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- Erscheinungsdatum
- 1926-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192606165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260616
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-16
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Monat
1926-06
-
Jahr
1926
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wenn der europäische Völkerbund es fertig bringen würde, Friede und Ordnung auf dem europäischen Kontinent zu ge stalten und zu erhalten, aber auf die Mitwirkung Amerikas werde man verzichten müssen. Die amerikanischen Aerrte in Kerlin. Berlin, 15. Juni. (T.-U.) Montag abend trafen auf dem Lehrter Bahnhof etwa 100 amerikanische Aerzte in Ber lin ein, die mehrere Tage Gäste der medizinischen Fakultät der Universität und der Deutschen medizinischen Gesellschaft sein werden. Die amerikanischen Aerzte wurden von mehre ren Mitgliedern der medizinischen Fakultät, an der Spitze der Dekan der Fakultät, sowie von Vertretern des Auswär tigen Amtes begrüßt. Sie werden in Berlin eine Reihe von wissenschaftlichen Vorträgen der berühmtesten deutschen Kli niker und Chirurgen hören. Ferner werden sie am 16. Juni an der Tagung der Medizinischen Gesellschaft teilnehmen. Am Dienstag erfolgt ein Empfang beim Rcichsaußenmini- sster Stresemann, während die Amerikaner am Donnerstag Mäste der amerikanischen Botschaft sein werden. Das Pro gramm wird durch Führungen und Besichtigungsfahrten durch Berlin, einen Ausflug nach Potsdam und einen Be such der Krolloper vervollständigt werden. Dynamttatteutat auf eine deutsche , ß Grube in Oberschlesien. Beukhen, 15. Juni. (Drahtby.) In der vergangenen Nacht wurde auf die soeben in Betrieb genommene Zink erzgrube Deutsch-Blei-Scharley ein dreifaches Atten tat verübt. Im Seilbahnhause wurde eine Dynamitballung zur Explosion gebracht, wodurch die Spannscheibe zerrissen worden ist. Etwa 30 Minuten später erfolgte eine weitere Explosion und zwar im Verwaltungsgebäude, die aber wenig Schaden anrichtete. Eine dritte Explosion erfolgte wiede rum 30 Minuten später. Durch sie wurde die modern kon struierte Wage völlig unbrauchbar gemacht. Der Schaden beträgt mehrere tausend Mark. Obwohl die Täter noch nicht ermittelt sind, wird mit ziemlicher Bestimmtheit an genommen, das; das Attentat von polnischer Seite verübt worden ist. Verschiedene Umstände sprechen nämlich dafür, daß die Polen in dem neuen Industrieunternehmen eine Konkurrenz erblicken, die sie bekämpfen wollen. Neues aus aller Welt. — Schweres Aukobusunglück bei Marbach. Auf der Heimkehr von einer Vcreinsfestlichkeit ist Sonntag abend ein Lastkraftwagen der Reichspost mit sechs Teilnehmern bei Marbach verunglückt. Dabei wurde einer der Mitfah renden getötet, einer schwer und ein weiterer leicht verletzt. — Sympathiestreik der Stuttgarter Studenten. Der allgemeine Studentenausschuß der Technischen Hochschule in Stuttgart beschloß nach dem „Berl. Lokalanzgr." als Sym pathiekundgebung für die Hannoversche Studentenschaft die Stuttgarter Studentenschaft aufzusordern, am Dienstag die Vorlesungen und Hebungen nicht zu besuchen. — Feuersbrunst in einer Ortschaft in Oberösterreich. In der Nacht zum Montag ist in der Ortschaft Diendors in Oberösterreich ein großer Brand ausgcbrochen, der infolge des herrschenden Sturmes fast die ganze Ortschaft vernich tete. Aus Linz ist ein Pionierzug des Heeres zur Hilfelei stung abgegangen, um die aus der Umgebung erschienenen Feuerwehren bei ihrer Rettungsaktion zu unterstützen. — heftiges Unwetter in Amerika. Aus Neuyork wird gemeldet, daß das Gebiet von Jllionis und Jndiania von heftigen Unwettern heimgesucht worden ist. Mehrere Brül len wurden durch das Unwetter fortgcrissen. Zahlreiche Häuser sind abgedcckt. Man verzeichnet an Opfern 15 Tote und etwa 150 Verwundete. — Zugzusammensioß bei Hof. In der Nähe des Kühl bogens in Hof fuhr ein Rangicrzug einem aus Sachsen kommenden Eilgütcrzug in die Flanke. Beide Maschinen entgleisten, ebenso der Packwagen vom Eilgütcrzug, dessen Rückwand durch den Tender der Maschine eingedrückt wurde. 'Vom Rangierzug wurde ein Güterwagen auf eine hinter diesem fahrenden Lori geschoben. Verletzt wurde niemand. — Berbrecherflucht mit Musikbegleitung. Ucbcr eine Verbrecherslucht, die unter nicht eben alltäglichen Umständen ins Werk gesetzt wurde, berichten die russischen Blatter aus der sibirischen'Stadt Tschita. In dem dortigen Gefängnis befanden sich hauptsächlich politische Gefangene, die schon seit längerer Zeit zu fliehen trachteten; jedenfalls läßt die Durchführung ihrer Flucht auf eine lange Vorbereitung und umsichtige Orgauisation schließen. Die Sträflinge wußten sich das zur Ausführung ihres kühnen Planes notwendige Material, wie Strickleitern, Sägen und Feilen, zu verschossen. Als sic alles beisammen hatten, baten sic um die Erlaubnis, einen Musik- und Tanzabend veranstalten zu dürfen, der in einer besonders großen Zelle stattsindcn sollte. Es wurde zu diesem Zweck ein Hausorchcstcr aus Ziehharmonika. Gitarre, Balaleika und Mandoline zusammcngcstcllt. Die Gesängnisdircktion erhielt eine höslichc Einladung zu diesem Konzert, die mit Dank angenommen wurde. Man versam melte sich also am Abend in der Zelle und genoß das Pro gramm, das mit großer Geschicklichkeit und einem bemerkens werten Sinn für Abwechslung zusammcngcstellt war. Die Tanzvorstthrungcn und musikalischen Darbietungen lösten nach kurzer Zeit eine gehobene Stimmung aus, die auch aus die Herren der Verwaltung Übergriff. Die Mitwirkcnden produzierten sich aus einer eigens zu diesem Zweck errichte ten Bühne, und die allzu sorglose» Gcsängnisbcamtcn nah men durchaus keinen Anstoß daran, daß sich im Hintergrund das Zcllcnscnstcr ihren Blicken gänzlich entzog. Auf dieser Anordnung des Podiums baute sich indessen der Plan der Gefangenen aus. Während das Programm hcruntergcspiclt wurde, sägte ein Sträfling, unbemerkt und durch die Musik begünstigt, die Gittcrstäbe des Fensters durch und befestigte eine Strickleiter, an der sich die fünf stärksten Gefangenen hinunterließcn. Unten angclangt, überwältigten sic die Wachtposten, knebelten und entwaffneten sic; nicht genug da mit, sie nahmen ihnen die Uniform ab und verkleideten sich selbst als Wachsoldatcn. Hieraus drangen sie in das Ge bäude ein und machten zunächst die Torwache unschädlich. Inzwischen hatte die Vorstellung in der Zelle ihren Fortgang genommen, als mitten in einer temperamentvoll dorgebote nen Vorführung eines feurigen Nationaltanzes zwei von den falschen Gefängnissoldaten erschienen und das Signal zum allgemeinen Aufruhr gaben. Die Gejängnisbcamten mußten «scher einmal «insehen, daß die Kunst zwar beiter, das Der Volksentschew und die Bl-el. Ein Wort der Aufklärung. Von Lic. theol. Dr. phil. Friedrich Zöller, Schmölln. „Voltes Stimme ist Gottes Stimme". Auf dieses Wort scheinen sich alle berufen zu wollen, die für den Volksent scheid am 20. Juni werben. Zwar sind es die Vertreter der jenigen Parteien, bei denen sonst der Gottesglaube nicht ge rade hoch im Kurse steht. Im Gegenteil, durch ihren Kampf gegen die christliche Kirche, christliche Moral, christlichen Reli gionsunterricht zeigen sie deutlich, daß sie den Gottcsglauben aus allen Herzen verbannen und ihm höchstens in den Rum pelkammern der Kulturgeschichte ein beschauliches Plätzchen zuweisen möchten. Aber in einem anderen Sinne wollen doch die Volksentscheidler sich das genannte Wort zu eigen machen, nämlich in dem Sinne: „Volkes Stimme ist die Stimme der Gerechtigkeit und Wahrheit! Wenn mir am 20. Juni 20 Millionen zur Wahl bringen, dann ist damit das gute Recht unseres Volksbegehrens auf entschädigungslos« Enteignung der Fürsten erwiesen!" Diesen Glauben sucht man dem Volke cinzuimpfen. Und das ist das Gefährliche. Wahrheit und Recht einer Sache macht man von der Stim- menzahl abhängig, die dafür abgegeben wird. Selbstverständlich gibt es Fälle, wo das Sprichwort „Volkes Stimme ist Gottes Stimme" zurecht besteht. Aber diese Fälle sind dann ganz anders geartet als die jetzige Für stenenteignungsfrage. Wenn, wie es im Zeitalter der Re formation geschah, ein Volk die Ausbeutung seiner heiligsten Empfindungen durch eine entartete Pricsterschaft nicht mehr dulden wollte, oder wenn 1813 das deutsche Volk sich gegen die nicht länger ertragbare Gewaltherrschaft des Korsen erhob, so galt hier das Wort: „Volkes Stimme ist Gottes Stimme." Aber in diesen und ähnlichen Fällen handelte es sich um unmittelbare, wie der Psychologe sagt: spontane Wal lungen der Volksseele. Die Wahrheit solcher Acußerungcn liegt eben in ihrer Unmittelbarkeit. Ganz anders abers ver hält es sich mit dein Volksentscheid am 20. Juni! Hier sucht man erst mit künstlichen Mitteln, durch eine skrupellose, vor keiner Uebertreibung, keiner Einseitigkeit zurllckschreckenden Agitation „die Volksseele zum Kochen zu bringen". Die Menschen werden mit Flugblättern, Plakaten, Zeitungsarti keln Versammlungen geradezu bombardiert. Man sucht den Strom der öffentlichen Meinung künstlich in ein von vorn herein bestimmtes Bett zu leiten. Aber gerade durch dieses Aufpcitschcn der Massen, durch den Appell an Leidenschaften aller Art wird der zu erwartende Volksentscheid schon jetzt entwertet. Denn im Bann einer von geschickten Hypnotiseu ren herbeigeführtcn Massensuggestion werden Millionen zur Wahlurne schreiten, die von sich aus, wenn sic ihrem eigenen natürlichen, gesunden Empfinden folgen dürften, die finanzielle Auseinandersetzung zwischen Staat und Fürsten häusern ruhig dem Rechtsweg und den Verhandlungen des Reichstags überlassen würden. Auch für andere Ziele, z. B. Enteignung jeglichen Grund- und Privatbesitzer Streichung aller Pensionen und Renten, Abschaffung der Ehe, Unter drückung der christlichen Religion würden in der gleichen Weise große Massen zur Volkscntscheidsurnc gebracht wer den können, wenn nur zuvor nach gleicher, bewährter Me thode die Volksseele bearbeitet worden wäre. Gibt cs ja doch kein Verbrechen in der Weltgeschichte, zu dem nicht irgendwo und -mann eine Volksmassc durch zungenfertige Agitatoren aufgestachelt werden konnte. Der weife Sokrates in Athen wurde auf Betreiben des Lcderhändlers und Demagogen Anytos vom Volksgcricht zum Schierlingsbecher verurteilt, Johannes Huß unter dem Hohngelächter der Menge zum Leben aber recht ernst sei, und mußten es sich gefallen lassen, daß man sie fesselte und so dem genußreichen Abend einen höchst unangenehmen Abschluß gab. Nun war das ganze Gebäude in der Hand der Sträflinge, die in aller Ruhe, 40 an der Zahl, das Lokal verließen und seitdem nicht mehr ge sehen worden sind. Hochwasser-Katastrophen. Aufopfernde Hilfsbereitschaft mutiger Brenschen bei ihrer Bekämpfung. (Nachdruck d«riot«n) Das Jahr 1026 ist in seiner ersten Hälfte gekennzeichnet durch außerordentlich reiche Niederschläge, die zu Hochwasser und Uebcrschwcminungcn in vielen Teilen Deutschlands und Europas führten. Ein mehr oder weniger zusammenhän gendes Nicdcrschlagsgebiet erstreckte sich über halb Europa. In Deutschland sind besonders Sachsen, Oberschwa- bcn und Schlesien heimgesucht. Van den Balkan staaten wurde Rumänien stark betroffen. Hochwasser katastrophen hat cs zu allen Zeiten gegeben, und auch die neuzeitliche Technik hat cs nicht vermocht, ausreichenden Schutz zu schassen. Die Schnelligkeit der Ereignisse wirft die Vorkehrungen vielfach um. Nicht nur in landwirt schaftlichen Gebieten richtet das Hochwasser durch Ilcbcrschwcmmungcn der Wiesen und Felder, durch Ver nichten von Vieh und Gebäuden Schaden an. Auch die Industriegebiete sind nicht sicher, wie der Damm bruch in Bruckdors bei Halle bewies, durch den eine Grube erfass. Durch Hochwasscrmcldungcn stromabwärts sucht man sich gegen die Gefahren der Ucberschwcnnnungcn zu schützen. Die ersten regelmäßigen Hochwassermeldungcn wurden 1805 von Dresden nach Magdeburg durch Stafette wcitcrgegcbcn. Schlesien ist oft hcimgcsucht worden von Hochwasser und Ucberschwcnnnungcn. Nach den Erfahrungen der Hochwosscrkatostrophc im Frühjahr 1876 im Odcrgebict nahm man eine umfassende Ordnung des Meldedienstes vor. Heute sorgt man dafür, daß durch Telegramme, Fernsprecher, Boten und optische Signale und Funkmeldungen bedrohte Gebiete rechtzeitig Vorkehrungen treffen können. Ungeheure Wasscrmcngcn strömen alljähr lich zurzeit der Schnceschmclzc oder nach größeren Nieder schlägen von den Gebirgen herunter. Durch Deiche, Seiten kanäle, Entlastungs- und Umflutkanäle beugt man der Ueberschwcmmung aus den Flußläufcn vor. Bei plötzlichen Wolkenbrüchen sind oft auch dies« Vorkehrungen nicht aus reichend. Im letzten Jahrzehnt waren besonders gefahrvolle Un wetter mit Hochwasscrsolgen in den Jahren 1916, 1921, 1923 und 1925. Da in Stunden der Gefahr sich der Mensch Scheiterhaufen geführt, der berühmte Chemiker Laroche I von den fanatischen Nevolutionsmännern in Paris 1704 d>r I Guillotine überantwortet. Derartige Fälle beweisen, deß I den Entscheidungen des Volkes keine Unfehlbarkeit zugespio- I chen werden kann. Vor allem aber ist es das Buch der Bücher, di« heil. Schrift, die jede Ucberschätzung eines Volksentscheides vcr. bietet. Denn kein Geringerer als unser Herr Jesus Christus ist das Opfer eines Volsentscheides geworden. Die Ankläger Christi, die Pharisäer und Sadduzäer, wollten ihn gerne zum Tode verurteilen, konnten es aber nicht, weil ihnen L'e Rechtsbefugnis hierzu fehlte. Pontius Pilatus seinerseits als der römische Statthalter in Palästina konnte Jesus verin. teilen, wollte es aber nicht, weil er an ihm keine Schuld fand. So legt er denn die Entscheidung in die Hand des Val- kes, das noch kurze Zeit zuvor dem Nazarener cm „Hosiannah" zugejubelt hatte. Dreimal befragt Pilatus das Volk: "Welchen wollt ihr, daß ich euch losgebe, Barabvaz oder Jesus?" Sic sprachen „BarrabasI". Und auf die Frage des Landpflegers: „Was soll ich denn machen nut Jesu?" antwortet das tausendstimmige Geschrei der Masse: „Laß ihn kreuzigen!" Darauf liefert Pilatus Jesus den Kricgsknechten aus, daß er gekreuzigt würde. Der größte, furchtbarste Justizmord oller Zeiten ist also durch einen Volksentscheid hcrbeigcführt worden. Allen denjenigen, die für ihr inneres Leben in der Bibel einen sicheren Wegweiser gefunden haben, muß der Wert eines Volksentscheides zwei- felhaft erscheinen, solange noch die gleiche Irreführung und Verblendung des Volkes wie damals in Jerusalem möglich ist. Und dies wird solange der Fall sein, als die Stimme der eigenen besonnenen Ueberlegung, die Stimme des Gewis sens, die Stimme des Gottesbewußtseins in Tausenden durch die lauten Rufe und Schlagworte zungengewandter „Ein peitscher" (so nennt man in England die Dolksredner) über tönt werden kann. Es ist kein Zufall, daß die Vertreter des Volksentscheids auf dem Boden der materialistischen Weltanschauung stehen. Diese will ja von den ewigen Geisteswerten des Rechts, der Moral, der Religion nichts wissen, sondern läßt an ihrer Stelle „rohe Kräfte sinnlos walten". Der Materialismus stellt die Gewalt, die brutale Macht über das Recht. Man blicke nur nach Sowjetrußland, wo die Zarenfamilie und weit über eine Million von Offizieren, Soldaten, Beamten, Gelehrten, Kaufleuten, Bauern Arbeitern, Priestern durch die Tscheka grauenhaft abgeschlachtet wurden (vgl. Nilo- stouski, Der Blutrausch des Bolschewismus, Berichte eines Augenzeugen, 3. Auslage). Die Vertreter der christlichen Weltanschauung aller Konfessionen haben einmütig bekundet, daß der zwischen Staat und Fürstenhäusern zu schaffende Ausgleich auf dem Boden des Rechts abgeschlossen werden soll. Man mag dabei wünschen, daß die Interessen des Staates voll und ganz gewahrt bleiben, ja daß der Staat in j jeder Weise günstig abschneidet. Aber nie und nimmer kön-'! neu wir als Christen billigen, daß man die Fürsten in den! Zustand der Rechtlosigkeit versetzt und ihnen entschädigungs los ihre Habe nimmt. Deutschland würde damit aufhörcn, ' ein Rechtsstaat zu sein. Mit der radikalen Form der Für stenenteignung würde die Bahn beschritten werden, die der kommunistische Landtagsabgeordncte Dr. Greiner in Hessen folgendermaßen kennzeichnet: „Wenn die Fürstenentcignung durchgeführt ist, dann steht der Weg offen, das gesamte Pri vateigentum zu enteignen. Dann kommt eins nach dem an dern, das erstreben wir." Aehnlich lautet eine Äeußerung 1 der kommunistischen „Roten Fahne" vom 15. April 1926: „Nach den Fürsten muß das Pfaffeugesindel in seine Schran ken gewiesen werden" (das bedeutet: Raub der Gotteshäuser, Friedhöfe, des Besitzes der Kirchgemeinden, wie in Ruß land). Für jeden Christen ergibt sich aus meinen Ausfüh rungen die Losung: „Halte Dich fern vom Volksentscheid und bleibe am 20. Juni zu Hause!" oft zu gewaltigen Willcnslcistungcn ausrasft, sind auch diese Katastrophen reich an Beispielen aufopfernder Hilfsbereit schaft, die Wunder an Rettungen vollbringen halfen, ost aber auch vergebens neue Menschenleben forderten. So gc- chah es bei dem Unwetter 1916, daß der Dampfer Kitze- bcrg der Kieler Hafen-Rundfahrt aus der Außcnföhrdc vor Anker gehen mußte. Der Sturm zerrte gewaltig an der Ankcrkettc und drohte, sic zu zerreißen. Ein Matrose des Dampfers versuchte in letzter Minute die Kette neu zu be festigen. Da fuhr mit gewaltigem Ansturm der Wogenprall daher, die Kette riß und zerschmetterte dem Matrosen beide Beine. Der Dampfer schlug voll Wasser und sank. Außer dem hilfsbereiten Matrosen ertrank noch ein Mann der Be satzung, die anderen wurden gerettet. Dasselbe Unwetter richtete auch inHolland furchtbare Verheerungen an, die viele Millionen G .. n kosteten. Besonders litten die Fischerei und die Lu nrtschast. Da viel Vieh vernichtet wurde, spürte sogar Amsterdam, das seinen Bedarf ar landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus dem überschwemmten Gebiet bezog, noch auf Wochen hinaus Mangel an Nah rungsmitteln. In der Sturmnacht spielten sich auf der Insel Marken erschütternde Szenen ab. Eines der auf Pfählen stehenden Häuser wurde mehrere hundert Meter weit geschleudert. Andere wurden weggcweht, ohne daß selbst die Nachbarn in der Finsternis etwas davon sehen konnten. Die Wogen warfen Fischerboote in die Häuser. Von Amsterdam aus gingen Rcttungscxpcditioneii mit^ Ruderbooten, Segelbooten, Motorbooten ab, um dsc in deck Häusern Eingcschlosscncn abzuholen. Bei dem Hochwasser 1921 geriet das an der Stör«! Mündung liegende Schiff Margaretha auf den Strom-: Die Besatzung versuchte sich im Beiboot zu retten. Als! das W a s s c r sch u tzsch i f f aussuhr, um die Schifsbrüchi-i gen zu übernehmen, mußte cs die Entdeckung machen, daß! das Boot gekentert war und die Besatzung im Strom ob-> wärts trieb. Auch auf Helgoland tobte der Sturm gc-' wattig. Als einem Ewer die eine Ankcrkettc brach, und die ser nur noch von eincmAnkcr gehalten, abtrieb, versuchte ein Helgoländer Fährboot die Mannschaft zu retten. In einer schweren Boe verschwand das Boot den Blicken und konnte: später von Land aus nicht mehr gesehen werden. Das Booki ist nicht zurückgckchrt. Die Insassen, Helgoländer' Schiffer, sind verloren. Noch singt kein Lied von der) vergeblichen Hcldenfahrt dieser tapferen Männer. Die Hel-? goländer Hummerfischer verloren an diesem Tagt) ihre sämtlichen Hummerkörbe, an die 2000 Stück. An der) holländischen Küste strandete eine große Anzahl von Schiff fen. 20 Schiffbrüchige wurden gelandet. Zwei Motorret^ tungsbootc, die zur Hilfeft stung ausfuhren, kenterte«^ gleichfalls, ein Teil der Bemannung ertrank. 1923 wurde auf der Unterelb e ein« Flaschrnpost angrtrirbrn, dte dil
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