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WWW MSSHMLrM-r 00 « Königin? von Ver- ro- hovond ck^t hen. -re» l, b worden. Tine hnben dle dageb Lcrt1>- Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Untcrhalstingsblalt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag von FriedrichMav G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 MlcHosswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, der Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischosswerda. 77 ci-. el, !N, nd 'N, en Das ist der Sinn der Verträge, die unter dem 12. Okto ber mit Rußland geschlossen und am 12. Dezember 1925 vom Reichstag mit allen gegen 4 oder 5 Stimmen genehmigt worden sind. Die Presse sprach säst übereinstimmend von einem Handelsvertrag. Das ist salsch. Es waren vielmehr 10 äußerlich selbständige Vertrüge, die eine Reihe einzelner Fragen aus den verschiedensten Gebieten des rechtlichen und wirtschaftlichen Lebens regeln: neben einem Konsularocr- trag finden sich Abkommen über Niederlassung und allge meinen Rechtsschutz, über die Behandlung von Nachlässen, über Schiedsgerichte und Rechtshilfe in bürgerlichen Strei tigkeiten, aber auch über Steuern, über Eifenbahn und See schiffahrt. Die Handelsbeziehungen kommen nur in einem Wirtschaftsabkommen zur Sprache. Grundlegend ist hierbei die Anerkennung des russischen staatlichen Außenhandels monopols, das leider alle Vorteile der gleichzeitig vereinbar ten gegenseitigen Meistbegünstigung zunichte macht. Denn während Rußland die Möglichkeit erhält, seine Erzeugnisse unter allen Umständen zu günstigen Bedingungen nach Deutschland einzuführeu, kann die deutsche Einsühr ohne weiteres gedrosselt werden, indem das Außenhandclskommis- sariat einfach Einkäufe bei uns unterläßt. Leider sind auch die anderen Verträge durchweg unvorteilhaft fü- uns. Sie sind alle, ebenso wie das Wirtschaftsabkommen, auf dem Ge biet der Gleichberechtigung aufgebaut. Es ist aber dabei vergessen, daß das bei der Verschiedenheit der deutschen und der russischen Gesetze materiell etwas ganz Verschiedenes bedeutet. Der Russe in Deutschland kann fedes Gewerbe treiben und jegliches Vermögen erwerben. Der Deutsche in Rußland dagegen ist durch zahlreiche Staatsmonopole einge schränkt und kann nicht Grundeigentümer werden, da alles Land verstaatlicht ist. Und vor Gericht genießt der Russe in Deutschland alle Garantien einer auf der Höhe der Zeit stehenden, unparteiischen Rechtsprechung. Der Deutsche in Rußland aber ist der Tscheka, den Revolutionstribunalen und den höchst eigenartigen Sowjetgerichten wehrlos aus- geliesert. Kurz, die Verträge sind unvorteilhaft, ja, teilweise ge radezu schlecht. Das ist auch im Reichstag mit aller Deut lichkeit gesagt worden. Trotzdem mußten sie angenommen werden, nicht um ihrer selbst, sondern um ihrer politischen, fast möchte man sagen, symbolischen Bedeutung, willen. Denn die Tatsache ihres Abschlusses an sich war gleichbedeutend mit der Erklärung, daß wir gewillt sind, Freundschaft mit Rußland zu halten und uns nicht von der Entente ins Schlepptau nehmen zu lassen. Unter diesem Gesichtspunkt sind die inhaltlich so bescheidenen deutsch-russischen Verträge von der gleichen hochpolitischen Bedeutung, wie die unend lich viel mehr beachteten und besprochenen Verträge Locarno. düng mit den dem Kronprinzen nahestehenden Kreisen ge- pslegt und eine Förderung seiner eigenen Bestrebungen von dieser Jnierejsenvcreinigung erhofft. Jedenfalls ist in sämt lichen aktivistischen Gruppen nicht allein der rumänischen Hauptstadt, sondern des ganzen Landes eine merkliche Un- zusricdenheit bei der Maßregelung des Kronprinzen hervor getreten, die vorläufig allerdings noch zu keiner offenen Auflehnung geführt, aber das Ziel einer solchen mit deut licher Richtung gegen Bratianu unzweifelhaft ins Allste ge faßt hat. Deutscherseits wird mau selbst bei einer größeren Auswirkung dieser Oppositionsstimmung keinen besonderen Anlaß haben, die staatsrechtlichen Verlegenheiten Rumä niens in dieser oder jener Weise auszunützen. Die nur allzu berechtigte Kritik, die man an dem Verhalten König Ferdi nands und vor allem der Königin Marie, in der Kriegszeit geübt hat, läßt jedenfalls keine besonderen Sympathien nach der einen oder anderen Seite hin in Deutschland auskommen. Desgleichen dürste der ausgesprochene Franzosenfreund Bratianu nicht zu den Persönlichkeiten gehören, mit denen in dieser oder jener Weise zusammenzuarbeiten wir uns als eine besondere Ehre anrechnen wollen. Die Militärdiktatur, die General Pangalos in Athen proklamiert hat gibt schließlich ebenfalls manchen Anlaß zu Bedenken. Das durch die ständigen Militärrevolten und Parteisührcrkämpse reichlich in den Hintergrund geratene Griechenland bedarf zum mindesten einer gewissen Ruhe zum Wiederaufbau seiner Wirtschaft. Pangalos aber ist von einem krankhaften Ehrgeiz beseelt und sein Vorgehen gegen Bulgarien im November vorigen Jahres ist noch In allzufrischer Erinnerung. Er ist jedenfalls durchaus kein Friedensbringer. * In einer amtlichen rumänischen Auslassung wird die Kronprinzenaffüre so därgestellt, daß lediglich die bekannten Liebesgeschichte» und keine politischen Gründe für den Throuverzicht maßgebend seien. Diese Verlautbarung ist nichts weiter als ein Vertuschungsoersuch nach außen. Daß es sich nicht lediglich um rein persönliche Angelegenheiten handelt; geht aus der großen Erregung hervor, die in den politischen Kreisen Rumäniens herrscht. Llerrrrittlungsverfuch der rurniinifchen Königin? — Die Kronprinrefstn in Mailand. Berlin, 6. Januar. Wie der Lokalanzeiger aus Rom meldet, trisst die Königin Maria von Rumänien am Mitt woch zur Teilnahme an der Trauerfeier für die verstorbene Königinmutter Marguerita ein. Wie verlautet, beabsichtigt die Königin, sich in den nächsten Tagen nach Mailand zu be geben, uni in der Schcidungsangelcgenheit ihres Sohnes, des Prinzen Carol, vermittelnd einzugreifcn. Die Kron prinzessin Elena ist am Dienstag in Mailand eingetrosfen, um den Versuch einer Aussöhnung mit dem Kronprinzen zu unternehmen. Nach anderen Berichten begibt sich Elena zu ihrer Mutter nach Florenz, ohne in Mailand mit ihren, Gemahl, dem Kronprinzen Carol, zusammenzutresfen. Bon dort wird sie weiter nach Palermo reisen, um an den Feier lichkeiten am Todestage des Königs Konstantin von Grie chenland teilzunehmen. Prinresfrn Elena lützt sich nicht scheiden. London, 6. Januar. Mailänder Berichte besagen, daß die Frau des ehemaligen Kronprinzen von Rumänien, Prinzessin Elena, es abgelehnt habe, sich scheiden zu lassen. Gtaatswirren am Balkan. Die Thronentsagung des Kronprinzen Carol, sein zicht auf alle ihm zustehenden Rechte als Mitglied des rumä nischen Königshauses haben zunächst nur eine rein dyna stische Bedeutung, wenn man die rein äußerlichen Ursachen, die zu diesen, Schritt Veranlassung gaben, ins Auge faßt. Darüber hinaus aber erscheint der Thronverzicht des Kron prinzen Carol auch noch in einem anderen Lichte. Inner politische Bewegungen, die als unmittelbare Folgen dieses Ereignisses hervorgetreten sind, lassen vermuten, daß auch andere Motive vorhanden gewesen sind, als nur die rein persönlicher Natur. Kronprinz Carol hat aus seiner opposi tionellen Haltung gegenüber dem in Rumänien allmächtigen Minister Ionel Bratianu wiederholt kein Hehl gemacht. Er bekämpfte das Günstlingssystem einer kleinen, aber einfluß reichen Gruppe am Königshof, die sich sichtlich des besonde ren Schutzes der Königin Maria erfreuen durste. Die Volks tümlichkeit des jungen Prinzen beruhte zum Teil darauf, daß seine Abneigung gegen die Kreaturen des Premiermini sters, die überall in der Staatsverwaltung ihr Unterkommen gefunden hatten, und deren Stützung selbst in reichlich dunk len Affären unmittelbar durch Bratianu veranlaßt wurde, im Lande durchaus bekannt war. Besonders in den neu erworbenen Gebieten, die Groß-Rumänien in überreicher Zahl als Kriegsbeute zugesollen waren, bestand die An nahme, daß der Kronprinz bemüht sei, den unter Verletzung der Rechte der Minderheiten von der Bukarester Regierung ausgehenden zentralistischen Bestrebungen nachdrücklichst entgegenzutreten. Da außerdem der Kronprinz in fast allen Kriegeroraanisationen, Sportverbünden und Jugend vereinigungen eine große Rolle nicht nur als Ehrenmitglied, sondern auch als aktiv mitwirkender Führer spielte, ist es durchaus verständlich, daß diese Kreise ihm «ine unbegrenzte Sympathie und Anhänglichkeit entgegenbrachten. Vermut lich hat auch der als Vorkämpfer des konstitutionellen Libe ralismus bekannte politische General Aoerescu eng« Derbtn» Rußland und wir. Von Prof. Dr. Frhrn. v. Areyiagh-Loringhoven, M. d. R. Die Frage der deutsch-russischen Beziehungen war in den letzten Jahren überaus schwierig. An sich lag der Ge danke eines engen Zusammenschlusses nahe. Deutschland wie Rußland waren niedergebrochen. Beide hatten eine grundstürzendc innere Umwälzung erlebt, beide standen in, schärfsten Gegensatz zur Entente, von der sie, wenn auch mit verschiedenen Mitteln, gleich planmäßig und erbarmungslos bekämpft wurden. Doch zu vieles stand zwischen ihnen. Rußland wollte die bolschewistische Revolution nach Deutsch land hineintragen und befehdete deshalb die immer noch im wesentlichen bürgerliche Republik. Diese wiederum konnte und wollte sie dem Bolschewismus nicht Preisgaben. Zudem waren beide durch ihre unmittelbarsten Sorgen und Nöte so in Anspruch genommen, daß für eine wcitausschauende Po litik kein Raum blieb. Trotzdem war hüben wie drüben ständig die Rede von der Notwendigkeit einer Annäherung. Insbesondere in Deutschland war die Erinnerung an Park und Tauroggen, an die gemeinsam geführten Befreiungs kriege wach. Die erste schwanke Brücke wurde in, Mai 1921 geschla gen. An ein Abkommen über die Rückbeförderung der bei derseitigen Kriegsgefangenen knüpfte sich ein sehr loser Ver trag über die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen, über Handel und Verkehr, über vereinzelte Rechtsfragen. Dann kam der Vertrag von Rapallo im April 1922. Ob sein Abschluß ein geschickter Schachzug war oder ein Fehler, kann heute noch streitig erscheinen. Der Bolschewismus er stickte in der wirtschaftlichen Abschnürung und es ist nicht unwahrscheinlich, daß Deutschland ihn gerettet hat, indem es den eisernen Ring sprengte, der ihn einschloß. Ein bürger liches oder gar zarisches Rußland aber wäre für uns der En- ten'e gegenüber ein wertvollerer. Bundesgenosse gewesen, als das bolschewistische — ein Bundesgenosse wäre es, ent gegen einer immer noch verbreiteten Meinung, gewesen, weil auch das nationale Rußland sich innerlich von der En tente abgcwandt hat. Aber ob nun diese Auffassung richtig ist oder die andere, der zufolge Rapallo notwendig war, um Rußland an einer Verständigung mit der Entente zu hin dern, unter allen Umständen hat der Vertrag eine neue Lage geschaffen, mit der auch die rechnen mußten, die sich aus Rücksicht auf die Gefahr der kommunistischen Propaganda in Deutschland, auf den noch immer ungesühnten Mord an unterem Gesandten, dem Grasen Mirbach, aus Rücksicht auch au, allgemeine sittliche Grundsätze gegen eine Gemeinschaft mit dem bolschewistischen Rußland sträubten. Es lag eine Tatsache vor, die sich nicht aus der Welt schaffen ließ. Wirt schaftlich freilich brachte Rapallo seinen Freunden eine große Enttäuschung. Noch 1924 betrug der Handel mit Rußland nur je 1,4 Prozent der deutschen Einfuhr und Ausfuhr. Aber immerhin waren engere Bande geschlungen. Nu» aber kam Locarno, kam der mit dein Eintritt in de» Völkerbund verknüpfte Sicherheitspakt. Jetzt hieß es dafür Sorge tragen, daß wir nicht zum willenlosen Traban ten der Wcstmächte wurden. Das konnte nur durch eine neue Annäherung an Rußland geschehen, wobei freilich die Frage gestellt werden muß, ob wir, die wir zwischen zwei Bewerbern standen, unsere Lage nicht sehr viel günstiger ge stalten, nicht unvergleichlich viel weiteraehende Zugeständ nisse herausholen konnten. Nachdem die Locarnooerträge unterzeichnet waren, mußten wir eine neue Brücke zu Ruß land schlagen und damit zugleich der Entente sagen, daß wir keineswegs gesonnen sind, mit ihr eine gemeinsame Front gegen Rußland zu bilden. Tagesschau. * Dienstag vormittag wurden auf der Eisenbahnstrecke Hamburg—Berlin die ersten Telephongefprüche aus einem fahrenden V-Zug geführt. * Der Hochwasserschaden in der Rheinprovinz wird aus dreißig Millionen Mark geschätzt. Die Mehrheit der Berliner Parteifunktionäre der S. P. D. hat nach einem Referat Hermann Müllers die Große Koalition abgelehnt. Die gesamte deutschoberfchlcsischc Eisenindustrie wird vermutlich am Ende dieses Monats siillgelegt werden müssen. * Nach Meldungen aus Budapest hat Prinz Mndisch- graeh ein volles Geständnis abgelegt und auch die Namen seiner Mithelfer genannt. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus führliches an anderer Stelle. hauplmannschasl. um die angeordnelen zusühren. Um ^11 Uhr abend» Gerichlsgefängni, gebracht. V-r Verhaftung g eine eineinhalbstündige Beratung de» Zu- Hvan von Rakoczy mtt dem Polizeidirektor van ,, vorau». Nach eia« Meldung au« leordaete Ulaia Der Fälscherskandal in Ungarn. Berlin. 6. Januar. (Drahtb.) Die Drahtberichle au« Budapest melden, hat Prinz windischgraeh gestern abend el« volle» Geständnis abgelegt und auch die Namen derje nigen genannt, die bei der Durchführung de. Plane» mitgeholfen haben. Die Namen der Personen sind bisher nicht bekannt. Doch verlautet, daß mehrere der bevorstehen den Verhaftungen große» Aufsehen Hervorrufe« werdea. Um S Uhr abend» »«ließen SS Geheimpolizisten die vberstadl- hauplmannschast. um die angeordnelen Verhaftungen durch- zusühren. Um -sSII Uhr abend» wurde Laad«po1l«lchef Nadossy aus Anordnung der Staatsanwaltschaft verhaf tet und in, Gerichtsgesäagni« gebracht^ V-r Verhaftung Uadosty» ging nenmlnisters H Budapest, Mai wleu ist auö Liste von vi französische» veratung de« Polizeidirektor la« Meldung Ersch i»«n«»weise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezugspreis iür die Zeit eines halben Monats: Frei Ins Haus halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SO Psg. Einzelnummer l '> Psg. — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Am« Dresden Nr. 1521. Nemeinde- verbandsgtrokasse Bischvlswerda Konto Nr. «4. 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