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DerMW-LrMkr Nr. 225 Sonntag, den 2«. September 1V2S 81. Jahrgang Mas Anklage gegen England «int-ttn und Helm, Landwirtschaftliche Beilage. — DmL und ZSMHoltzwerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und de» Hauptzollamt» zu Bautzen, Handlungen Ergebnü Tagesschau. * Dr. Skresemaun aab vor den Vertretern der Berliner und auswärtigen Presse Aufklärungen über seine Genfer Volllik, wobei er betonte, daß sich an eine deutsch-französische Verständigung andere Derstandigungsversucye knüpfen * Zwischen der Deutschen Volksparkei und dem Zentrum finden am Montag Besprechungen statt über den Eintritt der Deutschen Volkspartei in die preußische Regierungs koalition. * Nach Meldungen aus Berlin wird das Reichskabinett in einer seiner nächsten Sitzungen die Bestätigung des Gene raldirektors der Reichsbahn, Dr. Dorpmüller, beschließen. * In der Vollversammlung de» Völkerbundes am Frei tag erhob der chinesische Vertreter im Namen seiner Regie rung Protest gegen da» gewalttätige vorgehen Englands in Lhina. * Im polnischen Parlament wurden Mißtrauensan träge gegen den Innen- und den Unterrichtsminister ange nommen. Der Ministerpräsident erklärte, daß er den Rück tritt de» Kabinetts einreichen werde. Zu den mit * bezeichneten Meldungen sinken di« Leser Au», sübrliches an anderer Stelle. halten konnte, ohne von der französischen öffentlichen Mei nung gesteinigt zu werden. Minister Stresemann knüpfte an di« Feststellung, daß e» keine andere Möglichkeit eines Vorwärtsschreitens gebe, als die der Verständigung, die Mitteilung, daß sich an eine deutsch-franzosische Verständigung andere Verständigungsversuche knüpfen werden und können. Diese Tatsache, daß es nicht allein bei einer deutsch-französischen Verständigung bleiben solle und bleiben könne, sei der Gesichtspunkt, von dem er aus seine Politik getrieben habe und weitertreiben wolle. Man könne zwar über die Methode seiner Politik ver schiedener Meinung sein, der Gegenbeweis sei aber nicht zu führen, ob man auf anderen Wegen zu besseren Ergebnissen kommen würde. Auch die Opposition, wenn sie an di« Re gierung und zur Führung der Außenpolitik gelangte, würde schließlich nichts anderes tun können, als auf dem fetzt «in geschlagenen Wege weiterzugehen. Der Minister ging dann noch einmal auf seine Attftua« che ein, die er beim Cmpfangsabend der deutschen Kolonie in Genf gehalten habe. Er habe da nichts weiter als Selbst verständlichkeiten gesagt. Es sei doch töricht, anzunehmsn» daß, wenn eine Sache so gut gehe, wie es mit der Tätigkeit der deutschen Delegation in Genf der Fall war, sich danü deren Führer hinterher hinstelle, um sämtliche Fensterschei ben einzuschlagen. ' / Giresenramr über seine Besprechung mii Brian-. Berlin, 24. Sept. Reichsaußenminister Dr. Stresemann empfing heute nachmittag im Auswärtigen Amt die Vertre ter der Berliner und auswärtigen Presse, um ihnen nach sei ner Rückkehr aus Genf «inen Ueberblick über die Tätigkeit der deutschen Delegation und seine Besprechungen mit Briand zu geben. Der Minister erklärte, daß er im Grunde genommen gar nicht viel Neues mitzuteilen hätte, da die Vorgänge ja im allgemeinen bekannt sein. Er ging dann zunächst auf die heutige Sitzung des Reichskabinetts ein und hob hervor, daß die Aussprache die einmütige grundsätzliche Zustimmung ergeben habe. Dem französischen Geschäftsträ ger in Berlin ist Mitteilung von dem Beschluß des Reichs kabinetts gemacht worden. Damit ist die Weiterberatung dieser Fragen auf den diplomatischen Weg verwiesen. Eine Einberufung des Auswärtigen Ausschusses kann nach der Ansicht des Ministers aber erst in Betracht kom men, wenn die gesamte Delegation zurückgekehrt ist und man das Ergebnis der gesamten Verhandlungen in Genf über sehen kann. Minister Stresemann erklärt«, daß er sich über die C i n z e l h e i t e n der Besprechung in Thoiry im gegenwärtigen Augenblick noch nicht äußern könnte. Die großen Gesichtspunkte seien ja auch sofort verstanden wor den. Der Minister wies auch jetzt noch einmal die Presse mitteilung zurück, daß er Briand erst zw e i, dann a ch t Milliarden Mark angeboten habe. Wenn man sich den Dawes-Plan zur Hand nehme, so sei das Problem, um das es sich hier handle, sehr leicht zu erkennen. Es ist, erklärte Minister Stresemann, kein Problem einer neuen kapitalisti schen Belastung Deutschlands, sondern lediglich dos Problem der Eröffnung gewisser Möglichkeiten der Transferierung von Leistungen, die heute schon bestehen, und bei denen die Entscheidung, ob sie transferiert werden, von der Entscheidung de» Generalagenten Parker Gilbert abhängig ist. Mit unserer Zustimmung kann nun für gewisse Grup pen Frankreich eine gewisse Priorität eingeräumt werden. Das stellt selbstverständlich eine Lockerung der Klau seln des Dawes-Planes dar, die dem Transferagenten die Möglichkeit geben, unter Umständen, wenn er für die deut sche Währung fürchten muß, jeden Bartransfer zu verhin dern. Wie weit wir nun in dieser Lockerung dec Schutzbc- ttimmungen unserer Währung gehen können und gehen wer den, ist der Gegenstand der Erörterungen des eingesetzten ministeriellen Ausschusses. Die ganze Frage ist nicht zwischen Deutschland und Frankreich allein zu lösen. Dazu gehören verschiedene andere Mächte, die an den ganzen Dingen des Dawes-Planes beteiligt sind. Schwierigkeiten verschiedener Art werden noch zu über winden sein. Da» Entscheidende an der Unterredung in Thoiry ist aber der Gedanke, daß ein Weg gefunden werden mußte, um eine die Schwierigkeiten, di« zwischen Deutschland und Frankreich noch bestehen, beseitigende Lösung zu finden, um die Möglichkeit zu schassen zu einem näheren Zusammen wirken. Die Dinge seien al» nicht» weiter anzusehen, als «in versuchter Akkord, auf dem hinter beiden Seiten ehrlicher Wille stehe. Weiter führte der Minister aus: Die Politik, die ich geführt habe, ist im wesentlichen basiert auf dem ganz speziellen Vertrauen, das ich zu der Persönlichkeit de» französischen Außenminister» Briand habe. Seit dem ersten Gespräch, da» ich mit Herrn Briand in Locarno führ te, habe ich die feste Ueberzeugung gehabt, daß Briand e» unbedingt ernst mit dem Wunsch einer deutsch-französischen Verständigung meint. Auch di« Dinge, die diese« Vertrauen vielleicht hätten erschüttern können, wie die Vorgänge auf der Märztagung de» Völkerbünde» konnten mich nicht davon abhallen, an die Ehrlichkeit Briands zu glauben. Aber wie in jedem anderen Lande, so sei auch in Frankreich der Außenminister nur ein Teil der Regierung, und «» sei auch klar, daß in der Psycho logie der französischen Bevölkerung Hemmungen beständen, di« einer Verständigung mit Deutschland noch entgegenstan den. Die ganzen Locarno-Verträge bedeuteten dann nicht«, wenn nicht der nationale Ville vorhanden sei, am Rhein zum Frieden zu kommen. Durch den deutschen Eintritt in im Völkerbund und durch di« Besprechungen in Thoiry seien di« Din« entschieden weiter gekommen. Er sei keinerweg« gewillt, oie Bedeutung der Re« zu überschätzen, di« Briand vor dem Völkerbund gehalten hab«, aber dies« Briandsch« Das Ergebnis -es Kabinettsrats. Berlin, 25. Sept. Das Reichskabinett ist gestern vor- mittag um 11 Uhr zusammengetreten, um den Bericht Dr. Stresemann» über Genf und die Zusammenkunft in Thoiry entgsgenzunehmen. Die Beratungen des Kabinetts haben noch nicht zu einer endgültigen Beschlußfassung führen kön nen, da erst noch weitere Entscheidungen des französischen Ministerrates abaewartet werden müßen. Das Kabinett hat aber den Außenminister beauftragt, die Verhandlungen in der bisherigen Richtung weiterzuführen. Ueber die Be ratung des Kabinetts wuroe gestern folgende amtliche Mit teilung herausgegeben: „Zn der heutigen unter dem Vorsitz des Reichskanzler, Dr. Marx abgehallenen Sitzung de» Reichskabiaetk» erstat tete der Reich»minlstec de» Aevßeren Dr. Stresemann Be richt über die Tätigkeit der deutschen Delegation auf der Völkerbundsverfammlung In Genf. Da« Kabinett stimmte der Haltung der deutschen Vertreter zu und sprach dem Relchsmlnlster Dr. Stresemann sowie dm übrigen Mitglie dern der Delegation sür die geleistete Arbeit seinen Dank au«. Anschließend berichtete Dr. Stresemann über dm In halt seiner Verhandlungen mit dem französischen Minister de» Aeußern Briand zur Frage de» deutsch-französischen Ausglelchs. Da» Kabinett billigte einstimmig und grundsätzlich diese Verhandlungen zu deren Weiter führung eia au, dm in Betracht kommeadeu Ressortmini stern bestehender Ausschuß gebildet wurde, der dem Kabinett Bericht erstatten soll." Diesem Ausschuß gehören die Minister Stresemann, Reinhold (Finanzen) und Curtiur (Wirtschaft) an. Dc. Stresemann hat, wie wir nachstehend berichten, bereit» am Nachmittag Gelegenheit zu eingehenderen Mitteilungen über den Inhalt der Verhandlungen von Thoirv genom men, nachdem in der französischen Presse die verschiedensten Mittel angewandt wurden, um Deutschlands Forderungen von Thoiry herabmindern zu können, und in die Erörte rungen der wirtschaftlichen Fragen Verwirrung hineinzu tragen. Dazu gehört auch di« in der deutschen Linkspresse zuerst aufgetauchte ganz unsinnige Meldung, wonach der Außenminister sich bereit erklärt haben sollte, an Frankreich vier Jahre lang zwei Milliarden Soldmark zu zahlen, oder an Frankreich acht Milliarden Eisenbahnobligationm durch den Reparationsagenten übertragen Mi lassen. Es handelt sich bekanntlich bei den Verhandlungen um die Summe von in » aesam t zwei Milliarden Reichsbahn obligationen, die im Besitz de» Revarattonsagentm sind mrd von denen an Frankreich gemäß dem Schlüssel von London 54 Prozent gleich 1,1 Milliarde zu übertragen wärm. Aus den bisherigen unverbindlichen Besprechungen von Sachoer- ständigen hat man bereit» den Eindruck, daß di« Trans ferbestimmun gen ganz außerordentliche Schwierig keiten machen und daß di« deutsche Regserung dm größten Ad' L'LL.L !!- r-»«ch. lano nn Vawesgutachten durch die Trensferbefttmmungm »halten hat, zu retten. Verlreker Tschu im Namen seiner Regierung die Erklärung ab, daß am 8. Juli, am 2. August und am 29. August «en- rere englische Schiffe den Jangtse in voller Fahrt durch- querk hallen. Kleinere Voole und Dampfer der Eiahelmi- schm wären durch die englischen Schisse gerammt worden. Soldaten an Bord der englischen Schiffe gesandt hätten, den Tod gefunden. Als die chinesischen Behörden Solsdaten an Bord der englischen Schiffe gesandt Höllen, sei ein englischer Kreuzer, der sich In der Rahe be fand, erschienen. Lr habe die Dorfbewohner zu beiden Sek- lm des Flusses bedroht und seine Kanonen auf sie gerich tet. Die chinesischen Behörden seien verpflichtet gewesen, die englischen Schiffe zurückzuhatten und hätten hiervon dem englischen Konsul in Sankon Mitteilung gemacht. Bevor die Angelegenheit hätte geregelt werden können, habe sich leider noch ein viel schlimmerer Zwischenfall ereig net. Eia englisches Sanonenbsot habe am 8. Smtember da« Feuer aufGendarmea der Stadt wantzten er öffnet. Mehr als hundert von ihnen seien getötet «or- dea. Etwas später hätten andere malische Kreuzer mit schwerer Artillerie die Stadt erneut beschossen. Mehr al» 100 Häuser feien zerstört und taufende von Eia- wohnern währmd der Bombardement» getötet wor den. Dm chinesischen Trupen sei es schwer gefallen, sich zu verteidigen. Die chinesische Regierung habe sofort versucht, die Angelegenheit auf friedliche Welse velzulegen. In dle- ser außerordentlich ernsten Lage, die geeignet gewesen sei, dm internationalen Frieden lm fernen Osten zu bedrohen, habe die chinesische Delegation dm Auftrag erhalten, diese Tatsachen zue Kenntnis der Vollversamtuag zu bringe« Schon während der Rede de» chinesischen Delegierten hatte sich Lord Robert Lern zum Wort gemeldet. Er bestieg sofort dl« Tribün« und «klärte: Mit lebhaftem Erstaunen habe ich die Erklärung angehört, die der chinesische Delegierte von dieser Tribüne glaubte machen zu müssen. Weder meine Regierung noch ich selbst war davon vorher Unterrich tet, daß von chinesischer Seite hier ein« solch« Erklärung abgegeben würde. Ich bedauere es aufrichtig. Ich bin nicht in der Lag», auf Einzelheiten hier einzugehen, doch kenne ich die Tatsachen genau ge nug, um ausdrücklich erklären zu können, daß mein« Regierung mit der von der chinesischen Regierung hier abgegebenen Erklärung nicht übereinftimmt. Die Anschauung der britischen Regierung ist völlig vrrschieden von derjenigen, die hier oorgetragen worden ist. Zur Zett finden in statt, und ich Hoss», daß sie zu einem frem führen werden, doch glaub« ich nicht, daß di« Erklärung, di« vm der chinesischen Delegation hier abgegeben «Md«, di« sriwlich« Lösung der Streitfrage erleichtern werbe. x , Hierauf wird di« Debatte über die Arbeiten der vorbereit endi» Kommission für dl« Abrüstungskonferenz fortgesetzt. Lord Roben E«ll erklärt zu Beginn seiner AusfÜhrungm, daß er mit den An- schaumigen Paul Voncour» in der Lbrüstuna»frag» Lord Robert Ctcil stellt mit großer Befriedigung I fest, di« vm der «brüstungskomerenz bisher nzi« wurden, habe stet» gesagt, daß di« Abrüstung «in» der wichtigsten Lebensfragen oe» Völkerbund«» sei. In dm n behaupt« Mm sogar, daß e» sich hierbei mn dm Völkerbund«» handel«. Vie Aufrechterhaltung d«. en bedeute «^- - r, "» ' » Unabhängige Zeitung für alle Stättde in Stadt unb Land. DichtesteVerbreitunginallenBolksschichten! Beilagen: Bildenvoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tage, Frau und Heim. Landwirtschaftliche Beilaae. — Druck: und Nsrlnn «.L des Amtsgerichts, dm Finanzamtes und de- Stadtrats zu Bischofswerda. FriedrichMay G. m. b. H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 unp 44tz> Eescheivvvaowesse: Jeden Werktag abend, für den folgend. Tag. 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