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Nr. 14 Sonntags den 17. Januar 1S2«. 81. Jahrgang DerSSchWeLrzWer MKHcMvsrüaÄ Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Wer Blatt enchält dl« amtlichen Betannttnachungen der AmGhaupt- »«mfchafh der Schuünspelltion und des Hauptzollamts zu Bautzen, de, Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung tnallenVolksfchichten Beilagen: Sonntags.Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftlich« Beilage ' Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 18. — Druck und Verlag aon Friedrich May G. m. b.H. in Bischofswerda. FemsprechnNr.444und 448 dmgen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. PofttchM-ttont,: Gr«»»«« Re. 1521. Gemeinde. sUnsch teuerenJeden Werktag abend, für den folgend. Lag. 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Wie die Telegraphen- nähme Ä und P°rt^7d-7ken °7rgesft,tz «nd «olk dem Hunger und der Verzweiflung o e Sozialdemokratie es oorgezogen hat, in der Rolle der Oppo sition zu bleiben, ist heute noch recht zu sehen, wie das Kabi nett Luther sich die verfassungsmäßig erforderlichen Voraus setzungen für die Aufnahme seiner Arbeit verschaffen will. Die Parteien der Mitte die das Kabinett stützen, verfügen nur über etwa der Stimmen des Reichstages. Die er forderliche Bertrauenserkliirung für das neue Kabinett kann also nur zustande kommen, wenn aus der rechten oder der linken Seite der Opposition eine weitgehende und wohl wollende Zurückhaltung geübt wird, auf die zu hoffen für Herrn Luther ein Anlatz zunächst nicht vorliegt. Cs ist al sehr wohl möglich, daß die Beendigung der Regierungskri abgaben herauswirtschasten müssen. In den nächsten 12 Monaten müssen für die gleichen Zwecke 6S0 Millionen ab geliefert werden. Weitere Tariferhöhungen kann unser Ver kehr und unsere Wirtschaft nicht ertragen, es sind vielmehr Tarifermäßigungen im Güterverkehr erforderlich. Da nach steht jetzt bereits fest, daß auch hinsichtlich der Eisen bahnbelastung sich das Dawesabkommen bereits als un durchführbar erwiesen hat. Bei alledem muß berücksichtigt werden, daß das Jahr 1V25 das sog. Schonsahr des Dawes- plans darstellte, währenddessen wir die wesentlichsten Teile unserer Reparationsverpflichtungen aus der Dawasanleihr decken konnten. Diese Zahlen reden im Zusammenhang mit der lawinenartig anwachsenden Rot unseres Volkes und unserer Wirtschaft eine so ernste Sprache, daß die Staats männer der Welt und des deutschen Reichs ihr di« Ohr«» nicht werden verschließ«,, können. Der letzte Sinn dar Locarnopolitik und eines deutschen Eintritts in den Völker bund war und ist doch der. daß Deutschland in die antidulsche- wistische Front «ingegliedert werden soll. Dieser Ginn aber wird zum Widersinn, wenn man gleichzeitig unser Land ----- - - - - - , in die Arme treibt. Deutschland al« Sklavenstaat. »«Nia, 16. Januar. (Drahtb.) Rach ergänMdan MV- dungen der Morgenblätter au» New York über die Rede de» amerikanisch«« Bankier» Mac Garrah, de» Mitglied« d« Generalrare» der deutschen Reichsbahn, Hot Gemrah «. a. noch aurgesührk: Menn die Deutschen willen« find. Ulatich 10 bi» 14 Ltnnde« (I) ,u arbeiten, ahne sich vor irgend «imr Arbeit ,« sch««««, men« dir deutsche Fra« al» -tzchdzn beladenen »rbeikkarren rieben mist, «en« d«r bratsch« ttnabe nach dar Anleitung sein« Baler« da» Gaechs» HM« beitet, dan-, kann der Erfolg und di« ErnSa aaanchsdaa, am Berlin. 15. Januar. , „ . , Union erfährt, wurden die Verhandlungen, die Dr. Luther nachmittags mit den Parteiführern gepflogen hat, kurz nach 6 Uhr auf Sonnabend vormittag vertagt. Um 7 Uhr begab "ich Reichskanzlers Dr. Luther zum Reichspräsidenten, um ihm, wie üblich, über den Verlauf des Tages Bericht zu er statte». Die heutigen Verhandlungen drehten sich vorwiegend um die Besetzung de» Innenministers und des Reichswehr ministeriums. Dr. Gehler hat dem Kanzler nachmittags mitgeteilt, daß er leider doch nicht in der Lage sei. welker im Amte zu bleiben. In polit. Kreisen würde aber sein Ausschei den von einer Stelle, die im besonderen Maß eine ruhige und sichere Führung verlangt, außerordentlich bedauert wer den. So hofft man noch immer, dah er seine Entscheidung doch noch revidiere« werde, zumal die Vorstellungen des Reichspräsidenten so Marken Eindruck auf Dr. Geß- Tagesfchau. Dr. Luther hatte am Freitag «raeute Besprechung mit den Parteiführern, die ergebnislos blieben. Am Sonnabend finden weitere Verhandlungen statt. Dr. Marx hat die Hebern ahme des Justizministeriums offiziell zugesagt. * Reichswehrmiuisler Gehler hat erklärt, daß er end gültig auf sein Amt verzichte. Auch Reichsernährungs- mnrister Gras kanih hat ersucht, von einer Dlederbernfung abzusehen. * Der Auswärtige Au»schuh d«s Reichstage» nahm am Freitag in einer Entschließung Stellung gegen die Triwpen- zaht der Besatzungsmächte in der zweiten und dritten Rhein landzone. * Der Reichstag nahm am Donnerstag die Vorlage zur Lrwerbslosevfiirforge an und behandelte dann die Anträge über die Hochwasserschäden. * Im Prozeß holzmanu-Barthels wurde das Verfahren gegen den flüchtigen .Holzmann abgetrennt und dem Antrag des Staatsanwalts zufolge gegen Regierungsrat Bartels und Kriminalafsistent Rothe allein weiter verhandelt. Die am Freitag in Neuyork zur Zeichnung aufgelegten Ponb» der Sächsischen Landespfandbriefanstatt sind sofort verkauft worden. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- jährliches an anderer Stelle. lcr gemacht haben, dah er heute mittag seine endgültige Cat scheidung von der Zusammensetzung des neuen Kabinett» abhängig machte. Das Innenministerium ivueda von den Demokraten weiter heftig umkämpft, die dafür Dr. koch präsentieren. Der Kanzler versuchte diese Frage da durch zu entspannen, daß er den Vorschlag machte, da« Innenministerium gewissermaßen zu neutralisieren, indem es mit einer nicht parteipolitisch abgeslempelten Per sönlichkeit beseht wird. In politischen Kreisen ist man ohne hin der Auffassung, daß der Kanzler bereits von der Link seines Auftrages, ein neutrales Kabinett der Mitte zu bilde«, abgewichen sei. indem er sich bei seinen Verhandlung« zu sehr aus parteipolitische Viudungsversuche eingelassen hat. Lin Fortschritt des Tages ist damit zu verzeichnen, daß Dr. Marx für das Justizministerium nunmehr afft- ziell zugeiagt hak. Berlin. 16. Jan. (Drahtb.) Reichskanzler Dr. Sychlt« nahm heute um zehn Uhr im Reichstag die Besprechung«« mit den Führern der Mittelparteien wieder aus. Vie Frak tionen der Deutschen Volkspartei und der Demokraten blie ben trotz der Vertagung des Reichstages in Berlin veüam- melt. Sie treten heute um 11 bszw. 12 Uhr erneut zusam men. Um 12 Uhr versammeln sich gleichfalls die in Berlm anwesenden Mitglieder der Zenkrumssraktton. Rücktrittsgefuch des Reichsernährungsminister». Berlin, 15. Januar. Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Graf K n n-i tz, hat heute nachstehender Schreiben nn den Reichskanzler Dr. Luther gerichtet: „Hochverehrter Herr Reichskanzler! Ich bitte Sie, von meiner Wiederberusung in ein ncugebildetes Kabinett abzuschen, da einerseits die verantwor tungsvolle Tätigkeit eines Leiters eines Wirtschafts-Ressort» in fast 2>Zjahriger schwerster Wirtschaftskrise eine gerade unter den heuti gen Verhältnissen besonders schnelle politische und gesundheitliche Abnutzung mit sich bringt und für mich jedenfalls eine längere Er- holungszeit unbedingt erforderlich macht. - Wünsche des Reichslandbundes. Berlin, 16. Januar. (Drahtber.) Der Reichslandbund hat eine Erklärung abgegeben, in der eine Reihe von Wün schen ausgesprochen wird, darunter Vereinfachung des Ler- waltungsapparates in Reich, Ländern und Gemeinden, Der- Minderung der sozialen Abgabey, Befreiung von einem Lohnsystem, das die Löhne nivelliert und dadurch die gesamte Arbeitsleistung mindert, und eine Handelspolitik, die nicht aus politischen Rücksichten wertvolle Prodnktionsgnmd- lagen opfert. politische Wochenschau. Dis Reichs-Regierungskrise scheint sich nun allmählich nach fast vierteljähriger Dauer ihrem Ende zu nähern. Der Reichspräsident hat das getan, was bereits am Tage der Entstehung der Krise feststand, er hat den bisherigen Reichs kanzler Dr. Luther mit der Neubildung des Kabinetts beanf- tragt. In der Stunde, in der diese Zeilen in Druck gehen, ist die Zusammensetzung des neuen Kabinetts nach der per sonellen Seite hin noch nicht bekannt, dagegen dürfte seine parteipolitische Richtung wie seine staatspolitische Zielsetzung feststehen. Es geschieht also jetzt nach monatelanger Ver zögerung und zahllosen grotesken Zwischenspielen das, was schon längst hätte geschehen können. Mit dem Fatalismus, der das Denken des deutschen Volkes immer mehr beherrscht, findet man sich mit diesen Zuständen ab. Ausgabe der Presse aber ist es, diese Gleichgültigkeit zu bekämpfen und den Gründen des Nebels nachzugehen. Denn niemand wird be streiten wollen, daß es ein Uebel ist, wenn in Zeiten politi scher Hochkonjunktur das deutsche Reich ohne eine voll aktionssähige Regierung ist. Man hat mehrere Wochen da rauf verwandt, um festzustellen, daß ein Parteikabinett nicht zu bilden ist — was ohnehin schon seststand. Sodann aber empfinden die Parteien der Mitte das Bedürfnis, jedesmal wieder festzustellen, daß sie der Sozialdemokratie mit voll stem Wohlwollen gegenüberstehen. Man will sich von der öffentlichen Meinung beurkunden lassen, daß man nicht die Schuld daran trage, daß dies Mal — ausnahmsweise — das „vorzügliche parlamentarische System" nicht funktioniert Hot. Cs ist das eigentümliche Bedürfnis der Mitte, sich erst von der Linken einen Korb zu holen, bevor man sich der weltanschaulich näherstehenden Rechten nähert. Im vorliegen den Falle aber wirkt schließlich hemmend das Gefühl, dah vielleicht mit den Erfolgen der Locarnopolitik doch nicht so weit her sein werde und. daß man cs deshalb selbstlos dem lieben Nachbar überlassen möchte, diese Erfolge cinzu- heimsen. , Die Politik eines jeden Kabinetts, das nach der An nahme der Locarno-Verträge gebildet wurde, muß und kann doch nur das Ziel haben, diese Politik zur Durchfüh rung und zum Abschluß zu bringen. Es wird also Aufgabe des neuek Kabinetts sein, durch Deutschlands Eintritt in den Völkerbund den letzten Schritt auf dem Wege zu tun, der mit der Annahme des Dawes-Abkommens eingeschlagen wurde. Für die Deutschnationalen ist damit eine oppositio nelle Einstellung gegen das neue Kabinett von selbst ge loben. Die Gründe, aus denen diese stärkste staatsbürger- nche Partei zur Ablehnung der Locarnopolitik gekommen ist, sind bekannt. Es ist damit zu rechnen, daß diese Opposition sich in den sachlichen Formen bewegen wird, die politisches Verantwortungsgefühl im allgemeinen und die Rücksicht aus die Person des Reichspräsidenten im besonderen der Partei zur Pflicht machen. In den »vesentlichen Fragen der Innen politik stimmen die Dcutschnotionalen ja, wie die letzten Monate bewiesen haben, mit Reichskanzler Luther im all gemeinen überein. Da aber auf der anderen Seite di« Oer Parteikampf um die Ministersitze Dr. Luther verhandelt weiter. — Be sprechung des Ueichsprüstdenlen mit Dr. GeKler. Berlin, 15. Januar. (Drahtb.) Wie die Telegraphen- Union erfährt, Hot Reichskanzler Dr. Luther die Verhand lungen mit den Parteien heute mittag wieder ausgenommen. An diesen Besprechungen sind die Abgg. Fehrenbach, Scholz, Koch und Leicht beteiligt. Der Reichspräsident empfing heute vonnitlag den Reichswehrminister Dr. Geßlerzu einer längeren Aussprache. Dr. Geßler begab fick später zum Reichs kanzler. Es handelt sich dabei nm die abschließenden Besore- chungcn mit dem Ziel, Herrn Dr. Geßler zur Beibehaltung feines Postens zu bewegen. In unterrichteten Kreisen wird das Verbleiben des Reichswehrministers in seinem Amte bestimmt angenommen, da auch Herrn Dr. Geßler die gro ßen Schwierigkeiten bekannt sind, die sich aus einem Wechsel in der Leitung dieses Ministeriums ergeben können. Für den Posten des L a n d w i r t s ch a f t s m i n ist« r s wird, nachdem Dr. Luther Fühlung mit den Landwirtschaftlichen Organisationen genommen hat, auch der Name des frühe ren Staatssekretärs a. D. Warmboldt genannt. Dis Haupt schwierigkeit bei den Verhandlungen Dr. Luthers liegt im Augenblick noch in der Besetzung des I n ne nm i n i ste- riums, das von den Demokraten beansprucht wird. nur den Anfang einer neuen Krise bedeuten wird. Welchen Weg Reichspräsident und Reichsregierung dann einschlagen werden, um sich und das Land aus einem solchen Bankerott des heutigen Systems zu reiten, kann im Augenblick noch nicht gesagt werden. Es sind Anzeichen vorhanden, daß in nicht ferner Zeit die wirtschaftliche Rot, die an unser aller Türen pocht, so bru tal werden wird, daß man darüber allmählich die Rückficht- wird. Wiederum bat die Zahl der Arbeitslosen in wenigen Wochen eine Zunahme um SO Proz. erfahren, so daß heut« bereits DL Millionen Arbeit,loser den Haushalt der deut schen Wirtschaft und des deutschen Staates belasten. Die ganze furchtbare Bedeutung dieser Zahl wird einem erst dann gegenwärtige wenn man daran denkt, wseviel Hundert tausende von Familienvätern sich darunter befinden, deren Arbeitslosigkeit Hunger für Frau und Kinder bedeutet. Eine furchtbare Illustration unsere» wirtschaftlichen Notstandes bieten die Zahlen, di« die deutsche Reichsbahn so- «bin zum Begin« des neuen Jahre« über ihr« Geschäftslage mitt,ist. Die Reichsbahn H>t Hz den ersten fünfzehn Mona- ten ihres Bestchens 512 Millionen Mark sä'- Reparation«-