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WMMWMaek Einzige Tageszeitung im Amtsgwichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- «armschafh der Schulinspektion und de» Hauptzollamts zu Bautzen, de« Amtsgericht», des Finanzamt«» und des Stadtrats zu Bischofswerda. «MÄgMKLtL-» i Unabhängige Zeitung für alle Ständeln StÜdtÄm Land. DichtesteVerbreitung in allen Volksschichter» BeUagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tag^ Fra» und Heim, Landwittschaftliche Bellage. — Druck und Verlag v«m FriedrichMay G.m.b.H. in Bischofswerda. FemsprecherNr,444Mld44^ Gescheinunaswetf«: Jeden Werktag abend« sLe den folgend. Tag. Bezug»»»««» für die Zeit eine« halbe« Monat«: Freit««« tza»i» halbmonatlich Mk. 120, beim A-Holen in.der Geschäftsstelle wSchenUtch SO Psg. Einzelnummer 10 Pkg. 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Jahrgang Tagesschau. * Der interfraktionelle Ausschuß des Reichstags ist am Dienstagnachmittag zu einer Besprechung über das Schul gesetz zusammengetreten. Die Reichstagsausschüsse nehmen ihre Arbeit nach der Wechnachtspause am Mittwoch wieder auf, und zwar treten dann der Haushaltausschuß und der Wohnungsausschuß zu sammen. Am Donnerstag wird der Dildungsausschuß die Beratungen über das Schulgesetz wieder aufnehmen. Die Tagesordnung für die erste Sitzung des Reichstages nach den Ferien am Donnerstag, den 19. Januar, nachmit tags 3 Uhr, enthält als einzigen Punkt die erste Beratung des Reichshaushaltplanes für 1928. * In Kiel sollten 16 Eisenbahnwaggons Stückgut auf einen norwegischen Dampfer verladen werden. Als die Zollbehörde an einer Stichprobe festftellte, daß die Ladung aus Gewehrmunition bestand, verfügte sie die Beschlag nahme. In Paris wurde eine Untersuchung betrügerischer Ma növer bei Sachlieferungen auf Reparationskonto eiugeleitet. An den Betrügereien sollen Deutsche und Franzosen betei ligt sein. Au den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- führliches an anderer Stelle. Politik mit Fälschungen. Vor dem fünften Strafsenat des Reichsgerichts begann am Dienstag ein Spionageprozeß, der wahrscheinlich meh rere Wochen hindurch dauern wird. Angeklagt sind der Landwirt Johann Anton Schreck, der Kaufmann Karl Hermann Koch und der Schlosser Gerhard Emil Schulz, sämtlich aus Berlin, die des Landesverrats, des Verrats militärischer Geheimnisse und des Meineids beschuldigt werden. Der Angeklagte Schreck sitzt seit 27 Monaten in Untersuchungshaft, da das zu beschaffende Material außer ordentlich umfangreich war. Es handelt sich um Nachrich ten» die Schreck der polnischen Regierung verkauft und die von dieser bei den Genfer Verhandlungen über den Ab bau der M i l i t ä r k o n t r o l l e in einem Sinne verwandt wurden, der die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund verzögerte. Durch diesen Prozeß wird endlich einmal in das Trei ben einer gewissen Menschcnsorte hineingeleuchtet, denen irgendwelche Begriffe von Anstand, Ehre und Ehrlichkeit längst abhanden gekommen sind, wenn sie sie jemals über haupt besessen haben, und die in ihrer Gewissenlosigkeit schweres Unheil angerichtet haben. Es handelt sich um Machenschaften, die aus der jüngsten Zeit bis tief in die Kriegszeit zurückreichen. Die Prozeßverhandlung wird je denfalls auf Zusammenhänge, die bisher noch nicht geklärt waren, interessante Streiflichter werfen. Bei der Beurteilung der Angelegenheit muß man zwei Dinge auseinanderhalten. Schreck und seine Mitange klagten Koch und Schulz sind ganz gewöhnliche Fälscher, denen es nicht darauf ankommt, welcher Art die Dokumente sind, die sie gerade fälschen, wenn ihnen die Sache nur Geld einbringt. Dabei fällt auch hier auf, daß der Hauptsührer, hier also Schreck, ein Mann von außergewöhnlicher Intelli genz und Geschicklichkeit ist, der vielleicht ein nützliches Glied der menschlichen Gesellschaft hätte werden können, wenn er auf die richtige Bahn geleitet worden wäre. Da er ohne jede innere moralische Hemmung war und ist, so geriet er leicht auf die schiefe Bahn. Solche Schicksale sind nicht allzu selten und bedürfen keiner besonderen Beachtung, wenn sich nicht Begleitumstände daran knüpften, die für die geschicht liche Entwicklung unserer Zeit von Bedeutung geworden sind. Eine andere Seite der Angclegeichcit betrifft oiejenigen, die von den Fälschungen politischen Nutzen gezogen haben oder die zum Schaden ihrer Landsleute darauf hcreingefallen sind. Das betrifft einmal Franzosen und Polen, die von ihnen gegen Bezahlung ausgelieferten Dokumenten Ge brauch gemacht haben, ohne sich viel um die Nachprüfung der Echtheit jener Schriftstücke zu kümmern, weil sie ihnen für ihre politischen Zwecke willkommen waren. Der andere Teil besteht aus Persönlichkeiten, die entweder aus einer un begreiflichen Leichtgläubigkeit darauf hincinfielen oder aus solchen, die unbesehen mit innerer Wollust sofort alles für bare Münze nehmen, was ihnen an Verleumdung und Ver dächtigungen ihres Vaterlandes zugetragen wird. Die Herrschaften Schreck und Genossen haben gefälscht, was ihnen in die Quere kam. Es machte keinen Unterschied, ob sie Schriftstücke zur Verdächtigung deutscher militärischer Stellen an die Franzosen oder später an die Polen verkauf ten. Von politischer Bedeutung sind noch in jüngster Zeit die Fälschungen geworden, die dazu beigetragen haben, die Ehrlichkeit der deutschen Politik in dem Augenblick zu ver dächtigen, in dem die Aufnahme Deutschlands in den Vö.Ver bund bevorstand. Vielleicht erinnert man sich noch daran, daß plötzlich in Paris Beschwerden über angebliche deutsche Befestigungsarbeiten an der Ostgrenze austauchten, rie sich auf bestimmte amtliche Schriftstücke stützten. Auf diese Weise wurden wir noch weiter mit der Wirksamkeit der be- r-üchtigten interalliierten Militärkommission beglückt, die ge rade äbgebaut werden sollte. Es hat unendlicher Zeit, Mühe und Arbeit bedurft, ehe es gelang, den Nachweis zu liefern, daß es sich in der Tat um falsche Angaben und gefälschte Schriftstücke handelte. Die Erfüllung dieser Aufgabe wurde noch besonders dadurch erschwert, daß sich unsere Pazifisten und pazifistischen Organisationen sofort der Sache bemäch tigten und durch ihr Verhalten im Ausland den Eindruck verstärkten, daß die gefälschten Angaben richtig seien. Der Vorwurf einer gewissen Leichtgläubigkeit in dieser Hinsicht trifft Professor Quidde in seiner Eigenschaft als Vorsitzenden der deutschen Liga für Menschenrechte. Viel schwerer ist der Vorwurf, der gegen die sattsam bekannten Herren Professor Foerster und Merten zu erheben ist. Diese sitzen in der Schweiz und haben solche Verbindungen, daß es ihnen ein leichtes gewesen wäre, sich von der Unrichtigkeit der erhobenen Beschuldigungen zu überzeugen. Statt dessen waren sie es, die auf Grund der gefälschten Dokumente die schwersten Anklagen gegen Deutschland in die Welt schleu derten und nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichteten. Ihr Verhalten hat Reichsaußenminister Dr. Stresemann in Genf selbst als das von Lumpen gekennzeichnet, und diesem Urteil können wir uns nur voll anschließen. Wir geben uns auch nicht der Hoffnung hin, daß die Verhandlungen in Leipzig etwa den Erfolg haben werden, solche Leute wie Foerster und Merten zu bekehren, denn diese sind hoff nungslos. Trotzdem ist es erfreulich, daß jetzt endlich ein mal die Machenschaften an den Pranger gestellt werden, mit denen deutsche Lumpen Franzosen und Polen gefälschtes Material zur Verdächtigung Deutschlands geliefert haben. Zaleski lernt — aber immer noch nicht genug! Der polnische Außenminister Zaleski hat in einer gro ßen politischen Rede einem Teil der Notwendigkeiten Rech nung getragen, die die beginnenden deutsch-polnischen Ver handlungen für den polnischen Außenminister nun einmal mit sich bringen. Von dem Tone der bisherigen polnischen Hetzreden gegen Deutschland weichen diese Ausführungen also ganz erheblich ab. Leider aber sieht Herr Zaleski immer noch nicht den wesentlichen Kern der Dinge, wenn er von einer deutsch-polnischen Entspannung spricht, die nur auf die wachsende deutsch Erkemttnis vom Werte Polens zurück gehe. Nicht in Deutschland ist oder war eine geistige Um stellung notwendig, sondern in Polen! Das beweist von neuem der in der gleichen Rede von Zaleski geäußerte Ge danke, es werde ja nun zwischen Deutschland und Polen ruhiger rverdcn, weil man nicht mehr von den Ostgrenzen spreche und weil di« endlosen Beschwerden wegen Danzig bald ein Ende nehmen (ist das eine erste „segensreiche" Auswirkung der kommenden Weimarer Koalition in Dan zig?). Vergißt Herr Zaleski die polnisclie Intransigenz im Schulkonflikt und im Falle Chorzow — glaubt er, daß die Ostgrenzen für Deutschland erträglicher werden, wenn man sie totschweigt?! Der Stand der Schirlfrage. Berlin, 11. Januar. Aus parlamentarischen Kreisen wird uns gemeldet: Der zwölfte Ausschuß, der Ausschuß für Bildungswesen, wird am Donnerstagnachmittag SA Uhr seine Beratungen wieder aufnehmen. Die Regierungspar teien haben untereinander bereits Besprechungen abgehal ten und zwar ist gestern der sogenannte Kleine interfraktio nelle Ausschuß, bestehend aus den Parteiführern und den Schulreferenten zu einer Sitzung zusammengetreten, deren Ergebnisse dem heute, Mittwoch, tagenden Großen inter fraktionellen Ausschuß vorgelegt werden. Die Verhandlun gen des Kleinen Ausschusses am Dienstag waren sehr ein gehend und umfaßten alle Paragraphen des Schulgesetzent- wurfes. Man hatte im Kreise der Regierungsparteien da ran gedacht, die wesentlichen Streitfragen, also die Frage der Staatsaufsicht und die anderen im 811 berührten Fra gen, die Frage der Einsichtnahme in den Religionsunter richt, (8 16) und die Frage der Simultanschulen zuerst ein mal zurückzustellen und erst bei der zweiten Lesung des Schulgesetzentwurfes die entscheidenden Beschlüsse zu fasse». Es dürste auch dabei bleiben, daß dann erst die endgültigen Formulierungen zustande kommen, doch haben die Regie rungsparteien sich entschlossen, ihre Stellungnahmen zu den Einzelfragen nunmehr so genau und scharf umrissen aus zuarbeiten, daß in der Mittwoch-Sitzung der Versuch einer direkten Einigung unternommen zu werden vermag. In parlamentarischen Kreisen verkennt man nicht, daK damit die bisherige Aussprache greifbare Ergebnisse noch nicht erzielt hat; es zeigten sich jedoch sehr bedeutsame Au-, Näherungen, insbesondere zwischen den Standpunkten der Deutschen Volkspartei und des Zentrums in der Frage der! Einsichtnahme in den Religionsunterricht und der den ka tholischen Bischöfen zu gewährende Möglichkeit, ihr Rechte zu delegieren, daß der Optimismus, der sich in der Schul frage in den letzten Tagen zeigte, keine Erschütterungen zu erfahren braucht. Die wesentliche Entscheidung wird, das! muß immer wieder betont werden, doch in der zweiten Le-< sung des Gesetzes liegen. Eine geheimnisvolle Schiffsfracht. Siel, 10. Januar. Die Kieler Neuesten Nachrichten mel den: Auf dem zur Zeit im Kieler Zollgebiet liegenden nor wegischen Dampfer „Aker" sollten heute vormittag 250 To:' Stückgut übernommen werden. Das Stückgut ist in 15 bis 16 Eisenbahnwaggons aus Halle nach Kiel gekommen. Als etwa die Hälfte des Stückgutes an Bord genommen war, wurde bei einer Stichprobe Gewehrmunition fest gestellt, die weitere Verladung wurde daraufhin durch die Zollbehörden untersagt und veranlaßt, daß das Stückgut wieder ausgeladen werde. Zur Zeit nimmt der Dampfer Kohlen über. Das Stückgut war nach Oslo deklariert, es! wird jedoch erzählt, daß es nach China gehen sollt«. Offen bleibt die Frage nach dem Ursprungsort der Muni tion. Es darf wohl angenommen werden, daß es sich um ausländische Munition handelt, etwa aus der Tschecho slowakei, und daß Halle nur als Ucbergangsort für das Stückgut in Frage kommt. Die beschlagnahmte Munition' soll in Kiel vernichtet werden. Halle, 10. Januar. Hier wird bestätigt, daß tatsächlich 16 nach Kiel bzw. Norwegen bestimmte Güterwaggons hier durchgekommen sind. Die Wagen kamen aus der Richtung Torgau, so daß Halle also nur als Durchgangsstation in Frage kommt. Französische Untersuchung über Ketru- gereien bei Sachtieferungen auf Uepa- rativnslwnto. Paris, 11. Januar. (Drahtb.) Die pariser Staats anwaltschaft Hal aus Ankrag des Finanzministeriums den Untersuchungsrichter beauftragt, eine Reihe von Angelegen^ Heiken zu untersuchen, bei denen es sich um betrügerische Manöver bei der Ausführung von Sachlieferungen auf Re^ parationskonto handeln soll. Durch falsche Angaben de» wahren Werkes der auf Reparakionskonto bezogenen warew hälken sich die beiden kontrahierenden Parteien, Deutsche wie Franzosen, beträchtliche Vorteile zu sichern gewußt. Bet diesen betrügerischen Manipulationen sei auch der nkchl ge stattete Transfer von Bargeld von Deutschland «ach Frank reich die Folge gewesen. Die französische Regierung habe, sobald sie Kenntnis von diesen betrügerischen Manöver« er- halten habe, durch die in Frage kommenden Verwaltungs stellen eine Untersuchung veranstaltet und beschlossen, eine gerichtliche Untersuchung in allen den Fällen elnzuleiten, in denen strafbare Handlungen festgestellt worden seien. Die deutschen Reparationszahlungen. Berlin, 10. Januar. Aus der Uebersicht des Generale agenten für die Reparationszahlungen, di« heute veröffent licht wurde, geht hervor, daß sich der gesamte Transfer ich, Monat Dezember 1927 aus 130,7 Millionen und in der ZeH vom September bis Dezember 1827 einschließlich auf 521,7 Millionen belief. In diesen Summen sind an Barübenvei-' ungcn 28,8 (87,4) und an SackMferungen 55,8 (261,M! Millionen enthalten. Von den Mächten erhielt Frankreich 70,5 (274,8), England 25,2 (103,6), Italien 7,5 (31) und Bel gien 7P (32) Millionen. Der Kaffenbestand betrug am 31. Dezember 1827 rund 140,6 Millionen. Die Massenverbannung in Rußland. Berlin, 11. Januar. (Drahtb.) Zn der Nachricht über die Verbannung von oppositionellen Führern in Mos kau erfährt die „Deutsche All^ Zig.* von MümterrWrter