Volltext Seite (XML)
DerSSHMArMer ZSischostzweröaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspedtion und de» Hauptzollamts zu Bautzen, de« Amtsgerichts, de» Finanzamtes und de« Stadtrat» zu Bischofswerda. sMrgsLLatt-» Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksfchichten Beilagen: Bildenvoche, Jugend u, Deutschtum, Mode vom Tage. Frau und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 G«sch«tm»»g»«,«tt«: Jeden Werktag abend» für den folgend. Tag. Be,»g»»««i» für die Zelt «lnr» halbe» Monat»: Frei in« Hau» halbmonatlich Mk.1.20, beim ALHolen in der GelchSst»strlle wöchentlich SO Psg. Einzelnummer 10 Psg. (Sonnabend- und Sonutagsnummer 15 Psg.) — Alle Postanstalten, sowie unsere Zettungsau-trüger u. die Geschäftsstelle nehmen Bestellungen entgegen Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1821. Gemein»«« »«bands-irokaff« Bischofswerda K»»to Nr. 84. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebe» der Zeitung oder der Beförderungseinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreises. Auzeiaenprei» (in Reichsmark): Die 43 mm breit« einspaltige Brundschrlstzeile 25 Pfg., örtliche Anzeigen 20 Pfg, die SO mm breite Rrklamezeile (im Trxtteil) 70 Psg. Für da» Erschein«, von Anzeigen in bestimmten Nummer« und an bestimmte« Plätzen keine Gewähr. — Rabatt nach Tarif. — Für' Sammel» anzeiczen tarifmäßigen Ausschlag. — Erfüllungsort Bischofswerda Nr. 275 Fretta-, den 2«. November 1V26. 81. Jahrgang (Drahtb.) Infolge der für die , „ , „ .allenen Gemeindewahlen in Pol- nisch-Oberschlesien haben die nationalen Verbände für kom menden Sonntag und Montag große Demonstrationen an gesagt. Man spricht von einem „Marsch auf Kattowitz", um den Deutschen zu zeigen, wie mächtst, das Polentum trotz der Wahlniederlage noch ist. Am Sonntag findet in Kattowitz eine Massenversammlung statt. Der polnische Innenminister hat sein Erscheinen zugesagt. Ebenso wird der oberschlesische Woiwode vor der Versammlung sprechen. Keine Zusammenkunft Mischen Chamberlain, Kriand und Mussolini? London, 25. Noo. (Drahtb.) Ein französischer Be- r'M terstatter des „Daily Telegraph" meldet aus Paris: In gut unterrichteten Kreisen habe gestern der Eindruck bestan den, daß die in Aussicht genommene Zusammenkunft zwi schen Chamberlain, Briano und Mussolini nicht zustande kommen werde. Amtliche Stellen in Paris seien stets der Ansicht gewesen, daß Verhandlungen mit Italien besser auf- zuschieben seien, da sie gegenwärtig voraussichtlich von vie len Nachteilen begleitet sein würden. ' Tschitscherin nach Deutschland abgereist. Moskau. 25. Noo. Tschitscherin hat gestern seine Nr- laubsreise nach Deutschland angetreten. Während seine» Urlaub» wird Litwinow die Obliegenheiten de» Volkäkom- mifsars für auswärtige Angelegenheiten wahrnetzmen. Bis 1923 war die französische Politik gegen Deutschland von Haß diktiert. Die Franzosen sind aber erheblich früher ver- i nünftig geworden, als die Deutschnationalen. Die Politik , von Locarno und Thoiry bedeutet den endgültigen Verzicht auf Elsaß-Lothringen. Die Deutsch- . nationalen widersprechen nicht und sie wollen die Politik , mitmachen. Auf der anderen Seite bedeutet diese Politik, daß die Franzosen ein für allemal auf ihren historischen . Drang nach dem Rhein' verzichten müssen. (Beifall.) In der Abwehr des Separatistengesindels haben die Rhein lands gezeigt, wie deutsch sie fühlen. Wir verlangen die völlige Befreiung des jetzt besetzten Rheinlandes und die volle Wiederherstellung der deutschen Souveränität über diese Gebiete. Wir wünschen die beschleunigte Räumung des Saargebietes. Da das Ergebnis der Volksabstimmung ganz unzweifelhaft für Deutschland ausfällt, könnte man auf diese Abstimmung ganz verzichten. (Beifall.) Der schlimmste Unruheherd ist jetzt Italien unter Mussolini. Die allgemeine Abrüstung ist nicht nur Deutschland, sondern allen Völkern versprochen worden. Wird sie nicht durchge führt, so müßte dies zu einer Krisis im Völkerbund führen. Angesichts der neuen scharfen Erklärung des Reichswehr ministers gegen die Mißbräuche in der Reichswehr müssen wir fragen: Warum konnte das überhaupt solange gehen? Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold kann mit den völki schen Verbänden nicht verglichen werden, denn es hat es immer abgelehnt, einen neuen Krieg vorzubereiten. (Lachen bei den Völkischen.) Der Antrag auf Wiederaufrollung der Kriegsschuld frage ist nur ein Manöver zur Täu schung des Publikums. Seine Annahme könnte nur neue Hemmungen bringen für die schleunige Befreiung des Rheinlandes, die wir dringend fordern. Wir lehnen darum diesen Antrag ab. Abg. Graf von Revenklow (Völk.) bezeichnet die Flag- genhissung der deutschen Botschaft in Washington am Waf fenstillstandstag als eine Schädigung des deutschen An sehens. Der Antrag auf Wiederaufrollung der Kriegsschuld frage verkenne die Situation. Die Aufrollung der Kriegs schuldfrage sei nicht zu erreichen, so lange die Dawesgesetz- gebmia und die Locarnoverträge bestehen und Deutschland dem Vökerbund angehört. Die Zerstörung der Kriegsschuld lüge sei von höchster politischer Bedeutung für Deutschland. Abg. Dr. v. Freylagh-Loringhoven (Dngt. Vp.) be gründet kurz einen von allen bürgerlichen Parteien unter zeichneten Antrag, die Relchsregierung möge in eine Prü fung der Frage eintrrten, wie weit die Satzungen des Völ kerbundes und der ständige internationale Gerichtshof Möglichkeit bieten, eine Prüfung der Sriegsschuldsrage durch diesen Gerichtshof zu erreichen. Der Redner gibt dann für die Fraktion der Deutschnationalen eine Erklä rung ab, in der es heißt: Die gestrigen Ausführungen des Außenministers sind nicht geeignet, unser durch Dr. Hoetzsch ausgesprochenes Urteil über die Erfolglosigkeit der durch den Namen Thoiry und Locarno gekennzeichneten Politik irgendwie iu erschüttern. Wenn der Minister von vornherein vorausfah, daß die Verhandlungen von Thoiry sich über Monate, vielleicht gar über einige Jahre erstrecken würden, weshalb hat er dann unterlassen, wenigstens in zwischen für das besetzte Gebiet diejenigen Erleichterungen auszuwirken, die nach offiziösen Stimmen damals in Gens zu haben gewesen sind. Gedenkt der Minister jetzt in dieser Richtung etwas zu tun? Oder soll das besetzte Rheinland warten, bis das Phantasiegebilde von Tyoiry Wirklichkeit wird? Ebenso wenig haben uns die Ausführungen des Ministers über die Militärkontrolle und die Investigation befriedigt. Der Red ner verurteilt dann die Flaggenhissung des deutschen Bot schafters in Washington und fragt, ob es richtig sei, daß der deutsche Gesandte in Warschau sich mit seinem Personal offiziell an jener Waffenstillstandsfeier beteiligt hab-, die Dr. Stresemann selbst als eine polnische Sieges- seier bezeichnete. Der Redner erklärt zum Schluß, er hab« zum internationalen Gerichtshof des Völkerbundes das volle Vertrauen, daß er die Kriegsschuldsroge objektiv prüfen und entscheiden werde. Der Redner fährt dann fort: Zu der Dölkerbundspoli- tik in Deutschland werden wir bei gegebener Gelegenheit Stellung nehmen. Ich stelle fest, daß wir den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund bekämpft haben und auch wie der Beitritt vollzogen wurde. Aber wir können uns als Politiker nicht den Luxus erlauben, an Tatsachen vor- überzugehen, besonders wenn sie auf außenpolitischem Ge- biet liegen. Wir find deshalb entschlossen, aus unserer Mit- gltedfchast zum Völkerbund alle» herauszuholen, was zu- gunsten Deutschland» h«rau»geholt werden kann. Uns scheint gerade, daß auf dem Gebiete der Kriegsschuidfrage -ugun- Lagesschau. Das Reichskablaell trat am Mittwochnachmittag zu einer Sitzung zusammen, in der der Entwurf eines neuen Arbeiksschuhgefehe» behandelt wurde. Das Reichsernährukigsmiuifierium hat angesichts der am 31. Dezember d. I. notwendig werdenden Neuregelung der Zölle für Roggen, Weizen, Futtergerste, Hafer und Mais eine Vorlage ausgearbeitet, die dem Reichskabinett vorliegt. * Als in der französischen Sammer ein elsässischer Ab geordneter in deutscher Sprache reden wollte, wurde ihm nach ungeheurem Lärm das Dort entzogen. Die elsässi schen Abgeordneten haben einen Antrag eingereicht, daß ihnen die deutsche Sprache in der Sammer gestattet wer den soll. * Nach Meldungen aus Kattowitz beabsichtigen die pol nisch-nationalen Verbände für kommenden Sonntag und Montag große Demonstrationen gegen die Wahlniederlage bei den Gemeindewahlen in Ostoberschlesien. * Infolge eines Erdrutsches ist ein Dorf bei Nizza ver schüttet woroen. Bisher wurden 20 Personen als tot ge meldet. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden di« Leser Aus. Mrl-ckes an anderer Stell«. sten Deutschlands etwas erreicht werden kann, nachdem sich gezeigt hat, daß auf diplomatischem Wege bei den bisheri- gen viermaligen Versuchen der deutschen Regierung in die ser Frage der Kriegsschuld, die wir in unserer Interpella tion fordern, allerdings das Plenum des Völkerbundes nicht der geignste Boden ist. Dagegen erscheint uns der in ternationale Gerichtshof des Völkerbundes dafür geeignet, der in den fünf Jahren seines Bestehens keinen Lüllaß zu Beanstandungen gegeben hat. (Zustimmung bei den Deutschnationalen.) Nach diesem Redner kam es zu einem parlamentarischen Zwischenspiel über das Thema „Reichswehr und nationale Verbände-. Am Dienstag hatte Herr Geßler im Anschluß an Vie Rede Dr. Stresemanns über die illegalen Bindungen zwi schen Reichswehr und sogenannten nationalen Wehrorgani- sationen gesprochen. Mittwoch abend veröffentlicht ein Teil der Berliner Presse eine Entgegnung des Hochmeisters des Iungdeutschen Ordens, Mahraun, die wir an anderer Stelle des heutigen Blattes veröffentlichen. Reichswehrminister Dr. Geßler nahm auf Wunsch des Außenministers zu den Erklärungen Mahrauns noch ein mal das Wort. Der von Mahraun erwähnte General sei niemand anders als der „verrückte" General von Wal ter, der 1923 auf verlogene Behauptungen hin die wehr losen jungen Leute habe vor die französischen Maschinenge wehre führen wollen. Die Informierung des Rejchswehr- ministers durch Herrn Mahraun im Frühjahr 1926 sek nicht vonnöten gewesen, da ihm (Geßler) und seinen Mitarbei tern die Tatsachen schon längst bekannt gewesen seien. Niko lai sei weiter 1925 intensiv beobachtet worden, jedoch habe sich kein Anlaß gefunden, ihm etwas zu tun. Dann kam noch der Zentrumsabgeordnete Dr. Wirth zum Wort. Er führte aus: Der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund war in gewissem Sinne ein Opfer in natio naler Beziehung, ebenso die deutsche Bereitwilligkeit, die Stabilisierung der französischen Währung zu fördern. Auch die Franzosen sollten die Größe dieser drei Opfer anerken nen. Nun ist es die Ausgabe des deutschen Parlaments, vor aller Welt zu erklären: Diese Opfer erfordern jetzt auf fran zösischer Seite ein Entgegenkommen. (Stürmischer, allseitiger Beifall.) Wir haben jetzt abzuwarten, was Frank reich auf diese Opfer zu geben hat. Neben der Investigation ist dieser Wirster der Prüfstein für die Politik, die wir alle machen wollen, mit Frankreich zu einer aufrichtigen, dauernden Verständigung zu kommen. (Lebhafter Beifall.) Nachdem das ganze deutsche Volk diese Opfer auf sich ge nommen hat, erklären wir heute: Jetzt hat Frank reich das Wort! (Lebhafter Beifall.) Jetzt hat Frank reich zu zeigen, ob es der europäischen Solidarität oder dem engstirnigen Egoismus einer Nation dienen will! Gegen 7 Uhr wird die Weiterberatung auf Donners tag 2 Uhr vertagt. Auf der Tagesordnung steht weiter die Vorlage gegen Schmutz und Schund. Polnische Massendemonstrationen gegen die Wahlniederlage. üaklowih, 25. Nov. (Drahtb.) Infolge der für die Polen so ungünstig ausgefallenen Gemeindewahlen in Pol- Oie außenpolitischeAussprache im Reichstag. Berlin, 24. Noo. In zweiter und dritter Lesung bil ligte der Reichstag ohne Aussprache die Vereinbarung zwi schen Deutschland und Frankreich über den Austausch von Erzeugnissen einiger deutscher und saarländischer Industrie produkte, den deutsch-polnischen Vertrag zur Regelung der Grenzverhältnisse und das Abkommen über den gegenseiti gen Eisenbahnverkehr zwischen Deutschland einerseits, Polen und der Freien Stadt Danzig anderseits. Die auswärtige Aussprache wird darauf fort gesetzt. Verbunden damit wird der völkische Antrag auf Kündigung der Locarno-Verträge, der Antrag aller bürger lichen Parteien auf Prüfung der Kriegsschuidfrage, und die deutschnationale Interpellation wegen der Flag genhissung der deutschen Botschaft in Washington, fer ner das völkische und kommunistische Mißtrauensvotum ge gen den Reichsaußenminister Dr. Stresemann. In der Aussprache nimmt zunächst Abg. Dr. Vredk (Wirtsch. Ver.) das Wort und bezeichnet die Rede des deutschnationalen Dr. Hoetzsch als besonders interessant. Sie sei so gehalten, daß die Deutschnationalen schon morgen in die Regierung ausgenommen werden könnten. Das stehe in seltsamem Gegensatz zu der Haltung der Deutschnationalen beim Eintritt in den Völkerbund. Die Wirtschaftliche Ver einigung habe sich damals loyal hinter die Regierung ge stellt. Trotzdem sel sie im jüngsten sächsischen Wahlkampf von der Deutschen Volkspartei in einem Flugblatt angegrif fen worden, das an Demagogie alles in den Schatten stelle. Der Außenminister Stresemann stehe in Widerspruch mit dem Parteiführer Stresemann. (Reichsaußenminister Dr. Stresemann: Ich mache doch nicht die sächsischen Flugblät ter! Unruhe bei der Deutschen Volkspartei.) Die über schwenglichen Hoffnungen in der Regierungspresse, die an Thoiry geknüpft wurden, sind jetzt der Enttäu schung gewichen. Es berührt merkwürdig, daß die In teralliierte Militärkontrollkommission immer nur an den rechts st ehenden Verbänden Anstoß nimmt; viel besser militärisch Organisiert sei doch das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. (Heiterkeit.) Die wichtigste Aufaabe der Außenpolitik ist jetzt die Befrei ung des Rheinlandes. Bei diesen Bemühungen wird die Regierung die Wirtschaftliche Vereiniguvg immer hinter sich haben. Abg. Müller-Iranken (Soz.) hält das Verhalten des deutschen Botschafters in Washington bei der Flaggenhif- sung für gerecht. Wenn die Deutschnationalen die Flaggen- hissuna aber unverständlich finden, so zeige da», daß sie für praktische Arbeit noch nicht reif seien. Wenn die Deutsch nationalen in der Regierung ausgenommen werden, dann würden zwei Pferde vorn und zwei Pferde hinten an den Wagen gespannt sein. Die Deutschnationalen hoben Völker bunds- und Verständigungspolitik imkNer bekämpft. Wenn ie jetzt ander» reden, so nur deshalb, weil der Landbund chleunigen Eintritt in die Regierung verlangt. Wenn Poincarö kürzlich gesagt hab«, Frankreichs Politik habe pch vor Haß gegen Deutschland frVgehalten, so ist da» falsch.