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I-rMWeLrM-r MifcholBwerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Die» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt. Mannschaft, der Schulinspektion und de» Hauptzollamt» zu Pautzen, be» Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt unh Land. DichtesteVerbreitung in allen Volksschichten Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vo« Tage, Fra« und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444und 448 Erscheinungsweise: Jeden Werktag abends kür den folgend. Tag. Brz«a»vr«t» Er die Zett eine» halben Monats: Frei ins Haus halbmonatlich Mk. l.20, beim Äbholen in der Gefchäitsstelle wöchentlich so Psg. Einzelnummer tv Psg. 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Jahrgang Lagesschau. * Die Verhandlungen der Regierungsparteien in der Arbeitszeltfrage haben zu einer Verständigung geführt. Der Auswärtige Ausfchuß de» Reichstags ist auf kom menden Freitag einberufen. * Die polnische Regierung Hot in Berlin eine Protest note gegen die Polendebatte im Reichstag am 23. Novem ber überreicht. Nach einer unbestätigten Meldung soll über Bukarest dec Belagerungszustand verhängt worden fein. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Au». Ehrliches an anderer Stelle. Zusammenschluß -er Asiaten. Von * * * Die Begegnung der Außenminister zweier asiatischer Großmächte, nämlich Rußlands und der Türkei, in Odessa hat auch bei uns die politischen Federn mobil gemacht. Man spekuliert über die Bedeutung dieser Zusammenkunft, will sogar bereits eine ponasiatische Liga im Entstehen sehen. Sobald man sich mit Fragen des nahen und des fer nen Ostens beschäftigt, muß einem Faktor weite Sicherheit gegeben werden, weil er «in Faktor oes Ungewissen ist. Nur zwei Nationen von den vielen Völkern, die Europa bewoh nen, können beanspruchen, eine genaue Kenntnis der Eigen arten der Orientalen und Asiaten zu besitzen, weil sie selbst — staatspolitisch betrachtet—asiatische Völker sind: die einen, die Russen, wegen der Abstammung, die anderen, die Eng länder, aus reicher Erfahrung hundertjähriger wirtschaft licher und politischer Beziehungen zum asiatischen Kontinent. Jeder deutsche Kaufmann, der ein Leben im Osten zuge- b rächt hat, wird unterschreiben, wie schwer es dem Europäer ist, in die eigentümliche Verschlossenheit asiatischen Wesens rinzudringen. Er wird zugeben, daß man niemals aus lerne, auch wenn man Jahrzehnte draußen zubringe. Wir haben an Asien noch viel zu lernen. Zweifellos ist der asiatische Kontinent im Ausstehen zu einem neuen Zeitabschnitt, einem Abschnitt größe rer Aktivität auf jedem Gebiet. Offenbar hat eine Evolution begonnen. In manchen Ländern Asiens hat sich solches un ter heftigen revolutionären Erscheinungen vollzogen (Tür kei) oder entwickelt sich erst unter solchen Begleitumständen (z. B. China und Persien). Ist Asien gegen uns Europäer voraus oder zurück? Wir können diese Frage positiv nicht beantworten. Darin möge eine Warnung liegen für den Deutschen, der im Rausch der Vorkriegszeit einer Neigung zur Ueberheblichkeit über andere Völker nur zu oft erlegen ist. Der Frieden von Shimonvscki, Anlage und Ausgang der Chinaexpedition, der ganz unglücklich aufgezogene und in Deutschland ebenso unglücklich behandelte Sühnegang je nes chinesischen Prinzen sollten lehrende Warnzeichen blei ben. Denn, hinter dem gleichmütigen Gesicht des Asiaten steckt ein eminent kühler Verstand, der nichts vergißt. Aber dieser Verstand hat das Warten auf die Gelegenheit ge lernt. Deutschland hat feine Fehler im fernen Osten mit dem'Verlust von Kiautschau und mit dem Verlust unermeß licher Werte unserer Wirtschaft hezahlen müssen. Die russische Staatsgeschichte und die Ziele russischer Staatskunst wollen von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet fein. In jedem Russen steckt ein erheblicher Gegensatz zum europäischen Westländer. Es ist ein Fehler, den russischen Bolschewismus nur vom sozialistischen Standpunkt zu be trachten oder vom Standpunkte de» Gegners des Sozialis mus zu bewerten. Die Memoiren des französischen Bot schafters Paleologue am Zarenhofe geben ein überaus reizvolles Bild, mit welchen Ansichten der sozialistische fran zösische Minister Thomas in den Reoolutionstagen der Frühjahrs 1917 in Petersburg erschien, wie er sie in gründ licher Verschätzung der russischen Psyche vertrat, und wie die Entwicklung der Dinge diesen Mann innerhalb kurzer Frist gründlich blamiert«. Es scheint — ober auch nur es scheint — daß der moskowltische Bolschewismus sich in einer Mauserung befindet. Offenbar find es sehr starke Instinkte, die nicht ander» al» national bezeichnet werden kännen, be reit« wach und rege. Drang nach machtvolitischer Betätigung nach außen ist unverkennbar. Die Bünvnlspolitik gegenüber den sogenannten Randstaaten, selbst gegen Finnland, ist ein Beweis. Diese Politik Kat einen starken militärpolitischen Einschlag. Auch Odessa liegt zweifellos auf der Linie dieser Politik. Dem Ausbau der Wehrmacht wird eine höchst be- merkenswerte Aufmerksamkeit gewidmet. Man erkennt, daß rn mit Intrigen und mit wühlen bei anderen Völkern l-ls erreicht, wenn nicht reale Macht dahinter steht. Noch ist es nicht so weit, daß die Parole der Verbreitung der Weltrevolution über diesen kleinen Crdenball offiziell aufgegeben werden kann. Noch ist diese Parole ein Druck mittel auf manchen anderen Staat und daher ein wichtiger Trumpf im politischen Geschäft. Aber die Leute in Moskau kommen um die Tatsache nicht herum, daß die mit den Jahren seit Kriegsschluß mehr oder minder fortschreitende Befriedung der Völker dem Gedanken des Kommunismus wachsenden Widerpart leistet. Jener. Drang nach machtpolitischer Bedeutung und Be tätigung ist zweisfellos durch den Druck von außen, den Rußland empfindet, gefördert worden. Frankreich könnte sich eines Tages sehr wundern, welche Wirkung seine mili tärpolitischen Machenschaften mit Polen und Rumänien für eine nationale Ertüchtigung Rußlands gehabt hat. Rußland wird durch diese Vorgänge zu einer Verständigung mit Eng land getrieben. Es ist bezeichnend, wie gerade in der eng lischen Presse darauf aufmerksam gemacht wurde, daß die polnisch-rumänische Militärkonvention unter Frankreichs Fittichen und unter Frankreichs Bindung für den Kriegsfall gegen Rußland schon nicht mehr als ein Garantiebündnis, sondern als eine drohende Kriegsvorbereitung bezeichnet werden müsse. Rußland muß Rückhalt suchen. Diesen Rück halt gibt ihm das stammverwandte Asten. Frankreich ist in Asien (Annam und Tongking) sehr verwundbar. Zu Asien gehört auch die Türkei, die ihren jetzigen Besitzstand wahr scheinlich besser durch England garantiert sieht als durch Frankreich. Auf die Dauer kann die Türkei die Fehlwirt- fchaft der Franzosen in Syrien nicht ertragen. Rußland braucht innere Erstarkung. Wenn nur mit eigenen Kräften unternommen, würde das ein langsamer Prozeß fein. Da her eröffnen sich gesteigerte Aussichten für den ausländischen Kaufmann und Industriellen. Geschäft in Sicht! Das ruft den Engländer auf den Plan. Der Druck der City wird ein» setzen. Daher werden wir trotz der Reden mancher englisch«! Minister eine Annäherung Englands an Rußland erleben» weil sie kommen muß. Aber auch noch andere Momente sprechen für England mit. Das künstliche Bein, das er sich in Gestalt eines afrika nischen Imperiums anschnallen wollt«, ist noch nicht trag fähig; vielleicht wird es bei der Haltung der Südafrikani schen Union nie dazu kommen. Indien ist noch immer die große Kraftquelle des britischen Reiches. Der Ausbau «in« militärisch gesicherten Brücke nach Afrika ist noch im Zuge. Die Differenzen mit China drücken. Noch vor wenigen Jah ren hätte ein Vorkommnis, wie der neuliche gewaltsame Angriff auf die englische Kriegsflagge, unbedingt zum Kriege geführt. Man Heckte es ein. Japan geht seine eigenen Wege, nachdem England unter dem Druck des Washingtoner Ab kommens das Bündnis gekündigt hat. England sieht dl« große Auseinandersetzung kommen. Es wirft um große Werte im Osten gehen. Aber ebenso nüchtern sieht es, daß seine Rüstung noch nicht so weit ist, um die Dinge auf die Spitze zu treiben. England braucht zur Vorbereitung Ruhe im nahen und im fernen Osten. So ist die Meinung, daß hinter der Zusammenkunft in Odessa die planvolle Ar beit Englands steckt, wohl vertretbar. England will Mitteleuropa in einen Traum von Sicher» heit wiegen; unterdessen zieht es seine Riesenschlingen um Frankreich und seine Trabanten. Gins polnische Protestnote. Warschau, 2. Dez. (Drahtb.) Die polnische Regierung beauftragte gestern den polnischen Gesandten in Berlin, der deutschen Regierung eine Protestnote anläßlich der Polen- »ebatte im Reichstage vom 23. November zu überreichen. In der Note wird erklärt, daß in der Rede Emmingers so wie in den Erklärungen fast sämtlicher Parteien die Ergeb nisse der Wahlen in Oberschlesien einer Kritik unterzogen würden. Die Debatte im Reichstage bedeute eine offensicht liche Einmischung in innerpolitische Angelegenheiten und widerspreche den internationalen Gebräuchen. Die polnische Regierung sei der Ansicht, daß solche Handlungen der deut schen Parlamentarier die Beziehungen zwischen den beiden Ländern nicht fördern und die öffentliche Meinung beider Länder in unerwünschter Weise beeinflussen könnten. Berlin, 2. Dez. (T.-U.) Zu der polnischen Protest note gegen die Erklärung Emmingers im Reichstage wird halbamtlich erklärt: Der Protest der polnischen Regierung ist insofern nicht ganz klar, als es sich um eine Erklärung politischer Parteien handelt, auf deren Form und Inhalt oie Regierung keinen Einfluß hat. Den Parteien als sol chen wird man nach der materiellen Seite hin das Recht nicht bestreiten können, zu dem Ergebnis einer Wahl in einem ehemals deutschen Gebiet Stellung zu nehmen, das die Verbundenheit dieses Gebietes mit der deutschen Kultur gemeinschaft zum Ausdruck bringt und in diesem Sinne die Sicherung der Erhaltung dieser Gemeinschaft zu fordern. Der Termin für den Germersheimer Proretz ans den 17. Derbr. festgesetzt. Landau, 1. Dezember. Wie die Telegraphen-Union erfährt, ist nunmehr der Termin für den Germersheimer Prozeß auf den 17. Dezember festgesetzt worden. Für die Dauer de» Termins sind vier Tage vorgesehen. Die Einhaltung des festgesetzten Termine» hängt davon ab, ob die französischen Anwälte zu dem Termin am 17. Dez. erscheinen können. Die bevorstehenden Uerhandlungen über die Ueviston der Rheiniond- ordonnanren. «in unbefriedigender und ungleichmäßiger Entwurf. Koblenz, 2. Dezember. (Drahtb.) Di« Vorberatungen über di« von d« Rheiulandkommlsflon zugesagte Revision der Rhein- landordonnanz« Pad nunmehr beende«, «in einstweiliaer Entwurf hierüber ist von der Rhelnlaadkommifsion dem Reich»kommifsar für die besetzten Gebier« übergeb« worden. Zn den nächst« Tag« werd« di« offiziell« verhandlnngen zwischen dem Rrichskommis- sar und der Rheinlandkommission hier ausgmommm werd«. Frei herr Langwertb von Simm«« weilt gegenwärtig in Berlin, um die letzt« Instruktionen für dies« Verhandlung« von der Relchsregle- ruag «tgegenzunehmen. In unterrschtetm deutsch« Kreil« ist »an der Ansicht, daß der von der Rheinlandkommission ausgestellte erste Entwurf den berech tigten Erwartungen Deutschlands keineswegs Rechnung trägt. Man mußte deutscherseits annehmen, daß die Rheinlandkommission in Verfolg ihrer Zusage eine wirkliche Revision der Ordonnanzen nicht nur dem Hpchstaben nach, sondern auch vor allem dem Geiste nach vornehmen würde, anstatt sich mit einer rein äußerlichen Be arbeitung und mit einer zahlenmäßigen Verminderung der Ordon nanzen zu begnügen. In dem neuen Entwurf sind alle die Bestim mungen der Nheiulandkommission enthalten, deren Beseitigung oder Milderung im Interesse der Bevölkerung des besetzten rheini schen Gebietes immer wieder verlangt worden ist, wobei nur äußerlich eineZusammenziehung der bisher mehr als SOVOrdonnan- zen in ungefähr 8 erfolgt ist. Es muß betont worden, daß nach dem neuen Entwurf sich die Rheinlandkommission auch weiterhin Las Auswcisungsrechk. das Recht der Beschränkung der Presse- und Verelussreihelt, das Bestätigungsrechk für die im besetzten Gebiet wirkenden deutschen Beamten, sowie die Gerichtsbarkeit der alliier ten Militärgerichte vorbehält. Man wird deutscherseits bei den be vorstehenden Verhandlungen deutlich unterstreichen müssen, daß auch die Rheinlandkommission sich an die von den alliierten Regie rungen verfolgten Bestrebungen zu einer durch die Etappen Lo- carno und Thoiry cingcleiteten Verständigung zu gelangen, richten soll und daß mau vor allem im Interesse der Bevölkerung des be setzten rheinischen Gebietes die Auswirkungen dieses Vsrständi- gungswillens bei der Neuordnung der Nheinlandordonnanzen for dern müsse. Bisher scheint die Rheinlandkommission bei ihrem bisherigen Verfahren nur an die rein taktische Wirkung auf das Ausland gedacht zu haben, bei dem sie durch die äußerliche Ver ringerung der Ordonnanzen wohl den Eindruck zu erwecken hofft, daß berechtigten Wünschen der deutschen Bevölkerung wirklich ge nüge getan sei. Daß mit solchen äußerlichen Maßnahmen den be setzten deutschen Gebieten nicht g-dient ist, wird der Rheinlandkom mission deutlich klar gemacht werden müssen. Der Stahlhelm verbietet erneut mttttarifche Uebungen. Magdeburg, 30. Nov. Die Bundcsleitung des Stahlhelms er läßt in ihrem Führernachrichtenblatt das folgende erneute Verbot: Jede militärische Uebung ist verboten, auch solche Uebungen, die in Einzelheiten ihrer Anlage und Durchfüh rung (Bezeichnung der Parteien, Darstellung gefechtsähnlicher Vor gänge, Besprechungen des Verlaufes in Form militärischer Kritik usw.) sich an militärische Uebungen anlehnen. Der Stahlhelmsport in allen seinen Formen bedarf derartiger Anlehnung an militärische Vorbilder auf keinen Fall. Der Bundessührer wird jeden Ver stoß gegen diesen Befehl ahnden. Ganz besonders macht «r die Führer aller Grade für seine Befolgung innerhalb ihres Berel- ches verantwortlich. Er wird gegen jeden Führer uwn ach- sichtlich einschreiten, Im gegebenen Fall« ihn seiner Füh- rerstelle enthebe», der, sei es auch nur au» Fahrlässigkeit, dazu bei trägt, daß Verstöße gegen diesen Befehl Vorkommen. Das Pariser Auswärtige Amt und die Abrüstungsfrage. Pari», 2. Dezember. (Drahtb.) Anscheinend in der Abficht, die Angriffe der französischen Presse geg« die Verkehluna« Deutschland« in der Abrüstungssrage und besonder» geg« die valto- nalen verbSndc abzuschwächen, gibt da» Pariser An,wärttze Amt an di« sranMsche Presse d« Wortlaut de» vesÄust» b« Hätzt«» ->e, Stahlhelm weiler, wonach all« Uebung« militärisch« Eharak- er, untersagt sind. ,