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DerSSGsHeLrMer ZSisttzoltzwerdE dbrgeSLcrtt-» Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk UnabhängigeZettung für alle StSKkin StMwch Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land. DtchtesteDerbreitunginallenBolKsschtchtest DI« Dia« enchält die amtlichen Bekanntmachungen der Amwhmrpt- HM Beilagen: Bildenvoch«, Jugend u. Deutschtum, Mode oom D»M UMU Mannschaft der Schulinfpektion und d« tzauptzoUamt» zu Bautzen nnd Heim. Landwirtschaftlich« Beilage. — Dm» m» Berlag «ß! d« Amtsgerichts des Finanzamte« «ch d« Stadlrat» zu Bischofswerda. Friedrich May V. M.K.H. in Bischofswerda. FernsprecherSde. 4K4«»M Nr. 50 Dienstag, den 28. Februar 1V28. 83. Jahrgang Ser Leidensweg Südtirols. „Italien trat die Herrschaft über Südtirol an mit dem heiligen Versprechen, die sprachliche und kulturelle Eigen art der deutschen Bevölkerung zu achten. Wie es scheint, waren das Versprechungen, die nur auf dem Papier stan den." — Diese Worte sind kein Ausspruch aus deutschem Munde, sondern die einleitende Feststellung eines südtiroler Artikels im „Manchester Guardien". Das ist das Urteil desselben England, das im übrigen durch dick und dünn zu Italien hält und das dem Neuen italienischen Nationalbe wußtsein größtes Verständnis entgegenbringt. Nun haben Oesterreicher in offizieller und nicht offizieller Stellung ein ähnliches Urteil über die italienische Politik in Südtirol aus gesprochen. Es war — weiß Gott! — nicht Mehr! Zu rückhaltender als der österreichische Bundeskanzler Seipel konnte man kaum sein, wenn man die Leiden Südtirols nicht vom Standpunkt kühler neutraler Beobachtung aus sieht, wenn man sie vielmehr mit dem heißen Herzen des Bolksbruders empfindet. Ja, nicht nur in Oesterreich, auch im Reich ist es dem Bundeskanzler übel genommen worden, daß er allzu nüchtern, allzu trocken, rein praktisch und juri stisch die Möglichkeit einer Linderung der siidtirolsr Not ab- wog, ohne auch nur ein einziges Wort auszusprechen, das ein Glaubensbekenntnis für Südtirol bedeutete. Diese all zu verstandesmäßige offizielle Behandlung des doch nun ein- mal nicht zu verbergenden deutschen Leids in Südtirol wurde ja von den österreichischen Abgeordneten aller Par teien etwas herzlicher ausgestaltet. Aber angesichts der Tat sache, daß in Südtirol ein Königswort gebrochen wurde, das Wort von der kulturellen Autonomie, war die Kund gebung des Wiener Nationalrates nur die recht bescheidene Beschwerde derer, die nur allzu gut wissen, daß sie nichts zu fordern haben, auch ihr Recht nicht, weil sie machtlos sind. Trotz dieser nach unserer Auffassung gar nicht ange brachten Bescheidenheit fährt jetzt das faschistische Italien schwerstes Geschütz gegen das ohnmächtig« Wien auf. Der Gesandte soll abberufen werden, Kriegsdrohungen erschallen, und wenn's so weitergeht, muß man fünfen, daß Italien eines Tages das Gefühl für die Lächerlichkeit eines Marsches über den Brenner hinaus verlieren könnte. Die Aufregung geschieht wegen der Feststellung derselben Tatsachen, die England und sogar Frankreich offen klarlegen können, ohne daß dadurch mehr als «ine kleine Berichtigung in der ita lienischen Presse hervorgerufen wird. Ein für Italien lebensgefährlicher südslawisch-französischer Militärvertrag konnte abgeschlossen werden, ohne daß Italien mehr als einen formalen Protest wagte. Die Deutschen in Oesterreich dürfen nicht einmal die Feststellung machen, daß ISIS Pik- tor Emanuel den Südtirolern kulturelle Freiheit versprach, wahrend heute ganz offiziell, völlig unverschleiert in seinem Namen eine Politik zu dem ausgesprochenen Ziel betrieben wird, die nächste Generation des deutschen Südtirols zu hundertprozentigen Italienern zu machen. Line Politik, die mit unerbittlicher Konsequenz von der deutschen Stunde in der Schule bis zum deutschen Namen auf dem Tischtuch des Gasthauses alles, aber auch alles in Rechnung stellt. Wenn jemals in der Weltgeschichte ein Wort gebrochen, ein Ver rat begangen wurde, dann ist es in Südtirol der Fall, wo ausdrücklich unter Ausschaltung der Nationalitätenfrage nur Tagesschau. Der offizielle Teil des Besuch« des afghanischen LS» nigspaares in Berlin fand am Sonnabend mit der Ge fechtsübung, der Parade auf dem Döberitzer Uebungsplatze, mit dem Besuch der Großfunkstation Nauen und am Abend mit einem glänzend verlaufenen Diner und Empfang in der afghanischen Gesandtschaft in Berlin seinen Abschluß. Die deutschen Botschafter in Paris und Rom, v. HSsch und v. Neurath, sind am Sonntag in Cap St. Martin ein getroffen und haben gemeinschaftlich mit dem früheren Reichsfinanzminister Dr. Reinhold bei Reichsaußenminister Dr. Stresemann gefrühstückt. Bei den Stadtverordneten-, Gemeinde- und Kreistags wahlen im Freistaat Braunschweig erzielte die S. P. D. nach dem bis letzt vorliegenden Wahlergebnisse Erfolge, während die Kommunisten und auch die bürgerlichen Par teien vielfach Mandate verloren. * Beim Probeflug eines von den Bayerischen Flugzeug werken in Augsburg erbauten Sportflugzeuges stürzte das Flugzeug aus unbekannten Gründen ab. wobei der Flieger Hackmack getötet wurde. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden dl» Leser Aus- führliche» an anderer Stelle. aus militärischen und strategischen Gründen die Brenner grenze im Versailler Vertrag durch Diktat festgelegt wurde. Geht dem ritterlich-stolzen neuen faschistischen Italien denn völlig das Gefühl dafür ab, daß es gerade dem ohn mächtigen Deutschtum gegenüber um seiner selbst willen nicht vertragsbrüchig werden darf? Denken die faschistischen Führer niemals daran, daß die faschistisch« Bewegung, die schon um des Prinzips willen von fast allen Böllern der Erde verdächtigt und mit Schmutz beworfen wird, gerade in Deutschland allein ein gewisses Verständnis fand. Wenn z. B. die Weltpresse den Faschismus nicht ganz allein durch die verzerrende Brille französischer Demokratie steht, dann ist das einzig und all«in der verständnisvollen deutschen Ar beit zu verdanken. Wenn Mussolini den kategorischen Im perativ des Starken, das „Noblesse oblige" vergißt, dann müssen wir Deutschen ihn an die Lächerlichkeit des „Äittorio Deneto" erinnern, an jenes trotz alljährlicher Triumphfeiern immer noch recht blamable „Ruhmesblatt" in der italieni schen Weltkriegsgeschichte. Die Befreiung Venetiens durch die glorreiche Besiegung bereits freiwillig zurückgehender deutscher und österreichischer Truppen. Wenn sich Mussolini selbst seiner von uns stets geachteten Würde entkleidet, dann müssen wir sagen, daß die Frucht des Sieges den Italienern ebenso unverdient in den Schoß gefallen ist wie jenen Bolkanstaaten. Was aber soll nun geschehen? Mussolini mag, wenn er es nicht lassen kann, seinen Gesandten aus Wien abbe rufen. Er zertrümmert dadurch manche nur im stillen be- triebenen Pläne, die^ wir Reichsdeutschen ebenso wie alle guten Deutschen Oesterreichs nur mit Mißtrauen beobachten. Pläne, di« der Vereinigung aller Deutschen Mitteleuropas in einem einzigen Nationalstaat nur hinderlich waren. Mag er über die ungeschützte Brennergrenz« marschieren und sein Unrecht vergrößern: eine Million Deutscher unter fremder Herrschaft werden von neunzig Millionen Deutschen noch weniger vergessen werden, als jene zweihunderttausend in Südtirol, für die die offizielle Politik ja nichts anderes for dert als kulturelle Autonomie. Italienische Truppen auf dem Weg« nach Innsbruck würden nur die Gelegenheit zu der Lösung des Anschlußproblems bringen, die eine rückgrat lose deutsche Regierung 1919 verpaßte. Auf den Völkerbund setzen wir noch weniger Hoffnun gen als der österreichische Bundeskanzler das tat. Wir setzen auch keine Hoffnung auf das sicher einstimmige Urteil der öffentlichen Meinung der Welt. Wir haben nur eine Hoff nung, die aber schon eine Gewißheit ist: Den Lebenswillen der deutschen Nation. Heute Mussolinis Antwort an Seipel. Rom. 26. Februar. Die faschistischen Blätter bestätigen heute nur, daß der nach Rom berufene und sich bereits unterwegs be findliche italienische Gesandte in Wien, Auriti, Mussolini am Montag ausführlichen Bericht über die Lage der österreichisch, italienischen Beziehungen nach den jüngsten Südtiroler Kundgebun gen erstatten wird. Ob der Gesandte sofort wieder auf seinen posten zurückkehren wird, wird erst später entschieden werden. Mit lebhafter Spannung sieht man daher den Erklärungen Mussolinis als Antwort auf die Interpellationen der faschistischen Mgeord- neten am Montag entgegen. Der Eindruck -er italienischen Angriffe in Wien. Wien, 2S. Februar. Den scharfen Angriffen der italienischen Presse gegenüber bewahrt man in Wiener politischen Kreisen vollste Ruhe und Zurückhaltung. Es ist anzuneh- men, daß Mussolini in seiner Interpellationsbeantwortung einen für da» Inland bestimmten scharfen Ton anschlagen wird. Di« parlamentarischen Redner haben vollkommen richtig da rauf hingewiesen, daß durch die Mantelnote im Vertrage von St. Germain eine Verpflichtung Italiens gegenüber Oester reich geschaffen worden ist, die sich auf die Behandlung der deut- schen Bevölkerung in Südtirol bezieht. Diese Mantelnote bildet den integrierenden Bestandteil des Frieden», der von Italien so- wohl al» auch von Oesterreich unterzeichnet worden ist. Wien. 26. Februar. Ueber das Echo der Südtiroler Debatte schreibt die Dr. Seipel nahestehende Retchspost: Es darf al» ein großer Erfolg der Reden im Nationalrat über Südtirol gebucht werden, daß die öffentliche Meinung der ganzen Welt gezwungen ist, sich mit den Vorgängen in Südtirol zu beschäftigen. Da» war ja derZweckdergehaltenenReden.sich da» Gehör der großen Welt mü> ihrer Machthaber zu verschaffen, um so vielleicht durch die Ohren sich einen Weg zu den Herzen zu bahnen. Denn es hieße den Glauben an di« Menschheit venieren, wollte man da- ran verzweifeln, ihr Gewissen aufrütteln zu können, wenn sie nur erst von den Europas schändenden Leiden der Südtiroler erfährt Wien. 26. Februar. Di« Neue Freie Presse schreibt unter der Ueberschrist „Für die Verständigung zwischen Italien und den, deutschen Volke": Nicht um Oesterreich handelt es sich, sondern um da» deutsch« Volk, um da» Grundproblem der Politik Italiens Wollt ihr ein 70-Millionen-Bolk abstohe» wegen der Behandlung von 200000 Menschen? Um dies« Frage geht es und um kein« andere. Nicht» steht sonst zwischen Italien und dem deutsch«» Voll». Italien hat wirklich genug Probleme in anderen Zonen, als daß es ohne unbedingten Zwang die Summe dieser Konflikte noch ver mehren müßte. - - - KewShrungsfrist. Der Reichstag tritt heute, Montag, wi^er zufamwieN. um die Regierungserklärung über das Arbeitsprvgramm, das auf den Wunsch Hindenburgs aufgestellt worden ist, entgegenzunehmen. Er wird nun zu zeigen und zu beweisen' haben, ob er die Eignung besitzt, auch dann sachliche Arbeit! zu leisten, wenn alle Nerven schon vom Wahlfieber ergriff« sind. Es gibt Leute, die mit größter Skepsis der weitere« Entwicklung «ntgegensehen und es gibt kaum Leute, di« gas fest an di« Hoffnung glauben, daß es möglich jein wird, die vorliegende, nicht einmal so übermäßig schwierige Aufgabe noch programmgemäß zu lösen. Di« Oppositionspartei««' haben zwar halbe Versprechungen gegeben, aber sich nicht festgelegt, und ihre Presse ist bereits längst dabei, di« Lagt demagogisch auszunützen. Wie aber steht es mit den ehe maligen Koalitionsparteien? Für sie ist es ein Prüfstein ihres staatspolitischen Verantwortungsgefühls, ob sie in dia- ser Bewährungsfrist, die ihnen gegeben ist, noch das Eini gende allem anderen voranzustellen vermögen oder ob auch! sie hemmungslos dem Wahlfieber ihre Opfer bringen. Wär«! das Zentrum in sich geschlossener, schwankte die Leitung nicht wie ein Rohr im Winde immer zwischen den zum Teil recht' gegenfäUichen Meinungen der verschiedenen Gruppen der Partei hin und her, so würde man mit einigem Vertrauen in die Zukunft sehen können, denn dann würde ein Zusam-' mengetzen von Deutschnationalen, Bayerischer Volkspartei und Zentrum dem Arbeitswillen einen festen Halt geben.' Darüber dürfen sich jedenfalls kein Einzelabgeordneter und kein« Partei irgendwelcher Täuschung hingeben, daß, wenn' diese Bewährungsfrist nicht bestanden wird, die kommenden Wahlen ein Gericht darstellen werden, ein Gericht über dar Parlament und über die Vertretung des deutschen Bürger tums, das Schuldige wie Unschuldige gleichermaßen trifft. Die heutige Regierungserklärung. Berlin, 27. Febr. Wie der „Montag" berichtet, ist der Wortlaut der Regierungserklärung, die Vizekanzler Dr. Hergt heute nachmittag verlesen wird, im Laufe des gestri gen Tages fertiggestellt worden. Die Erklärung beschäftigt sich nur mit dem Notprogramm, das, wie angekün digt, einschließlich des Nachtragsetats und des ordentliche« Etats, ein unteilbares Ganzes bilden soll. Industrie und Fandwirtschast. Berlin, 27. Februar. (Drahtb.) Zur Zeit ist da» Präsidium de» Retchsverbandes der deutschen Industrie in Berlin versammelt, um über die Hilfsmaßnahmen für die Landwirtschaft zu beraten. Eine rheinische Kauerndemonstration. Loblenz. 27. Febr. Hier wurde am Sonntag ein« große Kundgebung der Bauen: und Winzer des Rheinlandes ver anstaltet, der der Obcrpräsident der Rheinprovinz, die Re» gierungspräsidenten und Landräte sowie Abgeordnete de» Reichstags, des Landtags und des Provinziallandtags bei wohnten. Die Tagung gipfelte in einem Notruf, in d«m es heißt: Die Winzer und Bauern rufen heute ihre Not laut hinaus in die Oeffentlichkeit. Die Verzweiflung ist aufs höchst« gestiegen. Pflicht des Staates und des gesamten Vol kes ist es, diesem unerträglichen Zustand ein Ende zu machen. Eine Kairerrrktrndgekung in Stuttgart. 40 000 Teilnehmer! Slultgart. 2«. Febr. Der Landwirtschaftliche Hauptver band von Württemberg und Hohenzolvern veranstaltet« innerhalb der Landwirtschaftlichen Woche 1928 in Stuttgart ein« große Notkundgebung. Staatspräsident Bazille begrüßte die Versammlung und betonte, daß des Bauern Not auch de« Volkes Not sei und daß der Nie^rrgang der Landwirtschaft notwendigerweise zum schließlichen Niedergang auch der In dustrie, des Handel» unch des Handwerks und damit auch aller Beamten, Angestellten und Arbeiter führe. Die Regie rung werde auch künftighin alles in ihren Kräften stehende tun, um den Bauernstand lebenskräftig zu erhalten, dessen Untergang den Zerfall des Staates zur sicheren Folge hält«. Die ungefähr 40000 Teilnehmer bekräftigten einmütig die Forderungen, die die Führer der süddeutschen Landwirt, schaff vor kurzem der Reichsregierung unterbreiteten. Di« Lage wurde von Rednern oller Landesteile al» völlig un haltbar bezeichnet, und mit aller Deutlichkeit und Eindeutig keit wurde erklärt, daß di« Durchführung des Notprogramm« der Reichsregierung keineswegs g«nüge, um hi« Aaubwist^