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D-rMWLMrr TMHolVwerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Dischosswerda und den angrenzenden Gebieten Die« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Anushaupt« Mannschaft, der Schuliuspektion und de» AauptzollaaUs -u Bautzen, im» Amtsgerichts, de» Finanzamtes und des Stadtrat^. zu Bischofswerda. Unabhängige Leitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitunginallenVolksschtchten Beilagen : Sonntags «Unterhaltungsblau und Landwirtschaftliche Beklage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag von Friedrich May G.m.b.tz. in Bischofswerda. FernsprecherNr.'444 und 445 Erich dunegmoeis« Jeden Werktag abmd» str den solznrd. Ta-. d*ru»*V»*t* Mr die Zett eine« halben Bksaat»: Frei ins halbmonatlich MH. 1.20, beim Mhole« tn d« Geschäftsstelle «öchentllch SO Psg. Einzelnummer 15 Psg. - «Le Postanstalten, Pwte «ufere ZeLmgmmMräger mW die «efchästsstrae nehmen jederzeit Bestellung« entgegen. Paftsch«U»««rto: «net Dresden Slr. 1521. Gemein»«« »e»»«»»g1r»lu,ss« vtschofemerda Konto Str. 64. Im Fall« höherer SewaU — Krieg oder sonstiger irgend welch« Störung de« Betriebe« der Zeitung oder da Besörderung«einrtch. twrgrn — hat d« Bezieh« keinen Anspruch aus Liesrrung oder Nachlieferung d« Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreises. Anzeigenuret» (in Goldmarks: Dir 43 mm breite einspaltig« DrundschristzeUe 25 Psg., örtliche Anzeigen 20 Psm, di» SV mm breite Reklamezeile (im TextteU) 70 Psg. Zahlung in Baptrrmart zum amtlichen Brieskur» vom Aahllag, sedoch nicht medrig« am zum Kurs »om Tage da Rechnung. — Rabatt nach Tarif, «r Sammelanzeigen tarism. Aufschlag. — Erfüllungsort Bischof»»«»« Nr. 17 Donnerstag, den 21. Januar 1S26. 81. Jahrgang genommen werden, daß man den Zeitpunkt für gekommen erachtet. Siegt Trotzki auf der ganzen Linie, so wird Sow jetrußland von innen heraus eine Reorganisation erfahren, die dar große europäisch-asiatische Weltreich wieder an den Anfang eines Aufstiegs stellt, eines Aufstieges, der sich mehr und mehr vom Bolschewismus ab und den weftllchen Ideen zuwendet, aber auch die Gefahr in ve» Westen» dann wieder überragenden Ginstutz gewinnen. er ¬ töt- aus dem durch das Ausscheiden der Deutfchaatlonaleu Solls partei der bisherigen Mehrheitsregierung die Grundlage entzogen worden war, nachdem trotz der hingebungsvollen und sehr dankenswerten Bemühungen des Herrn Avg. Roch die andere Möglichkeit einer Mehrheitsregiernng, nämlich die sogenannte Große Koalition, sich ebensalls nicht Hot ver wirklichen lassen, blieb al» zwar weniger kragfähige, ob« immerhin doch durchaus gangbare Lösung die Regie rung der Mitte übrig. Sollte auch dieser Versuch scheitern, so wäre damit das deutsche Vaterland vor eine Lage von größtem Ernst gestellt, da jede« Gedanke« einer anderen Regierungsbildung schwerste Vedeakt« entgegenslehen. Ich habe es deshalb aufrichtig begrüßt. Laß die von Ihnen, meine Herren, geführten vier Partei« sich grundsätzlich bereit erklärt haben, eine Koalition der Mitte einzugehen. Herr Reichskanzler Dr. Luther hat mich fortlaufend da rüber unterrichtet, welch große Schwierigkeiten durch di» einzelnen Parteien bisher haben überwunden werden «Ül sen, um eiuer praktischen Lösung nLherzukommeu. E» stk ihm leider nicht gelungen, diese Schwierigkeiten ganz au» dem Wege zu räumen. Auf der anderen Seile erträgt ob« dis Lage des Landes eine längere Verzögerung nicht oochr. Was nach einem völligen Scheitern der Besuche dieser lehän Woche, eine parlamentarische Regierung der Mitte zustande zu bringen, folgen würde, ist nicht zu übersehea. lluter dte sea Umständen habe ich mich für verpflichtet geholte«, da» Herrn Reichskanzler Dr. Luther zu bitten, numuehr auf Grund seiner bisherigen Bemühungen den Varteia» einen Plan zur endgültigen Beschlußfassung über die Besetzung der Ministerien vorzulegen. Ich bin von vornherein überzeugt, daß der Herr Kanzler nicht alle, an sich berechtigten wünsche der Parteien erfüllen kann, bin mir aber klar, daß e» «i»a» anderen weg, baldigst aus der Krisis herauszukommen, «ich» gibt. Zn Ausübung meiner verfassungsmäßigen Veraut- I workung muh ich es begrüßen, daß der Herr Reichskanzler Sie nunmehr ersuchen will, ihm noch heute abend Ihre end- gültige Stellung zu seinen Vorschlägen mltzuteilea. Ich bitte die hier vertretenen Parteien, ihre Bedenken hinter die großen vaterländischen Gesichtspunkte z«- rückzustellenund jedes Opfer zu bringen, damit eudllch das betrübende Schauspiel der unausgesetz ten Regierungskrtsis beseitigt und die Möglichkeit fruchtbarer Arbeit, die setzt mehr den« je erforderlich ist, wieder geschaffen wird." Die Zustimmung der Parteien. Berlin, 19. Januar. Außer dem Zentrum und der Deutschen Volkspartei stimmte auch die bayerische voll» Partei nach kurzer Beratung der Fraktion der vom Reich» kanzler vorgeschlagenen Liste zu. Beinahe wäre das Kabinett der Mitte dennoch geschei tert, denn di« demokratische Fraktion wollte sich nicht füAM Erst nach zweieinhalbstündiger erregter Sitzung wurde um II Uhr abends eine Abstimmung erzielt, wobei von den A> anwesenden Abgeordneten 10 für und 10 dagegen stimmten Den Ausschlag gab die Stimme des Vorsitzenden Koch-Des«, der für Annahme der Liste stimmte. Zustimmung de» Ueichapriistdeuten. Berlin, 19. Januar. (Drahtb.) Nachdem im Lauf« do» Abend» die Fraktionen de» Zentrum», der Deutsch«» Voll» Partei, der Deutsch-Demokratischen Partei und der Bay« rischen Volkspariei Ihre Zustimmung zu der »om Reich»?«) ler Dr. Luther vorgeschlageaen Besetzung der Reichomlnlfie rien mltgetellt habe«, hat der Reichskanzler dem L«ch»präp- deuten mitgeleilt, daß da» Kabinett der Mitte annniehr M- bildet sei. Da» Kabinett hat die Zustimmung d« Herr« Reich»präsidealea gesunden. tismus steht immer und zu allen Zeiten dem bedingungslos zur Verfügung, der sich als der Mächtigere erweist. Im Kampf Trotzki—Sinowjew liegt unter den gegebenen Um- tänden unzweifelhaft Trotzki In der Vorhand und feine tak tische, wenn nicht gar strategische Begabung, wird es so «in- zurichten wissen, daß der Kampf erst in voller Schärfe dann entbrennt, wenn ihn« die Gewähr des Sieges gegeben er scheint. Der Vorschlag Stalin« kann al, «In Anzeichen dafür Russische Krise? In Sowjetrußland scheine«« Dinge vor sich zu gehen, die oia allerschärfste Beobachtung durch die politische Welt er fordern. Aus dem Moskauer Parteitag war bereits eine Spaltung im russischen Koinnnmismus offenbar geworden, dke sehr tiefgehend war und die in dein Kampfe des radika len Sinowjews mit dem mehr nnd mehr sich auch einer po litischen Neuorientierung zuneigenden Trotzki gipfelte. Wenn mich Trotzki persönlich nahezu völlig in« Hintergrund blieb, so war er es doch eigentlich, der auf dem Moskauer Partei tag den Sieg davontrug und Sinowjew und der vor« ihm gefiihrten Leningrader Opposition eine schwere Niederlage bereitet«. Daß diese Niederlage schwerer war als man zu erst annahm, geht aus den neuesten Moskauer Nachrichten hervor, die mitteilen, daß die einflußreichsten Parteigänger Sinowjews ihrer Aemter entsetzt worden sind und daß es nahezu gelungen erscheint, die Petersburger Opposition von innen heraus zu erlahmen. Der stets vorzüglich unterrich tete „Asten—Ost—Europa—Dienst" meldet nun einen Vor- fchlag Stalins, des eigentlichen Funktionärs Trotzkis, Sinowjew nach dem Kaukasus zu verbannen, wo er unter der Kontrolle von Vertrauensleuten der „Parteimehrheit" stehen soll. Man erinnert sich, daß vor etwa einen« Jahre Trotzki von Sinowjew das gleiche Schicksal zugedacht war und daß er tatsächlich eine Zeit lange in Verbannung lebte. Sinowjew ist nicht der Mann, der ohne letzten Kampf seine Position aufgibt und das von ihm gepredigte Primat der weltrevolutionären Idee zugunsten der mm unter Trotzkis und Stalins Einfluß offenbar bei der Mehrheit als leitend durchgedrungenen nationalen Idee zurücksetzen laßt. Er rüstet sich gum Kampf, und dieser Kampf wird welthistorische Bedeutung haben, wenn er offen ausbricht und von beiden Seiten mit voller Kraft und Rücksichtslosigkeit geführt wird. Trotzki gedenkt sich offenbar in erster Linie auf das bäuer liche Element zu stützen, das allmählich wieder mit den, Boden verwachsen ist und den Begriff Rußlaild, wenn auch unter voller Aufrechterhaltung der kommunistischen Phra seologie dem Begrisf Weltkommunismu» voranstellt und das Handel und Wandel wünscht, Besitz nicht mehr al« Verbre chen ansteht und im Unterbewußtsein schon wieder voll und ganz von bäuerlich-bürgerlichen Instinkten der Kultur wie der Politik erfüllt ist. Es ist das Wesen jeder militärischen Einrichtung, daß auch sie, sie mag unter einer Fahne stehen, wie sie will, den Angehörigen zur Anerkennung der Autori tät sowie zum nationalen Willensmenschen erzieht und so vermag sich Trotzki bei der kommenden Auseinandersetzung unzweifelhaft auch auf den Haupt teil Ler roten Arm« zu stützen, bei der er ohnedies als militärisch. Or-anif^r «in be- trächtliches Kapital an Ansehen, wenn nicht gar Verehrung besitz». Die Verwaltung al» solch« und damit Lee Bnrvkra- Tagesschau. * Der Reichspräsident empfing Dienstag abend die Füh rer der vier Fraktionen der Mitte und ermähnte sic. ihr? kleinen parleiwünsche hinter den großen vaterländische» Ge- ßchtchmaklen zurückzuslellen. Das Kabinett der Mitte ist dann noch m den Abendstunden zustandegekommen. Di« Regierungserklärung soll nach Meldungen aus Per- »in bereits am Donnerstag nachmittag gegeben werden. Für den in das Reichskabinett berufenen sächsischen Fioaazminister Dr. Rembold wird voraussichtlich der demo- KÄfche Landtagsabgeordnete Dr. Dehne die Leitung des sächsischen Finanzministeriums übernehmen. * Nach Meldungen aus Paris hat Briand den deutschen Einspruch gegen die Lesahungsstärke im befehlen Gebiet al» unbegründet zurückgewiefea. Eine abschließende Antwort wird erst nach Besprechungen zwischen Paris, Brüssel nnd London erteilt werden. * Der deutsche Schulverein der Sndmark erläßt einen Aufruf gegen den Besuch Italiens. * Der sozialdemokratische parteiausschuß hat beschlossen, gemeinsam mit den Kommunisten einen Boiksentscheid über me Frage der Fürstenabfindung herbeizuführen. Rach Nachrichten aus Jerusalem ist Damaskus von rreuem non den Franzosen beschaffen morden. Unter den Eingeborenen des Shagvurviertels sind schwere Verluste zn verzeichnen. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- führliches on anderer Stelle. Das neue Reichskabinett Energisches Eingreifen -es Reichspräsidenten. Auch die Verhandlungen, die Dr. Luther am Dienstag mit den Parteiführern pflegte, sind ergebnislos geblieben, weil die Demokraten von ihrem Standpunkt nicht abweichen wollen und durchaus auf Koch als Innenminister bestanden. Darauf wurde ein Kompromißvorschlag gemacht, an Stelle Kochs den gemäßigteren Demokraten Külz zu setzen und Kock mit dem Finanzministerium zu betrauen. Diesem Vorschlag widersprach die Bayerische Volkspartei, weil sic Koch keines- fall im Kabinett haben will. Die verworrene Situation ivurde dann durch das kräftige Eingreifen des Reichspräsidenten gelöst, wie nachstehenden Meldungen hcrvorgeht: Berlin, 19. Januar. Wie die Telegrapheu-Union fährt, hat Reichspräsident von Hindenburg heute abend die Führer der an den Regieruugsverhandlungen beteiligten Parteien empfangen und zwar für die Deutsche Volkspartei Dr. Scholz, sür das Zentrum Dr. Marx, für die Baye rische Volkspartei Domkapitular Leicht und für die Demo kraten Koch, Erkelenz und Haas. Nachdem die Verhandlungen über die Regierungsbil dung heute mittag erneute«« Schwierigkeiten ausgesetzt waren, hat der Reichspräsident mit diesem Empfang noch eimnal im entscheidenden Augenblick eingegriffen, um die Parteiführer in einem eindringlichen Appell darauf hinzu weisen, daß kleine Parteiw ünsche hinter den In teressen des Vaterlandes zurücktreten müßten, zumal > das Staatswohl ein längeres Hinauszögern der Krise nicht tragbar erscheinen lasse. Der Reichspräsident hat deshalb den Kanzler beaustragt, den Parteien nunmehr eine Mini sterliste vorzulegen und sie uni ihre endgültige Antwort - zu ersuchen. Gleich darauf begaben sich die Parteiführer in , die Reichskanzlei, wo Dr. Luther ihnen die Liste bekonntgab . und sie um ihre Antwort bis heute abend 10 Uhr ersuchte. Damit wurde durch das Eingreifen des Reichspräsidenten die Entscheidung für heute abend erzwungen. i Das neue Reichskabinott. - Die neue Liste lautet folgendermaßen: Reichskanzler: Dr. Kircher Aeusteres. Dr. Ktrefemarrn Ärmeres: Dr. Külz (Dem.) Finanzen: Dr. Reinhold (Dem.) Wirtschaft: Dr. Curt ins (D. Dp.) Arbeitsministet. Dr. Brauns (Zentr.) Justiz: Marr (Zentr.) Reichswehr: Gehler Post: Stingl (Kaqr. Up.) Verkehr: Kröhne (D. Pp.) Das Ernährung-Ministerium ist z. Zl- noch nicht besetzt. Es wird wahrscheinlich ein Minister erhalten, der dem Zen trum nahe steht. Wenn eine Besetzung jetzt noch nicht er- reicht werden sollte, so wird der Reichskanzler selbst zunächst dos Ministerium verwalten. Das Ministerium für die be setzten Gebiete bleibt zunächst unbesetzt, wird aber proviso risch von Dr. Marx verwaltet werden. Der Appell des Ueichsprästdenten. Die Erklärung, die Reichspräsident v. Hindenburg den erschienene» Parteivertretern gab, hat nach dem amtlichen Bericht folgenden Wortlaut. „Ich habe Sie zu mir gebcteo, meine Herren, um vor Ihnen auvzuftrrechen, daß meine« Dafürhaltens nunmehr eine Regierung zustande komme« m»ß. Rach