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DerSäGscheLrzcWer MtcHoisweröaer dMeHLUr-» Einzige Tageszeitung nn Amtsgerichisbezirk Unabhängige Zeitung für alle Stände inStadtmO Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land. MchtesteVerbreitunginallenVolb^chWM Dies Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt« Beilagm: Sonntags-UnterhaltMgrblatt und Landwirtschaftliche Beüotz« Mannschaft, der Schuliuspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen^ Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — D«ch «nd Beklag E» des Amtsgericht», de« Finanzamtes und des Stadtrat« zu Bischofswerda. Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprrch«fNL4444«dchW Erfch tnnnanweise: Jeden Werktag abend« für den folgend. Tag. Bezngopv«, für die Zett eine, halben Monats: Frei in» Hau« halbmonatlich Mk. 120, beim Abhol«« in der Geichaftestelle wöchentlich övPfg. Einzelnummer IS Pfg. — M« Bostanstalte«, sowie imserr Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen federzett Bestellungen entgegen. Postscheck-Kont»: «Mt Dresden Str. Bm»«nde« oeobemdo^eokofle Bischofmverda Konto St». 6tl> Im Falle höherer ««wall — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebe» der Zeitung oder der Beförderung»einrich. tungen — hat der Bezieh« keinen Anspruch aus Lieferung od« Nachlieferung der Zeitung od« auf Siück^chlung de, Bezugspreises. 7""-' Anzeigenpreis (in Goldmark); Die 4» mm brrttr etospollkm Grundschristzrilt 2S Pfg., örtliche Anzeige« SV Psa, dl» Üb »G breite Reklamezrile (im Texttetl) 70 Pfg. Zahlung tn PaplmwiM zum amtlichen Briefkurs vom Zahltag, jchoch nicht «dchooe M zum Kur» vom Tage der Rechmmg. — Rabatt «ach Tarif. Mr Sammelanzrigen tarlfm. Ausschlag. — LrsüllungsortBffchosswMW Nr. 46 Mittwoch, de« 24. Februar 1S26. 81. Jahr-MD !-! ——SSW—SlM Tagesschau. * In Kattowitz ist ein Lombeualleulat auf ein Hau» mit einer deutschen Gastwirtschaft verübt worden. Der brasilianische Außenminister hat eine Erklärung abgegeben, in der er Brasilien» Anspruch auf einen ständi gen Sih im DSlkerbundsrat bekräftigt. * Nach Meldungen aus Peking soll Marschall Wu-Pei- Au in Hankau von politischen Gegnern ermordet worden smn. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- sührliches an anderer Stelle. Si« aflaiisches Locarno. von Thomas I. Wellmann-Konstantinopel. Der im Dezember tagende Dölkerbundsrat, besonders aber auch wohl der britische Kolopialmimster Amery haben eine derartiae Ueberraschung, wie es die Vollziehung des russisch-türkischen Paktes gewesen, nicht erwartet. Hätte das Foreign Office mit einer solchen Möglichkeit gerechnet, dann wären wahrscheinlich in Gens doch etwas andere Töne angestimmt worden. Man würde sich wenigstens die Mühe gegeben haben, da» plumpe Dfiel ein wenig mehr zu be mänteln. Aber es gab eben keiner Lord Curzon mehr, der selbst in seiner Feindschaft den Schein zu wahren suchte. So wurde denn die Türkei förmlich mit Gewalt in die Arme Tschitscherins geworfen und am 17. Dezember in Paris der türkische Sowjetvertrag unterzeichnet. Für den Volkskommissar der auswärtigen Angelegen heiten» Tschitscherin, ist dies nichts Ungewöhnliches gewesen; schon Anfang 1981 hat er ein „Freunoschafts- und Brüder- lichkeitsbündnis" mit Iussuf Kemal Bey als Vertreter An goras geschloffen. Das war allerdings zu einer Zeit, da die ringende kemalistische Regierung freundschastslos dastand und die Stühe des gewaltigen russischen Bären von uner meßlichem Werte gewesen wäre. Heute aber war es eine freie, verhältnismäßig starke, junge, frische, kampfeslustige Republik, die sich zu einem Vertrage mit eben dem alten, aber gleichzeitig auch unangenehmen Sowjet-Freunde ent schloß. „Im Falle eines kriegerischen Angriffes gegen eine der vertragschließenden Parteien von feiten einer oder mehrerer dritter Mächte verpflichtet sich die andere vertragschließende Partei, Neutralität zu wahren. Sodann darf auch keine von beiden Parteien sich einem Bündnis mit anderen Mäch ten anschließen, das irgendwie gegen den Partner gerichtet ist." „Ein asiatisches Locarno" schrieben die türkischen Blätter; eine neue Kriegsfront dachten andere. Tine Front von gefährdeten, unterdrückten, „protegierten" Orient-Län dern, über denen überall das Sichel-Hammer-Wappen drohend grinst. Und ihr gegenüber: Das neue locarnisierte Europa, das dem Osten die gesegneten Werke seiner kultu rellen Errungenschaften mit Luftkreuzern, Super-Dread noughts, Tanks und anderen zivilisatorischen Schöpfungen zu bringen wünscht. Großbritannien an der Spitze. Die Führer der Dritten Internationale batten sich von jeher die Erhebung des Islam gegen Großbritannien als Ziel gewählt. Schon oft war es ihnen gelungen, in Indien den geheimen Brand zu schüren, die Flammen zu wecken. Auf einem Kongreß in Baku im November 1980 wurde in pathetischer Weise dem orientalischen Nationalismus gehul digt und tatooller Beistand gegen den britischen Imperia lismus versprochen. Den Worten folgte die Tat: Errichtung selbständiger muselmanischer Staaten, die jedoch der Förde- rung der Sowjets angegliedert wurden, um) Hilfe der kämp fenden Türkei. Im Kommissariat des Auswärtigen wurde eine besondere „Muselmanische Sektion" geschaffen. Das Liebeswerben Moskaus um den Halbmond hing soweit, daß selbst der Emir von Afghanistan, Ama Rulloch Khan, offen behauptete, di« Politik der Bolschewiken zöge h-chstwahr- scheinlich den ganzen Islam an sich. Das trifft nun allerdings nicht zu. Wenn aber der Orient doch die ausgestreckt« Hand der Sowjet-Union an nimmt, so wird «r dcuu gerade von den Gegnern der Roten Internationale getrieben. Die Türkei hat trotz allem freund schaftlichen Entgegenkommen Tschitscherin», trotz der hohen Dienste, die er während der Lausanner Friedensverhand lungen geleistet, sich stet, gewehrt, bolschewistische Wege zu beschreiten. Für den Kommunismus ist in der Neuen Tür kei kein Platz. Es ist also etwa» recht Seltsame», diese rus- sisch.türkische Freundschaft. Da» Merkwürdigste daran ist di« Tatsache, daß sich die roten Herrscheckten in diesem Lande verhältnismäßig ruhig verhalten. In Deutschland, England und Frankreichs wie auch in allen anderen Staaten, benutzen sie jede Gelegenheit, ihre Ideen durchzuführen, den kommu nistischen Boden vorzubereiten und gegen die Regierung zu Hetzen. Hier geschieht dies nicht. Ihrem Wunsche mag das allerdings nicht fern liegen, aber die türkische Regierung wacht, und die Herren Genossen wollen sich nicht kompromit tieren. Sie genießen in London oder Paris weit mehr Freiheit als in Konstantinopel oder Angora. Die Gesandt schaft und das Konsulat unterliegen einer strengen Ueber- wachung. Wer eintkitt oder herausgeht wird von einem unsichtbaren Auge vermerkt. Selbst im Wartezimmer des Konsulats sollen dauernd Geheimagenten der politischen Po lizei anwesend sein. Ankommende Schiffe unter der Sowjet flagge unterstehen einer ganz besonderen Kontrolle. Manch mal allerdings scheint es so, als ob der eine oder andere hier weilende Genosse sich gegen die ihn bindende, einengende Gewalt auflehnen wolle. Ab und zu werden dann kommu nistische Flugblätter gefunden: „Proletarier aller Kinder, einigt Euch! Das sind gefährliche Worte für ein aus hun dertjährigem Schlaf erwachtes Volk. Solche Schwärmereien haben auch hier einige Wurzeln geschlagen. Doch ihre Kraft ist viel zu schwach und unbedeutend. Desto stärker aber ist der nationale Gedanke, der durch Schulen und vaterlän dische Veranstaltungen genährt wird. Die Wort« des Emirs von Afghanistan treffen nicht zu. Der Islam wird dem Bolschewismus trotz allem nicht in die Arme fallen. Er kann sich seiner wohl während einiger Zeit bedienen, nicht mehr. Das haben wir in Aegypten, in Indien und auch in Arabien gesehen. Die Erfahrung dürste gleichfalls auch Moskau gemacht haben. Trotzdem aber scheint es seine Vorliebe für die Moslems nicht auf geben zu wollen. Noch schreitet also Rußland an der Seite dieser Länder, die es während der zaristischen Zeit be kämpfte, noch gefällt sich Moskau in einer gewissen, unsicht baren Führerrolle; doch seine Ziele und die des Orients sind weit verschieden. Sie bilden den krassesten Gegensatz: Na tionalismus und Internationalismus. — „Asiatisches Lo carno!" Wer weiß, wie lange? — Oie Pläne Ab- el Krims. Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, treffen die Meldungen zu, daß Spanien im Melile-Abschnitt sich nur aus Abwehrtätigkeit beschränkt. Daher will Abd el Krim dort demnächst mit größeren Kräften angreifen, denn auch ihm ist eine Information zu Ohren gekommen, wonach die Angriffe der Franzosen in ihrem Abschnitt nicht so ernst genommen zu werden brauchten, da sie nur erfolgten, um die Zuverlässigkeit der von Abd el Krim abgefallenen Stämme zu erproben. Die Friedensbemühungen, wie sie bisher unternommen wurden, dürsten aus dem Grunde erfolglos gewesen sein, da Spanien und Frankreich immer wieder entgegnet haben, Abd el Krim sei nicht berechtigt, sich als Vertreter aller Rifs zu bezeichnen. Abd el Krim hat daher eine Resolution aus gearbeitet, die die Vermittlung des Völkerbundes oder des Haager Schiedsgerichts im Marokko-Konflikt anruft. Er sucht die Unterschrift möglichst vieler Scheichs unter seine Resolutton zu bekommen, um dadurch sowohl sich indirekt an erkennen zu lassen, als auch um die Ding« zu seinen Gunsten zu entscheiden. Im Rücken der Franzosen soll und kann auch, das ist die besondere Absicht Abd el Krims, ein Aufstand los brechen, der Frankreichs Stillung entscheidend beeinflussen wird. Verschiedene gesammelte Eindrücke lassen es wahrschein lich erscheinen, daß dieser Plan Abd el Krims gelingt, vor allem deswegen, weil Smerika für die Rifs eingenommen sei und Kapital in den Rifminen investiert habe oder solches noch zu tun beabsichtige, und auch England und Italien sich bekanntlich für eine Unterstützung der Rifansprüche einsetzten. Dem enalischen Auswärtigen Amt sind in letzter Zelt zahlreiche Gesuche zugegangen, um di« Vermittlung zwischen Krim und seinen Gegnern in die Hände zu nehmen, mä stet» abgelehnt wurde. Man hört al» Grund für di« Ableh nung, daß die englische Regierung für die fran- zösisch« Armee keine Entlastung herbeifüh re n w o ll e. Febhafte Tätigkeit der Uifleute. Pari», 28. Febr. (Drahtb.) Rach einer Havasmeldung aus Rabat ist an der gesamten französischen Marokkofront gegenwärtig eine lebhafte Tätigkeit der Rifleute im Gange, die überall Handstreiche oersuchen. Die Rifleute oerftärken ihr« Propaganda besonder» in der Gegend des wergha, wo sie die Stämme, die sich noch nicht unterworfen haben, dazu veranlassen, die französischen Posten zu überfallen. Schrapnell im GuropServiertet von Tetuan. Berlin, 23. Febr. Die Deutsche Allgemein« Zeitung unl» det aus Tetuan: Den Rifleuten scheint es gelungen zu sgltt, ein Geschütz größeren Kalibers hoch oben auf den Tetuan be herrschenden Berg zu schaffen. Am Sonnabend nachmittag fiel ein Schrapnell in die Hauptstraße des Europäerviertel» zu Tetuan und explodierte. Sechs Personen wurden ga* tötet und mehrere verwundet. Oie allgemeine Lage in G-rien. Der Aufstand der Syrer hat sich weiter ausgedehnt Wch in letzter Zeit auf das Gebiet von Aleppo-Alexandrette übegegriffen. Ein Teil der aufständischen Kampftrupp«, kam über die Grenze aus türkischem Gebiet. Die Reise da» französischen Oberkommissars de Iouoenel nach Angora dürfte mit diesen Ereignissen im engsten Zusammenhimg stehen, wobei eine eventuelle Abtretung des Gebiete» an die Türkei in Frage kommen könnte. In Damaskus gHt der Straßenkampf weiter. Die Syrer haben eine Anzahl Ver räter aus Damaskus abtransportiert und vor da» nationale Unabhängigkeitsgericht gestellt. Den Franzosen ist es ge lungen, das Gebiet Azzor, einer Stadt an der Grenze von Mesopotamien, etwa auf der Mitte zwischen Damaskus und Aleppo gelegen, wieder fester in ihre Hand zu bringen da durch, daß sie den dortigen Führer Ramadan Bascha Schal lasch politische Vorteile in Aussicht gestellt haben. Diese Tat sache hat die durch den Aufstand bei Aleppo geplante Flau- kenbedrohung der im Süden kämpfenden Franzosen ausge schaltet. Ramadan Schallasch stammt aus einer sehr am» einflußreichen Familie. Der Aufstand im südlichen Sadmt niedergeworfen. London, 23. Febr. (Drahtb.) Nach Blättermeldunae» aus Karthum ist der Aufstand des Nubastamme» im südlich«, Sudan, der ungefähr 1000 Krieger zählte, niedergeworstm. An den Operationen gegen die Aufständischen, die sich mit ihren Vieh- und Wasseroorräten in unzudringliche Höhl«, zurückgezogen hatten, haben englische Kamelreiter, Artillerie und Bombenflugzeuge teilgenommen. 38 Aufftäickiffche wur» den getötet, 300 Gefangene gemacht, zahlreiche Nubaleute haben sich bedingungslos ergeben. Der Rest der Aufständi schen hat sich in kleinen Gruppen zerstreut. Mu-Pei-Frr ermordet? New Jork, 22. Februar. (Drahtb.) Wie aus Peking ge meldet wird, geht in der Stadt das hartnäckige Gerücht um, daß Marschall Wu-Pei-Fu in Hankow von politischen Geg nern ermordet worden sei. Marschall Wu-Pei-Fu galt eine Zeitlang als Stütze der Zentralregierung. Jetzt soll auch er in die Verschwörungen der machthungrigen General« verwickelt sein, so daß die Pe kinger Regierung den Beschluß gefaßt haben soll, eine Straf expeditton gegen ihn zu entsenden. Schließung des Kufen» von Kanton. London, 22. Februar. Wie aus Hongkong gemeldet wird, hat das konsularische Korps in Kanton die Schließung des Hafens durch den Zollkommissar einmütig gebilligt. Da» Vorgehen der Kantonregierung gegen die fremden Schiffe hatte die Fortführung des Hafenoerkehrs unmöglich gemacht. Der Kampf um die Kat-sitze. London, 22. Februar. (T.-U.) Die der Vertreter der Telegraphen-Union von zuständiger Stell« erfährt, wird dt« heute abend stattfindende Beratung des Völkerbund»«»» schuffes des Unterhauses in der vvlkerbundsfrage von ent» scheidender Bedeutung sein. Di« alarmierenden Nachrich ten über die tiefere Bedeutung des französisch—türkffchen Vertrages werden in Regierungskretsen al» unzutreffend be zeichnet. In Regi«rung»kreisen wird erklärt, daß keinerlei Anlaß, an eine Aenderung der französischen Politik iw Osten zu glauben, bestünde. Die Grenzlinie -wischen und der Türkei sei nicht endgültig festgelegt worden, rechne naturgemäß mit Grenzberichtigunaen. Aber dl»«, daß nunmehr der durch Syrien gehend« Abschnitt der Bog- dadbahn wieder der Türkei zufallen solle, wäre keine Nch» Das widerspräche ausdrücklich englifch^ranzöfischen Aw»- chunaen. Ueber die allgemeine Lage sagt der Gveniug Standard, daß sich Ebamberlain der polnischen Mop» kandidatur gegenüber sehr wohlwollend Mglklgt tzMd