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vi« Fesiungsmauer der alten Stadt Dresden fand eitlen vor- -ubtichen Abschluß in der 1814 errichteten und fünfzig Jahre später erneuerten Freitreppe aus Sandstein, die mit 41 Stufen 13 und »inhalb Meter drei« zum Schloßplatz hiuabführt. Bon oben her, im Schotten weitverzweigter Linden stehend, sieht man das Leben und Treidel, da unten durch das Georgentor, über die stattliche Fried- rtth-August-Brücke, sowie um die katholische Kirche bis hinüber nach de» Iheaterplatz in buntbewegten Bildern vorüberslnten. Doch auch oon unten gesehen bietet diese stattliche Freitreppe mit den »ter herrlichen Truppen Meister Schillings einen unvergleichlichen Anblick. Man kann sich auch kaum Schöneres denken, als diese Gruppen, im Gedanken wie in Anordnung und Ausführung der Fi guren, in Harmonie der Linie und Gruppierung. Bei einem Wettbewerb zum Schmuck der Freiteppe, auf der bis Puu Jahre 1863 die beiden steinernen Löwen thronten, die sich jetzt du Trotzen Barten am Eingang der Querallee hinter dem Zoolo- Gschen Tarten befinden, hatte der junge, noch wenig bekannte Bildhauer Schilling den Preis davongetragen. Er führte die Grup- n«a in Sandstein aus, der aber im Laufe der Jahre zu verwittern veaann. Starke Vergoldung deckte die Schäden, doch dieses Gleißen und Glänzen gereichte dem Kunstwerke nicht zum Vorteil und so entschloß sich die Stadt, die Truppen in Bronzeguß neu erstehen gu lassen, während die Original« einen Schmuckplatz in Chemnitz zierey. Meister Schilling überwachte als Greis noch selbst das Aussteller« seiner neugegosfenen Jugendwerke. Da stand der sreund- llch« alle Herr, vielen Dresdnern wohl bekannt und ging mit dem Stichel noch einmal di« Linien einiger Gesichter nach, die wohl durch dm Guß an Ausdruck verloren haben mochten. Jetzt deckt schon längst da» Trab diesen hochsinnigen Künstler und Menschen. Aber die Gaben seine» Geistes dienen seiner Vaterstadt noch immer zur besonderen Zierde. Die Truppen stellen die vier Tageszeiten dar, die beiden obe ren versinnbildlichen den Morgen und den Mittag, die unteren den Abend und die Nacht. Jede Truppe besteht aus drei überlebens großen Figuren, die den Hauptgedanken tragende baut sich, die an deren überragend, in der Mitte auf, die beiden anderen schließen Hch harmonisch derselben an. Die linke obere Gruppe zeigt weib- -uye Figuren, die rechte männliche. Bei den unteren Gruppen ist es «ungekehrt. Morgen und Mittag sind stehend dargestellt, Abend «nid Nacht fitzend, so vermied seines künstlerisches Empfinden jede Wiederholung und Gleichwerdung. Eine Frauengestalt mit einem Stern im Haar stellt den Morgen dar. Sie lüstet ihr Gewand und scheint, neugestärkt vom Schlaf der Nacht, frei und leicht aufzuat men. Ihr zur Seite sind zwei Mädchen» das eine, den Morgentau dorftillend, tränkt «ine Blume aus ihrem Kruge, das andere be tätigt die Sandalen, um sich zum Tagewerk zu rüsten. Der Mittag ist von einem Mann« dargestellt, der im Zenit des Tages wie des Lebens die Strahlenkrone auf dem tatkräftig bewegten Haupte trägt. Mit einer Hand hält er den Lorbecrkranz empor, nach dem ein in vollem Lauf heraneilender Jüngling greift, die andere Hand schüttet aus einem Füllhorn den reichen Inhalt als Segen der Ar beit über einen Knaben, der rüstig den Spaten führt. Den Abend teilt «in Mann im reiferen Alter dar, der sich behaglicher Ruhe /»gibt. Sein Gewand ist bequem zurückgeschlagen, die Rechte hält Ine Schale mit dem Labetrunk des Abends. Ein Stern leuchtet auf seinem mit Reben geschmückten Haupte. Zu seinen Füßen sitzt ein m« Laute spielendes Mädchen, während ein anderes ein Tamburin in der Hand, sich leicht zum Tanze schickt. Die Nacht wird durch «ine edle Frauengestalt versinnbildlicht, die ihren weiten Mantel ausbreitet, in dessen Schutz ein Knabe zum Schlummer hingesun ken ist, ihm flüstert der leichtbeslügelte Traumgott seine holden Phantasten Ins Ohr. Wie manches Bildwerk ist in unserer aller Innigkeit fremden Zett entstanden, das die Nachwelt, wenn sie sich nicht ganz von Kunst und Schönheit entfernt, nur zu bald belächeln oder verdam men wird. Die Gruppen werden, weil wahr und von Herzen emp funden, auch späterhin zu Herzen sprechen, — sie werden unsterblich «ein! Regina Berthold. Masseneysagen. Bon Fr. Beruh. Störzner. Nördlich oon Großharthau breitet sich ein umsangreiches Wald- Lebtet aus, die Masfeney genannt. Ihren südlichen Rand berührt Hi« Eisenbahn Bischofswerda—Dresden. — Hier flüstert und raunt tzie Sag« seit allen Zeiten.*) Da jagt in stürmischen Nächten der Mld« Jäger. — Ein spukhaftes Wesen zeigt sich in der Massen«), Dicht nur in der Nacht, sondern auch am Hellen Tage. Die Borne- Wotzen wird es genannt. Wehe dem, der etwa im Uebermut die Dsrinänatzen rustt Dem springt sie auf den Rücken, und er muß W dann bi» an den Rand des Waldes tragen. — Die Bornematzen *) Bem.: Ich habe mich bemüht, im Laufe von Jahrzehnten »och tm Volke lebenden Sagen über die Masfeney zu sammeln, N, demnächst in einem besonderen Büchlein erscheinen werden. — Ach« di« Mafien« und ihr« Umgegend hab« ich auch einen Licht- dtTervortrag bearbeitet (7v Bilder), mit dem ich auf Wunsch gern diene. erscheint aber auch in anderer Gestalt, als riesiger Hase, als Eich- Hörnchen, oder auch als ein verkrüppelter Zwerg. — Wer ruhig seines Weges dahingeht, der hat von der Bornematzen nichts zu befürchten. — Und nun einige von den vielen Sagen: * Das weiße Männchen. Wer von Arnsdorf aus über den Tannenberg nach Großröhrs dorf geht und den am Stein- und Schäfereiteiche vorüberführenden Weg einschlägt, der einst das untere Ende von Rudigersdorf kreuzt«, dem begegnet hier nicht selten ein schneeweißgekleidetes Männchen, im langen Barte Jene spukhafte Gestalt zeigt sich nicht etwa nur zur Nachtzeit, sondern auch am Hellen Mittag. Wem das gespensti sche Wesen begegnet, der hat in den nächsten Tagen ein großes Glück zu erwarten, doch er darf niemandem verraten, daß er die Erscheinung gehabt hat; denn sonst weicht das Glück sofort von ihm. G Ein Beitrag zur Sage vom wilden Zager. Am Totensonntag 1893 gingen zwei Arnsdorfer über den Tannenberg^nach Großröhrsdorf. Gegen Abend machen sie sich wie der auf den Heimweg Bereits wird es dunkel, als sie in den Wald eintreten. Einzelne Sterne blitzen schon auf. Wie sie mitten in der Masfeney sind, beginnt es plötzlich in den Wipfeln der Bäu- - me unheimlich zu rauschen. Es ist, als ob ein gewaltiger Sturm wind über den Wald brause. Die Aeste krache», die Bäume neigen sich und schlagen ineinander. Der Erdboden zittert. In der Luft ein Pfeifen und ein Heulen. Erschrocken bleiben die beiden ein samen Wanderer stehen und blicken sich fragend an. Sie meinen, ein Gewitter ziehe herauf. Doch nach einigen Minuten ist aller vorbei. Nur aus der Ferne rauscht es noch herüber, aber schwächer und immer schwächer, bis es wieder kirchenstill im Walde ist. Hügelgräber bei Gautzig. Es war seit langem bekannt, daß in dem Seitschener Hay zwei große Hügelgräber sich erhalten haben, die wahrscheinlich aus der Bronzezeit stammen und durch Raubgräber gestört sind. Als die Gesellschaft für Borgeschichte von Herrn Bürgermeister Jatzke- Gaußig die Mitteilung erhiett, daß in der Nähe dieser beiden Grä ber ein neuer Weg durch den gräflichen Forst angelegt werden soll, wandte ich mich an den Herrn Grafen Schall-Riaucour und erbat die Erlaubnis, die geplante Wegstrecke vor Beginn der Erdarbeiten untersuchen zu dürfen, da es immerhin möglich war, daß in der Nähe der beiden noch einigermaßen erhaltenen Grabhügel sich noch weitere Grabstätten befänden, die infolge Einebnung des Hügels äußerlich nicht kenntlich seien. In liebenswürdigster Weise wurde die Erlaubnis zur Untersuchung erteilt, die ain 9. April stattfand. Zunächst konnten allein durch Begehen des betreffenden Wald stückes 9 weitere Hügelgräber festgestellt werden, denen augenblick lich keine Gefahr droht. Leider mußten wir wahrnehmen, daß be reits früher auch hier Raubgrabungen stattgefunden haben, denn die Kuppe zahlreicher Hügel war durch einen in die Tiefe getriebe nen Kessel ausgehölt. Wann diese Ausgrabungen stattsanden, wer sie vornahm, welche Funde darin gemacht wurden und wohin diese kamen, ist heute »och unbekannt. Man muß wohl mit größter Wahrscheinlichkeit annehmen, daß diese Altertümer für die Wissen schaft und für die Heimat verloren sind. Durch Sondierung der geplanten Wegstrecke wurde ein dem Boden gleichgemachtes früheres Hügelland (XU) entdeckt. Bei der Grabung stellte es sich heraus, daß auch dieses Hügelland schon früher beraubt und zerstört worden war. Die in« Innern aufge fundenen zahlreichen Steine, bis zu Zentnerschwere, deuten auf eine einstige Steipackung unter dem Erdhügel, die durch die Raub gräber schonungslos zerrisse«« worden ist. Wie liederlich diese Ge sellen dabei zu Werke gingen, konnten wir an verschiedenen liegen gelassenen, verstreuten Gefäßscherben erkennen. Wir fanden noch gebrannte Knochen, Holzkohle, Feuersteinsplitter und ein auffällig rundes, vielleicht als Reibstein benutztes Geschiebe. Aus den Scher benfunden geht hervor, daß der Grabhügel der mittleren Bronzezeit (1SV9—1000 v. Ehr.) angehört und daß in späterer Zeit (um 1090 n. Ehr.) in den Grabhügel eine slavische Nachbestattung eingesetzt wurde, wie wir sie bereits mehrfach in der Oberlausitz vorfanden. Dicht anschließend wurde durch Sondieren ein ebenfalls einge ebnetes früheres Hügelgrab entdeckt (XIII). In der durch Baum-» rodungen ausgeworfenen Erde wurden ebenfalls wieder slavische und bronzezeitliche Scherben, sowie gebrannter Feuerstein ausgefun den. Anzeichen von Raubgräberei liegen hier nicht vor, so daß zu hoffen ist, daß wir bei der am Sonnabend, den 10. April, statt findenden Ausgrabung die durch Baumwurzeln und Baumrodungen zerdrückten Gesäße wenigstens in Trümmern noch vorfinden werden. Zugleich erreichte uns am Freitag die Nachricht von weiteren Grabfunden in Großdubrau, über die später berichtet werden wird. ' Dr. Frenzel. Druck und Berlag von Friedrich May, G. m. b. H., verantwortlich für die Schriftieitung MaxFiederer, sämtlich in Bischofswerda.