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- Erscheinungsdatum
- 1926-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192603042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260304
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-03
- Tag 1926-03-04
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Monat
1926-03
-
Jahr
1926
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vberjchlestens bemächtigt Hot, nicht» zu erdulden Falt hat es den Anschein, al» öb Polen die ungeheuerlichsten Anklagen gegen di« in feinem Lande wohnenden Deutschen erhöbe, um in der öffentlichen Meinung der Welt wenigstens etwas von diesen Anwürfen an der deutschen Minderheit hängen AU kaffen. Cs wäre wohl an der Zeit, wenn sich der Völker bund schon bei seiner nächsten Sitzung mit diesen unerhörten Vorfällen beschäftigte. Neue Deutfchen-Derhafturigen in Polen. Warschau, 3. März. (Drahtb.) Die Verfolgung der Deutschen in Polen wjrd weiter fortgesetzt. So wurden gestern in Graudenz neue Haussuchungen bei der deutschen Bevölkerung vorgenommen, wobei viele Deutsche verhaftet wurden. den Ab- Be- Ulld Der Ar- Protestkundgebung der Pariser Kleinhändler. Paris, 3. März. Heute Nachmittag von 2 bis -1 Uhr sagen nach einer Aufforderung verschiedener Vereinigungen, namentlich der Gastwirte mrd der Lebensmittethändler, sämt liche Geschäfte zum Zeichen des Protestes gegen die geplan ten verkehrsfeindlichen Stoucrgesetzc geschlossen bleiben. Während dieser Zeit werden die Vorsitzenden der Vereini gung beim Ministerpräsidenten vorstellig werden, un einen Protest des Pariser Kleinhandels zu übermitteln. Der Pro test richtet sich auch gegen gewisse Bestimmungen des Pari ser Mietergesetzes. - Deutscher Reichstag. Berlin, 2. März. Präsident Löbe eröffnete die S.gung um 1.20 Uhr mittags. Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung einer Vorlage zur Aenderung des Finanzausgleiches in den Bestimmungen über die Woh nungsmiete. Die Sozialdemokraten hatten beantragt, den Zettpunkt für die Erhebung der vollen Friedensmiete vom 1. April 1926 auf den 1. April 1927 zu verschieben. Dem gegenüber hat der Ausschuß beschlossen, diese Verschiebung nur bis 1. Juli 1926 eintreten zu lassen. Die Vorlage wird in der Ausschußsassung in zweiter und dritter Lesung angenommen. Die Erhebung der vollen Friedensmiete kann also erst vom 1. Juli 1926 ab erfolgen. Die zweite Lesung des Reichshaushaltplanes wird dann fortgesetzt und zwar beim Reicharbeitsministerium, Abschnitt Versoraungswesen, wobei namentlich über die unzuläng liche Versorgung der Kriegsbeschädigten Klage geführt wurde. In sechster Abendstunde schloß die Aussprache über Haushalt des Reichsarbeitsministeriums; es folgten die stimmungen. Auf Antrag des Ausschusses wurde die reitstellung von einer Million Mark zur Untersuchung Verhütung der Unfallgefahr im Bergbau beschlossen, weiter oben erwähnte Antrag zugunsten der deutschen beiter im Saargebiet und in Elsaß- Lothringen wurde ange nommen, ebenso ein Zentrumsantrag, der Richtlinien zur Wiederaufnahme der Wohnungsbautätigkeit auf der Grund lage von Anleihen aus den Erträgnissen der Hauszinssteuer enthält. Eine Reihe weiterer Anträge wurde dem Sozial politischen Ausschuß überwiesen und der Haushalt in zwei ter Lesung bewilligt. Das Zentrum gegen das UoLksbegehren. Berlin, 3. März. (Drahtb.) Die Zentrumsfraktion des Deutschen Reichstages erläßt einmütig eine Kundgebung, in der die Zentrumrwählei aufgefordert werden, ihre Namen nicht in die Liste für das Volksbegehren einzulragrn. Dr. Külr fchmScht feine Kearnten- Feitfatze wieder ab. Aw Dienstag abend setzte der Haushaltousschuß des Reichs- mgs die Aussprache zum Etat des Innenministers sort. Abg. von vryander (Deutschnat.) bemerkte, von den bemntenpolitischen Grundsätzen des Ministers besahen wir restlos die Forderung in nerer Verbundenheit mit dem Staate. Wir sind der lleberzeugung, daß nur derjenige Beamte, der in der Schule des alten Staates Staatsgesinnung gelernt hat, diese innere Verbundenheit wirklich garantiert. Wir adoptieren das Helsferich-Wort: Wir dienen dein Staat sowie er i st. Für gelinde gesagt sehr unpoli tisch formuliert halten wir dagegen die Forderungen des Ministers aus Bejahung der republikanischen Staatsform. Ebenso stabilisiert ist aber die lleberzeugung, daß die Verfassung von Weimar bei aller ihrer Veränderungsbedürftigkeit den allein zulässigen Aus gangspunkt der weiteren verfassungsrechtlichen Entwicklung dar stellt. Für einen Beamten ist diese Auffassung so selbstverständlich, daß wir es für unerwünscht halten, wenn alle sechs Monate ein neuer Minister mit unabgewogenen Aeußerungen in diese zarten Dinge eingreift. Nicht die Beamten sind die besten, die vom S. zum lv. November ihr Hemd radikal gewechselt haben. Abg. Leicht (Bayr. Vp.) bemerkte zur Frage des Unitarismue, das Deutsche Reich werde nur föderativ fortbcstehen oder zerfallen. Von de» Beamten könne man nur die Respektierung der Verfas sung verlangen. Was der Beamte, der vielleicht Monarchist sein Leben lang war, in seinem Herzen denke, dürfe nicht Gegenstand der Spionage sein. Die Kultur von Berlin dürfe nicht das Normal- thermometer für dos ganze Reich sein. Abg. Sollmann (Soz.) beklagte, daß die Behörden gegenüber dem Volksbegehren ein zu weitgehendes Desinteressement zeigten. Mindestens müßte das Volk über das Verfahren aufgeklärt werden. Minister Dr. Külz erwidert«: Er persönlich denke gar nicht da ran, seine frühere monarchische Gesinnung zu ver leugnen oder sich gar ihrer zu schämen. Er verlang« da» auch nicht von den Beamten, aber er müsse diejenigen, die auf Grund schwe- rer innerer Kämpfe in den furchtbaren Tagen der deutschen Kata strophe sich staatsbejahend in den Dienst ihres Vaterlandes ge stellt Hütten, gegen Anwürfe verwahren, als wären sie nicht charak- tcrfest. Gerade sie hätten durch ihre Mitarbeit an dem Wiederauf bau des Vaterlandes ihre heiße Liebe zum Vaterland bewiesen. Die Geschichte der jungen deutschen Republik kenne an der Spitze des Reiches zwei verehrungswürdige Gestalten: „Die eine kam von links, die andere kam von rechts. Keine der beiden Persönlich keiten verleugnete auch nur einen Augenblick ihre Vergangenheit, aber jede von ihnen ist eine volle und hehre Verkörperung des Pflichtgefühls gegenüber dem Staat. Jede Stunde ihres Lebens und ihrer Arbeit ist ein Bekenntnis zu diesem Staat, wie er jetzt ist, und damit eine Bejahung der deutschen Republik. Wenn jemand noch eines Beispiels bedarf für das innerliche Verbundensein mit der deutschen Republik und für das Bekenntnis zu ihr, dem sage ich den einen Pflichtensatz: Gehe hin und tue desgleichen!" Kommunistische Demonstrations versuche in Leipzig. Leipzig, 3. März. (Drahtb.) Auf Anfrage beim Poli zeipräsidium wird der Telegraphcn-Union folgendes mitge teilt: Anläßlich des Besuches des Herrn Reichspräsidenten in Leipzig haben sich größere Zwischenfälle nicht ereignet. Am Vormittag fand im Schloßkeller im Vorort Reudnitz eine kommunistische Erwerbslosenversammlung stall. Ein an schließender Demonfirationszug nach dem Stadtinuero wur de von der Polizei aufgelöst, da infolge der polizeilichen Ab- spcrrungsmaßnahmen Störungen nicht ausgeschlossen er schienen. Am Abend fanden im Vorort Slein-Zschocher und in Neustadt stark besuchte kommunistische Vrolestversamm- lungen stakt. Anschließende Demonstrationszüqe, die nach dem Stadtinnern marschierten, mußten aus verkshrspolizei- lichen Gründen ebenfalls aufgelöst werden. Bei der Abfahrt dtt Rrichrpräfldevlen zum hanptluchnhos nach 1t Uhr abend« stieß eine größere Aüzabl jugendlicher, link,radlkÄer Per- sonen beleidigende Zurufe au«, die averding, nur von den umstehenden Zuschauern gehört wurden, die ihre Festnahme veranlaßten. Eine größere Anzahl der Schreier wurde der Polizeiwache zugesüyrt. Der Kreditstock für -aS sächsische Hand. Werk und Gewerbe. Am 2S. Februar 1926 hielt der Kreditstock für das sächsische Handwerk und Gewerbe unter dem Vorsitz von Landtagrabgeord- neten Obermeister Kuntzsch und später von TischleroberMeister Oltas, Mitglied de» Reichswirtschastsrates, seine 2. ordentliche Mitgliederversammlung in Dresden ab. Dertreten waren u. o. das Wirtschastsministerium, die Sächsische Zentralgenossenschafts kasse und der Landesausschuß des Sächsischen Handwerks. Ebenso nahmen verschiedene Reichstag», und Landtagsabgeordnete teil. Der Geschäftsbericht, den Syndikus Weber erstattete, zeigte, daß das 2. Geschäftsjahr den erwarteten Verlauf genommen hat. Die Deflation brachte eine erhöhte Kreditnachfrage. Eine Kreditrestrik- tion brauchte jedoch durch den Kreditstack nicht vorgenommen zu wer den. Die Mitgliederbewegung zeigte einen absoluten Zugang von 1145 Mitgliedern. Das Stammkapital erhöhte sich auf insgesamt ^l 250 0V0. Der Schwerpunkt des Kreditstockes liegt in seinen Kreditgemeinschaften. Diese sind die örtlichen oder sach lichen Kreditoerteilungsstellen. Sie nehmen die Kreditverteilung unter eigener Haftung durch einen selbst gewählten Kreditausschuß vor. 13 Kreditgemeinschoften wurden neu gegründet, so daß sich der Bestand auf 75 erhöhte. Zieht man die in den einzelnen Kre ditgemeinschaften zur Verfügung stehenden Kreditkontingente und die am Ort gezeichneten Anteile in Betracht, so sind in einzelnen Fällen erhebliche Umsätze erzielt worden. Die stärkste Mitglieder zahl von den örtlichen Kreditgemeinschaften besitzt Chemnitz mit 330 Mitgliedern und von den fachlichen die der Einkaufsgenossenschaft der Bäcker-Innung zu Dresden, c. G. m. b. H. mit 250 Mitgliedern. Am 1. Juli 1925 wurde der Wechseldiskontkredit eingeführt. Fer- ner standen dem Kreditstock Staatskredite für seine Mit- glieder zur Verfügung. Insgesamt wurden -K 1500 000 Kredite ausgeliehen, von denen -K 510000 Kredite zurückslossen. Der Wechseldiskontkredit ist hierbei nicht berücksichtigt. Durchschnittlich sind auf das Mitglied 1000 Kredit gekommen. Zweimal konnte der Zinsfuß um je 2 H reduziert werden. Der Kreditstock will weiterhin den Kleinkredit pflegen und den Zinsfuß nach Möglichkeit niedrig gestalten. Anschließend führte Obermeister Kuntzsch Näheres über den neuzubildenden Kreditfonds beim Kreditstock aus. Hier durch soll es dem einzelnen Mitglied ermöglicht werden, Sonder- anteile, die monatlich oder vierteljährlich kündbar sind und beson- ders verzinst werden, niederzulegen. Eine entsprechende Satzungs änderung wurde vorgenommen. Im Schlußwort erwähnte Ober- meister Olias, daß der Kreditstock wesentlichen Einfluß auf die Geldgeschäfte des gewerblichen Mittelstandes genommen und vielen Gewerbetreibenden Hilfsdienste geleistet hat. In der sich anschlie ßenden Besprechung der Vorsitzenden der Kreditgemeinschasten machte Dr. Kunze eingehende Ausführungen über die Technik des Geldverkehre und die Sicherungsmöglichkeiten beim Kreditgeben. Aus der Oberlaufitz. Bischofswerda, 3. März. —* Volkshochschule. Die vor Weihnachten angekün- Ligte Reihe von Volkshochschulabenden mit Vorträgen und Experimenten über „ausgewählte Artikel aus der Optik" soll am nächsten Freitag, abends ^8 Uhr im Physiksaal des Seminars durch Herrn Dr. Hüttner be ginnen. Es sollen zuerst die Spiegel und ihre An wendungen besprochen werden. An jedem der Abende findet in der ersten Stunde der einleitende Vortrag statt, während in der 2. Stunde der Zuhörer das Wart ergreifen kann zu Fragen usw., um durch gemeinsame Arbeit zum Verständnis zu kommen. An einem der folgenden Abende soll unter anderem auch die für alle Zweige des Lebens so wichtige Photographie in ihren Grundlagen Jin Reiche -er Stürme. Von Dr. Rudolf Wegner. Mit dem Wort Sturm springt man oft leichtfertig um und bezeichnet damit jeden stärkeren Wind. Es sind aber hierbei verschiedene Merkmale zu beachten, welche die einzel nen Windstärken bestimmen. Hören wir an unserem Hause das Tosen des Windes, so kann man daraus entnehmen, daß er in der Sekunde etwa elf Meter zurücklegt oder etwa die Geschwindigkeit eines Ozeandampfers erreicht. Um Dach ziegel aus ihrer Lage zu bringen, muß der Wind schon acht zehn Meter in der Sekunde zurücklcgen und man nennt ihn dann erst Sturm. Bei zerstörenden Wirkungen schwerer Art erreicht der Sturm mindestens die Schnelligkeit eines D- Zuges, und Orkane gar durchfegen in einer Sekunde unge fähr fünfzig Meter, wobei Eifenbahnwagen und Lokomoti ven umgeworfen werden können. Wir wollen uns nun in den Bereich von heißen und kal ten Stürmen begeben und einen Taifun auf hoher See an uns vorüberziehen lassen. Wir lagern in einer Wüste Arabiens, wo über 40 Grad Hitze herrscht. Dicker Dunst lagert am Horizont, der Himmel verschleiert sich, und die Luft ist staubig und wirkt wie ein Backofen. Es besteht so große Trockenheit, daß man beinahe verdursten kann. Da erhebt sich ein Wüstensturm und führt bei noch steigender Temperatur schwere Staub- und Sand wolken heran. Die ganze Umgebung hüllt sich in Staub und seine Feinheit ist so groß, daß er in Augen, Nase und Mund eindringt und das Atmen erschwert. Karawanen gehen dann oft zugrunde, heiße Sandmassen bedecken sie, und die bleichen Gerippe gehen uns Zeugnis von dem Wirken des Wüsten sturmes, dem „Samum". Wir versetzen uns nach Westsibirien in eine waldlose Gegend. Den heißen Wüstenwinden sind ihrem Wesen nach die gefährlichen „Burane" verwandt. Eine weite Schnee fläche dehnt sich vor uns aus. Ein Schneesturm naht bei großer Kälte. Man kann sich keinen Begriff von seiner rie sigen Gewalt machen. Ucbcrall wird der Schnee emporge wirbelt und nach allen Richtungen hin getrieben. Es ist kaum möglich, die Augen zu össnen. denn das Peitschen des Schnees ist zu kräftig. Eine Orientierung ist ausgeschlossen, nicht einmal nahe liegende Häuser lassen sich auffinden, Rufe und Schüsse verhallen, man verirrt sich, und der Tod pocht leise bei einem an. Menschen und Tiere legen sich auf die Erde, bis der Sturmwind vorüber ist, was etwa einen Tag dauert. Wir befinden uns im chinesischen Meer« aus einem Segelschiffe. Bei klarem Himmel steht eine dunkle Wolken wand tief im Südösten. Das Barometer fällt, und der Wind beginnt sich zu regen. Fast olle Segel sind eingezogen, die -n.rd»-» HM« furchtbarer Heftigkeit setzt der Orkan plötzlich ein und legt den Segler auf die Seite. Eine unheimliche Stille tritt bald ein, denn der Mittelpunkt des Taifuns zieht über das Schiff hinweg. Don neuem beginnt das Rasen des Sturmes, so daß an eine Rettung kaum zu denken ist. Die Masten zerbre chen wie Streichhölzer, und die schäumende See überflutet mit riesigen Wellen das brave Schifflein. Endlich steigt das Barometer, und das Schlimmste ist überstanden. Wind und Wellen legen sich, und vom Himmel herab strahlt schließlich die Sonne, als wenn nichts geschehen wäre. Ohnmächtig steht der Mensch jenen Elementen gegen über und ist dem Geschicke dankbar, wenn es ihn vor dem Untergange bewahrt hat. Die Matratzen-Lotterie. (rr-<bd«t deid»te») Unser Lottericmesen hat sich im Laufe der beiden letzten Jahre wieder erstaunlich entwickelt. Man veranstaltet Lotterien zum Bau von Kirchen, Wohlfahrtshäusern, zur Erhaltung baufälliger Ge bäude und noch zu manch anderem Zweck. Eine der originellsten öffentlichen Lotterien, die es wohl je gegeben, wurde im Jahre 1874 in Paris veranstaltet. Auch in Frankreich war nach dem verlore nen Krieg die Not sehr groß. Besonders in der französischen Hauptstadt herrschte eine bis dahin nie gekannte Teuerung und Ar beitslosigkeit. Trotzdem in den einzelnen Bezirken „Suppenanstal- ten" errichtet wurden, die täglich je 1500 Hungernde speisten, waren dennoch viele Tausende gezwungen, ihr bewegliches Hab und Gut zu verkaufen. Sie zu versetzen, gehörte bald zur Unmöglichkeit, denn die Speicher der Leihhäuser waren bis zur Decke mit Haus rat angefüllt, den die armen Menschen hingebracht hatten, um sich wenigstens wieder für ein paar Tage über Wasser zu halten. Welchen Umfang diese Hausratentäußerung hatte, mag man daran ermessen, daß bis zum Winter 1874 allein in Paris außer Tausenden von Betten 50000 Matratzen als Pfandobjekte in den Leihhäusern aufgestapelt waren. Diese furchtbare Not rührte einen reichen Mann namens Dribousse. Er vermochte zwar nicht, die Betten und Matratzen aus eigenen Mitteln auszulösen, doch er kam auf den originellen Gedanken, die Veranstaltung einer Lotte rie vorzuschlagen, aus deren Ertrag die Einlösung erfolgen sollte. Er selber stiftete einen hohen Betrag zur Finanzierung des Unter nehmens. Dadurch erreichte er, daß die Lotterie amtlich genehmigt und von privater Seite unterstützt wurde. Sein edler Elser im Dienste der Nächstenliebe hatte diejenigen, die noch ihr Haupt aus weihen Daunenkissen betten konnten, aufgerüttelt. Die „Ma tratzen-Lotterie" war mit einem Schlage populär geworden, und man riß sich um den Kauf der Lose. Wenn auch nicht alle Matratzen vom Ertrage der Lotterie ausgclöst werden konnten, so hatte jener Menschenfreund durch sei nen guten Einfall doch Tausenden zur Wiedererlangung ihrer Bet ten und Matratzen verhalfen. Die Hülle. Ein Leser erzählt uns folgende» hübsches Gejchichtchen aus Westk.afckn: Der <«", «Mr AvMruHchtznh weilte einmal für einige Zeit bei seiner Tochter in Westfalen. Eines Abends hatte er einen seiner Freunde auf dem Lande besucht, und in der Nacht ging er mutterseelenallein nach Hause. Da er ein wenig zu tief ins Glas gesehen hatte, wankte er auf der Landstraße hin und her und blieb zuletzt in einem Graben liegen. Es war bitterkalt und es hätte nicht viel gefehlt, so wäre er erfroren. Zum Glück kam ein Wagen daher, und als die Leute, die dabei waren, den alten Hennings in den: Graben sahen, meinten sie, sie wollten ihn mitnehmen, damit er in Eis und Schnee nicht den Tod fände. Der Wagen fuhr nach einem Hochofenwerk, wie es in West falen viele gibt. Als die Leute ihr Ziel erreicht hatten, luden sie den schlafenden Hennings ab und legten ihn sanft in eine Ecke. Erst nach einigen Stunden wurde er wach. Was war das? Er sah vor sich ein großes, großes Feuer, und da liefen allerlei halbnackte Gestalten umher, hielten länge Stangen in der Hand und schürten die Flammen. „Mein Gott, wo bin ich?" dachte er, und alle seine Sjmden sielen ihm ein. War es möglich, daß er in dem Graben an der' Landstraße erfroren und nun in die Hölle gekommen war? Mit einemmal fing er laut an zu jammern und zu schreien: „Ach lieber, lieber Teufel, laßt mich leben! Ich verspreche es euch, nie, nie will ich von heute an mehr trinken, als ich vertragen kann." Aus -en Lichtspieltheater«. In den Sammerlichtspielen läuft diese Tage „Zwei Menschen", der verfilmte, vielen bekannte Roman von Richard Voß, die Geschichte eines jungen Menschen, den althergebrachte Traditionen und das Gelübde der strenggläubigen Mutter in den von ihm gehaßten Priesterberuf zwingen, obwohl sein Herz an der Welt da draußen und an einem Mädchen hängt. Das ganze Werk wird getragen von dem meisterhaften Spiel zweier Darsteller: Olaf Fjord als Junker Rochus und später Priester, Gräfin Agnes Esterhazy als Judith Platter, seine ewige «raut. Das tragisch ausklingende Stück wird den ernsteren Besucher guter Filmwerke eine Freude bereiten. Die prächtig?» Aufnahmen aus den Dolomiten und aus Rom bringen in die düstere Stimmung eine etwas heitere Note. Rundfunk r-lpzlg-Dr-s-eii. W, A - Lbenmih Welle 454, --Weimar Welle 454. — Wochentags: 10: wirtschaftrnachrlchten, Wetterbericht d. Eächs. Derkehrsvekbanber. S 11.45: Wetterdienst der Wetterwarten Dresden, Magdeburg, Weimar.S12: Mittaasmusik. S1225: Nauemr Zeitzeichen. VITS: Börsen- u. Pressebericht. S 320: Wittschastsnachrichten. S 4—4.45: Komert. S 5—520: Komert. D S: Hrifchast,nachrichten. D S.15: Mm. d. Lelm. Messeamt«. <-> Anschließend an die Abendveran« staltung: Presse-, Sportfunkdienft etc.
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