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Nch einer: „Der Herr Pastor kommt!" Alle wandten stch um, zogen die Kopfbedeckungen und traten zurück, daß -sich für den Ankommenden eine Waise zu den Fenstern bildete. Da konnte er denn nicht vorübergehen. Freundlich fragte er: „Hier gibt's wohl etwas ganz Feines zu sehen?" Nettingern hätten sie zugerusen, ohne aus seine Anrede zu warten: „Das müssen Sie sich mal ansehen, Herr Pastor! ' Herrn Pfarrer Böhme antworteten sie mit einen, artigen »2a Sie hatten alle dieselbe Empfindung wie die Alten: so ein seiner Mann, der neue Pastor! (Fortsetzung folgt.) die Hofen in ihren Halbstiefeln und König und Marschall in ihre« langen Stiefeln. Schon mehrfach ist dieses anziehende, schlichte Bslksjpiel an volkskundlichen Heimatabenden und verwandten Veranstaltungen mit großen'. Erfolg zur Aufführung gebracht morden. Aus der Stadt Bautzen ist der „Spruch des Mohrenkömgs* aus einem wohl ähnlichen, aber verschollenen „Dreikönigsspiel" be kannt und ausgezeichnet worden. Er lautet: ,Zch bi« der König der Mohren, Schwarz bin ich geboren; Die Schuld liegt nicht an mir. Sondern an meiner Kindermagd. Hätte sie mich gewaschen mit einem Schwamm, So wär ich weiß geworden wie ein Lamm; So aber hat sie mich gewaschen mit einem Lappen, Darum bin ich geworden wie ein Rappen.' Ein alter Brauch, der bis in die neuere Zeit in dem katho lisch verbliebenen Städtchen Wittichenau in der preußischen Oberlausitz geübt worden ist und den wir den „Erinnerungen" eines Heimatsreundes verdanken, sind die „Dreikönigsumgänge" am b Januar und an den Tagen vor und nach diesem Zeitpunkt. Sie stellen eine „Observanz" der Chorbeamten, des Rektors und Kantors der Pfarrkirche, sowie der „Fundatisten" des Kirchenchorss dar. Letztere waren sechs Singknaben, die auf Grund einer testa mentarischen Bestimmung eines früheren Pfarrgeistlichen verpflich tet waren, vom 10. bis 14. Lebensjahre mit ihren Stimmen dem Ehorgesange zu dienen. In der Stadt begann der Dreikönigsumgang gewöhnlich einen oder zwei Tage vor dem 6. Januar. Die drei Singknaben trugen jeder ein breites, verschiedenfarbiges, bisweilen geblumtes Seiden band, das gleich einer Schulterfchärve über die Brust gelegt und auf der Achsel wie auch unter dun Arme befestigt war. Rektor und Kantor hatten als Zeichen ihrer Würde einen schwarzen Schul- termanielkrngen. Der größte Knabe war der Sternträger. Dec Stern war an einer über zwei Meter hohen Stange befestigt und wurde mit der Hand in drehende Bewegung gesetzt. Stange uird Stern waren mannigfach verziert und bunt beinalt. Dazu trug man zwei Sparbüchsen aus Blech, die eine für die Lehrer, die andere für die Knaben. Seim die Spenden des Dreikönigsganges waren ein Bestandteil des Einkommens für die Chorbegmten. Im Hausflur eines Gebäudes angeiangr, begann der Chor sein Lied, das auf die Weihnachtszeit oder den Dreikönigsiag sich bezsg. Singend wurde ins Zimmer geweten, mährend der Sterniräger. wiederholt den Stern drehte. Alt und jung hörte andachtsvoll oen Liedergruß an. Während des Gesanges schrieb der Kantor hoch oben an die Stubentür die Namen der heiligen drei Könige: C -ß M ll-, B und dahinter die Jahreszahl. Die Anschrift blieb das ganze Jahr über stehen. 'Nach beendetem Gesang brachten die Lehrer die Glück wünsche sür das neue Jahr der versammelten Familie dar und nah men dann die Geldspenden in Empfang. Darauf er'olgle nach eine reichliche Bewirtung der Bittgänge, Ebenso vollzog sich der Umgang am nächsten und unter Um ständen auch am drillen Tage. Da ging es hinaus in die nach allen Richtungen gelegenen Vorstädte. Nicht überall sanden freilich die Bittgänger ireundliche Geber, mitunter mußten sie auch vor verschlossenen Tü'en umkNn'en, den Schnee von den Füßen schütteln und weiter stampfen. Nach dem Dreikönigsfest wurde, noch wochenlang von den Chor schülern die Botschin, von der Ankunir der heiligen drei Könige in den 1? eingernarrten wendnchen Doriern des Kirchspiels kundgetan mit Bandicharpe, Stern und Anschein an den Türpfosten. Ein alr- äberlieiertes Lied erklang beim Eintritt in Sie geräumige Bauern stube oder kleine Häuslerwohnung: Drei Könige aus Mvrgenlano kommen gezogen. Sie kommen in schnellster Eil'! AI, wären sie schnell durch die Lüste ge'Ivgen Gleich einem hochfliegenden Pfeil, Weil sie zugebracht Ohn" Zweifel Tag und Nacht Nicht einmal die hundertste Blei'.'. Wo ist der König, der neu uns geboren, Im Morgenland schien uns sein Stern. Wir haben ihm köstliche Gaben erkoren lind kommen zum Fußfall von fern. O sagt, o saget an. Wo, wo findet man Den lieben, den gnädigen Herrn? — Damit bricht der Gesang ab, und es erfolgt das Ansagen der Neujahrswünsche. Geld und Lebensmittel sind auch hier der Lohn. Heute sind rratürlich diese Art Umgänge und das aus ihnen sich ergebende Einkommen der Kirchenbeamten abgelöst und nur die Erinnerung an die'c Altvätersitte dem gegenwärtigen Geschlecht ver blieben. — O- Schöne. Druck und Verlag von FrIedrich May, G. m. b. H, verantwortlich ^ür die Schrifüestuug Max Niederer. " sämtlich rn Bischofswerda. Pom Drrikönigstage in der Gberiausrtz. Zwölf Tage nach Weihnachten, am k>. Januar, fällt das so genannte „Hohe oder Groß« Neujahr", das von -er Kirche als „Epiphaniassest" oder als ..Fest der Erscheinung Christi" bezeichnet wird. Zu erwähntem Zeitpunkt hat es von altersher feine unum strittene Steilung innerhalb des Kirchenjahres behauptet. Außer feinem volkstümlichen Namen „Fest der heiligen drei Könige", kannte und kennt inan noch die Bezeichnungen „Kirchen-Neujahr", „Perchttag", „Berchlentag" und ähnliche. Letztere verweisen zwei fellos noch in das vorchristliche Glaubenstum unserer Vorfahren, sie erinnern an die jäwne und gütige Gemahlin des höchsten Germanengottes „Wodan", an die „Freia", „Frau Holle" oder „Berchta", die in den Tagen der Wintersonnenwende ihre Umzüge durch die Gaue unserer Attoordern hielt, Lohn und -strafe den flei ßigen und säumigen Mädchen und Hausfrauen verheißend. Mi: dem 6. Januar schließt ja auch die wunder- und zauberkräftig« Zeil der „Zwölsnächt e", ein weiteres Zeichen dafür, daß des Tages Bedeutung well über seine kirchliche Prägung hinansreichl. Be kanntlich gilt der Dreikönigstag als der Zeitpunkt, an dem die „Drei Weisen aus dem Morgenlande" nach der Legende durch den Stern nach Bethlehem geleitet wurden und deren angenom mene Namen „Kaspar, Melchior und Balthasar" auch sonst im Volksglauben, wie beispielsweise in der Walpurgisnacht, eine wich tige Rolle spielen, lieber die Entstehung des besonders in unserem Sachsenlande gebräuchlichen Namens „Hohes oder Großes Neu jahr" sind sich die Gelehrten noch nicht ganz einig. Vielleicht leite! sich derselbe davon her, daß in der guten alten Zeil, als inan noch mehr Muße sand. Feile ausgiebig zu seicru, Weihnachten, Ostern und Pfingsten nicht nur an zwei Feierlagen, sondern eine ganze Woche lang begangen wurden Daher auch die Mehrzahls form aller dieser festlichen Zeiten. Man feierte sie von einem Sonntag zum andern, wobei dann der zweite Sonntag als „Groß Ostern" oder „Groß-Pfingsten" noch einen besonders eindrucksvol len Abschluß der Ganzen bildete. So hängt auch der 6. Januar, der »Hohe Neujahrstag", mit dem 1. Januar zusammen und beides er klärt sich damit, daß man seit der Einführung des Gregorianischen Kalenders im Jahre 1üü2 Weihnachten nnd Neujahr zugleich be ging Ilm den Dreikönigstag haben auch in unserer heimatlichen Ober- iousitz Glauben, Brauch nnd Volksdichtung einen reichen und viel gestaltigen Kran; geschlungen, so finden wir in den Grenzdör- wrn der Südlausitz ein altes Boltsioiel „Die drei Weisen aus dein Viorgenlande", das weiß durch böhmiicve, aber auch durcn einher Mische, besonders dazu auigeputzie Kinder au'ge'ükrt wird. Ein lvlches Dreiköuigsspiel, welches das Erscheinen der Hell zen dre Könige vor dem König Herodes zur Darstellung bringen soll, in uns ans dem Dorfe Markersdorf östlich von Zinau erhallen. Da dasselbe schon mehriach zum 'Abdruck gebrach! m (zu :- wohl in der höchst verdienstvollen Schrill „Deutsche Volksdichtm in der Oberlaufitz" von 2r. Curr Müller-Löbau), soll vieles auipr? Hend« Erzeugnis heimaklichcr Volksdichnmg an dieser Stelle wich! wicdergegeben werden. Nur von der Ausstattung der Darsteller fei einiges mttgeteilt: Die simi Rolleilinhaber gehen in 'tilgender Weise gekleidet: Herodes trägt einen schwarzen Rock und eine schwarze Host. Spielmarken, Vsreinszeichen oder geliehene Orden aus der Brust bezeichnen seinen Rang, desgleichen ein Zepter aus Hol; nw Goldpapier überklebt, ein Schleppiäbel oder eine Krone aus Pappe, Mit Goildpapier überzagen, mit sich kreuzenden Bügeln Daneben dürfen klirrende Sporen nicht kehlen. Der Marschall geht auch fchwarz gekleidet, hat auch Sabel und Sporen, aber keine Krons l»nd mir einen Orden. Die Weisen tragen schwarze Hose, eine ge zackt« Krone, die bei dem ersten Weifen, der gegen Ende des Spiels Ue Rolle des Todes zu übernehmen Hal, mit schwarzem, bei dem anderen beiden mit silberglänzendem Papier überzogen »fr. Sie yabrn ferner über ihre Unterjacke ein schneeweißes, bis an die Knie reichendes Hemd angezoqen. Um die Hüften schlingt sich ein schwar zer Gürtel, und der Saum des Hemdes ist, wem, inöglich, mit einem Voldpapirrjtreisen »ersehen. Alle drei Weisen haben einen bis zum Kapst reichenden Stab, und der erste hat daran eine silberne Sense, die ober bis za dem Augenblick, wo der Tod seine Tätigkeit antritl, nach unten nnd hinten gehalten wird. Alle fünf Darsteller haben