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DerSächWeLrMer ZStstHoltzwerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Anushaupt» Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, Ke» Amtsgerichts des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. MÄgeSLcrtt-» Unabhängige Zeitung für alle Stände rn Stadt und Land. DichtesteBerbreitung inallenBolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Drum und Verlag von Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 Erfch t»»«gmv«ti«: Jeden Werktag abends für den solgend. Tag. Vezagsp«»« für die Zeit eines halben Monat«: Frei ins Haus halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SV Pig. Einzelnummer 15 Psg. — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. 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Der Kanzler erklärt weiter, daß er auf di« Einzelfrogen aus dem Zettelkasten des Grafen Westarp jetzt nicht An gehen könne. Beifall in der Mitte und links.) Selbstver ständlich werde er die Richtlinien des Vertrages von Lo carno einhalten. (Beifall in der Mitte und links.) Es müsse gelingen, daß Deutschland so bald als möglich seine Belange im Völkerbund vertreten und seine Stimme dort zur Gel tung bringen kann. Wir werden Männer hinschicken, die dasür sorgen, daß im Völkerbunde nichts zum Schaden des Vaterlandes geschieht. Auf Einzelfragen könne er jetzt nicht eingehen, sa erklärte der Kanzler, weil sie noch im Fluß seien. I n n e r p n l i t i s ch werde er dahin streben, wieder dos Vertrauensverhältnis des Wählers zum Abgeordneten durch eine Wahlrefnrin herzustellen. Der kommunistische Abgeordnete Heckert erhält gleich z» Beginn seiner Ausführungen eitlen Ordnungsruf wegen beleidigender Aeußerungen gegen die Regierung. Der Redner lehnt das Kabinett Luther ab. Abg. Dr. heuß (Dem.) bedauert die Haltung der So zialdemokraten, die eine große Koalition verhindert hätten. Alle staatsbejahenden Parteien sollten sich znsammsnsinden, uni die Regierung der Mitte zu stützen. Abg. hampe (Wirtsch. Bgg.) hebt hervor, daß das par lamentarische System allmählich zu einer Gefahr und Schick salsfrage für das deutsche Volk geworden sei. Der Schacher um die Ministerposten sei unerträglich. Die Wirt schaftliche Vereinigung halte an ihrer sachlichen Oppo- sition fest. Darauf wird die Weiterberatung auf Donnerstag, 2 Ilhr vertagt. Schluß nach ü Uhr. Das Vertrauensvotum der Regierungsparteien. Die Regierungsparteien hoben folgendes Vertrauens votum eingebracht: Die Reichsregiernng besitzt das Vertrauen des Reichs tages." Vie Berliner presse zur Rede Luthers. Berlin. 28. Januar. iDrahtb.) Das Eingreifen des Reichs knnzlers Dr. Luther in die Reichstagsdekatte am Mittwoch und die Forderung ciuer Vertraucnskundgebnng wird von den einzelnen Blättern verschieden beurteilt Die „Tägliche Rundschau" nennt den gestrigen Tag einen glücklichen für die Regierung, möge sic fallen oder bleiben Sie kämpfe jedenfalls mit Ehren für den Grundsasi der Vcraniworilichkeit und für die Politik des positiven Schaffens. Das „B. ?." meint, man habe den Eindruck gehabt, als sei Luther über Nacht erst wirklich zu einem überzeugten An Hänger der Politik der Mitte geworden. Die „Anssi sch« Zei tung" spricht van einem starken Eindruck der Rede im Parlament und stellt als besonders bemerkenswert das Abrücken Luthers non der Rechten fest. Der „Börsenkurie r" sagt, Luther habe da mit die politische Führung wieder an sich gerissen. Die „Germa - n i a" spricht den Wunsch aus, daß nach diesem Appell des Reich kanzlers in der Sozialdemokratie die bessere Einsicht die Oberhand gewinnen möge, da diese Regierung erhalten bleiben müsse. „Dio Bärsenzeitung" meint, cs sei kaum noch «ine Möglichkeit zu entdecken, wie dieser Reichstag außen und innen politisch gleichmäßig aktionssähig werden könne. Der .Fokal anzeiger" steht in der scharsen Rede Dr. Luthers einen Tem peramcntsausbruch und meint, daß nach der Rede wohl alles so stände, wie es vor ihr gestanden habe. Die „Deutsche Tages zeitung" nennt sie einen Husarenrilt Dr. Luthers. Sie steht den Hauptgrund für die scheinbar improvisierte Rede In dem Tempera ment Luthers, der mitunter ins cholerische falle, da der Reichskonz ler unmöglich nach der ganzen Lage eine positive Mehrheit für dm Regierung erhalten könne. Die „Kreuzzeitnng" sagt, die Rede sei der Uebertritt Luthers und seiner Kollegen zur verkappten ckro ßen Koalition gewesen. Der „Vorwärts" erkennt das leidenschaftliche Eintreten Luthers für Locarno und zum Völkerbund an und sagt dann: hätte der Reichskanzler für seine Innenpolitik die logischen Folgerungen aus seiner außenpolitischen Haltung gezogen, so wäre die Aufgabe der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, die heute vormittag zu entscheidender Beratung Zusammentritt, letcht. Die große Aussprache im Reichstag. Berlin, 27. Ian. Ain Regicrungstisch: Reichskanzler Dr. Luther und die übrigen Mitglieder des Kabinetts. Präsident Lobe eröffnet die Sitzung um 1.20 Uhr. — Auf der Tagesordnung steht die Besprechung der Erklärung der Reichsregierung. Verbunden damit wird der deutsch nationale Antrag über die Vorbedingungen für den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund. Mit zur Verhandlung stehen die drei Mißtrauensvoten der Dcutjchnotionalen der Völkischen und der Kommunisten. Gegen die Forderung der Völkischen, ihren Antrag auf Einstellung der Zahlungen aus dem Dawesplan mit zur Erörterung zu stellen, wird non der Sinken Einspruch erhoben. Die allgemeine politische Aussprache wird durch eine Erklärung des. Abg. Fehrenbach erngeieitet, der im Namen der Regierungsporteieu spricht. Der Redner sagte Unterstützung der Richtlinien zu, die der Reichskanzler für die Außenpolitik und Innenpolitik entwik- keit hat. und spricht die Hoffnung aus, daß die Verhand lungen über die Herabsetzung der Besatzung in der zweiten und dritten Zone recht bald zum Ziele führen möchten. Wirtschaftlich sei Deutschland angewiesen auf eine Steigerung seiner Ausfuhr, um fähig zu sein zur Leistung der ihm auferlegten Zahlungen. Die Stärkung der wirt schaftlichen Kräfte des Mittelstandes sei notwendig. Die von der Regierung angekttndigten Erleichterungen ans dem Ge biete der Sozialpolitik würden von den Regierungsparteien gern unterstützt werden. Die Zusammenfassung der ver schiedenen Schutzbestimmungen zu einem einheitlichen Arbei- lerschutzgesetz sei notwendig, ebenso die baldige Verabschie dung eines Arbeitszeitgesetzes. (Beifall in der Mitte.) Abg. Müller-Franken (So,.) bedauert, daß auch die Erklärungen des Abg. Fehronbach keine Antwort gegeben hätten auf die vielen Fragen, die die Rede des Reichskanzlers offen gelaßen habe. Wenn Dr. Luther für seine Minderheitsrcgiorung die Unterstützung anderer Parteien suche, dann hätte er ein genaueres Pro gramm vortragen müssen. Das Kanzlerprogrannn sei außer ordentlich inhaltlos. Das Mißtrauen der Sozialdemo kratie gegen Herrn Luther sei durchaus gerechtfertigt. In der Außenpolitik sei Deutschland an die LocarnopoUtik gebunden. Ein Zurück gebe es da nicht. Der Kanzler hätte offen er- klären müssen, daß der Eintritt in den Völkerbund keinen weiteren Aufschub mehr verträgt, das sei um so notwendiger, als schon wieder Kräfte am Werke seien, die auch in dl-ser Frage der deutschen Politik den Ruf der Zweideutigkeit ver schafften. Seine Fraktion, so erklärt der Redner, hätte am Dienstag für die Besprechung des deutschnationalen Antra ges gestimmt, weil Klarheit geschaffen werden müsse, daß der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund nicht an alle möglichen Bedingungen geknüpft werden dürfe. Der Redner sagt der Regierung Unterstützung zu, wenn sie bereit sei, in der Außenpolitik entschlossen den Weg von Locarno sortzusctz « n. (Hört, hört!) Mit aller Schärfe behandelt Abg. Müller dann die Frage der Fürsten« b- Lefprechuna Dr. Kuthers mit den Führern der Mirlfchaftl. Uereinigung. Berlin. 27. Januar. (Drahtb.) Wie die Telunion au» parlamentarischen Kreisen erfährt, hält Reichskanzler Dr. Luther morgen vormittag eine Besprechung mit den Führen, der Wirtschaftlichen Vereinigung ab, an der auch Außenminister Dr. Stresemomi und Wirtschaftsminister Dr. Turtiu» teilnrhmen werden. Von dem Ergebnis dieser Besprechung wird das Berhalten der Wirtschaftlichen Ber einigung bei der Abstimmung über das Vertrauensvotum abdanaen. findung und spricht unter dem Beifall der Linken und Widerspruch der Rechten von Erpressertaktik und einem Räuberfeldzug der Fürstenhäuser. Der Redner fordert dann Zurückziehung des S ch u l g o s e tze n t w u r s e s und schleu nige Notstandsmaßnahmen für Erwerbslose und Kurzar beiter. Der Redner schließt mit der Erklärung, die neue Re gierung könne vor dem In- und Auslande nur bestehen, wenn sie Farbe bekenne. Deshalb, Herr Reichs- hapzlerl heraus mit der Sprache! Abg. Graf Westarp (Vnat.) lehnt die Illusiouspolitik der Reichsregierung hinsichtlich des Völkerbundes ab. Die Douischnaiwnalen hätten nie einen Zweifel daran gelassen, daß sie diese Völkerbundspa'.itik nicht m itmachen können. Die Regierung habe jetzt noch freie Hand und könne immer noch dem Völkerbund fernblci- ben. Jedenfalls müssen vor einem Eintritt in den Völker bund bestimmte Voraussetzungen erfüllt werd-ui. Das gilt besonders von der B e s a tz u n g s j r a g e. Alle Par teien sind darin einig, daß die bisherige Verminderung der Besatzung absolut unzureichend ist. Klarheit müße auch geschafft worden über die Auslegung des Locon«- Vor träges. Im Gegensatz zu der richtigen deutsch"! Aus legung meine die Gegenseite noch immer, der Pakt bedeute den ewigen Verzicht Deutschlands auf Elsaß-Lothrin- gen. Vor dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund müsse die deutsche Auslegung anerkannt werden. Ferner niüsse gefordert werden eine Neuregelung des Ver fahrens bei Bölkerbundsexekutionen, die Zurücknahme der Krigsschuldlüge und der Kolonialschuldlüge, Garantien für den Schutz deutscher Minderheiten im Auslande, vollständige Beseitigung der Militärkonirollc, Aufhebung der im Luft- fahrwcson über Deutschland verhängten Beschränkung-',,. Auf der Abrüstungskonferenz sollte der deutsche Vertreter die ungerechte A u s n a h m e b e h a n d l u n g kennzeichnen, die Deutschland durch den Versailler Vertrag zuteil wird. (Beifall rechts.) Bei Annahme des deukschnationalen Antrages würde das Mißtrauensvotum gegen die Negierung forlfallcn. Der Redner kritisierte dann die Zusammensetzung des Reichskabinetts, das eine nach links eingestellte P a r t o i r o g i c r un g sei, er fordert die Aufhebung des Republikschutzgesetzes und warnt vor einer parlamentari schen Kabinettsjustiz in der Frag« der Fürstenabfindung. Er schließt mit der Erklärung, daß sein Kampf vor allem dem unheilvollen Einfluß der Sozialdemokra- in dem neuen Kabinett gelte (Lebhafter Beifall rechts.) Ganz unerwartet nimmt darauf sofort Reichskanzler Vr. Luther Wnrl In großer Erregung erwidert er, es ireffe durchaus zu, daß noch manche Fragen offen seien. Das liege aber an der schmierigen Situation der Regie rung. Wäre eine Mehrheit für die Regierung vorhanden, dann hätten viel« Fragen schon programmatisch festgclegt werden können. Jetzt handle es sich einfach darum, ob der Reichstag dieser Regierung die Möglichkeit zu praktischer Arbeit geben wolle. Dio Regierung der Mitte Hobe sich zusammengcfunden, iveil eine Mchrheitsregierung nicht zu- standekam. Irgendwie müsse Deutschland schließlich doch regiert werden. (Lachen rechts.) Es sei sehr billig hier zu lachen, aber den Männern der Regierung sei wirklich nicht um Lachen zumute. Es handele sich um eine Zeit der ern- testen Not des deutschen Volkes. Man habe behauptet, es ei keine Regierung der Mitte und sei auch keine neutrale Negierung. Wie soll die Regierung denn anders aus- «hen? Wenn die Sozialdemokraten Klarheit verlangten, o hätten sie doch selbst die beste Gelegenheit gehabt, diese «arbeit zn schaffen, indem sie eine Regierung der Großen Koalition ermöglichten. Nachdem eine Regierung nach rechts oder links unmöglich war, habe sich diese Notgemein» chaft der Mitte zusammcngefmiden. Der Kanzler kommt dann auf den Vorgaim am Schluß der DienstoAgsitzung zu sprechen, als alle Parteien, die nicht zur Regierung gehören, dem deutschnationalen An trag znstinnnten, die Besprechung der deutfchnationalen For derungen mit der Aussprache zu verbinden. Es sei nur tak tischer Vorgang gewesen, aber er zeige, daß die Regierung eine Mehrheit brauche. Es sei unmöglich, daß die Regierung In dieser schweren Zeit etwa die Arbeit über nehme auf der Hintertreppe abgelehnter Mißtrauensvoten. Der Reichskanzler wiederholte darauf noch einmal die Er klärung. daß das Reichskabinett auf eine positive verkrauenskundgebuag alchk verzichten könne (Leich. Beifall in der Mitte.) Wir wolle», erklärte er weiter, kein« Regierung, die geduldet wird, sondern Tagesschau. * Bei der Aussprache über die Regierungserklärung iw. Reichstag ergriff Reichskanzler Dr. Luther das Mort und forderte ein positives Vertrauensvotum für di« Re gierung. * Nach Meldungen aus Dresden hat sich der Berliner sozialdemokratische Parteivorstand auf die Seite dec Rechts sozialisten gestellt, die eine vorzeitige Landtagsanflöfung N ablehnen. Die Zusammenkunft dec Arbeiksminifier Deutschlands, Belgiens. Frankreichs und Englands, die bereits im Juli oer, aangensn Jahres stattfinden sollte, wird in diesem Frühjahr vor der Genfer Tagung der internationalen Arbcitskonfc- renz in London erfolgen. Bei dieser Besprechung handelt es sich um eine gleichmäßige Anwendung des Achtstunden tage, in den betreffenden Ländern. In Basel. Zürich und Schaffhausen Hot sich ein anti- sasOstifches Komitee gebildet, das sich die Bekämpfung des Faschismus aus breitester Grundlage zum Ziele setzt. Nach Meldungen aus Bukarest erlitt der Ministerpräsi dent Vrottanu avi Dienstag abend einen schweren Schlag anfall. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- fllhrlichos an anderer Stelle.