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DerSSGsHeLrMer MischoltzMerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirb Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tage. Fra« und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag voa Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 Erscheinungsweise: Irden Werktag abend» für den folgend. Tag. Bezugspreis für die Zeit eine« halben Monat»: Frei ins Hau» halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der Defchäst»stelle wöchentlich 5V Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. 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Jahrgang Tagesschau. * In seiner angekündigten Red« in Bar-le-Duc fordert Poincarö als Voraussetzung für eine Annäherung an Deutschland die Aufrechterhaltung des Versailler Vertrages und der Sriegsschuldlüge und die Entwaffnung Deutschlands. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages ist nunmehr auf den 7. Oktober einberufen worden. Damit beginnt die parlameutarischeDiskussion über die deutsch-französische Ver- fländiguugsakkion im Anschluß an die Besprechungen von Genf und Thoiry. * Auf dem deutschnationalen Parteitag in Bayern for derte Hergt die positive Mitarbeit au den Regierungsge- sckMen. * Der polnische Staatspräsident hat die gestürzte Regie rung Bartel in ihrer alten Zusammensetzung neu ernannt. * Zwei französische Leutnants in Zivil erschossen i» Germersheim infolge eines Wortwechsels einen Einwohner und verletzten zwei andere schwer, von denen einer seinen Verletzungen bereits erlegen ist. Zu ven mit ' vezelchueien Meldungen finden die Leser Aus- MhrNches an anderer Stelle. Wann antwortet Stresemann? Herr Poincarö hat seine Sonntagsreden wieder ausge nommen, er hat seine alten Argumente wieder hervorgeholt, er hat verzichtet auf das von Stresemann vorgeschlagene vor sichtige Schweigen in der Kriegsschuldfrage — er hat damit dem Reichsauhenminister den Fehdehandschuh zugeworfen und wir erwarten, daß ihn Herr Dr. Stresemann aufnimmt und dem französischen Ministerpräsidenten bei der nächsten Gelegenheit antwortet, also beim Parteitag der Deutschen Bolkspartei am 1. Oktober in Köln. Poincarö hat sowohl in seiner Sonntagsrede vor den Kriegsbeschädigten wie auch am Montag in Bar le Duc dar aus verzichtet, auch nur den Versuch eines Beweises für die Aufrechterhaltung der Theorie von der deutschen Schuld am Kriege zu erbringen. Er weiß ganz genau, daß die geöffne ten Archive Deutschlands, Rußlands und Belgiens, eindeutig den Beweis erbracht haben, daß Deutschland ayz Ausbruch des Krieges unschuldig war, er weih ganz genau, daß Entente-Diplomaten selbst in ihren Memoiren den Vorhang des großen Geheimnisses von 1914 weggezogen haben. Er weiß, daß Paleologue, der französische Botschafter in Peters burg, den Beweis der Schuld — Poincarös am Weltkriege unfreiwillig geliefert hat. Aber er hält es für unnötig, auch nur mit einem Worte daraus einzugehen, daß der amerika nische Professor Barnes vor aller Welt behaupten konnte, es könne keinen Menschen auf der Welt geben, der nach Kennt nisnahme des veröffentlichten Urkundenmaterials noch an die These von Deutschlands Schuld am Kriege glauben könne. Poincarö klammert sich mit einem geradezu irrsinni gen Fatanismus an den erzwungenen Schuldparagraphen, dessen innere Unwahrheit er selbst ja am besten kennt. Die Schuldlüge ist keine gleichgültige Behauptung, sie ge- hört nicht der Vergangenheit an, wie auch deutsche Demokra ten glauben zu machen versuchen, denn auf ihr ist nach Lloyd Georges Bekenntnis der Versailler Vertrag begründet, in ihr sieht auch Poincarö die eigentliche Stütze dieses Diktates, und englische Zeitungen, die selbst längst eingestanden haben, daß von einer Schuld Deutschlands am Weltkriege nicht di« Rede sein könne, betonen, man dürfe von der Kriegsschuldlüge nicht reden, weil sonst — auch das Kolonialproblem aufge rollt werden müßte. Man sieht also, die Kriegsschuldlüge ist noch heute die Basis der Entrechtung Deutschlands. Das Ge bäude der vielgepriesenen deutsch-französischen Verständi gung, die auch wir erhoffen und ersehnen, wenn wir an sie auch noch nicht zu glauben vermögen, kann nicht aus einem Hohlraum errichtet werden, dem Hohlraum der unhaltbaren Echuldlüge, an die niemand in der Welt mehr glaubt und an die die am wenigsten glauben, die sie am lautesten ver fechten. Wir haben ein unübersehbare», ein absolut lückenloses Material zum Beweis der Unhaltbarkeit der Behauptung von der deutschen Schuld am Kriege. Ein Material, dem bisher niemand sachlich zu widersprechen gewagt hat. Es ist Pflicht des deutschen Außenminister», diese Waffen, die er in der Hand hat. auch zu nützen. Man kann keine bessere Zu kunft auf einer Unwahrhaftigkeit aufbauen, die ein ganze» Volk verächtlich und unwürdig macht. E» mag sein, daß ernstlich niemand an Deutschland» Unschuld zweifelt, dann sollen aber auch di« Folgerungen verschwinden, die man au» dieser Behauptung zog. Der Reichsinnenminister Dr. Külz hat am Sonntag in Dresden sich offen gegen die Kriegsschuldlüge ausgesprochen. Er betonte, wie wir gestern berichteten, daß die Behauptung von der Alleinschuld Deutschlands am Kriege nicht durch Deklarationen, sondern durch die Wucht der neuen histo rischen Tatsachen endgültig in die Versenkung verschwunden sei, in die hoffentlich recht bald noch andere Ueber- bleibsel des Vertrages von Versailles mit- verfchwinden würden. In seiner Rede in Bar le Duc am Montag hat Poincarö aber nicht nur ebenso wie am Tag zuvor die Kriegsschuldlüge aufs neue aufgewärmt, sondern seine Voraussetzungen, die er für eine Verständigung mit Deutschland aufstellt, sind eine glatte Absage an die Ab machungen in Thoiry. Der Versailler Vertrag mitsamt den französischen Sonderallianzen muß aufrechterhalten werden. Sodann darf an der Kriegsschuld der kaiserlichen Regierung nicht gerüttelt werden, und endlich ist die moralische und materielle Entwaffnung Deutschlands sicherzustellen. Das heißt mit anderen Worten, es bleibt dem Wesen nach alles beim alten, trotz der Abmachungen in Locarno und trotz unseres Eintritts in den Völkerbund. Wie gesagt, es ist die dringende Pflicht unseres Außenministers, Poincarö eine würdige Antwort zu erteilen. Die Rede in Kar le Duc. Parisi 27. Sept. (W. T. B.) In der Rede, die Mini sterpräsident Poincarö heute nachmittag in Bar-le-Duc vor dem dortigen Generalrat seines Heimatdepartements gehal ten hat, ging er zunächst aus die innerpolitische und beson ders die finanzielle Lage ein. Poincarö führte u. a. aus: Als er die Regierung übernommen habe, sei die politische und finanzielle Lage in äußerster Gefahr gewesen. Er hätte sich gern die Mitarbeit von Persönlichkeiten wie Ma- ginot gesichert, aber angesichts der so ernsten Umstände hätte er seine persönlichen Ansichten zurückstellen und ein Kabinett der nationalen Einigung unter Zurückstellung aller persön lichen Interessen bilden müssen. Poincarö ging dann im einzelnen auf die bisher getroffenen inneren Maßnahmen ein, wobei er etwa sagte, das Schatzamt sei in einer katastro phalen Lage gewesen, als er die Regierung übernommen habe, zum Teil auch deshalb, weil Deutschland mehrere Jahre seine Reparationszahlungen verzögert habe. Seit dem 10. August sei eine Aenderung in der Lage eingetreten, und die Erneuerung der Schatzbons sei gegenwärtig stärker als die Zahl der Anträge auf Rückzahlungen. Die Regie rung habe deshalb die gebieterische Pflicht gehabt, die Wie derherstellung einer gesunden Währung zu suchen. Der Enderfolg hänge auch von einer Besserung in dem Aus gleich internationaler Verpflichtungen Frankreichs ab. Poin carö verwahrte sich bei dieser Gelegenheit dagegen, daß Frankreich etwa eine Schuld an der gegenwärtigen schwe ren Wirtschafts- und Finanzkrise treffe. Frankreich sei das Opfer einer Situation, die allein eine energische patriotische Begeisterung und die nationale Eintracht ändern könne. Pomcarö kam dann auf die Vollmachten zu sprechen, die der Regierung vom Parlament übertragen worden sind, und auf die damit im Zusammenhang getroffenen Maßnahmen. Das Parlament werde bald Gelegenheit haben, diese Re formmaßnahmen zu billigen oder sie zu desavouieren, je doch werde die Regierung ihr Schicksal von dem ihrer De krete abhängig machen. ' Sollte die Regierung mit ihren Vorlagen unterliegen, dann wäre zu befürchten, daß keine Reorganisation im Iustizwesen und auch im Verwaltung!-- gebiet durchgeführt werden könne. Das Ausland schenke heule Frankreich eine nicht immer sehr wohlwollende Aufmerksamkeit, und bisweilen habe Frankreich die Ansicht haben müssen, daß man von gewisser Seite den Versuch gemacht habe, in diskrete Blicke auf die Ersparungen im französischen Budget und auf den Charakter der Ausgaben Frankreichs zu wer fen. Er habe nicht nötig, zu sagen, daß Frankreich nach einem Krieg, den es nicht provoziert, und nach einem Sieg, den es teuer bezahlt habe, dies für eine Verletzung der fran zösischen Würde und der französischen Souveränität betrach ten würde. Poincarö kam im Anschluß daran auf die auswärtigen Schulden Frankreich» zu sprechen und sagte, Frankreich hab« sich niemals gewei- gert, zu bezahlen, es habe sogar bedeutende Summen ge zahlt, und seine Zahlungen würden noch viel beträchtlicher gewesen sein, wenn Frankreich mit Rücksicht darauf, daß Deutschland lang« Zeit seinen Verpflichtungen nicht nach gekommen wäre, nicht gezwungen gewesen wäre, selbst die Last leiner Reparationen « übernehmen. Für di« Zukunft fei Frankreich nicht weniger entschlossen als bisher, loyal im Maß seiner Möglichkeit und in den Grenzen seiner Trans- fermöglichkeiten sich seiner Verpflichtungen zu entledigen. Es lieg« m Frankreich» Interesse, eine Unsicherheit, di« bis weilen der Spekulation als Vorwand diente, nicht an dauernd zuzulassen. Man dürfe nicht nachlassen, zu arbei ten, zu produzieren und zu exportieren. Das seien drei Hauptbedingungen für Frankreichs wirtschaftliche und finanzielle Wiedergeburt. Hierzu sollen auch die Kolo nien und ihre Bevölkerung herangezogen werden. Auf das außenpolitische Gebiet und die Verhandlungen mit Deutschland übergehend, fuhr Poincarö fort: Lmue Ration habe sichtlich weniger den Krieg gesucht oder ge wünscht als Frankreich, und die französische Republik habe alles Menschenmögliche getan, um ihn zu ver hindern. Keine Ratic n ist schmerzlicher mitgenommen worden als Frankreich. Seine Nation hat nach Unterzeichnung der Friedensverlräge sich so intensiv bemüht, diese Verträge innezuhalken und aus die Beachtung ihrer Bestimmungen durch andere zu achten. Frankreich fordert nur die Sicher heit für seine endgültig wiederhergestellten Kredite und dir regelmäßige Zahlung der versprochenen Rqiarallouea. Frankreich hak es niemals ab gelehnt, mit Deutsch land über Fragen zu sprechen, die beide Länder interessieren können. Frankreich hat gegenüber seinen früheren Gegnern niemals eine Politik der Rancune oder des Haffes zu betrei ben versucht. Es ist immer bereit, Schritte zur Annäherung zu versuchen, vorausgesetzt, daß diese Schritte sich mn den sicher abgeschlossenen Verträgen und Frankreich» Allianzen in Aebereinstimmung bringen lassen, daß sie nicht dazu führen, die Verantwortlichkeit der kaiser lichen Regierung am Kriege in Zweifel zu zbchea, und daß sie ferner durch die vorliegenden und entscheiden den Beweise der materiellen und moralischen Entwaffnung Deutschlands gerechtfertigt sind. Es schuldet dies seinem Ruf der Noblesse und der Generosität, aber niemand werde er staunt sein darüber, daß angesichts der Ungewißheit von morgen Frankreich weder seine kontraktlichen. Rechte opfern noch in seiner Wachsamkeit nachlassen wolle. Französische Bluttai in Germersheim. Zwei Todesopfer, ein Schwerverletzter. Germersheim (Pfalz), 27. Sept. In der Nacht zuw Montag wurde hier ein Einwohner von Germersheim namens Holzman. von zwei französischen Soldaten durch einen Revolverschuß ins Gesicht schwer verletzt. Kurz darauf gab einer der Franzosen auf den 21 jährigen Emil Müller und den gleichaltrigen Joseph Mathes zwei Schüsse ab. Müller wurde getötet und Mathes sehr schwer verletzt. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. Der Täter wurde von den französischen Behörden in Schutzhaft genommen. Ueber die Gründe der Schießerei ist nur ekannt, daß Müller und Mathes den französischen Soldaten wegen der Abgabe eines Schusses auf Holzmann zur Rede stellten. * Mannheim, 27. September. Wie wir zu dem Vorfall von Germersheim von dem die Verletzten behandelnden Arzt erfahren, wurde der Fuhrmann Mathes heute mittag ope riert. Die auswärts verbreiteten Meldungen, daß Mathes bereits heute vormittag gestorben sei, treffen nicht zu. Hol z- mann ist gestorben. Ludwigshafen, 27. September. Zu der Bluttat der -,ivei französischen infiziere — es waren Offiziere und nicht Mannschaften - in Germersheim erfährt die »Pfälzische Rundschau": Die intersuchung über die Ursache des blutigen Zusammenstoßes in der vergangenen Nacht hat ergeben, daß als einer der Täter der französische Unterleutnant Rus- sier vom 311. Artillerieregiment in Frage kommt. Die Franzosen haben bisher bestritten, daß es sich um Ange hörige der Armee handelt, die geschossen haben. Heut« morgen verlangte der Kommandant von Germersheim, daß die Leiche des Müller, der durch Herzschuß getötet worden ist, herausgegeben werde, damit sie sranzösischerseits seziert werde. Der Bruder des Getöteten weigert« sich jedoch. Nachmittags sollte von deutscher Seite eine Sezierung'statt finden, zu der auch bereits Staatsanwaltschaft und Aerzte hier angekommen waren. Im letzten Augenblick wurde von Speyer angeordnet, daß die Sezierung zu verschieben sei. Die Bedingungen wegen der Sezierung würden noch be kanntgegeben werden. Nach den Berichten von Augenzeugen dürfte der Vor fall sich etwa folgendermaßen abgespielt haben: Holzmann geriet durch ein« bisher noch nicht festgestellte Ursache Mit den beiden Franzosen in «inen Disput, in dessen Verlauf Holzmann durch einen Schuß unter die Augen verwundet wurde. Als sein« beiden Freunde Müller und Mathe* gegen das Vorgehen der beiden Franzosen protestierten, wandten sich diese nun gegen Müller und Mathe«. Währen- -er »im