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I Uhyfi a. r. Früh v Uhr d. Predigtgottesdienst. Kollekte für den »o.-luth. Gotterkasten. -Mittwoch: BIbelstund«. -Frei- jta g: Jungmädchenverein. Bode« Frau. Waus ruier ffs. r bbieres. »all! » Fra«. Vorstellungen eingeschoben werden mußten. Aber selbst ein alter ausgewiefter „Theaterhase" steht hiervor etwas Neuem, und ich muß sagen, daß ich mich nur in ganz seltenen Fällen in einem Theater so famos unterhalten habe wie hier. Das Stück spielt selbstverständlich in Amerika. Während man sich bei uns mit einem biederen Gespenst begnügen würde, tritt dort schon ein ganzer „Geisterzug", also ein sagenhafter Eisenbahnzug in Erscheinung, der allnächtlich durch die ein same Landschaft rast und von dem angeblich niemand weiß, woher und wohin die Fahrt. Da spielen sich nun nächtlicher weile im — selbstverständlich alkoholfreien — Wartezimmer einer kleinen Station schaurige Dinge ab, es „scheecht", daß es nur so eine Art hat. Atemlos hat eine kleine, auf jenen Bahnhof verschlagene Reisegesellschaft den haarsträubenden Schilderungen des Stationsvorstehers gelauscht, der selbst scheinbar den hier rumorenden Geistern zum Opfer fällt, als urn Mitternacht das grüne Licht aufflammt und zu unge wohnter Stunde das Nahen des „Geisterzuges" anzeigt. Dann vernimmt man aus der Ferne einen langgezogenen Pfiff und schon nach einer Minute braust unter lähmendem Entsetzen der ominöse hollerleuchtete Zug durch die Station, um nach einer gewissen Zeit auf der Rückfahrt nochmals zu erscheinen. Don den Augenzeugen dieses Spuks glaubt nur einer nicht an die gruselige Geschichte, ein fröhlicher, zu allerhand Scherzen aufgelegter Mann, der sich im Moment höchster Spannung als — Detektiv entpuppt und den „Gei sterzug" als einen mit viel verbotenem „Geist", d. h. Alkohol beladenen Schmuggelzug feststellt. Dabei gehen auch ein paar Schüsse los, so daß cs an nichts fehlt, die Nerven des Zuschauers angenehm zu kitzeln. Glänzender Humor ver eint sich hier mit Sensationellem, so daß hier jeder reichlich auf seine Kosten kommt, zumal Darstellung und Inszenie rung schlechthin vollendet sind. Also, nur hereinspaziert, meine Herrschaften, hier kann man auf die amüsanteste Weise das Gruseln erlernen! Die vornehmste Kunststätte unserer Landeshauptstadt, das Opernhaus, kann in seiner heutigen Gestalt am 2. Fe bruar auf ein fünfzigjähriges Bestehen zurllckblicken. Es ist das vierte auf dein weiten Platze errichtete Theatergebäude. Schon im Jahre 1667 war hier ein „Comödienhaus" er öffnet worden, das bis 1^07 seinen Zwecken gedient hat. Dann folgte ein von Poppelmann, dem Mitschöpfer des Zwingers, errichtetes „Großes Opernhaus", das als größtes Theater Deutschlands galt, glänzende Zeiten sah und wäh rend der Malrevolution 1849 von Aufständischen in Brand gesteckt wurde. Nunmehr trat an seine Stelle Gottfried Sempers stolzer Opernbau, der am 12. April 1851 mit Goethes „Torquato Tasso" eröffnet wurde. Aber schon am 21. September 1869 ging dieses in klassischen Formen er richtete Haus in Flammen auf und im Jahre 1870 begann wiederum Meister Semper mit dem Theaterbau und schuf nun das Opernhaus in seiner heutigen Gestalt. Am 2. Fe bruar 1878 ist cs mit Goethes „Iphigenie" feierlich eröffnet worden. In der Zwischenzeit hatte ein hölzernes Interims theater in den Zwingeranlagen die Musen beherbergt. Das Dresdner Opernhaus zählt noch heute zu den herrlichsten Theaterbauten Deutschlands und ist eine Pslegstätte edelster Kunst. Daran ändert auch di« Tatsache nichts, daß man in allerneuester Zeit an Experimente heranging, die mit Rück sicht auf die Tradition dieser Bühn« vielleicht besser unter blieben wären. Möge dieses schöne Haus bis in ferne Zeiten seiner hohen Mission dienen und seine Führer immer Richard Wagners Hans Sochs-Mahnung beherzigen: Ehret eure deutschen Meistert Großer Ml aus! Göda. Am Sonntag SeptuagesimLhält Pf. Voigt früh um 88 Uhr deutsche Abendmahlsseier, Pf. Wehser um 89 Uhr deut schen und um 10 Uhr wendischen Gottesdienst. Kollekte für den ep.-luth. Gotteskasten. — Am Dienstag, abends 8 Uhr, hält Herr Gemeinschaskspfleger Zschieschang au« Belgern im Rettungs- Hause Bibelstunde. Gautzlg. Norm. 8 Uhr: heil. Abendmahl. Norm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. Kollekte für den ev.-luth. Gotteskasten. Schmölln. Vorm. S Uhr: Predigtgottesdienst. Nachm. 82 Uhr: Taufen. — Dienstag, den 7. Februar, abend» 7 Uhr: Bioel- stunde in der Schule zu Demitz. — Mittwoch, den 8. Februar, abends 8 Uhr: Ev. Iungmädchenverein. — Donnerstag, den 9. Febr., abends 8 Uhr: Eo. Iungmännerverein. Dienstag, den 7. Februar, nachm. 3 Uhr: Versammlung des Frnuenoereins auf dem Klosterberg. Stellen 83 Uhr Brauerei. Puhkau. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. H. Pf. i. R. Hen nig, Bischosswxrdo. Iungmädchenverein: Montag 89 Uhr. — Posau ne n ch o r: Dienstag 7 Uhr. Steinigtwolmsdorf. Vorm. 9 Uhr: Lesegottesdienst. Nachmit tags 4 Uhr: Aussiihrung des Oratoriums: „Die Schöpfung". Mittwoch: Iungmädchenverein. — Donnerstag: Iungmännerverein in Weifa. — Kollekte am Sonntag: 12.95 ,<l. Beerdigt: Gustav Hermann Beck, Steinmetz aus Weifa, 67 Jahre 9 Monate 26 Tage. Wehrsdorf. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. 811 Uhr: Kindergottesdienst (1.—4. Schulj.). — Montag, 8 Uhr: Jung frauenverein, jüngere Abt- — Dienstag, 8 Uhr: Iungmänner verein. — Freitag, 8 Uhr: Iungfrauenverein, ältere Abt. Kirchliche Nachrichten. Sonntag Leptuagefimä, de« S. Aebruar 192«. Bischofswerda. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst mit anschlie- tzender Wendmahlsfeier. Pfarrer Semm. Kollekte für den ev.-luth. Gotteskasten. 811 Uhr: Ktndergottesdienst (3. bis 8. Schulj ). Pfarrer Müller. 2 Uhr: Kirchentaufen. Pfarrer Müller. Dienstag, den 7. Februar, 2 Uhr: Grobmütterchenverein. 8 Uhr: Bibelbesprechstunde für junge Mädchen im Diakonirsaal. Pfarrer Semm. Mittwoch, den 8. Februar, 8 Uhr: Wochenandacht in der Gottesackerkirche. Pfarrer Semm. Donnerstag, den 9. Februar, 9 Uhr: Betstunde. Pfarrer Semm. 8 Uhr: Btbelbesprechstunde für junge Männer im Diako- ntesaal. Pfarrer Müller. Kollekte am vergangenen Sonntag: 17,S3 RM. Beerdigt: Pauline Wilhelm, Berghauerswitwe hier, 78 Jahre 2 Mon. 11 Tage. Karl Ernst Ferdinand Rudolf Desselber- ger, Lehrer hier, 23 Jahre 9 Mon. 8 Tage. Heinrich Paul Mütze, Eisenbahnschaffner hier, 42 Jahre 7 Mon. 22 Tage. katholische Kirche Bischofswerda. Sonntag von 6 Uhr an Beichte (desgl. Sonnabend abend 7—8 Uhr). 7 Uhr Kommunion messe: 9 Uhr Hochamt mit Predigt; 83 Uhr Segensandacht. — In der Woche hl. Messe um 7 Uhr. Mittwoch Kirchenchor. Goldbach. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. Vorm. 811 Uhr: Kindergottesdienst. — Freitag, den 10. Februar: Statt des für Mittwoch verabredeten Frauenoereinsabends in Goldbach wer- den die Mitglieder de» Frauenoereins gebeten, sich an dem in Weickersdorf stattfindenden Mütterabend des Wohlfahrtsamtes zu beteiligen. Großdrebnitz. Nachm. 2 Uhr: Predigtgottesdienst. Schmiedefeld. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. Vorm. 811 Uhr: Kindergottesdienst. Kollekte für den ev.-luth. Gotteskasten. Abends 8 Uhr: Frauenverein im Pfarrhause. Großharthau. Vorm. 9 Uhr: Gottesdienst: anschließend Kinder- gottssdienst. — Donnerstag, den 9. Februar, abends 8 Uhr: Bibelstunde im Konsirmandenzinnner. — Sonntag-Landeskollekte für den ev.-luth. Gotteskasten. Frankenthal. Vorm. 9 Uhr: Lesegottcsdienst. Landeskollekte für den ev.-luth. Gotteskastcn. Rammenau. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst; darauf Kin dergottesdienst. Hauswalde. Norm. 9 Uhr: Gottesdienst. Danach Jugendgottes dienst. — Dienstag, 8 Uhr: Männerabend. — Freitag, 88 Uhr: Abendversammlung in der geheizten Sirche. Vortrag des Herrn Pfarrer Günther aus Grottau (Tschecho-Slowakei) über Gustav Adolf-Arbeit an den evangelischen Deutschen in Böhmen. Pohla. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. Nachm. 82 Uhr: Kindsrgottesdienst. Thristl. Frnuenverein Pohla. Mittwoch, den 8. Febr., abends 8 Uhr: Versammlung im Erbgericht Pohla. Vor trag von Fräulein Schulz von der Christs. Blindenmisston im Orient. Gäste willkommen. Burkau. Vorm. 9 Uhr: Gottesdienst. — Dienstag, den 7. Februar, im Lehngericht Frauenvereinsversammlung. Dresdner Plaudereien. Das Gauklerfest. — Der Geisterzug. — Das fünfzigjährige Opernhaus. — Lin Achtzigjähriger. — Da» bauende Dresden. — Ein amerikanischer Gast. (Nachdruck verboten.) Der Mann, der von „Berufs wegen" allerhand öffentliche Veranstaltungen über sich ergehen lassen muß, also mit machen muß, hat jetzt nichts zu lachen, selbst wenn es sich um heitere Feste handelt, denn sein eigenes Heim sieht er in diesen üppigen Zeiten nur selten und dann sogar auch nur für wenig Stunden. Ist es doch sogar vorgekommen, daß der Sprößling eines Kollegen eines Tages seine Mutter ge fragt hat, wer denn der garstige Mann sei, der meistens zu spät zu Tisch komme und ihn, eben den wißbegierigen Kna ben, zuweilen mal durchhaue. „Das ist dein Vater!" hat dar auf wahrheitsgemäß die glückliche Mutter geantwortet, denn dieser Kollege war Lokalredakteur und als solcher Spezialist in Ballbcrichterstattung. Morgens schlief er noch, wenn der Junge zur Schule fertiggemacht wurde und abends war er niemals da, weil ihn die Pflicht zu den Festlichkeiten rief, worüber am anderen Morgen zum Kaffee Tausende einen schwungvollen Bericht lesen wollten. Also die Zeiten schei nen gar nicht so schlecht zu sein, denn das Vergnügungs gewerbe hat Hochsaison. Lobenswert ist es, wenn mit frohen Festen ein guter Zweck verbunden wird und auch diejenigen etwas davon haben, die Not leiden und denen das Schicksal nicht gönnt, Freudenbecher zu leeren. Das war auch wieder beim Gauklerfest der Studierenden der Aka demie der bildenden Künste der Fall, der größten karnevalistischen Veranstaltung Dresdens, die alljährlich mit großem Geschick aufgezogen wird. Diesmal war das Fest „Gaukler-week-end in allen Ländern" benamst, also mit einem englischen Wort charakterisiert, weil wir doch — Deutsche sind. Das ist das einzige, was mir an der Sache nicht gefallen hat. Sonst aber war diese urfidele, von einer köstlichen Stimmung getragene Narretei einzig in ihrer Art. Man denke sich die wunderbar ausgeschmückten Säle unse res riesigen Ausstellungspalastes von etwa 4000 phantastisch angevutzten Menschen erfüllt, jede Wandslächcndekoration einen originellen Scherz ausweisend. Dazu steckt in unserer akademischen Jugend der rechte Mumm, d. h. mon versteht es, lustig zu sein, ohne auszuarten. War dos ein farben prächtiges, buntes Gewoge! Bei einer solchen Massenveran staltung kommt natürlich eine Vor- oder Aufführmm gar nicht zur Geltung. Das ist auch gar nicht nötig, die Haupt sache ist, daß jeder Festteilnehmer gleich die richtige Stim mung mitbringt. Das ist wohl auch fast ausnahmslos der Fall gewesen. Sind die Kosten der Veranstaltung auch be trächtlich, so drückt sich doch auch der Reingewinn fünfstellig aus und die erzielten Tausender dienen dem schönen Zweck der Mensa, also der Studentenbeköstigung. Für viele Aka demiker mit Taleitt, aber ohne oder wenig Geld, ist wieder bis auf weiteres der so notwendige warme Löffelstiel ge sichert. Ein weniger rauschendes, aber eigenartiges Vergnügen gewährte in diesen Wochen der Besuch der „Komödie", jenes Theaters an der Reitbahnstraße (nahe Hauptbahnhos), das nicht nur gut aussieht, sondern in dem auch recht gut gespielt wird. Hier wurde allabendlich das dreiaktige Stück ..Der Geisterzug" von Arnold Ridley gegeben, eine fabelhaft und raffiniert aufgemachte Sache, bei der man auf angenehmste Art das — Gruseln erlernen kann. Der Zu drang zu diesen Aufführungen war so stark, daß sogar Nacht- Himrnelsrundschau für Februar. Von Max Valier. Zu Beginn des Berichtsmonats erhebt sich die Sonne um 7 Uhr 40 Minuten und finkt um 16 Uhr 45 Min. unter den Horizont. Am Monatsletzten aber geht sie schon um 6 Uhr 45 Min. auf und erst um 17 Uhr 40 Min. unter, so daß sich die Tageslänge um zweimal 55 Minuten oder eine Stunde 50 Min. verlängert. Die Dauer der bürgerlichen Dämmerung beläuft sich auf 42 Min., die der astronomi schen auf 1 "Stunde 45 Minuten. Trotzdem tritt die abend liche Dunkelheit noch reichlich früh ein und bietet dem Ster nenfreunde bequeme Gelegenheit, die Sternenbilder zu be obachten. Wenden wir gleich in der Dämmerung unseren Blick zum westlichen Firmament, so finden wir dort als hell her vor strahlenden Abendstern den Himmelsriesen Jupiter, der uns von den früheren Monaten her noch bestens in Erinne rung steht. Ueber Südosten ist Sirius der erste Stern, der im Abenddämmern aufblitzt, während steil im Scheitel »d Fra« »den Capella heroortritt und wie mit einem Schlage auch die Zwillinge, Aldebaran im Stier, die Hauvtsterne de» Orion und links von diesen Procyon auftauchen. Genau über Osten aber ist der schöne Stern Regulus im Löwen. Warten wir, bis es zu Monatsanfang 11 Uhr, zur Mo natsmitte 10 Uhr, und am Monatsende 9 Uhr geworden ist, dann finden wir die Fixsternbilder in der nachfolgend be schriebenen Stellung: Im Nordwestpunkte schickt sich eben der westlichste der drei schönen Hauptsterne der Andromeda an, unter den Horizont hinab zu gleiten, während das Zei chen der Cassiopeja etwas höher darüber wie ein deutlich lesbares, großes lateinisches W aufrecht schwebt und unter Andromeda die kleinen Bildchen Triangel und Widder ihrem Untergange im Westnordwesten zustreben. Im Westen genau folgt der Kopf des Walfisches dem bereits untergesunkenen Körper dieses riesigen Zeichens und im Südwesten verglimmen die matteren Sterne des Eridanu» in den Dünsten. In dem Himmelsfelde zwischen Südwest und Süden aber entfaltet der Winterhimmel sein volles Sternenpran gen und seiner Bilder höchste Pracht. Wer beim Anblick dieser gehäuft strahlenden Sternensonnen nicht vor Ehr furcht vor der unendlichen Größe des Weltalls ergriffen wird, dem ist nicht zu helfen. Die oben bei Betrachtung ttzr Abenddämmerung ausgezählten Bilder sind es, die jetzt, auf oolldunklem Nachthimmel ausgebreitet, das Auge des Be schauers in ihren Bann ziehen. Links vom Nordsüd-Himmelskreis, dem sogenannten Meridian, ist der Grund des Firmaments etwas stern ärmer. Besonders tief über dem Horizonte fehlt es an Ster nen, während von Südost herauf bis auf die Höh« Procyons im kleinen Hunde die Wasserschlange ihre matt glimmenden Sternlichter glitzern läßt. Darunter heben sich nur der Hauptstern Alphart, genannt der Einsame, und der Kopf der Hydra, unmittelbar unter dem Tierkeisbilde de» Krebses, deutlich hervor. In mittlerer Höhe über Südost beherrscht jetzt der große Löwe das Himmelsfeld, hinter ihm die Jungfrau, während die obersten beiden Sterne des Raben eben im Ostsüdosten aufgehen. Ueber Nordosten ist in liegender Stellung das gewaltige Bild des Bootzs auf gestiegen, mit dem rötlich-gelb flammenden Arkturus, al« Verkünder der nahenden wärmeren Jahreszeit, begleitet von der nördlichen Krone. Unter den Zirkumpolarsternbil dern, die niemals untergehen, finden wir im Berichtsmönat den Drachen über Nordost, den großen Bären über Süd ost, die Giraffe über Süden, Cassiopeja westlich vom Polar stern und Cepheus gegen Norden gewendet. Von den Planeten befindet sich der sonst so schwer auf findbare Merkur am 9./10. in äußerst günstiger Stellung am Abendhimmel. Er geht dann hart beim Westpunkte anderthalb Stunden nach der Sonne als blitzend Hellers Da wir beim Schöngeistigen angelangt sind, so mag! gern eines liebenswürdigen alten Herrn gedacht sein, der! vor einigen Tagen in guter Frische sein 80. Lebensjahr voll-! endete: der Senior der Dresdner Schriftsteller, Professor! Heinrich Zschalig. Als Dichter, Gelehrter und Ueber- setzer hat er viel Beachtliches und Ideales geschaffen, und zu seinen Verdiensten gehört auch, daß er 16 Jahre hindurch Vorsitzender des Literarischen Vereins war. -Zschalig hak' nordische Dichtungen mit großem Geschick ins Deutsche über-! tragen, Volkslieder und Volksdichtungen aus dem sonnigem Süden gesammelt und auch im Sinne der Heimat- und! Volkskunde die Feder geführt. Erinnert sei hierbei an sein mundartliches Werk „Bilder und Klänge aus der Rochlitzer Pflege". Ein sieghafter Humor hat dem freundlichen alten Herrn auch über steinige Strecken seines Lebensweges hin weggeholfen. Nun zu etwas anderen:. Der Stadtbummler, der auf! seinen Streifzügen nicht nur das Zentrum berührt, um! schließlich mit gewohnter Pünktlichkeit an seinem Stamm tisch zu landen, trifft jetzt hier und da auf riesige Bauplätze.! Da ersteht in der Nähe des Großen Gartens das monumen-! tale Hygiene-Museum, mit dessen Errichtung man! in diesem Jahre wohl ein gutes Stück vorwärts kommt. In! der Nähe der Elbwiesen ist ein umfangreiches Gelände um- plankt. Dort ist der gewaltige vielgliedrige Er weit«-' rungsbau des Johann st ädter Krankenhau»! ses im Entstehen begriffen, während in der Vorstadt Pie»! sehen, also auf Neustädter Seite, ein umfangreiches städti sches Volksbad errichtet wird. Dabei ist erst im ver»! gangenen Jahre das ini Stadtinnern befindliche städtische Güntzbad mit einem Kostenaufwand von fast 2 Millionen Mark erweitert worden. Ueberdies werden schon Pläne über Errichtung einer großen Stadthalle erörtert, di«! man ja sehr notwendig gebrauchen könnte, zumal der Groß stadt Dresden ein würdiger Konzertsaal von entsprechenden Ausmaßen fehlt. Ob man einmal den Zirkus Sarrasani oder den Hauptsaal des Ausstellungspalastes zu einer Stadt halle ausbaut, steht noch dahin. So wird sich zu den berühmten alten Bauschöpfunaen Dresdens in Zukunft manches Neue und Bedeutend« gesellen und der Fremde nimmt von einem Besuche der schönen Eche- stadt die besten Eindrücke mit. Das hat auch ein namhafter amerikanischer Gast einem Ausfrager, zu deutsch „Intzr- viewer" versichert, und zwar Herr Bürgermeister Ken- drick aus Philadelphia. Dem Oberhaupt der drittgrößten Stadt Nordamerikas darf man schon ein sicheres Urteil zu trauen. Er unternimmt zur Zeit eine Studien- und Er holungsreise durch einige europäische Staaten und man wird sich gewiß überall bemühen, dem „Vetter von drüben" das Schönste und Beste zu zeigen. Im amerikanischen Zeitungs wesen spielt das Interview eine bedeutende Rolle, die ihm im Grunde genommen gar nicht so sehr zukommt. Jetzt fängt man mit der Ausfragerei bedeutender Leut« (manch mal sind sie das nicht einmal) auch bei uns an. Ist der Ausgefragte ein artiger Mensch, so wird er als Gast eines Landes dem Mann mit dem gezückten Bleistift nichts Un angenehmes sagen und er wird auf die Frage nach seinen Eindrücken stets erwidern, daß er entzückt sei. Das hat auch Herr Kendrick versichert und nach feiner sympathischen, schlichten Art, sich zu geben, darf man es ihm gern glauben. Wem sollte es auch nicht in unserem schönen Dresden ge fallen? Auf eine verneinende Antwort sagte ihm darauf gründlich Bescheid r. Beiblatt -» so. Der Sächsische Erzähler