fort geschickt wurde. Die alte Dame gab der Dienerin Beseht, Dagmar etwas von der süsten Speise zu geben und sie dann zu Bett zu bringen für den Miltagsschlas. „Ich komme nachher noch zu dir, Dagmar, du gehst dann zur Ruhe," jagte sie so ruhig wie möglich. Dagmar hielt die Tante fest, als diese wieder in das Speise zimmer zurückgcheu wollte. „Ich hab' doch gar nicht von Mutti gesprochen, Tante Brigitte, warum Ivar Vati so böse?" slüsterie sie ängstlich. „Er ist krank, mein Kind, du mnstt nicht mehr daran denken. Cchias, mein armes Herz, ich komme nachher noch zu dir." Tas Kind herzlich küssend, nickte sie ihm noch einmal zu und ging in das Speisezimmer zurück. Tori stand RuLols Strasser ab gewandt am Fenster. Fran Brigitte winkte dem Diener, sich zu entfernen. Dann trat sic neben ihren Beiler an das Fenster. Drausten lag der schöne groste Garten, der die Villa umgab, in voller Frühlingsblüte, und die Sonne schien warm wie im Sommer. Aber der unglückliche Mann am Fenster schien dies alles nicht zu scheu. Sie legte die Hand aus seinen Arm. „Nndols — so geht das nicht weiter," sagte sie leise. Er wandte sich bastig nach ihr nm. „Nein! Nein, so geht es nicht weiter, Brigitte, ich sühle cs selber. Das Kind must fort, must mir aus den Augen. Ich er trage seinen Anblick nicht länger." „Aber Rudolf, sei doch nicht so ungerecht, was kann dein armes stind dafür, tast du jo unglücklich geworden bist?" Er lachte schars und schneidend aast „Mein Kind? Wie kann ich wissen, ob es mein Kind ist?" „Nndols!" Wie ein Verzweifelter fuhr er über seine Stirn. „Du bist entrüstet, Brigitte, du kannst mich eben nicht verstehen. Dein Leben ging immer im ruhigen Gleichmast dahin. Freilich ver lorst du deinen Gatten, aber du verlorst ihn nach langer, harmonischer Ehe durch den Tod — er wurde dir nicht durch das Leben, durch unerhörten Verrat genommen. Mir nahm die Frau, die ich lieble, alles! Du ahnst ja nicht, wie unsagbar ich Leonore geliebt habe. Ich warbiSzu meinem fünfundvicrzigstenJahrcJuuggeseUe geblieben, weil keine Frau mir wert genug erschien, ihr meine Freiheit zu opfern. Dann sah ich Leonore, sah sie in Armut und Abhängig keit — und sie erschien mir doch wie eine Königin. Alles legte ich ihr zu Füssen, was ich besäst — und mich selber auch. Ich lieble sic, die Zwanzigjährige, wie nur ein reifer Mann in meinen Jahren lieben kann — ich betete sie an. Sic nahm mein ganzes Leben, nahm es in ihre spielerischen Hände — und zerbrach es. Aber sie tat es grausamerweise erst, nachdem sic mir Jahre unaussprechlichen Glückes beschert, nein — vorgetänscht hatte. Denn dies Glück war Lüge — Lüge wie alles, was sie tat und sprach. Weiht du, ahnst du iinr, was ich gelitten habe, als ich das erkannte, als sie eines Tages von einer Ausfahrt nicht mehr wicderkam, als mir der Diener, der sie begleitet hatte, jenen Bries überreichte, in dem sic mir das Furcht, bare mitteilte? Sie habe mich nie geliebt, sie sei nur meine Frau geworden, weil sie Nahrnngsjorgen habe entgehen wollen, weil sie auch einmal hätte spüren wollen, wie es sei, keine pekuniären Sorgen zu haben — und — weil sie keine Möglichkeit gesehen, das Weib jenes andern zu werden, mit dessen Bild im Herzen sie meine Frau geworden sei. Und nun sei plötzlich eine Möglichkeit entstanden, sich mit diesem Manne verbinden zu können, und da gebe cs kein Zögern, kein Hallen, sic müsse —müsse dem Manne folgen, den sie mit jeder Faser ihres Seins liebe. Lange habe sie gekämpft, aber sie könne nicht anders. Ich möge ihr verzeihen. Es tue ihr weh, mir Schmerzen zu bereiten, denn — sie wisse, dast ich sie liebe.' Er lachte rauh ans und schlug sich mit den Fäusten vor die Stirn. Frau Brigitte sah ihn erschüttert an. So hatte er sich noch nie gehen lasjcn, jo lies hatte er sie noch nie in sein qualzerrissenes Innere sehen lassen. Sie vermochte kein Wort zu seinem Tröste hervorznbringen. Die Fortsetzung erhält regelmäßig zugestellt, wer Vie betgesügte Bcstellkarte ausfüllt und absendet.) „Im traulichen Hkim", das Unterhaltungsblatt für Hans und Familie, bringt im zweiten Jahrgange die Fortsetzung des ans vorliegendem Prospekt begonnenen grosten Original-Romans. H. CourthS-Mahle r bat in ihm wiederum ein Meisterwerk ge schaffen, das begeisterte Ausnahme aller Leser vom „Im traulichen Heim" findcn wird. Dieser sensationelle Nonwn ersährt seinen ersten Abdruck in unserem B alte,daSdadurchcinen unbestreitbaren Vorrang vor allen anderen Familienzeitschristen hat. - Wir sind überzeugt, dast das Erscheinen dieses neuen großen Courths-Mahlcr-Nomans „Im trnnlichenHeim" zu den alten Frcnndenzahlreiche neue hinzugewinneu wird, stieben diesem führenden Werke werden noch weitere folgen und zwar ans der Feder der beliebtesten Erzähler der Gegenwart ime stiaialg von Eschslrnth, Paul Hain, Aja Berg, Hanna Schneider n.a. m., so dast eine Vielseitigkeit ohnegleichen gesichert ist und j dem Geschmack Rechnung getragen wird. Außerdem bringt unser Blatt in jeder Nummer noch eine kleine Novelle anmutigsten Inhaltes. Auch eine Spieleckc ist nicht vergessen, und ebensowenig fehlt es an hanSwirtschaftlichen Plaudereien und ähnlichem. Auch die Freunde des Humors kommen ans ihre Rechnung, denn fast jede Nummer schmücken Witze und Anekdoten, die vielfach von Scherz- bildern begleitet sind. Eine besondere Zierde des Blattes sind anster- dem noch die vortrefflichen Bildbcigabcn, die den Beschauer mit den Werken bester moderner Kunst bekannt machen. Trotz des großen Reichtums des Inhaltes kostet eine Nnmmcr dieses vornehm ausgc- statteten Familienblattes nur 25Pf. bei zuschlagfreier Zustellung «ns Hans. Das ist ein Preis, den wöchentlich aufzubringen niemandem schwer satten kann; jeder wird ihn vielmehr gerne anlcgen, weil er etwas dafürcintauscht, was ihm zu einer Quelle dauernden Genusses werden wird und must. Wer „Im traulichen Heim" einmal kennen gelernt hat, dürste cS in selncm Hause nicht mehr missen wollen. Um sich den Bezug dieses ichöncn Unlcrhallungsblattcs zu sichern, wollen Sie die beigesügle Ncslcllknrlc aussüllcn. Bitte, werfen Sic die Karte, mit einer Z-Psg.-Marke beklebt, in d.n nächsten Poslbricskaslcnl Verleit) und Redaktion „Im traulichen Heim" Leipzig 0 I, Lchtiehsach 38, Elisens». 13 Jede Nummer umfaßt 20 Seilen auf feinem Fllusiralioiiodruckpapicr in der Größe dieses Prospektes! Rolationvdruck von ^tto Ul/.mann, Eitginar-Chemnitz. * T Reichst» worden. * 2 des Inn Mißtrau lehnt. Der bankgese * D ist am 2 Irland, Zu i führliches Dor die noch merkt, d umwand Briand blieben, recht un und hau grober i Poincari haben in Snmpatl zosen im die kultb anderes terrorisi, nommen Briand, verstand! Arme zu caro. P> der einz daß Locc digungst zum ewi Briand f deaux ge den sind natürlich allzu san daran er unüsse D Poincark von Her carno un Lust abg Freund Frankrei von gut« hoffen. Daß sich allm gern Sil ist aber Folgerur sogar s rl Handlun der Arg: spielt. 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