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D-rKWW-LiM-r Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Unabhängige Zeitung für alle SWMiüAÜVkltttld Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land. DichtesteVerbreitunginallenVolksschichken Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tage, Frau Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen. und Heim, Landwirtschaftliche BeUage. — Druck und Verlag von des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Friedrich May G. m-b.H. in Bischofswerda. FernsprecherRr.444und S46 Erscheinungsweise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezugspreis für die Zeit eines halben Monats: Frei ins Haus halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich 50 Psg. Einzelnummer 10 Psg. (Sonnabend- und Sonntagrnummrr 15 Psg.) — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger u. die Geschäftsstelle nehmen Bestellungen entgegen Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. Gemeind»« verbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 84. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung , oder der Besörderungseinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Nr. 148 Dienstag, den 29. Juni 1926. 81. Jahrgang Tagesschau. Zur Linderung der Not der durch Hochwasser Ge schädigten hat der Reichspräsident einen Betrag von 200 000 Ntark aus seinem Dispositionsfonds zur Verfügung gestellt. * Das Mielerschuhgeseh wurde am Sonnabend vom Reichstag in zweiter und dritter Lesung angenommen. * Nach den Mitteilungen, dis Reichsarbeiksminisler Dr. Brauns im sozialpolitischen Ausschuß gab, hat Sachsen die höchsten Lrwerbslosenziffern. * 3m Kuliskcrprozeß beantragte der Staatsanwalt gegen Iwan Kutisker eine Gesamtstrafe von fünf Jahren Zuchthaus und 10 Millionen Mark Geldstrafe, gegen Holz mann eine Gesamtstrafe von zwei Jahren sechs Monaten Ge fängnis. * Ueber die Finanzierung deutscher Zndustrielieferungen an Sowjekruhland ist nunmehr eine Einigung erfolgt. Hu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus führliches an anderer Stelle. Oie Einigung über -en Nußland-Kre-ii. Ueberraschend schnell ist in Moskau, nachdem die seit Monaten schwebenden Verhandlungen über die Finanzie rung des deutschen Geschäftes nach Rußland durch das rück sichtslose Eingreifen des Kommissars für den Außenhandel Rykow beinahe zum Abbruch gekommen waren, eine Eini gung erzielt worden. Zwischen dem unter Führung der Deut schen Bank stehenden Konsortium und der Regierung der Sowjetunion wurde im Wege gegenseitigen Entgegen kommens eine Verständigung über die zu berechnenden Zinssätze herbeigeführt. Wesentlich erleichtert wurde das Zustandekommen dieser Einigung durch den Umstand, daß die deutsche Regierung dem Bankkonsortium für einen Teil des Kredits die Rediskontierung ermöglicht hat. Der hierbei für die Finanzierung sich ergebende Satz von insgesamt.9,4 v. H. — unter Zugrundelegung des jeweiligen Reichsbank satzes zuzüglich 1 v. H. Zinsen und 1,9 v. H. Promson — entspricht den bei derartigen Großkreditabkommen üblichen Zinsfestsetzungen. Das Bankenkonsortium wird hierauf für die Finanzierung en Kloo 120—150 Millionen Mark zur Verfügung stellen. Die Finanzierung weiterer Lieferungen wird seitens der am Rußlandgeschäft beteiligten Unterneh mungen betrieben werden. Es ist anzunehmen, daß die Ge schäftsabschlüsse selbst nach Begründung dieser Basis sich nunmehr rasch entwickeln werden, allerdings immer unter der Voraussetzung, daß der ungewöhnliche Preisdruck, unter den die Russen deutsche Angebote bisher zu stellen pflegten, sein Ende erreicht. Es liegt die Vermutung nahe, daß ge rade deswegen Geschäftsabschlüsse in größerem Umfange mangels Finanzierung noch nicht zustande kommen konnten^ Man hat in der deutschen Geschäftswelt es als drückend empfunden, daß dem Gesamtabkommen ein Charakter ge geben war, der die Beteiligung kleinerer Unternehmungen so gut wie vollständig ausschloß. Es ist daher zu begrüßen, das russischerseits bei Unterbringung der Geschäftsaufträge seit einiger Zeit die Methode angewandt wird, die Aufträge auf wehere Unternehmungen zu verteilen, wodurch dann auch der kleineren Maschinenindustrie die Möglichkeit einer stärkeren prozentualen Beteiligung an den Abschlüssen er- öffnet wird. Das Abkommen selbst hatte seinerzeit bei Be handlung der Vorlage im Reichstag und im Preußischen Landtage die Zustimmung aller Parteien erhalten, da eine Beteiligung an dem sich trotz aller Erschwerungen wieder entwickelnden Ostgeschäst nur im Wege einer Kredithergabe größeren Umfangs sichergestellt werden könnte. Großzügige Neuinstallierungen in Rußland seitens der deutschen Indu strie sollen durch diese Finanzierung ermöglicht werden. Hierzu zählt besonders der Wiederaufbau der Anlagen im Naphthagebiet der Metallindustrie, der Eisenhütten und Donez-Kohlenzechen, sowie die Errichtung von Papier- und Zuckerfabriken. Die zweite Hälfte des Dreihundertmillio- nenkredits soll im Rahmen des Gesamtprogramms haupt sächlich für laufende Anlagen Verwendung finden. Da die Ausfallsgarantie der Regierung nunmehr erst zu laufen be sinnt, wird die Abwickelung der Lieferung unter möglichster Ausnutzung der Fristen schon in dem nächsten halben Jahr zu vollziehen sein/ Diese Konzentrierung dürste für unsre unter Mangel an Aufträgen leidende Maschinenindustri« eine entsprechende Belebung des Geschäftes mit sich bringen. Gewiß wird bei dem Tanzen die sowjetrufsische Staats monopolwirtschaft hinreichend erschwerend sich auswirten. Da aber das riesige Wirtschaftsgebiet der Sowjetunion einer Erschließung unter allen Umständen bedarf und die anderen europäischen Nationen, unter Zurückstellung aller sonstiger aus politischen Gründen sich ergebenden Bedenken auf dem Sprunge sind, ihren Anteil am Ostgeschäft sich zu sichern, muß es in diesem Falle dankbar begrüßt werden, daß die deutsche Initiative sich mit dem Abschluß des Kreditvertrages einen nicht leicht erreichbaren Vorsprung gesichert hat. Eine Rede des Außenministers Dr. Stresemann. Berlin, 27. Juni. Im Hotel Adlon beging gestern der Verein der ausländischen Presse zu Berlin fein 20jähriges Bestehen durch ein Festessen. Der Präsident des Vereins, George Dlun, begrüßte die Gäste mit herzlichen Worten. Er beglückwünschte im Verlaufe seiner Aussprache Reichsmini ster Dr. Streseman zu dem glücklichen Abschluß der Ver träge von Locarno und sprach den Wunsch aus, daß die ferneren Bemühungen des Ministers zugunsten der Befrie dung Europas auch weiterhin von Erfolg gekrönt sein möchten. Darauf ergriff der Doyen des diplomatischen Korps, Monsignore Pacelli, das Wort zu einer Rede, in der er u. a. ausführte, daß aus dem furchtbaren Erlebnis des Welt krieges eine starke, alle Völker umfassende Friedenssehn sucht hervorgewachsen sei. Aus dieser Sehnsucht müsse ein Wille zum Frieden werden, und aus diesem Willen zum Frieden müsse sich ein weiteres herausbilden: Taten und Opfer für den Frieden. Diesen Willen in den Herzen der Völker zu fördern und zu festigen, sei eine erzieherische Auf gabe gewaltigen Ausmaßes, die ohne die aufrichtige und cntsagungsfreudige Arbeit der Großstadtpresfe unlösbar bleiben würde. Dann sprach Reichsminister Dr. Stresemann. Er sagte u. a., daß in der Gegenwart eine Politik unmöglich sei, wenn sie sich nicht stützen könne auf die öffentliche Meinung der Welt oder die des eigenen Landes. Jeder, der die Nach wirkungen des großen Krieges in Deutschland kennenge lernt habe, werde verstehen, daß ein Volk, welches so un endlich viel in sich geistig verarbeiten mußte, den Weg inter nationaler Annäherung unter viel größeren Schwierigkeiten zu gehen vermöchte, als anders Nationen. Der Weg der deutschen Außenpolitik sei unendlich schwer und dornenvoll und werde es weiter bleiben. Er jedoch werde nicht die Hoffnung darauf verlieren, daß die gro ßen bewegenden Gedanken, die mit dem Namen Locarno verbunden sind, sich schließlich durchsetzen, allen Widerstän den zum Trotz. Ich sehe nichtmehrSiegerund Be siegte, so erklärte Dr. Stresemann, sondern nur noch rin gende Völker, die sich bemühen, aus dem Chaos, das sich vor ihnen allen aufgetan hat, wieder in die Vernunft zurück zukommen. Wenn die Vergangenheit als Tatsache für sich steht, können wir mindestens das eine tun: wir können aus der Vergangenheit für die Gegenwart und die Zukunft ler nen. Die Zukunft kann nur gegründet werden auf das alte, kulturell hochstehende Europa, Vas der Welt unendlich viel gegeben hat, auf den Gedanken des Friedens, der Solida rität und der Zusammenarbeit der Völker. Zum Schluß sprach im Namen des Reichsverbandes der deutschen Presse Chefredakteur Georg Bernhard, der dem Verein die besten Wünsche der deutschen Presse zum Aus druck brachte. Eine Unterredung des Königs von Spanien. Pari«, 28. Juni. (Drahtb.) Der in Paris anwesende König von Spanien hat in einer Unterredung mit einem Journalisten über die Frage des Weltfriedens und den Locarnopakt erklärt, er sei ein warmer Anhänger des Völkerbundes, aber es scheine ihm, daß es gefährlich sei, diese Versammlung einzig und allein aus ehemals kriegführenden interalliierten Nationen zusammenzusetzen. Wäre es nicht viel heilsamer, Neutrale hinzu zuziehen? Er glaube, daß es besser gewesen wäre, Deutschland von Anfang an zum Völkerbund zuzulassen. Man hätte auf diese Weise viele Schwierigkeiten vermeiden können. Es scheine ihm, daß man Spanien nicht die Behandlung zu teil werden lasse, auf die es ein Anrecht habe, nämlich auf einen ständigen Sitz im Bölkerbundsrat. Auf die Frage, ob Spanien Im entgegengesetzten Falle daran denke, den Völkerbund zu verlassen, erklärt« der König: Wenn über diesen Punkt der Standpunkt sich nicht ändere, und wenn Spanien nicht eine gerechte Befriedigung erlange, könne es dazu gebracht werden, dem Völkerbund nicht mehr das gleiche In teresse entgegenzubringen. Aber es wünsche von ganzem Herzen einen Ausgleich. Ehemals Hobe man mit Recht die verhängnis vollen Folgen der Politik der Geheimdiplomatie getadelt. An ihre Stelle habe man jetzt eine Politik der Täuschung der Nationen ge- setzt. Sie könne sehr schlechte Ergebnisse zeitigen. Man dürfe aber nicht an dem gesunden Sinn der Nationen noch der Individuen verzweifeln. - / Das franröstfche Finanrproblem. Laillaux's Verhandlungen. Paris, 27. Juni. Der Finanzminister Caillaux hatte am Sonntag vormittag mit dem Ungeordneten Bokanowski ein« lang« Unterredung und an, Nachmittag zusammen mit den beiden Unter staatssekretären des Finanzministeriums an dem auf das Finanz problem sich beziehenden Teil der Regierungserklärung gearbeitet. Caillaux s ill sich dabei, wie man versichert, im Einverständnis mit den Schlußfolgerungen des Sachverständigcnausschusses dafür aus gesprochen haben, daß die Regelung der französischen Schulden an die Vereinigten Staaken und an England den ersten Schritt auf dem Wege der währungsstabilisierung und in gewisser weise sogar die Grundlage für jede derartige Operation überhaupt darstelle. Deshalb wünsche Caillaux die Ratifizierung des französisch-ameri- konischen Schuldenabkommens, werde sich aber zugleich bemühen, formale Zusichcruügen über die Eröffnung von Auslandskreduen für Frankreich zu erlangen, zumal auch das Finanzsachverständi- genkomitee Ausländsanleihen zur Durchführung der Stabilisierung für unerläßlich hält. Um nun von der amerikanischen Regierung ein Versprechen auf die Eröffnung von Krediten zu erlangen, sol len offenbar, bevor die Ratisizierungsfrage vor dem Parlament aufgeworfen wird, neue Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten ausgenommen werden, und zwar scheint es, daß der Ab- geordnete Bokanowski damit betraut werde. Im finanziellen Teil der Regierungserklärung werden außer dieser Darlegung der Schwierigkeiten des Schatzamtes, die zu ihrer Behebung geplanten Mittel, die Revision gewisser Steuern namentlich der Steuer auf mobile Werte und der allgemeinen Einkommensteuer angekündigt werden. Endlich wird der Finanzminister wahrscheinlich Vorschlä gen, die autonome Amortisationskasse durch Einkünfte au» «vier Art Erbschaftssteuer zu speisen, wie er sie bereits im vorigen Jahre vorgeschlagen hatte. Deutscher Reichstag. Berlin, 26. Juni. Präsident Lobe eröffnet die Sitzung um 1.20 Uhr. Die Vorlage zur Aenderung des Gesetzes über die Be reitstellung von Kredit zur Förderung des Kleinwohnungs baues wird in allen drei Lesungen angenommen. Die 2. Lesung des Mieterschuhgesehes wird darauf fort gesetzt, und zwar mit der Einzelbesprechung und den Abstim mungen. Die Paragraphen, die die Aufhebung des Miets verhältnisses betreffen, werden unter Ablehnung aller Aende- rungsanträge nach den Beschlüssen des Ausschusses ange nommen. Damit ist'auch die Herausnahme der gewerblichen Räume aus dem Mieterschutz abgelehnt. Die Vorlage wird in zweiter und dritter Lesung gegen die Kommunisten angenommen. Zur Annahme gelangt noch eine Entschließung, die die Reichsregierung ersucht, auf die Landler dahin einzuwirken, Richtlinien über die Voraus setzungen zu erlassen, die die Annahme eines Wuchers mit Räumen oder eines Vermittlungswuchers rechtfertigen. Der Antrag der Deutschen Volkspartei, betreffend Auf hebung des Reichsmietengesetzes, wird an den Ausschuß zu rückverwiesen, da die sächsische Regierung ^u den letzten Beschlüssen des Wohnungsausschusses noch Stellung nehmen will. Der Gesetzentwurf über die Ermöglichung der Sapilal- kredil-Deschaffung für landwirtschaftliche Pächter wird in zweiter und dritter Lesung angenommen. Angenommen wird ein deutschnationaler Antrag aus Beschränkung der Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte. Es folgt die zweite Beratung der Vorlage zur Aende rung des Reichspostfinanzgesehes. Danach soll die Zahl der Mitglieder des Verwaltungsrates der Reichspost von 81 auf 40 erhöht werden. Ferner soll eine Rücklage von 100 Mil lionen Mark gebildet werden; darüber hinaus fließen die Ueberschüsse der Reichspost der Reichskasse zu. Die Vorlage wird in zweiter und dritter Lesung ange nommen Gebilligt wird eine Aenderung des Reichs-Siedlungs gesetzes, die Vereinfachungen beim Verfahren bringt. Das Haus vertagt sich. — Montag 2 Uhr: Erwerbslosen- ürsorge, völkischer Antrag auf Aufhebung des Republik- chutzgesetzes. Das Fürstenabfindnngsgesetz. Im Rechtsausschuß des Reichstages sind am Sonnabend die letzten Paragraphen des Kompromißgesetzes der Regie rung über di« Fürstenabfindung stirmal angenommen wor den, ohne daß sich dabei irgendeine Klärung der politischen Schwierigkeiten ergab. Die Entscheidung liegt jetzt beim Plenum de« Reichs tages, das am Dienstag das Gesetz in zweiter Lesung behan deln wird, und bei den am Montag stattfindenden Beratun gen der Fraktionen. Do» Gesetz hatte praktisch im Recht»- ausschuß nicht einmal eine einfache Mehrheit gesunden. Die ganze innerpolttische Entwicklung tzängt nun zunächst daoo«