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HW DerSS Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlohaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, de« Finanzamtes und de, Stadtrats zu Bischofswerda. MÄgsHLa.tt^» Unabhängige Zeitung für alle Ständein StM.und Land. DichtesteVerbrettung in allenVolksschi^E BeUagen: Sonntag« - Unterhaltuugsblatt und Houdwirtschastücsje Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck mck Verlag von Friedrich May G.m.b.tz. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr.444 und 445 Ersch tmengaweffe: Jeden Werkta, abend, für den folgend. Lag. Be,ng^»reii» für die Zett eine, halben Monat,: Frei tn, Ha«, halbmonatlich Mk. 1L0, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SV Pfg. Einzelnummer 15 Pfg. — Alle Postaaftalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschästistell« nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden Str. 1521. 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Reichskanzler Dr. Luther wird am heutigen Freitag nom Reichspräsidenten zum Vortrag empfangen und vor- aussichtlich mit der Neubildung der Reichsregierung betraut werden. * Im bayerischen Landtag ist eine Anfrage einaebracht morden, in der auf die italienischen Ausdehnungsbeftrebun gen bi, zur bayerischen Grenze hingewiesen wird. Der französische Senat hat das Vertrauensvotum für das Kabinett Lriand angenommen. * Nach Meldungen aus Ungarn glaubt man dort an einen bevorstehenden Putsch der Legitimisten, die den älte sten Sohn der Exkaiserin Zita, den Prinzen Otto, zum Kö nig auszurufen planen. In Athen ist eine Verschwörung gegen den Diktator General Pangalos entdeckt worden. Nach Meldungen aus Durazzo beabsichtigt Ahmed Zog« seine Proklamation zum König von Albanien. Im amerikanischen Senat ist «in Gesetzesantrag einge kracht worden, der die Zulassung aller Einwanderer vor- sieht, die nachweisen können, daß sich ein Hamillenglied auf amerikanischem Loden befindet. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- führliches cm anderer Stelle. Ordnung in China? Das komplizierte chinesische Kriegstheater mit seinem schier unentwirrbaren System von Spielern und Gegenspie« lern, das vor allem die Wirkung hatte, Chinas wirkliche Be deutung nicht zur Geltung kommen zu lassen, vereinfacht sich immer mehr. Es begann mit dem Siege Tschangtsolins über Kuo. Nach ihm gab es in China nur die drei großen Gruppen Tschangtsolin im Norden, Wu-pei-fu im Süden und Feng in der Mitte. Nun ist General Feng, bisher wohl die einzige Stütze der Regierung, ohne sichtbare Not- Wendigkeiten vom Kriegstheater abgetreten und hat sich aus eine längere Auslandsreise, vor allem nach Moskau be geben. Die Gründe hierfür sind sicher nicht strategischer Natur, denn, wenn auch Tschangs Stellung im Norden stark gefestigt war, so hatte Feng nicht übermäßig viel zu fürchten, weil er großes Ansehen im Volke genoß und weil schließlich alle chinesischen Generäle unter einer gewissen Unzuver lässigkeit Ihrer Truppen zu leiden haben. Die Gründe scher- scheinen vielmehr politischer Natur zu sein. Feng, der Diel gewandte, der schon für so manche Interessen gefochten hat, beabsichtigt vielleicht wieder einmal eine kleine Schwenkung. Bisher war er bis zu einem gewissen Grade Schützer der Interessen der auswärtigen Großmächte. Wenn er jetzt nach Moskau fährt, so wird er wohl politische Verbindungen kort anzuknüpfen suchen, um dann, wenn er in China wir ke'- auftritt, mit der politischen Doktrin der Anlehnung Chinas an Rußland zu arbeiten. Daß in der Zwischenzeit fein Einfluß und sein Ansehen in China großen Schaden er- leiden könnten, ist kaum zu befürchten, denn feine beiden Geg ner können sich auch nach dem Ausscheiden Fengs nicht gleich zu entscheidendem Handeln aufrafsen, und Fengs Armee wird nach Möglichkeit aufrecht erhalten. Die zunächst einmal gegebene Vereinfachung der chine- Ufchen Verhältnisse und die für später doch wohl mögliche Bereinigung der streitenden Parteien in China bringt weit- «ragende Konsequenzen mit sich. Zunächst wird di« Regie- nmg umgestellt. Dann aber ist anzunehmen, daß die mit weniger Parteien rechnende Regierung sich nicht mehr so stark zersplittert und so endlich wieder Handlungsfreiheit be kommt. Je weniger China durch innere Fehden zerrissen :st, um so stärker kann es nach außen austreten. Deshalb auch die Zurückhaltung der Mächte bei Tschangtsolins Sieg und deshalb ihre Unruhe jetzt bei Fengs Abtreten. Ein von inneren Kämpfen nicht zerrissenes China wird bündnisfähig und, daß ein Bündnis, das China schließt, sich sicher nicht nach England oder Amerika, sondern nach Rußland neigen würde, ist klar. China leidet zu sehr unter der imperialisti schen Wirtschaftspolitik der Großmächte, als daß es nicht naturnotwendig den größten Gegnern dieses Wirtschafts systems, den Sowjetländern in die Arme getrieben werden müßte. Nun tritt jene Möglichkeit, die schon am Ende des vori gen Jahres bei dem Siege Tschangtsolins erwähnt wurde, "och näher in den Vordergrund: das große russisch-asiatisch« Bündnis, das mit Rußland als Bindeglied ein« große anti- Nscbe Front vom Stillen Ozean bis zum Schwarzen Meir und hem Bosporus aufrichten würde. Die Vorbedingung hierfür ist die Ordnung in China. Von wem diese Ordnung hergestellt wird, ob von dem oder jenem chinesischen Gene ral, dos ist letzten Endes gleichgültig, denn kein Beherrscher Chinas kann auf die Dauer einen Pakt auf Gedeih und Ver derb mit den Großmächten eingehen Die Selbständigkeits bewegung in China ist so groß, daß auch ein siegreicher Ge neral nur mit ihr und nicht gegen sie einen Zustand, der von Dauer sein soll, schaffen kann. Gespannte Lage in Ungarn. Vor einem Putsch der Legitimisten? Berlin, 7. Januar. Die Rassische Zeitung meldet aus Budapest: Vie Stellung horthys ist erschüttert. Albrecht ist schwer kompromittiert, hingegen sind die Chancen Ottos größer geworden. Die Legitimisten planen, um dem Staats- streich Horthys zuvorzukommen, schon jetzt Otto zum König avszurufen und eine Regentschaft einzusetzen. Neue Verhaftungen in Kudapest. Paris, 8. Januar. (Drahtber.) Die beiden Beamten d«r französischen Sicherheitspolizei, die sich zur Untersuchung der ungarischen Banknotenfälfchung nach Mailand begeben hatten, sind nach Poris zurückgekehrt. Die französischen Be amten haben die Verhaftung des technischen Rates Wladislaus Gero, des Leiters der Druckereiabteilung de» militärischen geographischen Instituts in Bu dapest veranlaßt, der an der Herstellung der falschen Bank noten beteiligt ist. Der Verhaftete hat ein umfaßendes Ge ständnis abgelegt, auf Grund dessen auch der Maschinenmei ster des Instituts verhaftet wurde. Budapest, 7, Januar. Gerö gab im Verhör an, daß dos benutzte Notenpapier durch 5 Angestellte beim Kartographi schen Institut hergestellt wurde. Vie Angestellten sind ge ständig. Gerö sagte ferner aus, daß 25 0ÜÜ Stück Tausend- franknolen hergestellk worden find. Vie sertiggefiellten Bank noten seien von Mndisch-Gräh aus dem Sellerraum getra gen worden. Vie Polizei nahm die Komplicen de» Gerö in Gewahrsam. Budapest, 7. Januar. Nach einer Blättermeldung wurde heute Dr. Julius Mankovica, der Bruder des im Haag wäh rend der Frankenfälschungsangelegenheit verhafteten Man- kovics als Beteiligter in Haft genommen. Der verhaftete Andreas Andor hat ausgesagt, Nadossy habe die Weisung gegeben, die falschen Frankennoten in Umlauf zu setzen. Neu verhaftet wurde ferner der Chemiker Andreas Farago, der zum Fürsten Windisch-Grätz in Beziehungen gestanden haben soll und Peter Polney, der Sohn des Direktors des Atlantic-Trust. Die ungarischen Faischnolen auch in Deutschland verausgabt. Wien, 7. Januar. (B. Z.) Der Berliner ungarische Ge- sandte Koloman von Kanya ist gestern in Budapest einge troffen, um der ungarischen Regierung, wie offiziös mitge- irilt wird, Mitteilungen über die in Deutschland veraus gabten falschen Franknoten zu machen. Prinz Windischgrätz« eine Abenteurernatur. Vertin, 7. Januar. Mit der Verhaftung d« Prinzen Ludwig Windischgrätz hat die sensationelle ungarische Frankenfälschungs- affär« ihren Höhepunkt erreicht. Nicht nur der Familienname, son- dern auch die persönliche Rolle des Prinzen in der Geschichte des letzten Jahrzehnts rechtsertigt da, ungeheuer« Aufsehen des Faller. Mit dem Namen Windischgrätz waren die stolzesten Ucberlicserun- I«n des alten österreichischen Hochadels verbunden. Dem Großvater des Prinzen Ludwig, dem Feldmarfchall Fürst Alfred Windisch- grötz, verdankte im Revolutionsjahre 1848 der junge Kaiser Franz Joseph die Rettung des schon zerfallenden Reiche« durch die Nie derwerfung der Aufstände in Wien, Prag und Budapest. Den Namen Windischgrätz führt« auch das Dragoner-Regiment 14, des sen Offizierkorp» al» einziges in der österreichischen Armee das tra- ditionelle Recht der Barkwsigkell befaß. Der Pater des jetzt verhafteten Prinzen war der General der Kavallerie und Armreinspetteur Prinz Ludwig Windischgrätz, «in kaiserlicher General von allem Schrot und Korn, der sich wenig oder gar nicht um politisch« Dinge kümmerte. Durch seine Mutter, «ine geborene Grosin Dcsscussi), deren Vater zusammen mit Stefan Szrchenyi die ungarische Akademie der Wissenschaften gegründet hatte, bekam der im Mittelpunkt der jetzigen Affäre stehend« Prinz Ludwig feine ungarische Orientierung. Schon sein Vater war durch «ine Erbschaft in den Belitz des ungarischen Schlosses und Gutes Sarospatek gelangt Von den Geschwistern de» gegenwärtigen Prinz Ludwig ist eine Schwester mit dem Grafen lenckell-Donnersmarck und eine andere mit dem Prinzen Paul Sa- >ieha verheiratet. Prinz Ludwig, der jetzt im 44. Lebensjahre sicht, Kat unter dem Titel „Vom roten zum schwarzen Prin- en', die Memoiren seines eigenen, höchst bewegten politischen lebens veröffentlicht und im Jahre 1920 in einem deutschen Ber lage erscheinen lassen Aus dem Memoirenwerke steigt «in abe n- teuerlicher Charakter aus, der sich in einem abenteuer« tichen Leben zwangsläufig spiegelt. Nach allen möglichen Aben teuern in Ostasien während des russisch-javanischen Krieg« und in Afrika kehrte der Prinz Ludwig nach Ungarn zurück, wo er nach seiner Abdankung aus der Armee sich mit Leidenschaft in die Poli tik stürzte und als einer der Hauptruser im Chor der ungarischen Chauvinisten di« Errichtung einrr selbständigen ungarischen Arme« forderte, und sich dadurch das Mißfallen des Kaisers Franz Joseph und besonders des bei Serajewo ermordeten Thronfolgers zuzog. der ihn bei jeder Gelegenheit brüskierte. Im Weltkrieg war Win- dclchgrätz zunächst als Offizier auf dem serbischen Kri«g»schauplatz. wobei seins Abenteuerlust ihn wiederholl zur Ausführung gefähr licher Aufgaben trieb, wie die Ueberbringung der Disposttionen Mackensens für den serbischen Feldzug der Jahr« 1918 an di« neu gewonnenen bulgarischen Verbündeten. Spiller gründet« er die Abenteurer-„Sieger-Brigade" im Feldzug gegen Rumänien, deren Kommandant er war. Im Jahre 1918 wurde Prinz Windischgrätz vom Kaiser Karl zum ungarischen Ernährungsminister ernmmt und er galt sogar einige Zeit als ernster Kandidat für den Posten eines ungarischen Ministerpräsidenten. Er war «, der kurz vor hem Zusammenbruch den Grafen Julius Andrassvi zum Minister d« Aeußern lanciert hatte. Bei Ausbruch der Revolution al» Graf Karolyi ans Ruder kam, flüchtete Windischgrätz in die Schwei-, wo er bald eine der prominentesten Persönlichkeiten in der Umgebung des Exkaisers Karl wurde. Nach dem Sturz der Räteregierung Bela Khuns kehrte Windischgrätz nach Ungarn zurück und wurde hier einer der eifrigsten Wortführer der Legit ft misten, d. h. des Thronanspruch» des Königs Karl. Bei den bei- den Putschversuchen Karls hat Prinz Windischgrätz ein« bedeu tende Rolle gespielt. In letzter Zeit soll er jedoch «ine politische Schwenkung zu der Horthy-Partei nnb den Anhängern d« Erzherzogs Albrecht vollzogen haben. Trotz seiner riesigen Besitzungen und seiner Einnahmen befand sich Prinz Ludwig Windischgrätz ständig in Geldschwie rigkeiten. Als leidenschaftlicher aber meist unglücklicher Spie ler soll er in den Budapester und Wiener Klubs Unsummen» di« oft an einem einzigen Abend in die Milliarden gingen, verloren haben. Auch seine Leidenschaften, die ihm besonder» der Theater welt nahebrachten, kosteten ihn schwere» Geld. Sein abenteuer liches Blut zeigte sich eben auch in diesen Exzessen und hat ihn schließlich auf die Bahn de» politischen Desperados getrieben, dein alle Mittel zur Erreichung seiner Ziele recht sind. Daß ein solcher Mann den ernsten Politikern, die zur Zeit die politischen Interessen Ungarns vertreten, nicht an die Rockschöße gehängt werden dar«, versteht sich für jeden Einsichtigen von selbst. Die italienischen Ausdehnungs- bestrebungen. Lin Anlrag im bayerischen Landtag. München, 8. Januar. Mehrere deutschnattonale Abge ordnete haben im bayerischen Landtag ein« Anfrage einge- bracht, in der darauf hingewiesen wird, daß sich in letzter Zeit die faschistischen Expansionsbestrebungen unverhohlen bis an die bayerische Grenze ausdehnen In poli tischen Kreisen Italiens habe man erklärt, daß Italien sich bis an den Monte Caravante (Karwendel), nach der Porta Claudia (Scharnitz) und Medullum (Feste Kufstein) ausdeh nen müsse In Deutschland lebende Italiener schlöffen sich zu fdschistischen Gruppen zusammen und trügen ihre deutschfeindlichen Abzeichen offen zur Schau. An die Staatsregierung wird die Frage gerichtet, ob die Bildung faschistischer Ortsgruppen vor ollem in München bekannt sei und welche Beweggründe die Regierung heGe, dies« deutschfeindlichen Faschistengruppen in Bayern vor allem in München zu dulden. Deutschland» Vertretung im Völkerbund. Durch die Stellenjägerei de» Herrn Marx ist di« Frage zur öffentlichen Disrujsion gestellt worden, durch wen Deutschland sich bei einem Eintritt in den Völkerbund tn Genf vertreten lassen werde. Nachdem vorübergehend ein mal der Name Kühlmann genannt worden ist, gegen d^sen verufung sich der Reichspräsident ausgesorocben haben soll, dürfte es nunmehr feststehen, daß die deutsche Regierung von der Entsendmig eine» ständigen Vertreter» überhaupt