Volltext Seite (XML)
DerSSchsWLrMer Folgen seine ewigen Forderungen und Verzögerung«», haben müssen Andererseits ist zu bedenken, daß sich dq» Zentrum nach Lage der Dinge auch jetzt nicht zu einem klaren Entschluß durchringen wird, der der Tatsache Rech» nung trägt, daß die Sozialdemokraten die Verantwortung der Negierung scheuen. So wird das neuerliche Abwarten des stets loyal handelnden Reichspräsidenten an der äugen- blicklichen Situation nicht viel ändern. Auch Mitte nächster Woche wird man, genau wie heute, als einzig möglichen Ausweg nur das Kabinett der sachlichen Arbeit finden, dq» sich von dem arbeitsunfähigen Reichstag nach Möglichkeit zu lösen haben würde. Der Stand der Regierungskrise. Berlin, 9. Januar. In der zweiten Januarwoche sind die Verhandlungen um di« Lösung der Regierungskrise in Berlin nun auch an offizieller Stelle wieder ausgenommen. Reichspräsident von Hindenburg, der den Reichskanzler Dr. Sucher am Freitag empfing, hat sich nicht dazu entschließen können, den Auftrag zur Regierungsbildung sofort zu ver- geben. Cr will den Beschluß der Zentrumspartei am Sonn tag abwarten. Diese« Verfahren ist einerseits zu begrüßen, weil nun endlich auch offiziell einmal daraus hingewiesen wird, welche Verantwortung das Zentrum trägt und welche AKMofvwerüaex Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtahaupt- Mannschaft, der SchuUnspektion und de» Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, de» Finanzamtes mid des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände InKaül und Land. DichtesteBerbreitung inallenVolksschiHteH Beilagen: Sonntags -Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche.Betla-e» Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt l5. — Dnua und Verlag NYN Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 441 . ..... - Nordtirols Antwort an Italien. Innsbruck, 8. Januar. (Drahtber.) Die Innsbrucker Presse veröffentlicht nunmehr ihre Antwort auf di« Be schwerden des italienischen Generalkonsuls wegen d«r Hal tung der Innsbrucker Presse gegenüber Italien. In v«r Erklärung wird gesagt, daß Italien die Durchführung fol gender Richtlinien seststellen müßt«: 1s Sind die Maßnahmen zur Unterdrückung de» deut schen Unterrichts und insbesondere de» deutschen Privat unterrichts aufzuheben. Vie Politik der Gewaltakte gegen das Deutschtum der Südtiroler müsse eingestellt werden. 2) E» muß Sorge getragen werden, daß alle Uebergr behördlicher und faschistischer Organe gegen Leben, und Eigentum der Bevölkerung Südtirol» in strengster Weise geahndet werden. 3) Die Einstellung der deutschen Zeitungen in Südtirol, sowie die Beschlagnahme der Nordtiroler Blätter muß so fort ein Ende haben, so daß der freie Zeitungsverkehr zwi scheu Süd- und Nordtirol wieder möglich ist. gekehrt, sondern Hot aus Italien seinem Vater mitgeteilt, daß er auf die Thronfolge verzichte An diesen Schritt knüp fen sich nun die tollsten Gerüchte. Die einen wollen ihn le diglich auf eine Liebesaffäre zurückführen. Kronprinz Carol hat schon während des Krieges gegen den Willen seines Va ters eine Dame der rumänischen Gesellschaft geheiratet, von der er sich dann unter stärkstem politischem Druck trennen mußte, um eine neue Ehe mit einer griechischen Prinzessin einzugehen Jetzt wird behauptet, er wolle die Ehe mit sei ner ersten Gattin wieder aufnehmen, während andere wissen wollen, daß er eine neue dritte Ehe einzugehen beabsichtige. Man hat allerdings den Eindruck, daß diese Gerüchte geflis sentlich von der zur Zeit in Rumänien allmächtigen liberalen Partei und ihrem Führer Bratianu verbreitet werden, da bekannt ist, daß zwischen Bratianu und Kronprinz Carol tiefgehende Konflikte bestehen, weil letzterer aus der unein geschränkten Machtstellung der Familie Bratianu ernste Ge fahren für die weitere Entwicklung des Staates und die Zu kunft der Dynastie befürchtet. Von anderer Seite wieder wird berichtet, der Schritt des Kronprinzen hänge mit den neuerdings aufgedeckten, sehr peinlichen Korruptionsfällen im rumänischen Fliegerkorps, dessen Chef der Kronprinz ist, zusammen. Schließlich aber will man auch wissen, der Kron prinz sei außer Landes gegangen, um von dort aus einen Putsch gegen die liberale Gewaltherrschaft in Rumänien vor zubereiten. Tatsächlich ist es an einigen Stellen des Landes auf das Lekanntwerden des Thronverzichts hin zu gering fügigen Unruhen gekommen, die sich aber auch aus der gro ßen Popularität des Kronprinzen und der dadurch erzeugten Enttäuschung über seinen Verzicht unschwer erklären lassen. Die parlamentarische Erledigung des Falles ist angesichts der Zurückhaltung der Opposition glatt vor sich gegangen. Ob sich weiterhin noch ernste Konflikte ergeben werden, ist kaum vorauszusagen: soviel ist sicher, daß die Abneigung ge gen die skrupellos aufrechterhaltene, liberale Herrschaft in Rumänien allgemein ist. Die Wahlen zu den Landwirt schaftskammern im November 1925 haben gezeigt, daß die liberale Partei das Land nicht mehr hinter sich hat, sie lebt heute nur noch von der Uneinigkeit ihrer politischen Gegner. Es ist immerhin möglich, daß die tiefgehende Erregung über den Schritt des Kronprinzen, besonders wenn er tatsächlich sich auch aus seiner Gegnerschaft gegen die Liberalen erklärt, jetzt die Opposition doch noch zu energischerem Vorgehen ver anlaßt, und daß es dann doch noch zu ernsten Konflikten kommt, bei denen man ja nie voraussagen kann, ob sie sich auf ihren Herd beschränken werden. In Deutschland sind die politischen Weihnachts ferien jetzt abgelaufen und man muß sich, ob inan will oder nicht, daran machen, nun unserem Vaterlands endlich wieder eine sogenannte Regierung zu geben. Die Lage ist aller dings verworrener denn je. Mehrwöchige Verhandlungen im Dezember hatten die Feststellung gezeitigt, daß eine par lamentarische Mehrheitsregierung, insbesondere eine solche der großen Koalition, nicht möglich ist. Diese Feststellung scheint man während des Weihnachtssestes vergessen zu haben, denn schon hört man wieder Stimmen, die die Wie derholung dieses Versuches verlangen. Praktisch liegen die Dinge so, daß die sozialistische Arbeiterschaft ihre parlamen tarischen Vertreter außerhalb der Regierung misten will, um ungestört Opposition machen zu können, und daß nun die Zentrumsarbeiterschaft ihren sozialistischen Konkurrenten diesen taktischen Vorsprung nicht gönnen will. Man denkt: Entweder beide oder keiner. Eine solche Einstellung zu den großen Schicksalsfragen unserer Zeit beweist nur immer wieder, wie wenig geeignet unser heutiges Regierungssystem für unser Volk ist. Man spricht davon, daß der Reichspräsi dent Herrn Luther in den nächsten Tagen mit der Kabinetts bildung betrauen werde. Dann wäre zu wünschen, daß er sich dieser Aufgabe ungesäumt und ohne rücksichtsvolles Zögern annimmt. Die Zeit des Abwartens ist wirklich vor bei, und jede weiter« Hinauszögerung kann die Lage nur noch mehr verwirren. Berlin. 7. Januar. Am 20. Januar findet vor dem Berliner Kammergericht ein sehr interessanter Prozeß statt, in dem der jetzt verhaftete Prinz Windischgrätz und der augenblicklich in Amerika weilende Graf Michael K»- rolyi die Hauptrolle spielen. Der Prozeßbefchäftigt dl« deutschen Behörden schon seit dem Jahre 1922. In feinem Buche „Vom roten zum schwarzen Prinzen" hatte Dindischgrätz behauptet, daß «n dem Archiv dar f scheu Regierung in Pari» sich eine Quittung üb« b neu Frauken da» Grafen Karol,t befind«, die dieser van den Agealen der Entente erhalt«» ha», und tztz Betrag «r «in, Quittung geleistet hätte. In den N Tagesschau. * Der Reichspräsident hat Freitag nachmittag die Reichsminister Braun, Geßler, Stresemann und Stingl emp fangen Sonnabend vormittag fand eine neue Unterredung mit Dr. Luther statt. Die Entscheidung wird erst für Mitte nächster Woche erwartet. Die Verhandlungen zwischen Deutschland und der Schweiz über die Aushebung des beiderseitigen Paßvisums sind zu einem Abschluß gelangt Die Aushebung soll am M Januar in Kraft treten. Für Stellensuchende bleibt nach wie vor der Visumzwang bestehen. * Die französischen Sozialisten hoben den Eintritt in die Regierung abgelehnt. * Nach Meldungen aus Budapest hat Prinz Windifch- gräh eine Kaution von zwei Milliarden Kranen für seine Freilassung geboten. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus führliches an anderer Stelle. politische Wochenschau. Die Jahreswende hat den Nachfolgestaaten des alten Kaiserstaates und feinem rumänischen Nachbar Konflikts besonderer Art gebracht, bei denen noch nicht zu übersehen ist. ob und inwieweit sie innerpolitische Angelegenheiten dieser Staaten bleiben oder auch ihre Beziehungen zu anderen Mächten berühren werden. Unser österreichischer Bruder staat steht vor einer mindestens teilweisen Kabinettskrise, die, abgesehen von einem Wechsel im Landwirtschaftsministe rium, durch das Ausscheiden des derzeitigen Außenministers Mataja gelöst werden soll. Herr Mataja hat geglaubt, aus der von Oesterreich unter dem Zwange der Notwendigkeit eingeschlagenen Politik der Sanierung durch den Völkerbund auch die Konsequenz ziehen zu müssen, sich in der außenpoli tischen Einstellung Oesterreichs tunlichst nach den Wünschen der Westmächte zu richten. Er hat wohl gehofft, dadurch mehr Gerechtigkeitssinn und Verständnis für die ehrliche Arbeit des kleinen österreichischen Staates in Genf hervor zurufen. Aus dieser Einstellung heraus hat er die Bezieh ungen zum Deutschen Reich wesentlich kühler gestaltet, als es den Interessen beider Staaten und dem tiefsten Herzens wunsch ihrer Bevölkerungen entspricht. Hatte er schon da durch starke Opposition hervorgerufen, so wurde diese zur schroffen Ablehnung, als seine Unterwerfung unter den Wil len der Westmächte nicht einmal den gewünschten Erfolg hatte, sondern die Bedrückungen dieses lebensunfähigen Staates weitergingen. Der zähen Arbeit der zahlenmäßig kleinen Großdeutschen Volksvartei ist es zu danken, daß in den Monaten dieses politischen Experiments der Groß deutsche Gedanke keinen Schaden litt. Da andererseits die staatliche und wirtschaftlich« Unmöglichkeit eines selbständi gen Oesterreichs immer stärker in die Erscheinung tritt, ist damit zu rechnen, daß nach dem Rücktritt Matajas nun der Weg der Annäherung an Deutschland mit doppelter Energie beschritten werden wird. Es heißt also für uns, in der näch sten Zeit der deutsch-österreichischen Politik besonder« Auf merksamkeit schenken. In Ungarn haben sich einige Phantasten gefunden, die gemeint haben, durch eine großzügige, internationale Banknotenfälschung auf bequem« Weise die Mittel zur Fi nanzierung ihrer politischen Pläne gewinnen zu können. Die Fälschungen hatten einen Umfang angenommen der die Währung einiger Nachbarstaaten zu bedrohen geeignet war. Um so größer war die Sensation, al» sich herausstellte, daß die Fälscher in den höchsten Kreifen der ungarischen Gesell schaft zu suchen waren. Es scheint allerdings, daß mindesten« einige der Herren bei diesem Unternehmen politisch« und persönliche Ziele miteinander verquickten und auch ihre eige nen, stark zerrütteten Finanzen durch gefälschte Banknoten zu retten versuchten. Es ist nur zu verständlich, daß die de mokratische Presse der ganzen Welt sich bei ihrem Sensations hunger und ihrem Haß gegen die nationale Regierung des heutigen Ungarn dieser Affäre mit besonderer Liebe ange nommen hat und auch die derzeitige ungarische Regierunb mit zu kompromittieren versucht. Es steht zu hoffen, das diese Versuche ohne Erfolg bleiben werden, sodaß di« ernste und ehrliche Sanierungsarbeit des neuen Ungarn durch diese Streiche Einzelner nicht bedroht wird. Ernstere Verwicklungen können sich unter Umständen aus dem zur Zeit Rumänien beherrschenden Konflikt ergeben, der sich an die Person de« Kronprinzen Earol knüpft. Der Kronprinz ist von seiner Reise zur Beisetzung der Königin-Mutter von England nicht in die Heimat zurüa- Neue Vernehmungen in Budapest Budapest, 8. Januar. Ueber die heute nacht durchge führten neuen Verhöre in der Frankenfälschungsangelegen heit wird berichtet, daß sie neue entscheidende Beweise für die unmittelbare Schuld von Dindischgrätz und Nadossy ergeben hätten, die nun als die hauptsächlichsten intellektuellen Ur heber festgestellt seien. Die Fälschungen wurden in einer im Juli im Palais Windischgrätz abgehaltenen Beratung beschlossen und zugleich entschieden, daß Nadossy den frühe ren Major Gero aufsuchen solle, um ihn zur Herstellung der falschen Noten zu bewegen. Terö lehnte zunächst ab, wo rauf er zu Windischgrätz gerufen wurde: hier ließ er sich überreden, zeichnete die Klischees und leitete di« technischen Arbeiten. Als Gehilfen standen ihm mehrere Angestellte des Instituts bei. Die Arbeiten wurden im Souterrain des Kartographi schen Instituts durchgeführt Es wurden täglich bloß Sw bis 800 Stück Noten gedruckt, weil nur gute Exemplar« her gestellt werden sollten Die Arbeit dauerte einige Monate Mit dem Vertrieb wurde Jankowicz betraut, der beauftragt war, entsprechende Leute zu suchen und die Ausfuhr der Noten zu organisieren. Das Papier brachte Raba au» Deutschland. Mindifchgrätz bietet Kaution- Berlin, 9 Januar. (Drahtb.) Die Vossifch« ZeitvVg meldet aus Budapest: Prinz Ludwig windischgrätz hat d«r Staatsanwaltschaft eine Kaution von zwei Milliarden un garischen Kranen für feine Freilassung aageboten. Pa windischgrätz selbst äußerst mittels« ist, dürfte da» Geld seine Familie ausbringen, windischgrätz ist von feiner Gefangen schaft vollständig gebrochen und erklärte feinem Recht»an- walt wiederholt, er halte es nicht mehr länger au«. Win dischgräh hat wenig Aussicht aus Befreiung. Erich innngoweiser Jeden Werktag abend» für den folgend. Lag. B»,u,*prei« Mr die Zeit «ine, halben Monat«: Frei in, Haus halbmonatlich MK.1LO, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SO Pfg. Einzelnummer 15 Psg. — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Poftschech-Kout» r Amt L»e*de» Nr. 1521. Gemeinde« verbaudOgtrokasi« Bischofswerda Konto Nr. «4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungselnrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreise». -u : " UI.I «»n« Anzeigenpreis (in Goldmark): Die 43 mm breit« «iuspaltig« Grundschrijtzeile 25 Pfg., örtliche Anzeigen 20 Psg, dir SO mm breite Reklamezeile (im Textteil) 70 Pfg. Zahlung in Paptermark zum amtlichen Brirskur, vom Zahltag, jedoch nicht niedrere «I« zum Kurs vom Tage der Rechnung. — Rabatt nach Tarif. Fttt Sammelanzeigen tarlsm. Ausschlag. — Erjiillung«ort Bischofswerda Nr. 8 Sonntag, den 10. Januar 1S26. 81. Jahrgang