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zersplittern. Dars ALcherschcr«. Wendisch« Sagen. So nennt sich ein 75 Druckseiten umfassen des illustriertes Büchlein, das von Studinrat Dr. Friedrich Sieber in Lübau hrrausgegeben wurde, und das bei allen Heimatfreunden und Volkskundlern viel Beifall findet. Wer darin liest, den fesselt es derartig, daß er nicht wieder davon loskommt. Die vorzügliche und mit so feinem Verständnisse zusammengestellte Sagensammlung i:> ihrem echt volkstümlichen Tone schlägt den Leser sofort in ihren Bann. Wer sich über wendisches Volkstum orientieren möchte, dem ist in jener Sagensammlung die beste Gelegenheit geboten. — Die Ausstattung ist vornehm: Schöner großer Druck, holzfreies Papier, gefällig gebunden. — Wo das Büchlein anklopst, da nehme man es ohne jedes Bedenken auf. Es bildet einen wertvollen Schmuck jeder Bücherei und wird bald zum lieben Hausfreund werden. Wir können die wendische Sagensammlung, verlegt bei Eugen Diedrich in Jena, nur warm empfehlen. Das Buch kann sofort durch jede Buchhandlung am Orte bezogen werden. 8t. »ium und bei Bauern und Dreschern alles ausgedroschen, so ivtich nicht selten eine „Dreschermahlzeit gegeben. Eine Dolkssitte, die besonders im „preußischen Anteile" der Oberlausitz geübt worden ist, hat aufgehört, ein Volksfest au sei», seitdem die „Hosedienste" abgelöst worden sind. Es ist der sogenannte „Laubtanz". Die Gutsuntertanen brach ten nämlich nach Beendiaung der Ernte, geführt von dem vxtsgericht und mit Musik begleitet, ihrem Gutsherrn schön- g«oundene Aehrenkränze oder Aehrenkronen und überreich te» sie ihm an der Tur des Herrenhauses mit einer An- svrache. Die Herrschaft spendete hierauf den Untertanen Mer und Branntwein und veranstaltet« denselben ein unent- Druck und Verlag von Friedrtch May, G. m. b. H., verantwortlich sür die Schriftleitung Max Niederer, sämtlich in Bischofswerda. . . Daß die Schnitterzüge auch für die Gegenwartsmenschen ihres Reizes noch nicht verlustig gegangen sind, bezeugt ein im August 1922 in Neschwitz bei Königswartha unter außerordentlich starker Beteiligung der Bewohnerschaft statt gefundenes „Schnitterfest". Der von Herolden geleitete -Festzug" bewegte sich am Schlosse vorüber durch den Schloßpark und Neudorf nach der Schloßmühle und schließ lich nach dem Tiergarten, wo Konzert und Preisschießen ver« anstatt« wurde. Die Aufführung des „Erntewagens" und allgemeiner Tanz im Gasthaussaole beschlossen das Fest. Auch in anderen Orten der Oberlausitz, so beispielsweise inKiesdo rf a. d. E., sind in den letzten Jahren reich aus gestattete Erntefestumzüge abgehalten worden. Die vorstehenden Mitteilungen beweisen uns, daß sich auch in unserer oberlausitzer Heimat um di« Erntezeit ein ansprechender Kranz von mannigfachen Sitten und Gebräu chen schlingt. 0. Sok. Kithnerabergiarrbe unter Bezugnahme auf bestimmte Tage. Hanns Trobisch, Olstra. Am 1. oder 2 Januar, mittags 12 Uhr, soll man die Hühner mit acht verschiedenen Futterarten füttern, damit sie während des Jahres gedeihen. — 7. Januar: Alle Eier, die man an diesem Tage unterlegt, verderben. — 14. Februar: Am Tage Balenti setze keine Henne an, denn die Jungen werden entweder blind oder lahm oder verderben bald. — 21. Februar: Macht man am St. Petritag den Hühnern Nester, so legen sie viel Eier. — Gründonnerstag: Hähnchen, die an diesem Tage aus den Eiern kriechen, verändern alle Tage die Farbe ihres Gefieders. Wer ein am Gründonnerstag gelegte» Ei wohl verwahrt bei sich trägt, kann alle Hexen mit Kü beln auf dem Kopfe sehen. — Karfreitag: Ein Ei, am Karfreitag gelegt, schützt gegen jeden Bruch und löscht Feuer, wenn es hinein- geworfen wird. Wenn man zwei am Karfreitag gelegte Eier ißt, so bekommt man das Fieber nicht. — 24. Juni: Am Johannistage soll man einen roten Hahn den Kopf abreihen und ihn auibewah- ren, dann ist man vor dem Blitz sicher. — 30. November (Andreas- tag): Die Mädchen gehen am Abend des Andreastag (in anderen Gegenden auch in den 12 Nächten) zum HLHnerstall, um die Hei« ratsaussichten fürs nächste Jahr zu erforschen. Sie klopfen an die sen und sprechen dabei: „Gackert der Hahn, krieg' ich «in' Mannt Gackert die Henn', krieg' ich kenn!" — 25. Dezember: Die in den 12 Nächten gelegten Eier sind Glückseier. Man soll sie gleich ab« nehmen und vor Kälte gut schützen. Legt man sie später den Hüh- nern unter, so ktzmmen sehr schöne, große Hennen heraus, die flei« ßige Leger sind. — Freitag im allgemeinen: Wenn man den Hüh nern an einem Freitage Eier unterlegt, werden diese von den brü tenden Hennen gefreßen oder es laufen Unglückshühner (Hennen) aus, die wie ein Hahn krähen. — Erwähnt sei noch, daß man den Hahn benutzte, um vom Po dagra (Reißen, Gicht) geheilt zu werden. Der Segen dazu samt Anleitung lautet: „Nimm einen Hahn. Ist der Kranke ein Mann, so muß es ein weißer Hahn sein, ist es ein Weib, so ist jede Farbe recht. Diesen Hahn laß kappen (die Henne befruchten). Die Per son, so das Podagra hat, soll dabei sagen: " Kapphahnl Ich schenke dir das Podagra, das sollst du haben dein Lebetag! Dabei soll er drei Vaterunser beten! »er im Kretscham. Nirgends wurde dieser Laubtanz wohl festlicher begangen al« in Daubitz Kreis Rothenburg. Dort wurden außer dem Tanze noch Stangeklettern, Sacklaufen, Hahnichlagen und ander« Vergnügungen geboten. Einem den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstam menden Berichte aus ver südlichen Oberlausitz, im besonderen b« Zittauer Gegend, sei folgendes entnommen: Aus Dörfern, deren Bewohner ausschließlich oder doch zum größ ten Teil vom Ackerbau leben, wird das Erntefest, die „Lehrenmohst", in heiterer Lust begangen, obwohl auch diese Vergnügen mehr den Charakter eines Familienfestes tragen, um ihrem zeit zu geben und ihn« liebten Spiele de» „He in des Schmückens der rd an manchen Orten noch Maße nachgekommen. Einen reichen Besuch haben auch an diesem Tage di« Friedhöfe unserer Heimat Mit einer Fülle von Blumen und Blumenge- Mücken die Angehörigen di« Ruhestätten ihrer Kleben in ähnlicher Leise, wie dies anderwSrts am Johan- Mdtage zu geschehen pflegt. Ci» alter schöner Voltsbrauch, der allgemeine Wieder- >»na verdient, find die sogenannten „Erntezüge" „Schnitterzüge". Erfreulicherweise treten diesel ben auch hier und da wieder aus; so wird uns von solchen beispielsweise aus Oppach und S ch ö n a u auf dem Eigen berichtet. Der Schilderung eines Augenzeugen au» letzterem Orte sei folgende» entlehnt: Seit mehreren Jahren wird von Jugend unserer Ortes am Rachmit- mtage» «in festlicher Erntezug durch das Auch am heutigen Sonntag fand derselbe Ireiche Besucher au» der Umgegend ange- »tritt eines Mufikkorps bewegte sich der »an zwei Vorreitern in bunter Tracht eröffnete Zug von 2 Uhr ab von der vrauerei aus durch das ganze Dorf, überall M Gutsbesitzer durch Tusch begrüßend. Den Vorreitern zu- in bimtem ländlichen Feierkleide eine Anzahl und Burschen, welch« die umkränzten Sinn- btGer der Landwirtschaft trugen; dann folgten mit Blumen und Laubgewinden geschmückte zweispännige Lagen, die teil» mit allen möglichen landwirtschaftlichen Geräten und schinen beliwen waren, teils sinnreich angeordnete i junger Leut« trugen, welche die einzelnen bäuer- rbeiten zur Anschauung brachten. Da folgte bei- sie einem reichbeladenen Erntewagen ein Wagen »gen Spinnerinnen und «in anderer, auf dem die -rlichen Vehilfen des Landmannes, die rußigen e mit laut hallenden Schlägen auf dem Amboß uner- > ihr nützliche« Sewerb« zu treiben schienen. Auch der Bettler, der sein Teil vom Erntesegen heischt, fehlte Zuge. Aus dem schönen, von Weimutskiefern um- i Rundteil M der Nähe d«r Kirche machte der Zug sie an der Spitz« desselben schreitende bunte Schar leute, Schnitter, Drescher, Stallmädchen und Knechte h in di« nahegelegene Pfarre, um den Ortsgeifilichen «, der dann i» der Mitte der im Rundteit aufgeftell- » Gruppen eine Ansprache hielt. Damit sand die veranstal- an welche sich selbstverständlich der „Erntekranz" schloß.