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D-rLWH-ArMrr ZSischosswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgertchtsbezirk Bischofswerda und den angrenzerwen Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und de» Hauptzvllamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und de» Stadtrat» zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbrettung inallenVolksschichten Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode >>o« Tage, Frau und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag vm» Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr.444und448 Eeschetnungswets«: Irden Werktag abends für den foigend. Tag. Bezag»veet» >ür die Zett eine» halben Monat«: Frei in, Haus halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen tn der Geichäftsstelle wöchentlich 50 Psg. Einzelnummer 10 Pfg. 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Jahrgang Tagesschau. * Generaloberst von Seeckt hat wegen Differenzen mit dem Reichswehrmmister seinen Abschied eingereicht. Als Nachfolger werden die Generale Reinhardt und Kreß von Kressenstein genannt. * Zum preußischen Innenminister ist der sozialdemokra tische Polizeipräsident von Berlin, Grzesinski, von Berus Metalldrucker, ernannt worden. * Der Entwurf des Reichsfinanzministeriums über die Regelung des Finanzausgleichs zwischen Reich, Ländern und Gemeinden ist fertiggestellt und wird dem Reichsrat zugehen. * Der Vergleich Mischen Preußen und dem Hohenzol- lernhause ist Mittwoch abend unterzeichnet worden. Wie Drahtberichte aus Moskau melden, ist der deutsch nationale Reichstagsabgeordnete Professor Hoehsch dort ein getroffen. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen finden die Lelo» Aus- südliche« an anderer Stelle. Am die parlamentarische Macht in Preußen und im Reich. Sozusagen über Nacht ist die innerpolitische Ruhe, die doch trotz allem in den letzten Wochen über Deutschland lag, schweren Stürmen gewichen. Man kämpft um Preußen, man kämpft um das Reich, man bekämpft einen unliebsamen Reichswehrminister und man bringt den noch weniger be liebten General von Seeckt zu Fall. Diese allgemeine Auf regung hat es mit sich gebracht, daß ein sehr wichtiges Ge ständnis der Linksparteien fast ungehört verhallte, nämlich die ausdrückliche Bestätigung des noch vor wenigen Tagen so energisch geleugneten Zusammenhanges zwischen den Koalitionsbestrebungen in Preußen und denen im Reich. Die „Boß" und die „Germania", also Zentrum und Demo kraten, machen nämlich in ihrem Aerger über den allzu lang samen Fortschritt dieser Verhandlungen der Volkspartei den Vorwurf, sie wolle in Preußen nur mit an die Krippe, um im Reich das Auftauchen neuer Mitesser energisch zu ver hindern. Reichskanzler Marx gehe von dem Gedanken aus, daß jetzt der Zeitpunkt für die Schaffung einer einheitlichen Regierung im Reich und seinem größten Bundesstaat ge kommen sei. Da also haben wir'e: die mangelnde Deutlich keit der volksparteilichen Sprache in Köln, hat nicht nur auf der Rechten, sondern auch auf der Linken schwer verstimmt. Was man weiter der Volkspartei im günstigsten Falle m Preußen für ein Maß von Einfluß zubilligen will, das beweist die schleunige Besetzung des preußischen Innenmini steriums mit dem früheren Metallarbeiter Grzesinski und die auch schon geplante Ersetzung des Staatssekretärs Mei ster durch Herrn Abegg, der sich durch die Haussuchungen und ihre Verteidigung ja genugsam als zuverlässig ausge wiesen hat. Da aber in Preußen das Innenministerium und seine Beamten die einzig wirklich ausschlaggebende Stelle ist,' so hat die Volkspartei bei dieser Handhabung der Dinge von vornherein die Möglichkeit jeglicher Einwirkung verloren. Nun steht aber nicht nur dieser preußisch Fragenkom- plex mit seinen schon angedeuteten Beziehungen zum Reich zur Entscheidung, sondern auch di« plötzliche Seeckt-Krise, di« leicht zur Krise des Reichskabinetts werden kann. Die link« Hälfte der Koalition im Reiche hat gemeinsam mit ihren sozialdemokratischen Freunden die Teilnahme des Kronprin- zensohnes an Reichswehrübungen zum Anlaß genommen, den Ehef der Heeresleitung zu beseitigen, der gerade diesen Parteien erst den Boden, die innerpolitische Ruh« bereitet hat, auf dem sie heut« stehen. Diese Attacke gegen Seeckt, den gänzlich unparlamentarischen Mann der einfachen mili- tSrischen Pflichterfüllung, ist auch von den etwa« weiter rechts stehenden Kreisen dieser Koalition nicht verhindert worden, die so gänzlich im parlamentarischen Leben aufge gangen sind. Der Reichspräsident freilich hat die Entschei dung über das Rücktrittsg^uch Seeckt». Aber man hat sie ihm erschwert, soweit da« überhaupt möglich war, indem man in seiner Abwesenheit Beschlafs« faßte, die die Seeckt- krise tatsächlich zur Krise der Reich,regierung machen müs- sen. Die sich überstürzenden Entscheidungen in diesem Fall werden beweisen, ob di« Vorbereitungen der Linksparteien für di, Troß« Koalition auch im Reich von Erfolg gekrönt Irin werden oder nicht. Mcktrist des Generals von Geekt. Berlin. 6. Oktober. (Drahtb.) Ivie das Nachrichten büro V. v. Z. zuverlässig ersährt, Hai der Ches der Heereslei tung. General von Seeckt. dem Reichspräsidenten fein Rück trittsgesuch überreicht. Eine Entscheidung über das Gesuch ist noch nicht gefallen, ist aber bald zu erwarten, da der Reichspräsident bereits wieder in Berlin eiugetrofscn ist. über die Begründung, die General von Seeckt sür seinen Rücktritt geltend macht, ist bisher noch nichts zu erfahren. Man geht aber wohl nicht fehl in der Annahme, daß feine Demission im Zusammenhang steht mit der Teilnahme des ältesten Sohnes des früheren Kronprinzen an den Manövcrn in Württemberg Wie verlautet hat nämlich General v. Seeckt von dieser Beteiligung des Prinzen an den Hebungen der Reichswehr vorher gewußt, ohne dies zu verhindern. Seit etwa 8 Tagen beschäftigt sich die Linkspresse damit, daß der älteste Sohn des Kronprinzen an den Manövern der Reichswehr in Münsingen teilgenommen haben soll, und zwar im Einverständnis nicht nur mit dem zuständigen Botaillonskommandeur, sondern auch mit den höheren Stel len der Reichswehr einschließlich des Generalobersten von Seeckt. Der Reichswehrmmister ist über diese Teilnahme des Kronprinzensohnes an den Manövern nicht unterrichtet gewesen. Auf Grund der Meldungen der Presse hat der Reichs wehrminister eine Untersuchung dieser Angelegenheit ange ordnet, die wohl zu dem Ergebnis geführt haben muß, daß die Teilnahme des Kronprinzensohnes an den Manövern nicht in allen Punkten mit den Bestimmungen über die Reichswehr vereinbar gewesen ist. Da nun die Angelegen heit mit allen Mitteln der Agitation zu einem ernsten poli tischen Konflikt von der demokratischen und sozialdemokra tischen Presse gesteigert worden ist, scheint der Reichswehr minister in einer Unterredung, die gestern vormittag gleich nach der Rückkehr des Reichspräsidenten mit diesem statt fand, aus politischen Gründen den Rücktritt des Generals von Seeckt gefordert zu haben. Dieser hat daraus die Folgerung gezogen, und sein Rücktrittsgesuch dem Reichs präsidenten eingereicht. Die Angelegenheit ist von allergrößter politischer Be deutung, da die Hetze gegen den Generaloberst von Seeckt, die hinter den Kulissen seit Tagen betrieben wurde, nicht etwa nur innerpolitische Motive hat. In den Verhandlungen, die seit Monaten zwischen der Reichsregic- rung und der Militär-Kontrollkommission über die Fest setzung der Bestimmungen für die Vollmachten des militärischen Leiters der Reichswehr geführt werden, hat die M i l i tä r-Ko n tro ll k o in m i s i o n mehrfach indirekt die Beseitigung des Generaloberst von Seeckt gefordert. Man kann sich dem Eindrua nicht entziehen, daß die innerpolitische Hetze gegen den Generaloberst von Seeckt aus einem an sich sehr nebensächlichen Zwischenfall mit diesen außenpolitisch«» Forderungen der Interalliierten Kontroll kommission in Zusammenhang steht. Die Entscheidung über die ganze Angelegenheit liegt nunmehr beim Reichspräsidenten persönlich, der darüber be finden muß, ob er das Abschiedsgesuch des Generaloberst von Seeckt annimmt, oder aber den Reichswehrminister fallen läßt. Es ist das natürlich eine Angelegenheit, die auch da» Kabinett direkt angeht, so daß eine Entscheidung wohl nicht getroffen werden kann, bevor der Reichskanzler nach Berlin zurückgekehrt ist. Der Staatssekretär der Reichskanzlei, Dr. Pünder, ist dem Reichskanzler, der heute nach Berlin zurückkehrt, ent gegengefahren, um ihn über die schwebenden politischen Fra gen» insbesondere über den Reichswehrkonslikt zu unter richten. Berlin, 7. Oktober. Die Entscheidung über das Rück trittsgesuch des Generalobersten v. Seeckt wird voraussicht lich »m Lauf, des morgigen Nachmittags oder Abends fal- len. Nach der In Berliner politischen Kreisen vorherrschen den Meinung bestätigt sich die aus der Umgebung de« Reichrwehrministers bekanntgewordene Auftastung, daß es sich tatsächlich um eine schwer« Vertrauenskrisis -wischen Dr. Seßlerundv. Seeckt handelt. Dr. Geb ier hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß er seinerseits von seinem Amt« zurücktreten müßte, wenn General v. Seeckt nicht selbst di« Konsequenzen aus der Tatsache zöge, daß er den verantwortlichen Minister von einer so stark auf das politische Gebiet hinüberspielendcn Angelegenheit wie der vorübergehenden Betätigung eines Hohenzollernprinzen in der Reichswehr ohne Kenntnis ließ. Man geht wohl nicht fehl in der Annahine, daß weder der Reichs präsident noch die Mitglieder des Reichskabinetts einem Rücktritt Dr Getzlers ihre Zustimmung geben werden, und aus diesem Grunde ist keine Ans icht mehr vorhanden, daß Seeckt in feinem Amte bleibt. Di» Entscheidung darüber liegt lediglich beim Reichspräsidenten, der, wie verlautet, der Meinung zuneigt, daß dem Rück trittsgesuch des Generalobersten unter den obwaltenden Um ständen stattgegcbcn werden müsse. Immerhin beabsichtigt der Reichspräsident, vorher mit dem Reichskanzler Rück sprache zu nehmen, der seinerseits voraussichtlich vor einer Meinungsäußerung die Ansicht seiner Ministerkollegen «in- holen wird. Als Nachfolger Seeckts wird außer dem bereits in der Presse genannten General Reinhardt wahrscheinlich in erster Linie der General Kreß von Kressenstein in Frage kommen. Generaloberst v. Seeckt, der jetzt erst 60 Jahre alt ist, hat in un gewöhnlich jungen Jahren leitende Aemter bekleidet, und auf aNm ihm anvertrauten Posten hat er sich glänzend bewährt. Er ««d» am 22. März 1866 als Sohn eines hohen Offiziers in Schlexot- gebaren. Im Jahre 1013 wurde er Ches des Stabes des dritten Armeekorps. In dieser Eigenschaft ist er im August 1014 in» Feld gerückt. Er nahm an dem Vormarsch des Generals v. Kkuck 1» Nordfrankreich teil. Bald darauf wurde er nach dem Osten ent sandt, wo er dein General v. Mackensen als Stabschef zur Seite stand. Gegen Kriegsende kehrte v. Seeckt auf den westlichen Kriegs schauplatz zurück. Nach der Revolution war er Generalstabsihef beim deutschen Grenzschutz im Osten. Bald darauf wurde er al» Chef des Landestruppcnamtes in das damals noch von Roste gelei tete Reichswchrnünistcrium berufen Im März 1920 reichte er sein erstes Rücktrittsgesuch ein, als der General v. Lüttwitz die in Dö- bcritz angesannncltcn Baltikumtruppcn nicht nuflösen wolltk. Nach den? Kapp-Putsch wurde er zum Chef der Heeresleitung ernannt. Die Dorliner Presse rum Mcklrttts- gesuch Seeckts. Berlin, 7. Oktober. Das Rücktriltsgcsuch Seeckts, da» allgemein überrascht hat, wird von den Berliner Blättern in eingehender Würdigung besprochen. — DieScrmania schreibt: Zwischen den beiden leitenden Männern unserer Wehrmacht ist eine Vertrauens krise entstanden. Herr von Seeckt hat die Konsequenzen gezogen und sein Abschiedsgesuch eingereicht. Er hat damit alle Folgen sei nes Vorgehens aus sich genommen. Mit dieser, mit den besten Tra- ditionen, mit der Grobheit in Einklang stehenden Haltung des Gene- ralobcrsten ist auch die Frage beantwortet, ob er absichtlich den Zwischenfall als monarchistische Kundgebung hcrbeigeführt und mit Vorbedacht den Reichswehrmmister umgangen hat. Nach der gan zen Persönlichkeit des Generalobersten von Seeckt mutz man das für ausgeschlossen halten. — Der Bors en kurier sagt, es sei ein Verhängnis, datz Herr von Seeckt sich in einer schwachen Stund« habe überreden lassen, dem ältesten Sohn des früheren Kronprinzen zu gestatten, an den Reichswchrübungcn in Münsingen teilzuneh- men, — DieVossische Zeitung schreibt: Was er als Chef der Armeegruppe Mackensen geleistet hat, wie er sich während des Krieges den Ruf eines bedeutenden Truppenführers erwarb, das gehört der Kriegsgeschichte an und für die politische Geschichte de» neuen Deutschland wird cs immer von großer Bedeutung bleiben, datz ein so befähigter Mann sich der Republik zur Verfügung stellte und ihr wertvolle Dienste während der schweren Uebergangszeit leistete. — Das Berliner Tageblatt stellt die Tatsache, daß Generaloberst von Seeckt sein Abschiedsgesuch einreichte, mit Be dauern fest und schildert den Generalobersten als eine bedeutend« und vornehme Persönlichkeit. — Die Deutsche Allgemeine Zeitung sagt in ihrer Würdigung: Aus einem Chaos Hal er die festen Pfeiler für das Deutsche Reich zu errichten verstanden, di« man in der Reichswehr heule erblicken mutz. Wie oft versuchten innere und äußere Feinde, diesen Mann zu Fall zu bringen, eben weil jein Erfolg ihnen ein Dorn im Auge war, aber die Hetze der äußersten Flügelpartcien im Reiche und der ständige Ruf der Alli ierten nach seiner Entlassung verhallten wirkungslos, prallten ab an der Zielsesten, unnahbaren, korrekten Persönlichkeit des Chefs der deutschen Heeresleitung. Um so tragischer ist es, daß es an sich o geringfügige Ursachen sind, die sein«, Abgang zur Folge haben. — Die Deutsche Tageszeitung bezeichnet es al» geradezu lächerlich, aus der Münsingen-Angelegenheit eine Haupt- und Staatsaktion zu machen, der womöglich ein Mann von den allsei tig anerkannten Verdiensten des Generalobersten von Seeckt zum Opfer fällt. Das schein« der neueste Sinn innerer deutscher Politik zu sein, datz man auf dem Umwege über künstlich aufgebauschte Lappalien die Geschäfte des Auslandes besorge. — Die Kreuz zeitung sagt: Wenn Generaloberst von Seeckt jetzt geopfert wer- >en soll, so würde dies nichts andere» darstellen al« einen Sie der Demokraten und Sozialdemokraten in einer an sich belanglosen, von ihnen bewußt aufgrbauschten Sache. — Luch die Börsen- zeitung weist darauf hin, daß es sehr bedauerlich wäre, wenn ein so hochstehender Mann, der sich um Deutschland so groß« ver- dienst« erworben habe, einer solchen Bagatelle geopfert werden oll«. — Der Lokalanz,ig«r schließt sein« Darstellung und Würdigung de» Falle», indem er schreibt: Jedem, der etwa« tiete«