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Süttermühte nennt man im Dolksmunde „Altrabrig", das soll heiß«: ^lttradeberg". Eine dunkle Sage will nämlich »Men, daß in frühesten Zeiten Radeberg hier oben gelegen tz»oe, aber durch einen furchtbaren Brand vollständig ver- nIHtet warben fei. — Jetzt -eiat sich das so malerische Schloß Radebergs, in alt« Zeiten »as Schloß Klippenstein bezeichnet, erbaut vom Hmzog Moritz in den Jahren 1543—1546 als ein Jagdschloß. Me Baukosten sollen S240 Meißnische Gulden, 17 Groschen »td S Pfennige betrag« haben. An der südöstlichen Außen- sttte de» Schlosses führt ein breiter, gepflasterter Gang auf» »nürt», der p»genann1e Fürstengang. Im Hintergründe des Schloßhofes steht ein aller, verfallener Turm, der Hunger- taant» Beachtenswert ist die Gedenktafel über dem Portale zum Schloßhofe. Sie trügt die Inschrift: Hler wnrde am 6. Sept. 1757 der Dichter «mnst Friedrich Ernst Langbein geboren. Einen schonen Anblick de» Schlosses hat man vom Schloß berge aus, und e» lohnt sich schon, ihn zu besteigen. So find wir mm in Radeberg angelangt, wo wir die heutige kleine Heimatwanderung abschließen wollen. Wer »le soeben beschriebene Strecke des Rödertales noch nicht durchwandert hoben sollte, der tue es doch recht bald! Er witd das sicherlich nicht bereuen. Fr. Bernh. Störzner. Wacht zu halten. Thietmar sprich in diesem Zusammen hänge dreimal von sich selbst. Wir lernen die verworrenen Verhältnisse des bedrängten Landes kennen: wer die Burg besaß, war damit Herr des ganzen Landes — bald waren es die Deutschen, bald aber auch die Polen oder die Tsche chen. Noch war ja die werdende Mark nur durch wenige feste Plätze gesichert: außer Meißen erfahren wir des öfte ren von Strehla, der so überaus wichtigen Sicherung des Elbüberganges, von Mügeln bei Oschatz, von Püchau an der Mulde, von Rochlitz. Wir erleben mit, wie heiß um den Besitz von Bautzen zwischen Deutschen und Polen ge stritten worden ist. Wir erfahren von dem berühmten Zuge Kaiser Heinrichs des Zweiten nach Böhmen, dessen Ziel er durch Zusammenziehung von Schiffen bei Riesa und in der Dresdner Gegend meisterhaft zu verschleiern verstanden hat. Dr. Bönhoff machte glaubhaft, daß der dabei erwähnte Elb- ort Niseni unser Dresden ist, der Hauptort im Gau Nisani. Damit hätten wir wohl die älteste Erwähnung unserer Stadt. Was in kirchlicher Beziehung bemerkenswert ist, bot der Vortragende im zweiten Teile seiner Ausführungen: über die Entstehung der Diözesen, über das Schicksal einzel ner Bischöfe. Bei einem Streite um wildreiche Wälder wird Kohren erwähnt: Bönhoff nimmt als sicher an, daß damit das Dorf Köhra gemeint ist. Die Kirche «ar in diesem Streite Sieger! MifchOf «tzietmar, der SUeste Chronist «rferer Keimst. 8er Pch mit der Zell beschäftigt, in der unsere engere Heimat in da» Licht der Geschichte eintritt, also mit der Zeit der Gründung der Barg Meißen durch König Heinrich den Ersten, der kann nicht an der Chronik des Merseburger Bifchoss Thietmar vorübergehen. Sie ist fast das einzige Onellenmaterial, das uns Kunde gibt vom Werden der Mark Meißen. Es war deshalb ein Verdienst Dr. Bön- tzeffs, daß er im Sächsischen Altertumsoerein über diesen Chronisten sprach, daß er versuchte, die in mühevoller Klein arbeit gesammelten Steinchen zu einem einigermaßen le bensvollen Bild« jener Zeit zusammenzustellen. Gewiß, ein znsammenhängendes Bild konnte das immer noch nicht er- Wer war jener Thietmar? Er entstammte einem an gesehenen Geschlecht: sein Vater war der Graf Siegfried von Lalbuk, ein streitbarer Herr im Kampfe gegen die vor dringenden Polen. Thietmar war also der Sproß eines der führenden Geschlechter in Norddeutschland, verwandt sogar mit dem regierenden Herrscherhaus?, dadurch in der L«e, wie selten einer an den Quellen zu schöpfen bei der Mfassung seiner Chronik. Selbst körperlich unansehnlich, ß»h sich der S75 Geborene gezwungen, wie einer seiner Brü ter, Geistlicher zu werden. Diesem Bruder, einem Magde burger Abte, hat er feine achtbändige Chronik gewidmet. I» Quedlinburg und in Magdeburg vorzüglich vorgcbildet, »Mrde er S91 bereits Kanoniker in Magdeburg; 1004 hat er di« Priesterweihe empfangen; Kaiser Heinrich II. hat ihn Bischof von Merseburg gemacht. Als solcher hat er sich bemüht, den Sprengel des Bistums in seinem alten Um- fana wiederherzustellen. Freilich vergeblich! Der Slawen- ausstand, der die Folge der Niederlage und des Todes Kai ser» Otto» des Dritten in Süditalien war, dieser gewaltige Aufstand, hatte die alten Besitzverhältnisss gar zu sehr ver wirrt. Zmn Dome von Merseburg hat er den Grundstein gelegt — d»e Vollendung hat er dagegen nicht erleben kön nen: 1018 ist Thietmar gestorben. Wahrscheinlich hat ihn dit Pest dahingerasft. Das, was er in seiner Cronik, die zuletzt einem Tagebuche gleicht, von sich selbst, von seinem Leben und Streben, von feinem Charakter erzählt, kann wohl kaum als wahrheitsgetreue Schilderung aufgefaßt werden. Diese unglaublich aszetisch gegebene Darstellung müß vielmehr als Ausfluß des Zeitgeistes um die Jahrtau- seMvwende angesehen werden. ' L Bon Thietmars Chronik sind zwei Handschriften erhal- Mll: eine in Dresden, die andere in Brüssel. Wir gewinnen Aßchktn «wünschte Einblicke in die Verhältnisse in der Burg UWßea: von dem Burggrafen hören wir, von der Pflicht Wchfischer und thüringischer Edelleute, dort monatweije Daß Thietmar auch über die ältesten Wettiner, deren Gegner er gewesen ist, in seiner Chronkk zu berichten weiß, ist für uns besonders wertvoll. — Der nächste Vortrag wird ein Lichtbildervortrag Pro fessor Dr. Sponsels über unseren Zwinger sein. O. M. Girre 6000 Aahre alte FeLdharke. Die Arbeitsgeräte unserer Lausitzer Vorbewohner sind uns nur insoweit erhalten, als sie aus wenig vergänglichem Stoff hergestellt sind: Stein, Metall, Knochen, Glas. Daher ist jeder einzelne Werk zeugfund so überaus wichtig Herr Oberamtsbaumeistcr Damme hat in seinem Grundstück in Lauizen, Dresdener Straße, beim Ausroden von Himbcerschößlin- gen ein undorchbohrtes Steinbeil gefunden, das in der Wissenschaft nach seiner Form treffend „Schuhleistenkei!" genannt wird. Es ist ein aus Kieselschiefsr zurecht geschliffenes Gerät von 10 Zentimeter Länge mit einer meißclartigen, beiderseits zugehenden Schneids und einem halbnwndförmig gestalteten Ende. Die hohe Bedeutung dieses unscheinbaren Werkzeuges für die heimische Altertumsfor schung liegt darin, das; es einer Kultur angehört, von der wir noch keine sicheren Urkunden besitzen. Die verschiedenen vorgeschichtlichen Zeitabschnitte benutzten voneinander streng unterschiedene Werkzeug typen: Die Schnurleraniik das Rechteckbeil, die Bronzezeit dicke, klo bige Aexte, die Billendorfer Steinbeile von fünfeckigem Grundriß. Der L:chuhleistenkcil aber ist das »Lcitsossil" — wenn man diesen Ausdruck hier einmal von den Naturwissenschaften entlehnen darf — für die jungsteinzeitliche Kultur, welche noch älter als die Schnur keramik ist und aus die Zeit von 5GX)—3l)bb vor Christus angesctzt wird: Die Bandkeramik. Der Bautzener Fund ist der erste völlig . gesicherte Zeuge für die Anwesenheit jener aus dein Süden von der Donau her eingewanderten Menschen lDauübincr-, der in der Ober lausilz bisher entdeckt wurde. Wenn wir auch noch keine Tonware, noch kein einziges L-cherblein der Kultur jener Tage entdeckten, so kündigt uns dieses Stück, zumal sein Fundnr» ieMebk. vielleicht neue Entdeckungen an. Das Stück trügt au der rechte» Seite eine grusumg emqefchlif- scns Furche über die ganze Bahn, die noch nicht erklärt ist. Die Schuhlcistenkciie werden als Gerate zum Feldbau angesehen, aus süddeutschen Funden wissen wir, daß damals schon nördlich der Alpen ein einfacher Hackbau — mehr emsig als ertragreich — be trieben wurde Für ihn ist das neue Stück Urkunde. Der glück liche Finder hat es in dankenswerter Weise als Leihgabe der Samm lung der Bautzener Gesellschaft für Vorgeschichte übersandt. Es ist im Räume 3 des Stadtmuscums im Steinbciljchrank ausgestellt. An alle Finder oder Besitzer von Steinveilen aber ergeht die Ditte, ihre Fnndstücke wenigstens zur Abzeichnung, möglichst aber auch als Leihgabe oder Geschenk im Stadtmuseum oder der Ge schäftsstelle der Gesellschaft für Vorgeschichte (Stiederstraße 36s vor zulegen. Auch unscheinbare und zerbrochene Stücke können für die Wissenschaft hochbedcutsam sein. Dr. Frenzel. Druck und Verigg von Friedrich May, G. m. b. H., verantwortlich für die Schriftleitung Max Niederer, sämtlich in Bischofswerda.