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DerMMeLrMer Drschofsweröaer Einzige Tageszeitung im Arntsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle SkWde in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschtchten Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tagst Frau und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. FernsprecherRr.444und 446 Erscheinungsweise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezugspreis für die Zeit eines halben Monats: Frei ins Haus halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der GefchSstsstellc wöchentlich 50 Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. 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Jahrgang Tagesschau. * Auf den llalienlfchen Diktator Mussolini ist Sonn abend vormittag in Rom ein Vombenattenkal verübt wor den. Mussolini blieb unverletzt. * Mussolini wandte sich in einer Rede scharf gegen Frankreich. Der französische Geschäftsträger in Rom hat gegen die Angriffe der faschistischen Blätter offiziell Ein spruch erhoben. * Nach französischen Meldungen hat sich die Lage in China weiter verschärft. Man ist der Ansicht, daß ein gro ßer Konflikt zwischen China und den Mächten nicht zu ver meiden fei. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- lUdrliche? an anderer Stelle. pomcarss „Ceterum censeo" In Poincarö scheint der fanatische Geist Catos wieder lebendig geworden zu sein, dessen unerbittliches „Ceterum censeo" dessen „Uebrigens glaube ich, daß Karthago zerstört werden muß", zum Symbol härtester Unversöhnlichkeit ge worden ist. Es wurde leider viel zu wenig bemerkt und ge- würdigt, daß auch Herr Poincarü seinen Festbeitrag zur Feier der deutschen Aufnahme in den Völkerbund von Pa ris aus gab, und zwar in Form einer offiziösen Erklärung der französischen Regierung. In dieser Erklärung liegt Wort für Wort und Satz für Satz der gleiche dumpfe Haß, der in den Aeußerungen PoincarSs zur Zeit des Ruhreinbruches lag und der uns bis aufs Blut mit seiner stereotypen Ver logenheit peinigte und guälte. Der Satz der vorliegenden Erklärung, die nationalistische Presse Deutschlands halte die Fortdauer der Rheinlandbesetzung mit der Aufnahme des Reiches in den Völkerbund für unvereinbar, ober es komme nur auf die derttfche Regierung an, durch Erfüllung der Der-' pflichtung zur Entwaffnung ohne Hinterhalt und durch Ga rantien für genaue Ausführung des Dawesplanes und Reorganisation des Friedens die Verwirklichung dieser Hoff nungen zu beschleunigen — dieser Satz enthält das ganze Gift, das das deutsche Volk viel mehr noch gequält hat, als alle offene Waffengewalt. Es Ist das Gift der Lüge des bru talen Siegers, der seine Gewaltmaßnahmen mit bewußter Absicht nur so notdürftig durch schöne Phrasen verbrämt, daß die Ehrs des Unterlegenen verletzt werden muß. Lohnt sich überhaupt eine Begründung? Uns fehlen einfach die Worte zur Antwort auf das neuerliche Verlangen nach Sicherheiten für die Ausführung des Dawesplanes, der doch überhaupt nur aus Sicherheiten besteht, uns fehlt ein fach die Möglichkeit, Poineares Behauptung, die Unterzeich nung des Handelsabkommens sei ein Beweis der wohlwollen den Friedensabsichten Frankreichs, mit gleichwertigen dia lektischen Waffen zu begegnen. Aber eins ist sonnenklar. Wenn Poincarö in dieser Auslassung behauptet, zwischen ihm und Briand bestündet, keine Meinungsverschiedenheiten, und die jetzige französische Regierung habe insgesamt die logischen Konsequenzen aus der Politik von Locarno gezogen, dann ist das einfach un wahr und in seiner Unwahrheit erwiesen durch die eben an geführten Aeußerungen über die Besatzungs- und Bewaff- nungsfragc. Wer sich nicht völlig dumm hat machen lasten durch die schönen Worte, die man in Genf sprach, der muß noch soviel Instinkt besitzen, aus diesen Worten Poincarös die Sicherheit zu entnehmen, daß der Unversöhnliche nichts vergessen aber auch nichts gelernt hat. Denn das ist der große Unterschied zwischen Cato und Poincarö. Die Rö mer konnten Karthago zerstören und sich dadurch den Weg freimachen zur unumschränkten Herrschaft der damaligen Welt. Für Rom Hot Cato recht behalten. Heute aber muß des Reiches Untergang auch das Grab Frankreichs sein. Wenn es etwas gab, was uns überhaupt die neue Friedens entwicklung, Locarno, London und Genf plausibel machen konnte, dann war es die Hoffnung auf die Einsicht der Fran zosen, daß im 20. Jahrhundert das Schicksal Deutschlands auch das Frankreichs sein müsse. Poincarö hat wohl Unrecht, Deutschland aoer muß trotzdem PotNcürö und nicht Briand In seine Rechnung stellen. Das muß man auch hinsichtlich der Meldungen, die aus Genf kommen über angeblich aa-sicht-reiche Der- Handlungen Stresemann» mit Briand. So lange der Geist Poinearäs in der französischen Regierung lebendig ist, sind die schönsten Versprechungen, t« uns Briand in Genf gibt, illusorisch. Genf, 12. Sept, von gut informierter englischer Sette erfährt der Vertreter Str Telegraphen-union, daß zwischen Reichsaußenminister Dr. Stresemann und dem frrmzösWnt Außenminister Briand als Folge des Eintrittes Deutschlands in den Völkerbund bereits Verhandlungen über die im Lo- carno-Pakt vorgesehenen Rückwirkungen eingeleitet worden sind. Der englische Außenminister Chamber lain und der belgische Außenminister Dandervelde sollen die Vermittlung für diese Verhandlungen übernommen haben. Zur Behandlung stehe vorläufig die Frage derHer - absetzungder Besatzungstruppen im Rhein land auf 38 000 Mann. Deutscherseits werde die Einbezieh ung der Besatzung des Kehler Brückenkopfes in diese Zahl gewünscht, weiter die Räumung der Kurorte Langen- schwalbach, Kreuznach und Neuenahr, sowie die Konzen trierung der Besatzungstruppen in großen Zentren, die Unsichtbarmachung der Besatzung. Chamberlain soll sich bereit erklärt haben, diese deutschen Forderungen zu un terstützen. Von deutscher Seite liegt eine Bestätigung dieser Nach richt nicht vor. Sie ist allerdings auch nicht dementiert wor den. Man wird aber jedenfalls gut tun, noch keine zu gro ßen Hoffnugen zu hegen. Chamberlains „Unterstützung" ist schon mehr als einmal sehr fragwürdiger Natur gewesen. Der Sonntag in Genf. - Das Programm für die nächsten Tage. Genf, 13. September. (Drahtb.) Der Sonntag ist, soweit man in den Abendstunden den Eindruck hat, politisch ruhig verlausen. Die meisten Delegationsführer und Delegierten haben Ausflüge in die Umgebung von Genf unternommen. Reichsaußenminister Dr. Stresemann begab sich im Auto nach Chamoix, desgleichen der eng- lische Außenminister Chamberlain. Der in den späten Nachmittags stunden einschende starke Regen führte die den Tag der Ruhe aus nutzenden Staatsmänner und Delegierten allerdings frühzeitig wie der nach Genf zurück. Am heutigen Montag finden Kommissions- Verhandlungen statt. Eine Einberufung der Vollversammlung ist bisher noch nicht erfolgt. Am Vormittag tritt die Redaktionskom- missiop der ersten juristischen Kommission zur redaktionellen Aus arbeitung des Projektes der Ratserweitung zusammen, das nach Durchberatung in der heutigen Nachmittagssitzung der Unterkommis sion, sowie in der nächsten Vollsitzung der ersten Kommission, die am Dienstag stattfindet, der Bundesversammlung zugehen soll. Die Vollversammlung würde also erst am Mittwoch die Diskussion über das Projekt der Ratserweiterung eröffnen. Mer Voraussicht nach findet Dienstag eine Sitzung des Plenums statt, in der die Danziger Frage behandelt werden soll. Spaniens Ausinti aus dem Völkerbund. Genf, 11. Sept. Nach einer offiziellen Mitteilung hat das Generalsekretariat des Völkerbundes heute vormittag durch die Vermittlung des spanischen Konsuls in Genf eine Note der spanischen Regierung erhalten, in der die formelle Nachricht enthalten ist, daß Spanien ent sprechend den Bestimmungen von Artikel I des Völker bundpaktes sich vom Völkerbund nach Ablauf von zwei Jah ren zurückziehen wird und zwar genau zwei Jahre nach Empfang der Note im Generalsekretariat. Die spanische Re gierung dankt den Mitgliedern des Rates und des Völker bundes für ihr« Sympathiekundgebungen und fügt in der Note die besten Wünsche für den Völkerbund hinzu und be dauert, nicht weiter iym angehoren zu können. Die Note der spanischen Regierung wird im Augenblick noch nicht im Wortlaut veröffentlicht, da sie zunächst ällesi Mitglieder des Völkerbundes zugehen soll. Diese Mitteilung der spanischen Regierung ist nicht nur für das Schicksal des Völkerbundes und für Vie Bedeu tung dex hier geleisteten politischen Arbeit, sondern auch für die augenblicklich schwebenden Verhandlungen über dis Wahlen zum Rat von größter Bedeutung. Es bestand bei einer ganzen Reihe von Staaten, und zwar nicht nur bei den oppositionellen, sondern auch bei den Staäten, dje bisher jede englische und französische Anregung unter stützt haben, ein gleichfalls von Deunchland geförderter PW, wonach halbstündige Ratsfltze «Ni Spanien, China Und Wir g-gebm nxkvekt Mten. Vvmh-«aike«iat auf Mussolini. Basel, 11. Sevt. Auf den italienischen Mtnjsterpräst- denten Mussolini ist heW vornklttag, 1v Hk, als er vor seiner Somlsterwohmlng in tstr Billa Torlonla im Automo bil nach dem Pnkzzb Ehigi, mH dem Miisterfttm des Aeußern fuhr, ein Bombenattentat verübt worden, durch das der Duce jedoch nicht verletzt wurde, weil die Bombe ckft der Seite des Autos abprallte und erst auf dem Boden ex plodierte. Nicht einmal sein Wagen wurde beschädigt. Da gegen sind durch die Explosion ein ZeitungsverkSuser, ein Straßenkehrer und sieben Passanten verletzt worden, die in ein Spital übergeführt werden mußten. Der Straßenkehrer hatte immerhin so viel Geistesgegen wart sich sofort auf den Attentäter zu stürzen und ihn festzu nehmen. Es entstand ein großer Volksauflauf. Die Polizei konnte nur mit Mühe verhindern, daß der Attentäter von der Menge gelyncht wurde. Man fand bei dem Verhafteten noch eine zweite Bombe. Der Attentäter. Rom, 12. Sept. Bei dem Attentäter handelt es sich um einen 25jährigen italienischen Arbeiter, der in Paris gear beitet hat und dort in Verbindung mit antifaschistischen lla- lienischen und französischen Politikern, besonders Nm Frei maurern, stand. Der Attentäter soll gestanden haben, daß er zur Ausführung des Attentats am Sonnabend früh N6n Paris über Pisa in Rom eingetroffen sei. Man glaiM in amtlichen italienischen Kreisen, daß er auch mit italienischen Antifaschisten in enger Verbindung gestanden haben müsse, denn er sei genau über die Zeit unterrichtet gewesen, ift der Mussolini regelmäßig von seiner Wohnung nach dem SiÜ» wärtigen Amt fährt. Der Attentäter hat bis zum Htzrak- nahen des Autos Mussolinis in einem Cafö gesessen. AK der Wagen sichtbar wurde, hat sich der AtteMäter an de« Fahrdamm gestellt und die Bombe geworfen, die. gegen dad rechte Hinterrad prallte, jedoch zurücksprang und erst später auf der Straße explodierte, als das Auto Mussolinis schäft mehrere Meter weiter gefahren war. Italienische Drohung gegen Frankreich Rom, 11. Sept. (Stefani.) Mussolini hielt vom Bal kon des Palazzo Chigi folgende Ansprache an die Meng», tn der er u. a. sagte: Ich werde euch wenig, aber Wichtiges sagen. Zunächst wünsche ist, daß nach der Beendigung der Kundgebung die öffentliche Ordnung nicht gestört werdtz. Ein großes Volk wie das italienische hält seine Nerven alleft Ereignissen gegenüber vollkommen in seiner Gewalt. Eind große Partei, wie es zweifellos die Faschistische Partei ist, gibt sich vollkommen davon Rechenschaft, daß in keiner Hin sicht gegen die oberste Disziplin der Nation verstoßen werden darf. (Lebhafter Beifall.) Aber ich will von diesem Bal kon einige ernste Worte sprechen, die von denjenigen genau ausgelegt werden sollen, an die sie gerichtet sind. Man muß Schluß machen mit einer gewissen strafbaren und unerhör ten Duldsamkeit jenseits der Grenze (bei diesen Worten wird der Beifall so stark, daß Mussolini gezwungen ist, einige Mi nuten zu warten, bevor er fortfahren kann), wenn man wirk lich auf die Freundschaft des italienischen Volkes Wert legt, ei«e Freundschaft, die Ereignisse dieser Art Verhängnis- voll gefährden können. (Der lebhafte Beifall erneuert sich mit größerer Stärke, man hört Rufe: Die Freundschaft ist bereits gefährdet!) Nach reiflicher Ucberlcgung bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß man andere Maßnahmen ergreifen muß. (Zurufe: Den Galgen!) Dies sage ich nicht um meinetwillen (Zuruse: Um deinetwillen, denk DÜ bist die Nation!); denn ich lebe wirklich gern in Gefahr (Rufe aus der Menge: Net«, Nein!), sondern um des italienischen Kolkes willen, das mit Anstrengung sich emporarbeitet; denn das ist seine Pflicht, sein Vorrecht, feine Hoffnung und sein Ruhm. Das italieni sche Volk darf nicht immer wieder aufgestört werden durch einige wenige Verbrecher. (Langäfthaltender stürmischer Beifall.) Wie wir das System der andauernden und immer wie- derkehkendett Generalstreiks unterdrückt haben, so wollen wir Schluß machen mit der Reihe von Attentaten, selbst wenn wir zur Todesstrafe greisen müßten. O Auf das Echo dieser Drohrede darf man gespannt sein; auf das Echo „jenseits der Grenze". Wer damit ge-> meint ist, ist lekcht zu erkenne«. Der Attentäter kam aus Frankreich Das Givrnüle o'Jtalia scheut sich auch Nicht, deft Nmnen ganz deutlich auszusprechen und Mussolini» Droh- Mich tim noch schärfere Form zu geb«. E» schreibt: „Mr wollen mit aller Ruhe, aller auch mit aller Ent» schiedenheit sagen: Es ist an der Zeit, daß die verantwort- siche französische Regierung ihr« Aufmerksamkeit lenkt avf die Tragweite und die Folgen der eigenartigen Gastfreimd- WO Äd Frechette«, die den Feinden de- italienischen Fä-