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DerSSGsHeLrMer Mschofsweröaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Mchofswerda und den angrenzenden Gebieten rotes Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und, Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tage, Frau und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag v«M FriedrichMay G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 Erscheinungsweise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezngsoret« >ür die Zeit eines halben Monats: Frei ins Haus halbmonatlich Mk. l.M, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SO Pjg. Einzelnummer 10 Pfg. (Sonnabend- und Eonntagsnummer IS Pia.) — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger u. die Geschäftsstelle nehmen Bestellungen entgegen Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1S21. Gemeinde verbandagirokasse Bischofswerda Konto Nr. «4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungselnrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Anzeigenpreis (in Reichsmark): Die 43 mm breite einspaltig«! Grundschristzeile 25 Psg., örtliche Anzeige» 20 Pfg, di» V0 mm breite Reklamezeile (im Textteil) 70 Pfg. Mr da« Erscheine» von Anzeigen in bestimmten Nummern und an besttumt« Plätzen keine Bewähr. — Rabatt nach Tarif. — Mr sammel»! anzeigen tarifmäßigen Aufschlag. — Erfüllungsort Bischofswerda Nr. 216 Donnerstag, den 16. September 1926 81. Jahrgang Selle «ar gegen dl« Ausnahme dieser Bestimmung Einspruch er- Entwaffnungsforderungen doben wurden, «eil durch sie rtaerset^ ch WW Ä- NB, rung zu kränken fürchtete, andererseits die Bedeutung der wieder wählbaren und der anderen nichtständigen Ralssihe herabzuschen glaubte. Zur allgemeinen lleberraschung erklärte sowohl Loucheur im Namen Frankreichs als auch Lord Robert Lecil im Namen Englands, daß sie nun nichts mehr gegen die Ausnahme dieser Be stimmung einzuwenden hätten. Die allgemein erwartete Stimm enthaltung Polens erfolgte nicht, so daß das gesamte Projekt über die Reform des völkerbundsrakes einstimmig angenommen wurde. Die Vollversammlung wird sich bereits morgen vormittag mit dem Projekt beschäftigen. Es ist anzunehmen, daß sie sich einstimmig für seine Annahme aussprechen wird, so daß die Vollversammlung bereits am Donnerstag zur Wahl der neuen nichtständigen Rats- Mitglieder schreiten kann. Stresemann diniert bei Chamberlain. Genf, 14. Sept. Reichsaußenministcr Dr. Stresemann war heute mittag einer Einladung des englischen Außenministers Sir Austen Chamberlain zum Diner gefolgt. Fortsetzung des englischen Berg- arbeiterstreiks. London, 15. Sept. (Drahtb.) Die englische Bergarbei terexekutive beschloß, unter dem Eindruck des von den Gru benbesitzern abgelehnten nationalen Lohnabkommens den Streik mit allen Mitteln fortzusetzen und der Regierung jede weitere Initiative zur Beilegung des Streiks zu über lassen. Nerhängung des Kelagerungs- rustandes in Triest. Wien, 15. Sept. Die Neue Freie presse meldet aus Lai bach, daß es infolge der Zusammenstöße zwischen Faschisten und Karabiniers zur Verhängung des Belagerungszustan des in Triest gekommen seh In Laibach eingetroffene Rei sende teilen mit, daß der Telegraphen- und Telephor.ro.kchr unter strengster Zensur steht. Beratungen über einen internationa len Kergarbeiterstreik. Berlin, 15. Sept. (Drahtb.) Nach einer Meldung de» „Vorwärts" aus Bochum hat der Deutsche Bergarbeiteroer band für den 26. September eine Reichskonferenz nach Düs seldorf einberufen, auf der zu dem Beschluß der Exekutive der Bergarbeiterinternationale über einen Solidari tätsstreik für die englischen Bergarbeiter Stellung ge nommen werden soll. Nach einer weiteren Meldung des Blattes aus Amsterdamm hat die Bergarbeiterinternatlonals zum 30. Sept eine Sitzung nach Ostende einberufen, um für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen kn eng lischen Bergarbeiterkonflikt eine internationale Streikaktion zur Unterstützung der englischen Delegierten einzuleiten. Dr. Stresemann an die englischen Pressevertreter. Genf, 15. Sept. (T.-U.) Reichsaußenminister Dr. Stre semann mies beim Empfang der englischen Presse auf den bedeutenden Anteil Sir Austen Chamberlains am Zustande kommen des Locarnovertrages hin und betonte, daß alle ernsten Krisen, die im Laufe der Verhandlungen über den Locarnovertrag und bei den früheren Verhandlungen in Genf entstanden, durch die wertvolle Dermittlertätigkeit der englischen Politik überwunden seien. Minister Stresemann wies weiter darauf hin, daß die deutsch-französische Verstän digung keine Beeinträchtigung der englischen Interessen be deute. Dies gelte auch von den Verhandlungen über den Eisenpakt, an denen die englische Industrie auf Grund eige ner Entschließung sich nicht beteilige. Beratungen der Kleinen Entente in Genf. Genf, 14. Sept. Heute nahmen die Außenminister der Kleinen Entente und Polens an einem Frühstück teil, dem große politische Bedeutung beigemessen wird, da die jugoslawisch-polnischen und die jugoslawisch-ungarischen Beziehungen erörtert wurden. Blutige Zusammenstöße zwischen Faschisten und Polizei. Berlin, 15. Sept. Wie die Drahtberichte aus Lugano melden, ist es in Triest zu schweren Zusammenstößen zwi schen Polizei und Faschisten gekommen, in deren Perlauf auf beiden Seiten von der Schußwaffe Gebrauch gemacht wurde. Dabei sind ein Faschist getötet und einer schwer verwundet worden. Auch auf feiten der Polizei soll es zahlreiche Ver wundete gegeben haben. Nach Mitteilungen von aus Ita lien eintreffenden Reisenden ist über Triest der Belage rungszustand verhängt worden. Tagesschau. * In der juristischen Kommission des Völkerbundes wurde das Projekt zurRalsreform einstimmig angenommen. * Eine amtliche Veröffentlichung des Völkerbunds sckrelariaks stellt fest, daß mit der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund die Locarnoverlräge in Kraft getreten sind. Zwischen der deutschen und -er tschechoslowakischen Re gierung ist vereinbart worden, daß die im Juli d. I. begon nenen Handelsvcrlragsverbandlungen am 30. September in Berlin fortgesetzt werden sollen. * Die Zahl der Lyphnserfrankungen in Hannover ist am Dienstagabend auf 1000 angewachsen, die der Todesfälle auf 30. Die Seuche greift jetzt auch auf die Nachbarorte über. * In Triest kam es zu schweren Zusammenstößen zwi schen Polizei und Faschisten. Ueber die Stadt ist der Be lagerungszustand verhängt worden. Zu den mH ' bezeichneien Meldungen finden die Leser Aus- inlirlicbes an anderer Stelle. Der Stand -er Rüstungsausgaben. Nach einer der jüngsten Statistiken des Völkerbundes beliefen sich die Ausgaben der hervorragendsten Mächte für Rüstungen zur See, zu Lande und in der Luft auf folgende Beträge in Goldmark: Großbritannien 2280 Millionen, Ber einigte Staaten 2200 Millionen, Frankreich 1020 Millionen, Japan 860 Millionen, Italien 620 Millionen, Rußland 760 Mill., Deutschland 420 Mill. Auf den Kopf der Bevölkerung berechnet ergeben sich folgend« Ausgaben: Großbritannien 52 Mark, Vereinigte Staaten 20 Mark, Frankreich 82 Mark, Japan 14 Mark, Italien 16 Mark, Rußland 10 Mark und Deutschland 7 Mark. Nichts ist in der Lage, die innere Unwahrhaftigkeit der „ i an Deutschland schlagender zu «Eik de« . Das amtliche Kommunique über die erfolgte Ratifikation des Kocarno- vertrages. Genf, 14. Sept. (T.-U.) Das Völkerbundssekretariat veröffentlicht heute über die erfolgte Ratifikation des Ver trages von Locarno folgendes offizielle Kommunique: „Am 14. September d. I. vormittags hat im Büro des Generalsekretärs des Völkerbundes die Ratifikation der Verträge und Konventionen von Locarno stattgefun den. Die Ratifikationsurkunden wurden durch die Per treter sämtlicher Signatarmächte im Völkerbundssekreta riat niedergelegt und zwar für Deutschland durch den Reichsaußenminister Dr. Stresemann, für Belgien durch den Senator De Brouqueur, für England durch Cham berlain, für Frankreich durch Außenminister Briand, für Italien durch Senator Scialoja, für Polen durch den Außenminister Zaleski, für die Tschechoslowakei durch den Außenminister Dr. Benesch. Da nunmehr sämtliche Ra tifikationsurkunden deponiert und Deutschland Mitglied des Völkerbundes geworden ist, sind somit alle Verträge und Konventionen mit dem heutigen Tage in Kraft getrete n." Dr. Külz zur Nermaltimgsrefvrm. Berlin, 15. Sept. (Drahtb.) Wie die Morgenblätter berichten, äußerte sich Reichsinnenminister Dr. Külz auf der Tagung des Bereins für Kommunalpolitik in Wien zur Frage der Berwaltungsreform. Nach seiner Auffassung ist die Berwaltungsreform ein dreigeteiltes Problem des staats- politischen Willens. In verwaltungstechnischer Hinsicht sei das Problem ein solche, der Behördenreform und der Bü- roreform. Im übrigen sei eine Berwaltungsreform natür lich abhängig von dem Willen der Regierung und der Par lamente in Reich, Länder und Gemeinden. Ohne organisa torische Abgrenzung der Aufgaben zwischen diesen drei Kör perschaften müsse jede Reform in den Anfängen stechest blei- Die Entschließung des Deutsche» AurMentages zur Reform des Aktien rechtes. Köln, 14. September. (Drahtb.) Der Deutsche Juristentag nahm zur Reform des Aktienrechtes folgende Entschließungen an: 1. Eine allgemeine Reform des deutschen Aktienrechtes ist zur Zeit nicht erforderlich. Es liegt daher kein Anlaß vor, Maßnah men zur Vorbereitung einer solchen Reform einzuleiten. 2. Die Vorschriften des englisch-amerikanischen Rechte« sind zur Uebertragung auf deutsche Verhältnisse nicht geeignet und wenn auch zu beachten, jedenfalls nicht nachzuahmen. 3. Die ständige Deputation des Äuristentages wird ersucht, «ine aus Mitgliedern des Juristentages bestehende Kommission mit dem Recht der Kooptation auch von Nichtmitgliedern zu bilden, di« be auftragt wird, die Frage einer etwaigen Reform de» deutschen Aktienrechtes zu prüfen. 4. Der Iuristentag regt außerdem die Bildung einer überstaat- lichen kapitalistischen Gesellschaftsform an, die wahlweise neben den innerstaatlichen Gesellschaftsformen zur Verfügung stehen soll. Verfassung nach Maß. Der Völkerbund scheint in seiner Mehrheit gewillt zu sein, sich seine Verfassung nach dem jeweils von der hohen Entente gewünschten Maß umzyschneidern. Seit einem Jahr sind im Völkerbund soviel Perfassungsänderungen vorge nommen worden — und zwar allein nur zur Lösung einer augenblicklichen Schmierigkeit — daß von einer einigerma ßen sicheren Paragraphengrundlage der Liga der Nationen nicht mehr die Rede sein kann. Im Hinblick auf Polen ist nun bestimmt worden, daß bei der Wahl für die nichtstän digen Mitglieder des Völkerbundsrates die Stimmenthal tungen nicht mitgezählt werden sollen. Das heißt zu deutsch, Polen bedarf zur Erlangung feines Ratssitzes nicht der Zweidrittelmehrheit aller vertretenen 48 Staaten, sondern nur doppelt so vieler Ja- als Neinstimmen. Da nun vor aussichtlich sehr viele Staaten sich nicht zu einem glatten Nein werden entschließen können, kommt diese halbe Ab lehnung den Polen nur zugute, da sie schon theoretisch dann ihren Sitz erobert haben, wenn bei 44 Enthaltungen drei für und nur einer gegen Polen stimmt. Es ist bezeichnend, daß für diese Entscheidung des Außerachtlassens der Stimmenthaltungen England aus schlaggebend in die Bresche getreten ist. Es wird immer klarer, daß die französische Zustimmung zum deutschen Ein tritt in den Völkerbund, den England unbedingt braucht, von diesem mit Zugeständnissen für Polen bezahlt worden ist. Bei diesem systematischen Hand- in Handarbeiten der beiden Großmächte, die, wie wir jetzt erst sahen, immer noch ge nügend Gefolgschaft besitzt, bleibt für die deutsche Arbeit gerade nicht sehr viel zu hoffen. Dies Wandelbarkeit in den Grundlagen der Völker bundsarbeit kann uns besonders peinlich werden, wenn es Auslegungsstreitigkeiten des Paktes von Locarno gibt, der gerade jetzt, vollgültig ratifiziert, in Genf hinterlegt und damit dem Schutze des Völkerbundes übergeben worden ist. Und nicht nur über den Pakt von Locarno und seine Aus legung wird dieser Völkerbund sein Urteil abgeben können, sondern auch über den Versailler Vertrag, über Militärkon trolle und vieles, vieles andere, wie z. P. die deutsch-polni schen Streitigkeiten über Chorzow, das den Deutschen durch einen Haager Schiedsspruch zugesprochen worden ist, dem gegenüber sich die die Polen seit einem Vierteljahr einfach totstellen, trotzdem sie sich dem Schiedsgericht vor der Fäl lung des Urteils bedingungslos unterwarfen. Wenn die taktisch wahrhaftig nicht ungeschickten Gegner Deutschlands jedesmal rechtzeitig an die nötige Verfassungsänderung den ken, — dann können wir ja noch allerhand erleben. Die juristische Kommifston nimmt die Katsreform an. Genf, 14. Sept. (Drahtb ) In der heutigen Nachmittagssihung der juristischen Kommission de» Völkerbunde» wurde da, Projekt zur Ratrresorm einstimmig angenommen, nachdem bereit« in der vormittagrsihung über dj« wesentlichenpunkteEinigung erzielt wor den war. In der Nachmittagssihung standen nur noch die Ueber- gangsbestimmungea und ein norwegischer Antrag zur Debatte, der die Bestimmung vorfleht, daß die Vollversammlung mit Zweldril- tel-Stimmenmehrhelt jederzeit da. Recht hat, «In unliebsam« Bitt- glied au» dem Rat zu entfernen. Von französischer und englischer