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Der SäHWeLrzMer Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsdezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthalt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, dee Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land.DichtesteVerbreitunginallenBolksschichten Beklagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tage, Fra« und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. —H Druck und Verlag von Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 Sormtag, den 24. Oktober 1926 81. Jahrgang Nr. 249 Anzeigenpreis (In Reichsmark): Die 43 mm breite einspaltig« Grundschristzeile 25 Psg., örtNch^Anzeigen 20 Pfg, di« 00 mm 77 „7. —> Erschein« von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmt« Plätzen keine Gewähr. — Rabatt nach Taris. — Mr Sammel, anzetgen tarifmäßig« Ausschlag. — Erfüllungsort Bischofswerda Postscherk-jkonto: Amt Dresden Nr. 1521. Gemeind« 1" ?L*???«airokasse Bischofswerda Konto Nr. 84. Grundschristzeile 25 Psg., örtlich« Anzeigen W Pfa rrer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher breite Reklamezeile (im Terttrilf 70 Psg. Mr da, ietriebes der Zeirung oder der Bejörderungseinrich- »- — tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aut Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Erscheinungsweise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. ... Bezugspreis für die Zeit eines halben Monats: Frei ins verband« »aus halbmonatlich Mir. 120, beim Abholeu in der Geschäftsstelle Im Falle hüb^i wöchentlich 50 Psg. Einzelnummer 10 Psg. (Sonnabend- und Störung des Sonntagsnummer IS Psg.) — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger u. die Geschäftsstelle nehmen Bestellungen entgegen di über die Arbeit und Zukunft de« Völkerbund«. Relchiinn,«Minister Lr. Kül, s DufamnrenWHe zwischen Kommu nisten und Schutzpolizei. Berlin, 23. Oktober. Wie die Morgenblätter melden, kam es gestern nach einer Versammlung des Roten Front kämpfer-Bundes, die sich gegen den Vergleich mit den Hohenzollern richtete, in den späten Abendstunden zu schwe ren Zusammenstößen zwischen Kommunisten und Schutz polizei. Die Kommunisten versuchten Demonstrotionszüge zu bilden, was durch die Polizei verhindert wurde. Gegen zahlreiche Kommunisten, die Widerstand leisteten, gingen die Polizeibeamten mit Gummiknüppeln vor. Dabei wurden 11 Demonstranten verletzt, ein 12. erhielt einen Bajonett- stich durch die Hand und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei nahm 45 Verhaftungen vor. beabsichtigten Vertret« da Tagesschau. * Der deutsche Botschafter von hoesch hatte am Frei lagmittag eine Unterredung mit Briand, nachdem er sich bereits am Donnerstag mit dem Generaldirektor des Pa riser Auswärtigen Amtes, Berthelot, besprochen hatte. * Nach Meldungen aus Berlin rechnet man dort da mit, daß in der Entwaffnungsfrage mündliche Verhandlun gen zwischen den militärischen Stellen der Alliierten und Deutschland eingeleitet werden. In Germersheim hat sich ein neuer deutscher Zwi schenfall ereignet. Eine etwa 30jährige Frau wurde auf dem Wege zur Kirche von einem französischen Soldaten überfallen und zu Boden gerissen. Nach den letzten Meldungen sind der Mrbelsturmkata- strophe auf Kuba 800 Personen zum Opfer gefallen. Die Zahl der Verwundeten ist auf 7000 gestiegen. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen >'nden die Leser Aus- ! chrbches an anderer Stell«. Verhandlungen des Keirats beim Keichokommissar für das Kandmerk. Eine Sitzung des Beirats beim Neichskommisiar für das Handwerk hat kürzlich in Berlin stattgesunden. Sie beschäftigte sich mit den Wünschen de» Handwerk» gegen über den Wohnungsfürsorgegesellschaften. Die Vertreter des Handwerks übten in Gegenwart der Vertreter der Wohnugsfürsorgegesellschaften Kritik an dem Verhalten der letzteren, Insbesondere an den von ihnen gegründeten be sonderen Tochtergesellschaften. Die Aussprache endete mit dem Ergebnis, daß grundsätzlich «in Abbau der Neueinrich tungen erfolgen und die Stellung de» selbständigen Hand werker» mehr als bisher Berücksichtigung finden soll. Jeder Beschwerdesall wird in Zukunft durch «inen kleineren ge meinsamen Ausschuß geprüft werden. De» weiteren be- schäftigtett sich die Verhandlungen mit denk Vergebung»- wesen bei der Heere»- und MartneoerwaKang. Zu ter n Novell« zur Gewerbeordnurig trugen ttz » Agatwütt vtrWetell» MMi Hör, Gin deutscher Beamter in die Fremden legion verschleppt. Hamborn, 23. Oktober. (Drahtb.) Beim hiesigen Fi nanzamt ging von dem Steuerassistenten Weiß, der seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist, die Mitteilung ein, daß er in die französische Fremdenlegion verschleppt wor den sei und sich bereits in Marokko befinde. Er hatte in Gemeinschaft mit seiner Frau seinen Urlaub im Elsaß ver bracht und war von dort nicht mehr zurückgekehrt. Seine Frau hatte ihn zum letzten Male gesehen, als er sich an schickte, «ine Dergsteigung zu unternehmen. „Genf und Thoiry der Keginn von Unübersehbarem". Relchsmlnister Sülz aas der Tagung der demokratischen Fraktionen. Die demokratische Reich»tag»sraktion trat am Freitag im Reichs- tilg zu einer,gemeinsamen Sitzung mit den Vertretern der demokra tischen Fraktionen der Länder zusammen. Der Reichsminister Dr. Külz und DL Reinhold nahmen an den Verhandlungen teil. At>g. Erkelenz stellt« fest, daß der Hauptzweck der gegenwärtigen Ta gung der seh die schwierigen Fragen, die der Winter bringen werde, gemeinsam mit den Fraktionen der Länder zu erörtern. Die Ver sammlung beschäftige sich dann mit der auswärtigen Politik. Reichr- tagsabgeordneter Graf Vern stark f berichtete über di» Genfer Vorgänge und di« Abrüftungsfrag«. Geling« es nicht, zur Abrüstung zu kommen, so werd« der Völkerbund sehr viel an Prestige verlier,n,da « fraglich sei, ob er ausrechtzuerhalten sei Luch Frau Dr. VLumer äußert« sich, wie Gräf vernstorsf, skeptisch über die Arbeit und Zukunft de» Völkerbund«. Reichsinnenmlnifter Dr. Külz skizzierte dann di« Politik, dir sich au» Grnf und Thoiry für die R«ichrr«gierUng ergibt. Der Er folg vdn Genf und Lhoiry sei «inerseit» ein moralischer, anderseits der Beginn von Unübersehbarem. Als moralischer Erfolg sei hervorzuheben, daß di« Lüg« von der Allein- sgitld Drutlgslivd» am Krieg« durch di« Ausnahme Deutsch ¬ lands in den Völkerbund als Problem der politisch-psychologischen Verirrung endgültig erledigt sei. Die Frage der Krieas- schuld sei nur ein historisch, kritisches Problem. Mit aller Energie müsse man sich gegen die Behauptung der Rechten wen den, daß es ein Fehler unserer Politik gewesen sei, ohne ausdrück liche formelle Zurücknahme der Kriegsschuldlüge in den Völkerbund gegangen zu sein. Wirksamer, als durch eine neue historische Tat sache, könne diese Lüge nicht widerlegt werden. Genau wi« von Versailles bis Gens, werde auch der Weg von Thoiry bis zum End punkt dornenvoll sein. Der Minister behandelte dann die Frage der Befreiung de» Rheinlandes und des Saargebietes. Die damit verbun dene Finanzgebarung hänge eng zusammen mit dem Problem der interalliierten Schuldenregclung. Die Ratifizierung des Schulden abkommens durch Frankreich sei für Amerika eine Prestigefrage ge worden. Zum Schluß wandte sich der Minister gegen jede Soldaten- spielerei der Wehrverbände, die uns außenpolitisch gerade In der jetzigen Zeit außerordentlich schaden könne. Nach einer Aussprache beschäftigte man sich noch mit der Innen politik. Die Grrverbslofenfürforge im sozial- politischen Ausschuß des Reichstag». Berlin, 22. Oktober. (Drahtb.) Der vom sozialpoliti schen Ausschuß des Reichstages eingesetzte Unterausschuß beschäftigte sich heute nachmittag eingehend mit den Anträ gen auf Umgestaltung der Vorlage über die Erwerbslosen fürsorge. Die Sozialdemokraten verlangten eine allge meine Erhöhung der Unterstützungssätze um 50 Proz. Das Zentrum forderte eine Erhöhung der Sätze für die Ledigen um 20 Proz und eine Erhöhung der Gesamtunterstützung um 10 Proz., die besonders den kin derreichen Familien zugute kommen soll. Der Vertreter der demokratischen Fraktion sprach sich für eine Erhöhung der Sätze für die Ledigen aus und stimmte auch der ange strebten Erhöhung der Gesamtunterstützung zu. Die Ver treter des Zentrums sprachen sich weiter dahin aus, daß die Unterstützung der Ausgesteuerten weiter den Ge meinden überlassen werde, das Reich aber verpflichtet werden sollte, mindestens 80 Proz. dieser Aufwendung zu >. Von deutschnationaler Seite wurde die Einfüh- von Lohnklassen gefordert. Die Beratung wurde dann ..rochen. In der nächsten Sitzung des Unterausschus- um Dwnstagnachmittag soll die Regierung sich über suiaiizielle Wirkung der einzelnen Vorschläge äußern. Französische Schachzüge gegen den Ausgleich mit Deutschland. Die Unterredung Kriand—Koefch. Parts, 22. Oktober. (Drahtb.) Von zuständiger Seile Mrd soeben folgendes Kommunique verbreitet: Der deutsche Botschafter von Hoesch hatte beute mittag eine Un terredung mit dem französischen Außenminister Briand. Die Unterredung bedeutete die erste Fühlungnahme des Botschafters mit dem französischen Außenminister nach fei ner Rückkehr. Ls wurden dabei in großen Zügen die durch die Unterredung von Thoiry aufgeworfenen Probleme berührt. Herr Briand reist heute nachmittag für drei bis vier Tage aufs Land. Rach seiner Rückkehr, d. h. in der zweiten Hälfte der nächsten Woche soll eine erneute Unter redung des deutschen Botschafters mit Briand siattfinden. Paris, 22. Oktober. Die Agentur Havas will erfahren haben, daß im Laufe der heutigen Besprechungen zwischen v. Hoesch und Briand das gesamte Problem der deutsch französischen Annäherung zur Sprache gekommen ist. Im übrigen habe die Unterredung keine neuen Mo mente gebracht. Die Annäherung werde durch ständige Berührung, die lange Monate sich fortsetzen würde und de ren wesentlichstes Ziel die Schaffung eines neuen Gei steszustandes sei, solide Grundlagen erhalten können. Für den Augenblick seien für die Annahme der von gewissen Zeitungen betreffend das Saargebiet und Mobilisierung eines Teiles der deutsSen Eisenbahnobliga tionen vorgeschlagenen Lösung Schwierigkeiten praktischer Art vorhanden. Indessen könne ein ge- meinsamer guter Wille nicht verfehlen, der Sache des Friedens zu dienen, indem er den Status auo in Europa konsolidiere und die Lösung der wirtschaftlichen und finan ziellen Problems, die zwischen den beiden Ländern aufge- warfen seien, beschleunige. Paris 23. Oktober. (Drahtb.) In offiziösen französi- schen Kreisen legt man Wert darauf, zu erklären, daß zwi- schen der Donnerstagunterredung von Hoesch-Berthelot und der gestrigen von Hoesch-Briand keine unmittelbare Bezieh ung bestehe. Außerdem sei die Begegnung zwischen Hoesch uno Briand improvisiert worden und habe ganz kurze Zeit gedauert. In der Unterredung sei nur in ganz allgemeiner Form die Annäherungsfrage behan- delt worden. Die Frage der Rückkehr des Kaiser » sei nicht berührt worden. Besonderen Wert legt man da- rauf, zu betonen, daß bei den beiden Unterredungen der ausdrückliche Wille der deutschen Regierung, zum Ziele zu gelangen, festgestellt worden sei. Die Schwierigkeiten in der Saarfrage und der Mobilisierung der deutschen Eisen- bahnobligationen bestehen weiter. Das sei auch von deut scher Seite zugegeben worden. Es werde nunmehr in Berlin und in Paris nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden und man exwarte eben für diesen Zweck präzise deutsche Dorschläge. Man Räumung und Entwaffnung darf nicht gesprochen werden. V«i», 2S. Oktober. (Drahtb.) In «jnem Leitartikel, der sich mit der Besprechung zwischen Briand und Herrn von Hoesch beschäftigt, sagt der Temp» u. a.: vorläufig stehen Mr yoch am Beginn politischer Unterhaltungen durchaus allgemeinen Charakter» und jede Ueberstürzung wurde die Gefahr mit sich bringen, all«, zu verdarben, die» umsomehr, da di« öffentlich« Mnung in LeuMantz kei ¬ neswegs genügend vorbereitet zu sein scheint, um die Dinge in ihrem wahren Lichte zu sehen. Die Deutschen werden sich dazu entschließen müssen, daß gewisse Argumente aus jeder Diskussion ausgeschaltet werden müssen, z. B. dasjenige, daß die Fortdauer der Rheinlandbesatz- ung mit dem Pakt von Locarno und mit dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund unvereinbar sei. Anderer seits wird man in Deutschland, wenn eine günstige Atmo sphäre geschaffen werden soll, jede böswillige Polemik gegen die berechtigten Forderungen der Botschasterkonserenz in der Entwaffnungsfrage aufgeben müssen. Eine Annähe rung ist nicht möglich, ohne vorhergehende moralische Ent- waffnug und es gibt keine moralische Entwaffnung, wenn Deutschland nicht damit beginnt, seine materielle Entwaff nung zu Ende zu führen. K eschwichtigungsverfuche. Paris, 22. Oktober. „Temps" veröffentlicht eine offen bar von amtlicher Stelle beeinflußte Erklärung über die Sitzung, die die Botschasterkonserenz am Mittwoch obge halten hat. Die hierauf in der deutschen Presse veröffent lichten Nachrichten stammen aus französischer Quelle, zum Teil von der Havas-Agentur. Der „Temps" stellt fest, daß diese Berichte zu weitgehend sind, wenn sie von Ent scheidungen der Botschasterkonserenz sprechen. Die Kon ferenz habe lediglich die Berichte, die sie aus Berlin erhal ten habe, geprüft und festgestellt, daß die Frage des Oberkommandos geregelt ist, daß aber die Ver handlungen über andere Fragen, die seit Monaten geführt würden, fortgesetzt werden. Aus dieser -Feststellung des „Temps" ergibt sich also, daß die französische Presse die Be deutung der Beratungen der Botschafterkonferenz zum Teil überschätzt, und daß durch die Beratung am letzten Mitt woch an der Lage, wie sie seit Monaten besteht, nichts ge ändert wurde. Die Gegensätze „nicht unüberbrückbar". Berlin, 22. Oktober. Aus Quellen, die Fühlung zu interallierten Militärkreisen haben, wird mitgeteilt, daß da mit zu rechnen ist, daß das Versailler Militärkomitee, an dessen Spitze Marschall Fach steht, voraussichtlich die Füh rung der Ueberwachungskommission zur mündlichen Be richterstattung nach Paris beordern wird, bevor weitere serj.tzeu. Schritte unternommen werden. Ferner erwägt man, ob . nicht in einer mündlichen Aussprache zwischen den lo tenden militärischen Stellen der Alliierten und den maß gebenden deutschen Stellen eine schnelle und sichere Bei legung der noch schwebenden Difserenz- punkte möglich wäre. Endlich wird versichert, daß die vorhandenen Differenzpunkte keinesfalls unüber brückbar sind. Man glaubt, daß ein direkter Meinungs austausch sehr schnell zum Ziele führen dürfte. 4