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DerSSGscheLrMer erneut den outen willen zur »i seit den Iag«n von Thoiry leitet. MMoltzwerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft. der Schulinspektion und de» Hauptzollamt» zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und de» Stadtrat» zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tage, -raq und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Ar. 444und 448 Kergt über die Stellung , der Deutschnatiormlen. Liegnih, 29. Oktober. (Drahtb.) Auf einer von der Deutschnationalen Volkspartei veranstalteten nationalen Kundgebung am Donnerstag abend hielt Ex. Herat die Festrede, in der er u. a. ausführt«, die Deutschnauonale Volkspartei treibe praktische Politik und dränge sich dazu, praktisch Mitarbeiten zu können. Es sei die Tragik des deutschen Volkes, daß acht Jahre nach der schweren Zeit alle, die hinter der Partei ständen, an der deutschen Politik - nicht mithelfen könnten. Die Entwicklung der letzten Mo nate gäbe, so eigenartig es auch scheinen möge, die Hoff nung, daß es zu einem Verstehen komme. Locarno have trennen müsse, aber Thoiry, das nicht allein für sich betrach tet werden könne, biete Möglichkeiten eines ge meinsamen von deutschnationalem Sinne durchdrungenen Zusammengehens. Die Zweifel, ob es auf die Dauer in der Weltwirtschaft vor- wärtsgehcn könne, wenn Deutschland durch den Dawes- plan am Boden liege, mehrten sich immer mehr. E» gelte jetzt weiter zu arbeiten in der Richtung auf Beseiti gung des Dawesgutachtens, der Reparationsla sten und aus die Revision des Friedens von Ver sailles. Weiter wies Hergt darauf hin, daß Thoiry nur auf den Westen zugeschnitten sei, ober ohne die Ostlösung könne Deutschland nicht wieder vorankommen. der ganzen Linie gesiegt, und es wird dann von den poli tischen Mittelgruppen zu prüfen sein, ob überhaupt noch die Möglichkeit besteht, mit der siegreichen unabhängigen So zialdemokratie eine „Große Koalition" zu schaffen. Weiter ist Deutschland neugierig, ob sich am 81. Okto ber 1926 in Sachsen das Machtverhältnis zwischen den bür gerlichen Mittelgruppen, die zur Zeit in der Regierung ver treten sind, und der nationalen Rechten verändert, die bis her in Sachsen immer in die Opposition gedrängt war. Eine etwaige Schwächung der Rechtsgruppen wird notwendiger weise auch zu gewissen Rückwirkungen im Reiche führen. Gelingt es nach der Wahl in Sachsen, die nationale Rechte wiederum von der Mitveranwortung für die Staatsge schäfte auszuschalten, weil sie, wie bisher, nicht stark genug im Landtage vertreten ist, so werden in Berlin alle diejeni gen Kräfte Oberwasser erhalten, denen eine Rechtsentwick lung der gesamten deutschen Politik zuwider ist. Dann werden zweifelsohne die politischen Mittelgruppen sich noch mehr, wie bisher, an die Linke anlehnen, und die Freunde der „Großen Koalition" haben dann berechtigte Aussicht, ihr Koalitionsideal zu verwirklichen und zur Grundlage einer Dauerregierung im Reiche und in den Ländern zu machen. Die „Große Koalition" aber bedeutet, wie die Er fahrungen in Preußen und bez. Sachsen zeigen, immer die Vorherrschaft der Sozialdemokratie; denn bei jeder Teilung der Macht mit ihr, haben auch bei zahlenmäßiger Unter legenheit der Marxisten in der Koalition stets ihre bürger lichen Mitspieler den Kürzeren gezogen. Betrachtet man alle diese Momente, so ergibt sich ohne weiteres die große Bedeutung der sächsischen Landtagswahl. Darum ist es für jeden Wahlberechtigten Pflicht, auch von feinem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Fortsetzung -er deuisch- französischen Besprechungen. Der deutsche Botschafter bei Vrianb. Paris, 28. Oktober. (T.-U.) Die angekündlgie Unter- redung zwischen Briand und dem deutschen Botschafter von hocsch sand nachmittags von 4,30 Ahr bi» v Uhr statt und trug einen sehr intimen Charakter. Obgleich das Re- sultal der Unterredung al» keineswegs sensatio nell zu bezeichnen ist und das von deutscher Seite ausge gebene Kommunique sich in sehr allgemeinen Redensarten bewegt, darf ihre Bedeutung nicht unterschätzt wer den. Die Unterhaltung war erneut dem gesamten Fragenkomplex gewidmet, der sich au» den Verhand lungen über eine deutsch-französische Verstän digung ergib». Die Unterredung knüpfte an die Zusam menkunft vom Freitag der letzten Woche an und war ihrer Gesamtdisposition nach vom deutschen Standpunkt durch- au» befriedigend. Im Laufe der Unterhaltung wurden von beiden Seiten die großen Schwierigkeiten nicht verschwiegen, die einer deutsch-französischen Verständigung im Wege stehen und eine leichte und schnelle Lösung er- schweren. Bevor die Stellungnahme der französische« Re- gierung zur Ratifizierung de, Washingtoner Lchuldenab- kommen, nicht endgültig festfieht, bevor die Lämmer sich nicht zn der auswärtigen und Finanzpolitik der Regierung poincarö geäußert hat, werden die deutsch-französische« Verhandlungen stet» unter der Unsicherheit der französische, Presse leiden, wenn man. wie es im Lommuaiqut heißt, nach Lösungsmöglichkeiten gesucht hat, so find hierunter an scheinend diejenigen wirtschaftlichen Probleme zu »erstehen, die die vast» für die deutsch-französisch« Verständigung bil- den sollen. Die Vesprechung wird Anfang nächst« Woche fortgesetzt werden. Der Verlauf der heutig«» Unterredung gibt keinerlei «»laß zu besonderem Lwtinusnius. 2ww«r- Die deutsche Bedeutung der Sachsenwahl. Landtagswahlen pflegten im alten Deutschland die ' Whler bei weitem nicht so aufzuregen wie Reichstagswoh- len. Das war erklärlich; denn die Landtage wurden nicht nach dem allgemeinen und gleichen Wahlrechte gewählt. Nur die Reichstagswahlen brachten früher die Massen des Volkes in wirkliche politische Erregung. Nachdem aber der Umsturz dem deutschen Volke in Stadt und Land dasselbe gleiche und geheime Wahlrecht aller Frauen und Männer im Alter von über 20 Jahren für alle Wahlen beschert hat, sollte man meinen, auch die Bedeutung der Wahlen zum Landtage und zu den Gemeindevertretungen sei in den Augen des Wählers gestiegen. Das ist aber nicht der Fall! Die Gründe dafür sind nicht bloß in der Abneigung vieler Deutschen gegen die närrische Ueberdemokratisierung, die unsere merkwürdige Zeit ziert, zu suchen; sie liegt vielfach auch in der zu starken Einschränkung der Aufgaben der Landes- und Gemeindepolitik gegenüber früher durch die .derzeitige" Reichsverfassung. Die bedauerlicherweise vor handene, aber falsche Unterschätzung der Bedeutung der Landtags- und Stadtverordnetenwahlen kann grundsätzlich nicht scharf genug bekämpft werden. Das sollten am 31. Oktober alle jene verärgerten Wähler bedenken, die sich der Oual aus den eingereichten 12 Listen eine zu wählen, gern entziehen möchten. Es kommt aber diesmal noch etwas anderes hinzu, was dem Wähler veranlassen muß, gerade bei der Landtagswahl keinesfalls zu Hause zu bleiben. Die Sachsenwahl 1926 hat über den Rahmen der Schick sale unseres Heimatlandes eine allgemeine deutsche Bedeu tung. Bekanntlich steht die Reichsregierung parlamentarisch auf sehr schwachen Füßen. Sie hat im Reichstage nur eine Minderheit hinter sich und muß sich daher von Fall zu Fall auf die Linke oder auf die Rechte stützen; sie hat aber natür- lich das Bestreben, für sich ein« breitere und festere parla- mentarische Grundlage zu schaffen. Ihr Wortführer, Reichs kanzler Marx, schwärmt deswegen neuerdings wieder von einer Regierung der „großen Volksgemeinschaft", die im Reichstage von den Sozialdemokraten bis zu den Deutsch- nationalen reichen soll. Andere Kräfte im Reich,kabinett dagegen erstreben teil» offen, teils im stillen, die „Troße Koalition" aus Mittelparteien und Sozialdemokraten. Ent sprechende Absichten bestehen bezüglich der Umbildung de» preußischen Kabinett». Alle Verhandlungen über die Re gierungsumbildung im Reiche und in Preußen sind aber ins Stocken geraten, weil e» zur Zeit völlig unsicher ist, wie sich parteipolitisch die Dinge in Deutschland beiderseits der regierenden Mittelgruppen entwickeln. Man will, ehe man sich In Berlin entscheidet, wohin künftig innenpolitisch die Reise gehen soll, erst abwarten, was in Sachsen am 31. Oktober geschieht. Wir sind also diesmal das politische Stimmungsbarometer für Deutschland. Aber darüber hinaus ist Deutschland auch auf den Aus fall der Sachsenwahlrn gespannt, weil im roten Muster lande die Würfel über da» Schicksal der deutschen Eozial- emokratie fallen sollen. Zwei sozialdemokratische Parteien erkämpfen sich bei uns bi» auf, Messer, — und der Rom- nuinist lacht dazu! Ein solche» Schauspiel innerhalb der selben „vereinigten Sozialdemokratie" hat Deutschland noch nicht erlebt. Stellt sich dabei herau», daß dl« Luck, WinNer d Genossen nur «ine klein« Trupp« von Führern ohne eien sind, so hat Lipinski, d. h m« alte U. v. P. L. atz) Reichsminister Dr. Streserrmnn zur Politik von Thoiry und M den Sochfenwahlen. Dresden, 28. Oktober. (Drahtb.) Reichsaußenminister Dr. Stresemann, der infolge Krankheit verhindert wurde, in einer Wahlversammlung der Deutschen Volkspartei heute abend in Dres den zu sprechen, richtete ein Schreiben an den Staatsminister Dr. Kaiser und seine Parteifreunde, in dem er seinem Bedauern über sein Nichterscheinen Ausdruck gibt. Nachdem sich der Reichs außenminister eingehend mit den Verhältnissen in Sachsen wäh rend der letzten Jahre und mit den neu auftretenden sächsischen Parteien beschäftigt hat, sagt er in bezug auf die Außenpolitik u a.: „Es schmerzt mich umsomehr, in Dresden nicht sprechen zu können, als ich dadurch auch der Möglichkeit verlustig gehe, all dem Unsinn entgegenzutreten, der jetzt über unsere Außenpolitik gesagt wird. Was soll denn das heißen, wenn von einem deutschnationalen Ab geordneten davon gesprochen wird, daß der „Glaube an eine inter nationale Jnteressensolidarität der Völker und der Wirtschaft eine Auffassung sei. die womöglich noch verhängnisvoller sei als der marxistische Irrtum einer internationalen Jnteressensolidarität der Arbeiterschaft" ' Ist denjenigen, die etwas derartiges sagen, nicht bekannt, daß das internationale Eisenkartell der deutschen Groß industrie mit Frankreich, Belgien und Luxemburg seine Entstehung einem deutschnationalen führenden Mann der Wirtschaft, wie Fritz Thyssen, mit verdankt? Weiß man nicht, daß das internationale Kaliabkommen von Persönlichkeiten abgeschlossen worden ist, die nur rechtsstehenden Kreisen angehören? Schließlich kommt es da- rauf an, daß all diese Wege internationaler Zu- sammenarbeit dem nationalen Aufbau dienen sollen Das ist das Entscheidende. So wenig wie die sächsische Industrie, weil sie verarbeitende Industrie ist und dem Weltmärkte zustrebt, des- halb weniger national ist wie irgend eine Rohstoffindustrie, für die nur der heimische Markt in Betracht kommt, so wenig hört eine mit dem Auslande eng verbundene Industrie auf. deutsche Indu strie zu sein. Go Ist es schließlich auch mit der deutschen Außen- Politik Ihr Weg kann nur der nationale Wiederauf bau Deutschland, sein. Die Methode, um hierzu zu kom- men, ist diejenige internationaler Verständigung. Wir brauchen den Frieden, weil wir nur in einer Periode friedlicher Entwicklung wieder tzochkommen können, jeder Einzelne und da, Volk und Land im ganzen. Ich seh« mit Genugtuung, daß Persönlichkeiten, die früher der Methode der deutschen Außenpolitik ablehnend gegenüberstanden, doch mehr und mehr dieser Erkennt- ni, Auidruck geben. Ich wünsch« mir als deutscher Außenminister nur d«. Eine, daß wir die deutsche Außenpolitik überhaupt aus der Parteipolitit herau,ließen und sie dadurch stützten, daß da, ganz, Polt unberechtigten Forderungen entgegen- tritt, aber auch berichtigten Verständigungen zum Gieg» verhilft, indem w di« Freiheit höher stellt al, materiell« Opfer, di« dafür gebracht werden müssen. Wenn in einer Versammlung in Dre,den davon gesprvchen worden ist, daß dies« „sich an da» Nuß,»kapital anschmieaend«, höndlerisch «ing,stellte Ertaus, polit«t", auf da, Rheinland und «upen-Malmedy anaewendrt, „dem Gefühl« nationaler Ehr« widerspreche", s» möchte ich dem, der dies» Dort au,gesprochen hat, «ntgegenhalten, daß ich da« Volt für «hrlo, hal ten wurde, da» nicht, wenn «In» solch« Möglichkeit sich böte, Opfer in dring«, verstände, um Menschen, die zum deutschen Volt und jum lmttschm Rttch gch-rten. di. Möglichkit der H-imtKr in ihr ave» veckerland Mwdevgeden. Sch lese in den letzten Lagen im übrigen, daß die Politik von Thoiry vollkommen zusammengebra chen wäre und daß alle, sich in Nebel auflöste, war in jenem Sei nen Juradorf zwischen dem französischen Außenminister und mir besprochen worden sei. Ich habe nach meiner Rückkehr von Genf davor gewarnt, das Inkrafttreten umfassender Gedanken von einer zu schnellen Zeitspanne zu erwarten und hab« diese Warnung in Köln wiederholt. Ebenso aber verwahre ich mich gegen das Ge rede, das jetzt, weil solche Dinge nicht in 6 Wochen reisen, sie al» unausführbar und undurchführbar glaubt hinstellen zu können. Diese Auffassung wider pricht all den Nachrichten, die ich selbst hab« und die auf eine gewis e Authentizität Anspruch haben können. So wie bei Ihnen in Sach en die Verhältnisse konsolidiert worden sind, so glaube ich, daß sie auch in der deutschen Außenpolitik sich immer weiter werden konsolidieren lassen. Auch hier aber: Diese Konsoll- dierung und die sich darauf ergebende Wiederherstellung unserer Souveränität im Innern, der Ausbau unserer Wirksamkeit nach außen können nur möglich sein durch zähe, zielbewußte klare Ar beit, die die Unpopularität des Tage» nicht scheut, weil sie sich ver läßt auf das Urteil der Geschichte. Tagesschau. * Zwischen Briand und dem deutschen Botschafter fand Donnerstag nachmittag wieder eine Unterredung über die Fragen der deutsch-französischen Verständigung statt. * Der Reichsverband der deutschen Industrie hat eine offizielle Einladung der britischen Industrie zu einem Be such kn London erhalten. * Die Erwerbslosenzahl hat sich im Reiche in der Zeit vom 1. bis 15. Oktober um 54 000 vermindert. In Sachsen ist in der Zeit vom 17. bis 23. Oktober die Zahl der Unter stützungsempfänger um 10 000 zurückgegangen. * Die Reichsregierung hat sich bereit erklärt, auf Grund der vorliegenden Anträge der Regierungsparteien eine neue Vorlage über die Erwerbslosenfürsorge auszu arbeiten. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen finden di« Leser Au», on anderer Stell«. «rscheinuns-weife: Jeden Werktag abend, für den folgend. Lag. Bezugosrei» -ür di« Zeit eine, halben Monat«: Frei in, x>aus halbmonatlich Mk. 12V, beim Abtzolen in der Geichäiwstelle wöchentlich 50 Psg. Einzelnummer 10 Pia. (Sonnabend- und Sonntagsnummer iS Psg.) — Alle Postanstatten, sowie unser« Zeitungsausträger».die Geschäftsstelle nehmen Bell,Lungen entgegen Postscheck-Kontor Amt Dresden Nr. 1S21. Gemeinde« ^E?Em«do,tr»kaffe Bischofswerda Konto Nr. »4. 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