Volltext Seite (XML)
Nr. 37 Sonnabend, den 13. Februar 1926 81. Jahrgang wurde» von dem deutschen Dump« Reich ist > äuge- SUkgevk^tt-» Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschtchten Beilagen: Sonntag« - Unterhaltungsblatt und Lackwirtschapliche Bella-» Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druch rmd Verlag mm Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. FemsprechnNr.444und 441 regierung begrenzt, doch verginge keine Ministersitzung, in der man sich nicht ernsthaft und eindringlich mit der schm» um Ihre Existenz ringenden Landwirtschaft beschäftig«. Ma» müsse sich darüber klar sein, daß bei der unendlich schweren Gesamtwirtschastslage die Gesundung nur Schritt für Schritt vorwärts gehen könne. Er schloß mit einem Appell an die Treue und den Fleiß der Landwirtschaft und an die Erkennt» nis, daß dem deutschen Volk nur durch Einigung geholfen werden könne. r Reichslandbund erbittet Steuer stundungen. Berlin, 11. Febr. Der Reichslandbund hat sich mit kl« gender Eingabe an den Reichsfinanzminister gewandt: Am 15. Februar sind Vorauszahlungen für die Einkommen» und Vermögenssteuer fällig, ferner sind seitens der Monats» zahler Teilzahlungen aus die Umsatzsteuer zu entrichten. Da zu treten gleichzeitig noch die Zahlungen der Staats» u. Ga» meindesteuern. Nach den aus fast allen Reichsteilen gekom menen Nachrichten scheint es ausgeschlossen, daß bei der letzt» gen Notlage und Verschuldung der Landwirtschaft diese lungen geleistet werden können. Die bisher besteheiwen Stundungsoorschriften reichen nach unseren Erfahrungen irr keiner Weife aus, um hier die erforderliche Erleichterung zu schaffen. Nach den eigenen Erklärungen des Herrn Reichs ministers der Finanzen hat das Reich mehrere hundert Mil lionen für Steuerermäßigungen zur Verfügung. Auch bat der Herr Reichsminister der Finanzen soeben selbst die os- sondere Notlage der Landwirtschaft anerkannt. Wir rieb» ten daher an den Herrn Retchsminister der Finanzen di» dringendste Bitte, seine Ausführungen im Reichstag» am 10. d. M. auch in die Tat umzusetzen und allgemein weit gehende Stundung und Niederschlagung der die Landwirt schaft ganz besonders schwer schädigenden Vermögens- und Einkommensteuervorauszahlungen anzuordnen. Da die Zahlungstermine unmittelbar bevorstehen, wären »vir für eine besondere Beschleunigung dankbar. Grrverbslofendemorrstration in Kerttn. Berlin, 12. Febr. (T.-U.) In Groß-Berlin fanden heute Nachmittag zwanzig stark besuchte Erwerbslosenoersamm lungen statt, die von der Kommunistischen Partei einberufen waren. In allen Versammlungslokalen sprachen kommunistische Stadtverordnete oder Funktionäre der Par tei. Die Redner forderten, daß nicht nur das Reich, sondern auch die Stadt Berlin elngreifen solle, um der Arbeitslosig keit zu steuern. Etwa 150 Delegierte begaben sich nach dem Gebäude des Allgemeinen Deutschen Cewerkschaftsbundes, um dort mit den Leitern der Spitzengewerkschaften zu ver handeln. Da das Hau» jedoch von der Schutzpolizei Sicherheitsposten erhalten hatte, kehrten di« Erwerbslosen wieder um mit der Begründung, daß sie unter „polizeilichem Druck" nicht verhandeln würden. Eine andere Delegation, die sich in das Rathaus begeben wollte, um dort mit den Fraktionen zu verhandeln, machte ebenfalls Kehrt, als sie die Mannschaften der Schutzpolizei erblickte. Schließlich löste sich die Demonstration auf. Frankreichs Gegenminen in Gens. London. 11. Februar. In einem langen und sehr be merkenswerten Artikel bespricht der diplomatische Korre spondent des „Daily Telegraph" heute die Schwierig keiten, die sich dem Eintritt Deutschlands in den Völker bund entgeaenstellten. Der Korrespondent sagt, hinter den Kulissen spielte sich hierum ein diplomatischer Kampf sowohl in den Kanzleien Europas wie in den Wan- delgängen des Völkerbundes ab. Frankreich leite die lr' wegung für die Vermehrung der ständigen Sitze im Völl bundrat. Frankreichs Zweck in diesem Manöver sei, De,: lande Anwesenheit im Völkerbundrat dadurch „auszu chen", daß in dem Körper eine überwältigen, antideutsche Mehrheit entstehe. In London wür. man in einer solchen Lage auch eine Gefahr gegen England erblicken, dessen Einfluß im Völkerbund sehr geschwächt würde. Das Ergebnis wäre jedenfalls eine permanente Mehrheit für die französische Politik. Es ist nicht schwierig, zu erkennen, wie eine lateinisch-westslaw,che Koalition, ganz abgesehen von Deutschland und den deutschen Problemen, England und Schweden und zeitweise auch Belgien und Japan in eine dauernde und hoffnungslose Minderheit drängen könnte. Der Korrespondent sagt dann zusammenfassend: So sehr auch alle Mitglieder des Dölkerbundrates verpflichtet sind, Deutschland einen ständi- den Sitz im Völkerbund zu gewähren, so »nutz doch sehr vor sichtig die Tatsache in Betracht gezogen werden, daß zum mindesten eine Partei klipp und klar erklärt, daß Deutsch lands Eintritt in den Völkerbund sabotiert werden soll, wenn die anderen nicht auch permanente Titze erhalten. Der rasche Eintritt des Reiches in den Völkerbund würde im Interesse der Sache selbst wie auch für Teile des Locarno vertrages für eine Notwendigkeit erster Güte gehalten. Trotzdem „wären ein paar Monate Verzögerung des Ein tritts bis zurSeptemberzusammenkunftvielleicht einkleineres Uebel als ein Nachgsben, das die britischen Interessen und die Interessen des Völkerbundes für alle Zeit schädigen könnte." Chamberlain hat in Paris keinerlei Versprechun gen über Spanien oder Polen oder irgendein anderes Land gemacht, und die ganze Frage bleibt in der Schwebe, bis da» englisch« Kabinett einen Entschluß gefaßt hat, wie der englische Vertreter sich im März im Lölkerbundrat ver halten soll. ' » Die in Paris und London offenbar -hr eifrig geführ ten Verhandlungen über den ständigen Sitz Deutschlands im Völkerbundrat beschäftigen auch die Berliner politischen Kreise um so stärker, je mehr zu erkennen ist, daß Deutsch lands Stellung im Bolkerbundrat nach dem Willen Frank reich» und seiner Vasallenstaaten von vornherein geschwächt werden soll. Man glaubt hier nicht, daß irgendeine der Lölkerbundrat vertretenen Mächte auf das Deutschland gegebene Versprechen auf Zustimmung zu einem ständigen Sih im Lölkerbundrat zurücknehmen wird, wohl aoer besteht die Möglichkeit, daß gegen England Frankreich mit der gesamten Kleinen En- tente für «inen ständigen Sitz für Polen und vielleicht auch für Spanien und Brasilien eintritt und daß damit die ganzen Voraussetzungen für den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund verändert werden. Man kann wohl sagen, daß di« deutsche Regierung in der Durchführung solcher Pläne eine illoyale Handlung schlimmster Art sehen würde. Ale Notlage der Kandwirlfchatt. «mpfana von Vertretern de» Reichs- limddrmde» durch d. RelchSprSstdenten Berlin, 11. Februar <T.-U.) Reichspräsident von -in- denbura empfing heute «ine Abordnung de» Reichslandbun- de», bestehend au« Louern der Provinzen Brandenburg, Pommern, Schleswig-Holstein, sowie au« Mecklenburg und Bayern. Der Sprecher der Abordnung führte au-, daß di« drängend« Not der Landwirtschaft der Abordnung den Mut gelben hab«, sich an Hindenburg selbst zu wenden. Die deutsche Landwirtschaft appellier« an Hindenburg nicht allein au» Selbsterhaltungstrieb, sondern well e« auch für den Staat verhängnisvoll werden müsse, «mm di« Land wirtschaft al». Steuerzahler ausfall« und nlcht mehr al» Käufer auftreten könne. Dann schilderten die Vertreter der einzelnen Provinzen und Länder die besonder« Lage ihrer Heimatbezirke. Reichspräsident von Hindenburg versichertt in seiner Antwort, daß «r st«t» mit warmem H«rzen d«r Landwirtschaft g«dent, und daß «r all« Kraft daran setzen wolle, ihr in der schwer«» Notlog« m Helsas S«in« Hand- lung»ft«iheft s«i allerding» durch Parlament «ad Reichs- Hau» halbmonatlich »ScheniNch 5V Psg. Einzelnummer l8 Psg. — Alle Postmistalt«,, sowie unsere geiimraeauetrager und di» Geschäftsstelle nehmen »ederzrit Bestellungen entgegen. S*sch tnnnaoweti«: Frden Werktag abend» für den folgend. Tag. PvfttcheM-Kontv; Amt Lreaden Str. 1821. Gemeinde» «e,»a»»»«ta ür die Ach eine« halben Monat»: Frei tn» veebnndogtrobast« Bstchof»»»,»« Konto R». 64. . . . sonstiger irgend welcher !Snmg de« Betriebes der Zeitung oder der Besörderungseinrtch- die Zett »in», kalben Monat»: Frei in» »mchavb^t»»«»-« Btschvfnweeda Kvnt» Sto. 64. > Mb. ILO, beim Abholen in der Geschaft-stelle Im Fall« höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend w, Einzelnummer t8 Psg. — All« Postanftalt«,, StSnmg de, Be '' , .... , tungen — Hal der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder zum Kurs vom Tage der Rechnung. — Rabatt nach Tarif. Me Rachliemung der Zeitung oder aus Rückzahlung de, Bezug,pretses. Sammelanzeigen iarlsm. Aulschlag. — Erfüllungsort Bischof»»««» Neues aus aller Mktt. — Der Münchener Bürgermeister Schar nagt la Am- york. Au» Neuyork wird gekabelt: Der Münch»»«: Bür germeister Scharnagl und seine Begleiter empfingen am Donnerstag Vertreter der Neuyorker Presse, um ihnen für das Interesse zu danken, welch«» die Presse und ander« Kreist ihrem Besuch entgegenzeoracht hätten. — Schwere Verfehlungen eine» Schuldienst. Der Schuldiener einer Berliner Temeindeschule, Kahler, »in Mann von SS Jahren, und Vater dreier Kinder, ward« gestern verhaftet, weil er sich an zahlreichen Schulmädchen im Alter von 11 bl» 13 Jahren aufs schwerst« vergangrn hatte. Bi» i«tzt sind 18 Schülerinnen ermittelt worden, di, von ihm mißbraucht worden waren. - »ar der SchN-ßnna de» Solbad« «rruMach. Di« Kreuznach«» Solbäder, Aktiengesellschaft, hat «in« Gen««l- Versammlung ausgeschrieben, auf deren Tagesordnung sich als Hauptpunkt di« Schli«ßvng des Bad« am 1. «pr« dm MMMFrM-r - Aischoltzweröaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blau enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshaupt- mannjchast, der Schulinspebtion und de» Hauptzpllamt« zu Bautzen, de» Amtsgericht«, des Finanzamtes und de» Ttadtraw zu Bischofswerda. Anzetginpret« (in Goldmark): Die 43 mm beette ei» Grundschristzeile 25 Psg., örtliche Anzrigm 20 Pfg, di« breite Reklamezeile (im Textteil) 70 Psg. Zahlung m Da» zum amtlichen Briefkurs vom Zahltag, jedoch nicht m«d< Tagesschau. * Dl« AbMmmuna über den kommunistischen Auf- lösnng-anlrag im Sächsischen Landtag ist aus Dienstag ver tagt worden. * Reichspräsident v. Hindenburg empfing am Donners- tag Vertreter de» Reichslandbunde», die ihnen die Notlage der Landwirtschaft schilderten. * In einer halbamtlichen Auslassung wird erklärt, daß die Reichsregierung keinen Anlaß sieht, auf die zweite Rede Mussolini» zu antworten. * Die Zahl der unterstützten Erwerbslosen im S in der zweiten Januarhälfte auf über 2 Millionen wachste. * 2n Berlin kam « Donnerstag nachmittag zu Er- werbalosendemonstrationeu. Da» Haus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschastsbundes und das Rathaus wurden polizeilich gesichert. Ein« Heeresschau französischer Faschisten ist auf den 21. Februar in Verdun festgesetzt. * Bei der Desinfektton einer Wohnung in München er eignete sich ein« schwere Explosion, durch welche 28 Perso nen zum Dell schwer verletzt wurden. Zu den Mit * beschneien Meldung«» finden die Leser Aus führliche» an antwrer Stell«. Oie Min-erheiien in Oeuischland. Mussolini hat es in seinen beiden Südtiroler Reden für richtig gehalten, die Behauptung aufzustellen, daß die Be handlung der Deutschen in Südtirol wesentlich humaner wäre al» die, Behandlung der fremden nationalen Minder heiten im Deutschen Reich. Er sprach von dem Dalken, den Dr. Strcäemann in seinem eigenen Auge übersähe, um dasür von^Sem Flitter in Italien große» Aufheben zu machen. Run trifft da» weder der Zahl, noch der Sache nach zu. Denn die bodenständigen nationalen Minderheiten in Deutschland erreichen nicht die Zahl der bodenständigen deut- schen Minderheiten in Italien. Auherdem muß darauf hin- gewiesen werden, daß selbst der Präsident der Völkerbunds» Kommission für di« oberschlesifchen Minderheitenfragen, Calonder, von sich aus ohne jede irgendwie geartete Einwir kung festgestellt hat, daß die Minderheitenversorgung durch die preußische Regierung in vollkommen einwandfreier und geradezu idealer Weise erfolgt sei. Fremde nationale Min derheiten gibt es aber in Deutschland in irgendwie nennens wertem umfang nur im preußischen Staatsgebiet. Die Regelung der kulturellen Bedürfnisse der Pkinderheiten in Deutschland ist bereit» durch einen Erlaß vom 31. Dezember 1S18 in einer denkbar entgegenkommenden Weist, wie st« bisher noch kein fremde» Staatsgesttz aus "'st, allgemein ge regelt worden. Sm Gegensatz zu vielen schönklingenden Gesetzen und Verordnungen in den fremden Staaten mtt weitaus umfangreicheren deutschen Minderheiten wi« Däne mark, Polen, Tschechoslowakei, Jugoslavien, Rumänien, Italien usw., ist diese Verordnung aber nicht auf d«m Papier geblieben, sondern in vollem Umfang« durchgeführt Und zwar in einem Umfang«, der in Deutschland mit Recht Aufsehen und Anstoß erregt hat, weil die entgegenkommend« Haltung der Veutfchen Reichsregierung und der Länderr«- gierungen und der Gemeinden gegenüber d«n fremden Mkn- oerheiten, die zum großen Teil nicht einmal bodenständig sind, zu einer künstlichen Grohzüchtung gar nicht vorband«, ner Minderheiten zu führen droht und zu einer vielfach aus- gesprochen staatsfeindlichen Propaganda gegen da» Reich ausgenutzt wird. Aber selbst da» würde man di allen Lei- len des deutschen Volke» zur Not noch hinnehmen, wenn wenigsten» den bodenständigen deutschen Minderheiten, die in ihren Gebieten faktisch Mehrheiten sind, in den entsprr- chende» Staaten die selbstverständlichen kulturellen und wirtschaftlichen Menschheitsrecht« eingeräumt werden. Cs braucht nicht an Einzelbeispielen bewiesen zu werden, daß das nur in Ausnahmefällen der Fall ist. Aber für Herrn Mussolini hat es sich bei seinen unwahren Behauptungen auch gar nicht um die eigentliche Minderheitenfrage «Han- delt, — sonst würde er nicht solche Anast vor «iner Behänd» lung der Südtiroler Frag« im Völkerbund an den Tag ge legt haben, — sondern für ihn ist die Südtiroler Minderhei tenfrage lediglich «ine innerpolitisch« Machtanaelegenheit de» Faschismus, dM« bei seinem.imperialistischen, innerpoli- tisch gebunden«» Machtsystem nicht ertragen will, daß «in geschloffene, Volkstum bei aller Loyalität gegen den Staat abseits vom yaschMus st,Hk. Könnte da« nicht geleaentlich ein Beispiel für bestimmte Teil« Altitaliens coer-enr