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DerSäGscheLrMer MWoftzwerücrer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, de« Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. <2Ma.g sL> Lcrtt^» Unabhängige Leitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtefieVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen' Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Drnc» und Verlag von Friedrich Mag G.m.b.H. in Bischofswerda. FemfpltcherNr.444und 445 Erich i»««g»weisc: Jeden Werktaq abends für den folgend. Tag. Bezugapret» Mr die Helt eines halben Monats: Frei ins Han» halbmonatlich? lk. 1.20, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SO Pfg. Einzelnummer 15 Psg. — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen iederzrit Bestellungen entgegen. 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B- auf Anfrage vom Generaldirektor Poensgcn von der Phönix-A.-T. in Düsseldorf mitgcteilt wird, ist die von einem Berliner Mittagsblatt verbreitete Nachricht über cii^ bevorstehende Verschmelzung amerikanischer und deutscher Stahlindustrien in Verbindung mit dem Bankhausc Dillon-Reed in New Dort völlig ans derLuft gegriffen. Ts haben keine Verhandlungen dieser Art stattgefunden. Der fleißige Völkerbund. Genf, 4. Januar. Im Jahre 1925 hat das Lölkerbundr- sekrclariat gemäß Artikel 18 der Völkerbundssatzung 248 Verträge, Abkommen und Ilebereinkommen registriert. Da mit erreicht die Gesamtzahl der seit der Gründung de« Völ kerbundes registrierten internationalen Vertrüge die Zahl von 1043. (!) — Und trotz dieser 1043 papiernen Verträge war noch nie mehr Unfrieden in der Welt wie gegenwärtig. Für die Rechte der unterdrückten . Völker. Berlin, 4. Januar. Das Kuratorium für di« Rechte der unterdrückten Völker veranstaltet am 12. Januar im Krie- gervereinshause, Chausseestraße 91, eine große Kundgebung mit der Losung: „Für Völkersreiheit — gegen Bölkerknech- tung!" Die Vertreter verschiedener Nationen werden da» Wort ergreifen, ebenso Ver' eter der von Deutschland losge rissenen Gebiete. Gesinnung und angeborenem Edelmut heraustäme. Da» ist nicht der Fall; die Entente ist heute machtlos in Ostasien; sie hat abgewirtschaftet, wenn sie nicht Amerika noch gnädig «in wenig stützt. Diese Tatsachen sollte man in Deutschland ken nen und erkennen. Im übrigen mag man über die Form der chinesischen Propaganda denken wie man will, eines setzt den Deutschen immer wieder in Erstaunen: das einmütige Zusammenhalten der Chinesen nach außen hin trotz Bürger krieg. Dadurch erst ist die Entwicklung Versailles—Washing ton—Peking möglich geworden, und dadurch ist die Stellung der chinesischen Unterhändler so unendlich viel stärker al» etwa die deutscher Unterhändler sein kann und konnte in Versailles, in Locarno, ja schon gegen Ende des Weltkrieges, denn die Ententearmeen waren ja am Zusammenbrechen und die Regierungen 1918 auch, wie Oberst House, der Ver traute Wilsons in Versailles, in Neuyork neulich erklärt hat. Heute sind sie beinahe wieder so weit gewesen. Ein Fälscherskandal in Ungarn. Wie vor kurzem gemeldet, sind in Holland drei unga rische Persönlichkeiten bei der Ausgabe gefälschter französi scher Frankennoten verhaftet morden. Der eine derselben, der Oberst Jankowitsch, ist der Schwager des ungarischen Kriegsministers, des Grafen Osaky. Auch die beiden ande ren Verhafteten gehören den besseren ungarischen Gesell schaftskreisen an. Sie wurden dem Gerichtshof im Haag eingeliefert, gleichzeitig aber die Budapester Polizei um die Einleitung der Untersuchung ersucht. Zur selben Zeit trafen drei höhere Polizeibeamte aus Paris ein, die bei der Buda pester Oberstaatsanwaltschaft die ihnen nötig scheinende Auf klärung einholten, selbst aber auch eine Spur mitbrochten, die ganz besonders dazu beigetragen haben dürfte, Licht in diese Angelegenheit zu bringen. Der Kammerdiener des Prinzen Windisch-Grätz, Kaspar Kovac», hatte eines seiner Kinder nach Holland gesandt und sein« Frau hatte den Pflegeeltern des Kindes eine Tausendfrank- note geschickt, die sich als Fälschung erwies, und die Entdek- kung dieser Fälschung führte dann zur Verhaftung des Kam merdieners. Im weiteren Verlauf erfolgte auch die Ver haftung des Sekretärs des Prinzen Windisch-Grätz, Robo. Sein Sekretär scheint nur sein blindes Werkzeug und ein Opfer seiner Treue zu seinem Herrn gewesen zu sein. Vie Angelegenheit zieht immer weitere Kreise und Hot sich su einer politischen Angelegenheit ersten Range» herou»a,bll- det. Im Auslande kursieren die ungeheuerlichsten Nach richten. Die Prager Zeitungen richten gegen Ungarn und die ungarische Regierung die wildesten Angriffe und nen nen noch als Mitbeteiligte der Fälschungsaffäre den Gra fen Paul Teleki und den Minister a. D. Dr. Trotz. Der Kriegsminister Traf Osaky, dessen Schwager Oberst Ian- kowitsch verhaftet wurde, hat einen Urlaub angetreten. Der Landespolizeihauptmonn Radosy hat plötzlich «inen Urlaub Versailles—Locarno—Peking. Von Professor Dr. Friedrich Otte-Peking, 1912—1916 Zweiter Abteilungsdirektor im Amte des englischen Generalagenten d. chinesischen Seezoll-, Hasen- ». Anleihekontrollc. Eine der führenden amerikanischen Zeitungen Nord chinas schrieb am 20. November 1925: „W is China in Ver sailles erlangen wollte und dann wieder in Washington (1922), erreichte es gestern, ,als die Zollkonferenzdelegierten den Bericht des Unterkomitees annahmen in bezug auf die chinesische Zollhoheit." Der denkwürdige Beschluß wurde in folgende Formel gebracht: „Die vertragschließenden Mächte außer China erkennen hiermit Chinas Recht auf Zollhoheit an. . . und geben ihre Zustimmung, daß das chinesische autonome Tarifgesetz am 1. Januar 1929 in Kraft treten soll uff." Hiermit fallen auf einmal die verschiedenen Fesseln, die China seit 1842, also seit dem Opiumkriege trug. Der ersten Fessel waren andere gefolgt, die letzte nach den Boxerauf- ftänden. Damals, um 1903, war Chinas internationale Stellung und Geltung auf dem tiefsten Stande angekommen. Die Mandschudynastie hatte abgewirtschaftet, eine Nieder lage nach der anderen; der Staatswagen war hoffnungslos in den Sumpf gefahren. Daß die Dynastie hinwcggcfegt wurde, die ja noch dazu Fremddynastie war, ist also keines wegs erstaunlich; erstaunlich ist es nur, daß das chinesische Volk eine Regierung so lange duldet, die seit 1842 eine Niederlage nach der andern erlitt. Nach der Revolution, 1911, wurde dann die öffentliche Meinung aufgepeitscyt und, obgleich ein Bürgerkrieg dem anderen folgte, Chinas Haltung dem Auslande gegenüber wurde von Jahr zu Jahr unabhängiger. Dies zeigte sich in Versailles, wo die Chinesen sich weigerten, das Schmachdoku ment zu unterzeichnen, weil durch dieses Diktat deutsche Rechte in Schangtung auf Japan übertragen wurden. Daraufhin versuchten die Vereinigten Staaten 1922 durch die bekannten Verträge von Washington Chinas Recht auf Schattgtung und die Aufhebung der einschränkenden Ver tragsklauseln aus den alten Verträgen in die Wege zu lei ten' ober die Angelegenheit wurde verschleppt durch die da mit verquickte Goldfrankenfrage, das heißt, die Franzosen wollten die Boxerentschädigung in Goldfranken, nicht in Papierfranken bezahlt sehen. Diese Angelegenheit wurde erst Anfang 1925 beigelegt und nun war der Weg offen. Inzwischen war aber noch etwas anderes geschehen, nämlich, die weltpolitische Lage, die durch das Versailler Dik tat auf Jahrzehnte hinaus zugunsten der Diktierenden hatte festgelegt werden sollen, entwickelte sich in ungeheurem Maße zuungunsten der Entente. Die Ursachen sind bekannt: Falsche wirtschaftliche Schlußfolgerungen über die Auswirkung der Verträge in London; Ueberspannung der Volkskrast durch ein Ucbcrmaß an Rüstungen in Frankreich, Polen Tschechien usw., die Fata Morgana der Selbstbestimmung; vor allem aber die absolut falsche Beurteilung der russischen Macht, was ja die Entente-Diplomatie zu dem naiven Glauben geführt hat, man könne aus Rußland ein zweites Indien machen, nachdem Deutschland einmal die Vorarbeit geleistet und die mohlausgerüsteten Riesenarmeen des Zaren ^rtrümmcrt hatte. Es zeigte sich sedoch, daß die von den Bolschewisten zusammengebrachten Trümmer immer noch stark genug wa ren, um die Entente zu schlagen, besonders nachdem man in London auch noch dem tapferen Grafen von der Goltz und seinen klastischen Streitern das gegebene Ehrenwort wieder Tagesschau. Nach Meldungen aus Berlin ist am 1. Januar ein Ab bau der Mislitärkontrolle durch Aushebung der Kontroll zweigstelle eingetreten. Als provisorische Posten bleiben einstweilen in Königsberg und München Gruppen von je zwei alliierten Offizieren bestehen. * Für die Bezirke, die unter großer Erwerbslosigkeit leiden, sollen besondere Erleichterungen für die Durchfüh rung öffentlicher Notstandsarbeiten gewährt werden. * Die Königinmutter von Italien ist gestorben. Der Reichspräsident hat an den italienischen König ein Beileids telegramm gesandt. * Im Zusammenhang mit den aufgedecktcu Fälschungen französischer Tausendfrankenscheine ist in Budapest Prinz W.noischgraetz verhaftet worden. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- sichtliches an anderer Stelle. erste Macht Ostasiens geworden und ist es heute noch weit mehr. Weiterhin haben gerade :m Jahre 1925 die starke Hal tung der Türkei in der Mossulfrage, die Freiheitskämpfe der i Marokkaner unter Abd el Krim, der Drusen in Syrien, die Störungen in Aegypten und andere Vorgänge die Aufmerk samkeit Chinas auf die politische Schwäche Europas, vor allem Englands, gelenkr. Als dann am 30. Mai 1925 nach den Schanghaier Vorgängen diese Schwäche Englands sich geradezu als Hilflosigkeit entpuppte, konnte China, das in Versailles noch als Macht dritter Ordnung galt, am 26. Oktober 1925 als Herr auf der Zollkonferenz von Peking auf treten. Die Zeitungen sprechen hier in Peking offen davon, daß der englische Delegierte in allem nachgcben muß; er darf nie die Stellung einnchmen, daß er etwa das nicht konze dieren wollte, was die Vereinigten Staaten lmd Japan zu konzedieren bereit sind. Er muß! Auch die Stellung der anderen Vertragsgegner gegenüber China ist politisch schwach, weil man immerwährend mit dem plötzlichen Her vortreten Rußlands rechnen muß. Wirtschaftlich stark ist die Stellung Rußlands allerdings nicht, um so mehr die Frank reichs und Amerikas, die im Falle eines Wirtschaftskrieges sofort die bedeutendsten chinesischen Luxusindustrien zum Erliegen bringen könnten, selbst aber auf Ausfuhr von China und Einfuhr nach China leicht verzichten können. Immerhin dürste den Chinesen im Notfälle der Außen handel auch weniger wichtig sein als die nationale Ehre und Freiheit, für die das ganze Volk eintritt: Militärmachihabcr. Banken, Handelskreise, die Intellektuellen, die Arbeiter und insbesondere auch die Führer in der Kuomintang, der am weitesten links stehenden Partei. Sie vor allem sind gegen jede Fremdherrschaft. Es ist also nicht wie in Deutschland, wo das Ausland ja jederzeit, wenn nicht auf alle, so doch aus sehr viele sozialistische Führer rechnen kann, wenn es sich darum handelt, Deutschland durch inneren Zwist zu paraly sieren, so daß es seine Kraft nicht nach außen hin konzentrie ren kann und seine Fesseln weiter tragen muß. Von Peking aus gesehen besteht nun ein innerer Zusam menhang zwischen der Konferenz von Locarno und der Pe kinger Zollkonferenz. Dabei ist das Wort Zollkonferenz von vornherein schon irreführend, da cs bei Uneingeweihten — und in bezug auf China gibt es leider deren allzuviele in Deutschland — den Glauben erwecken kann, es handele sich um ein Handelsabkommen gewöhnlicher Art zwischen China und anderen Staaten. Das ist eben nicht der Fall. Es han delt sich um nichts mehr oder weniger als um die Wiederge winnung seiner Hohcitsrechtc für China, und zwar ist welt geschichtlich dieser Vorgang von noch viel gewaltigerer Be deutung als der Zusammenbruch der Ententepolitik gegen über der Türkei. Daß man in London und Paris die Teil nahmslosigkeit Deutschlands an den ostasiatischen Fragen begrüßt und sie von dort her nährt, das liegt im Interesse der deutschen Vertragsgegner. Und daß man vor allem auch den Sichcrheitspakt von Locarno möglichst schnell unter Dach und Fach zu bekommen suchte, geschah auch keineswegs aus einer edlen Geste oder Herzensregung, sondern aus dem Ge fühl heraus, daß sich in der weiteren Welt außerhalb Euro pas eben Machtverschiebungen ergeben haben und politische Umstellungen, die ein weiteres Hinstieren auf den einen Punkt „Deutschland" für die Staate», die Deutschland in Vertragsfesseln gelegt haben, wie sie selbst China niemals getragen hat, lebensgefährlich erscheinen lassen; denn Polen, Tschechien usw. bieten weder kulturell noch wirtschaftlich einen Ersatz für Deutschland, geschweige denn politisch gegen Rußland. Man braucht Deutschland, wieder; vielleicht so gar bald seine Militärmacht, oder besser gesagt seine Reser ven an Menschenkräften als Gladiatoren, wie die Balten kämpfer. Locarno mag an und für sich notwendig und güt sein, von Peking aus läßt sich die innerpolitische und wirtschaft liche Lage in Deutschland nicht im einzelnen beurteilen, aber cs gibt auch eine außenpolitische und die ist letzthin äußerst günstig für Deutschland, weil man es braucht. Ob nun in Locarno so geschickt laviert worden ist wie hier in Peking von den chinesischen Staatsmännern laviert wurde, das muß erst die Geschichte ergeben. Auf alle Fälle bestehen nnere Zusammenhänge. Sowohl Locarno wie Peking sind direkte Nachfolgeerscheinungen des Weltkrieges und des Friedens von Versailles; nur ergibt sich aus den Verhand- ungen in Locarno, daß Deutschland heute weltpolitisch schon tkefer steht als China und weiterhin, daß die Entente nicht im entferntesten daran denkt, auf die Rechte aus dem Schmachfrieden von Versailles zu verzichten, obgleich es sich um ein Volk handelt, das den Engländern nahe steht. Wohl einmal gebrochen hatte. Durch den Versailler Frieden wurde aber war man bereit, in Peking auf die Rechte aus den Sie- Ruhland im Westen entlastet und nach der Niederlage der gcroerträgen zu verzichten und versucht, in Europa den Ein» Japaner in Sibirien 1V21—1VL2 war es bereits 1V2S die druck hervorzurufen, als ob dieses Nach. ' 7 V.