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DerSSHsWLrMer Dischofswerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Piatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amrshaupt- mtmkDHt. der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, de» Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadtund Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 16. — Druck und Verlag von FriedrichMay G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 446 Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1821. Gemetnde- verbandsgirokafse Bischofswerda Konto Nr. S4. Im Falle höherer Gewalt — Krseg oder lonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeittmg oder der Besörderungseinrich. tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieserunq der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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Die Währung vor erneuter Gefährdung zu stärken, sei das wichtigste In teresse aller Wirtschaftsstände. * Auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Heidelberg haben die sächsischen Linkssozialisten eine entscheidende Nie derlage erlitten. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Aufforderung an 348 namentlich aufgesührte polnische Optanten, das Ge biet des Deutschen Reiches bis spätestens 1. März 1926 zu verlassen. Der französische Anterrichtsminisler de Monzis hat Dienstag abend Berlin wieder verlassen. Die einleitenden Besprechungen zur Wiederaufnahme der deutsch-französischen Handelsvertragsverhandlungen wer den am Mittwoch wieder ausgenommen. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus führliches an anderer Stelle. Oie Einladung zur Konferenz. Berlin. 16. September. (Von unserem Berliner Ver treter.) Die Einladung der alliierten Regierungen befindet sich nun in den Händen des Außenministers Dr. Stresemann, der mit dem französischen Botschafter der Margerie bei der Ueberreichung der Mitteilung eine längere Besprechung hatte. Aus den höflichen Erklärungen des französischen Bot schafters geht hervor, daß Frankreich tatsächlich zwei Konfe renzen im Auge hat, die unmittelbar aufeinander folgen sollen. Zunächst will man die Außenminister versammeln und zwar — wie vorläufig nur privat mitgeteilt worden ist — in Lausanne, wo man Gelegenheit haben werde, auch mit den maßgebenden Kreisen des Völkerbundes in Fühlung zu treten. Dieser Vorschlag ist aber nur ganz inoffiziell und bildet nicht irgend ein Bestandteil der alliierten Einladung an die deutsche Regierung. Die schriftliche Mitteilung an dH deutsche Regierung enthält lediglich die Feststellung, die alliierten Regierungen seien entsprechend ihren früheren An regungen der Auffassung, daß es wünschenswert erscheine, nunmehr eine Ministerkonferenz stattfinden zu lassen. Der Ort der Zusammenkunft ist überhaupt nicht genannt worden, .hinsichtlich des Zeitpunktes erscheint den Alliierten die Zeit gegen Ende September oder Anfang Oktober geeignet. Die deutsche Antwort auf die alliierte Einladung wird, wie wir hören, schon am Montag abend nach dem vom Reichskanzler einberufenen Kabinettsrot nach Paris abge sandt werden. Vorher ist es allerdings notwendig, daß sich das Reichskabinett über alle wesentlichen Punkte der außen politischen Lage vollständig einig sein wird. Einige unter richtete Kreise des Auswärtigen Amtes behaupten, daß man schon seht mit einer Annahme der alliierten Einladung durch das Reichskabinett rechnen könne. Allerdings werde sich die deutsche Regierung vorher vergewissern, daß alle Voraus setzungen dafür gegeben sind, daß'die Ministerkonferenz nickt etwa zu einem abschließenden Ergebnis führe, sondern nur zur Vorbereitung einer Vollkonferenz dienen soll. Es kann daher auch noch nicht gesagt werden, oh sich Reichskanzler Dr. Luther an der Ministerkonferenz beteiligen wird, denn zunächst wird festgestellt werden müssen, inwieweit die alli- ierten Regierungen bereit sind, sofort nach Beendigung der Ministerbesprechung eine Einladung zu einer Konferenz aller führenden Staatsmänner ergehen zu lassen. Aus die sem Grunde wäre es denkbar, daß zunächst nur der Außen minister Dr. Stresemann an den Verhandlungen teilnimmt und erst nach Zusammentritt der großen Konferenz eine deutsche Delegation unter Führung des Reichskanzlers ent sandt wird. Die Beschlüsse des Reichskabinetts werden sich jedenfalls ganz danach richten, welchen Charakter die jetzt überreichte Einladung in Wirklichkeit hat und in welchem Rahmen sich die geplante Ministerkonferenz vollziehen soll. Man darf hierbei nicht übersehen, daß der neue Schritt der alliierten Regierungen noch keine Handhabe zur Schaffung definierter Tatsachen biete und daß die Frage vollständig offen gelassen worden ist, auf welchem Wege eine große Kon ferenz zum Abschluß des Sicherheitspaktes zustande gebracht werden soll. Die deutsche Regierung hat es jetzt in ihrer Hand, dens alliierten Mächten präzise Vorschläge über die Art der be vorstehenden Verhandlungen zu machen. Sie kann, wenn sie es für zweckmäßig hält, die Einladung zu der geplanten Ministerkonferenz annehmen oder auch ablehnen, denn aus jeden Fall hat das deutsche Kabinett volle Handlungsfreiheit, um verlangen zu können, daß es vorher bei allen Verein barungen über die Einberufung einer Sicherheitskonferenz gehört wird. Für die nächsten Tage hat man daher mit einer regen diplomatischen Tätigkeit zu rechnen, die dazu dienen soll, die Situation restlos zu klären. Zuerst NerharrdLurrgerr über den Völkerbund? (Eigener Informationsdienst.) Berlin, 16 September. (Drahtmeldung.) Von zuver lässiger Seite erfahren wir, daß nach den Absichten der alli ierten Regierungen zuerst über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund verhandelt werden soll. Die Genfer Bespre chungen der alliierten Staatsmänner hätten in erster Linie dazu geführt, daß man noch vor Ablauf dieses Jahres die Zulassung Deutschlands zum Völkerbund sicherstellen will, da mit dann alle Abmachungen über den Sicherheitspakt in Kraft treten könnten. Das Eingreifen Rußlands. (Eigener Informationsdienst.) Berlin, 16. Sept. (Drahtber.) Im Augenblick der Ueber reichung der alliierten Einladung an die deutsche Regierung ist aus Warschau eine Aufsehen erregende Meldung einge troffen, die für die bevorstehenden Sicherheitsverhandlungen von großer Bedeutung ist. Danach hat die russische Sow jetregierung das Warschauer Außenministerium davon ver ständigt, daß der russische Volkskommissar für Auswärtiges, Tschitscherin, am kommenden Sonntag in Warschau eintres- fen wird, um mit der polnischen Regierung zu verhandeln. Daraufhin hat sich der in Genf weilende polnische Außen minister Graf Skrzynski sofort mit Briand in Verbindung gesetzt. Wie wir aus Kreisen des Auswärtigen Amtes erfahren, hängt der Schritt Tschitscherins unmittelbar mit der Sicher heitsfrage zusammen. Inzwischen ist in Berlin die Nach richt eingetrosfen, daß Tschitscherin sich von Warschau aus nach Berlin begeben soll. Es ist daher anzunehmen, daß der russische Außenminister sich auch mit dem deutschen Reichs kanzler Dr. Luther und dem deutschen Außenminister Dr. Stresemann in Verbindung setzen wird. Da jedoch vor läufig noch sehr wenige Einzelheiten über die Absichten Ruß lands vorliegen, wird allgemein angenommen, daß die rus sische Politik einen Gegenschlag gegen die Sicherheitsver handlungen führen und die deutsche Regierung vor neue Tatsachen stellen will. Trifft diese Vermutung zu, so würde der Vorstoß Rußlands von unabsehbarer Tragweite sein. Eine Entschließung des Deutschen Kankiertages. Berlin, 15. Sept. (Drahtber.) Der 6. Deutsche Bankier tag nahm heute nach Schluß der Diskussion einstimmig eine Entschließung an, in der es u. a. heißt: Die in Deutschland wiederhergefiellte stabile Wäh rung zu stärken und vor erneuter Gefährdung zu schützen, ist das wichtigste gemeinsame Interesse aller Wirtschafts stände. Der Vankiertag stimmt deshalb der von der Reichsbank durchgeführten Abwehr der Kredit vermehrung zu. Line übermäßige Verschuldung an do« Ausland übt dauernd einen Druck auf unsere Währung au». Die Verminderung diese» Druck» ist notwendig. Line der wichtigsten Zukunftssorgen der deutschen Währung» Politik ist die Verminderung der Abhängigkeit unserer industriellen Produktion von der Einfuhr ausländischer Rohstoffe. Die Bestrebungen auf Wiedererlangung geeig neten überseeischen Kolonialbesitzes müssen daher auf« talkräftigste unterstützt werden. Der Lohrrkonfttkt bei -er Reichsbahn. Die Reichsbahnverwaltung hat dem im Reichsarbeits ministerium über die Löhne der Eisenbahnarbeiter gefällten Schiedsspruch zugestimmt, für den die ErklSrungsfrist heute abläuft. Die Gewerkschaften hatten, wie belichtet, den Spruch abgelehnt. Voraussichtlich dürste der Schiedsspruch nunmehr für verbindlich erklärt werden. Das erste Dawesjahr. Der finanzielle Abschluß. Der Generalagent für die Reparationszahlungen hat jetzt die Schlußabrechnung über die Eingänge und Zahlun gen des ersten Jahres der Wirksamkeit des Dawesplane» oorgelegt. Wir haben 457 572 Mark mehr gezahlt, al» wir zu zahlen verpflichtet waren. Der Ueberschuß stammt au» Zinseingängen und Kursdifferenzen. Nicht weniger als 218 Millionen haben die Besatzungekosten und die verschiedenen Kommissionen verschlungen; da von der Milliarde, die wir im ersten Jahr zu zahlen hatten, nur 893 Millionen ver braucht worden sind, betragen die Verwaltungskosten, die die Reparationszahlungen verursacht, mehr als 25 Prozent. Von den an die Mächte geleisteten Zahlungen sind 420 Mil lionen in Sachlieferungen und 180 Millionen durch die Aus fuhrbelastung bestritten worden. Ein neuer tschechischer Anschlag gegen das Deutschtum. Warnsdorf, 16. September.' Die „Abwehr" schreibt: Di« „Kommerzialisierung" der Post und der Eisenbahnen soll nach drn neuesten Absichten der Regierung und der Koalition nicht allein da zu dienen, daß alle deutschen Beamten und Angestellten unter dem Borwand, daß sie die Staatssprache nicht hinreichend beherrschen, entfernt werden, sondern wird auch dazu herhaiten müssen, den faktischen Gebrauch der deutschen Sprache weiter auszumerzen. Unter den Fahnen des tschechischen Nationalismus wurde aller dings das Sprachengesetz bei den Bahnen aber auch bei der Post nie beachtet, was sich beispielsweise auf dem Brünner, Preßburger oder Olmützer Bahnhof auf den ersten Blick feststellen küßt. Trotz der großen deutschen Minoritäten kennt man bei Aufschriften, Fahrpläne usw. in diesen Bahnhöfen nur die tschechische Sprache. Immerhin galt aber wenigstens formal der Grundsatz des Spra- chenrechtcs, daß eine Minderheit von 20 Prozent Deutscher in einem Bezirk die Anwendung der deutschen Sprache im Verkehr mit dem Publikum als geboten gelten läßt. Das soll nun im Ver ordnungswege geändert werden. Die Kommerzialisierung dieser Unternehmungen bietet der Staatsverwaltung den Vorwand, die Eisenbahnen, die Post, die Staatsbergwerke usw. als eigene Körper zu betrachten. Es wird daher eine Verordnung vorbereitet, nach der eine Verpflichtung zum Gebrauch der deutschen Sprache nur in jenen Bezirken gelten soll, wo mindestens 50 Prozent Deutsche wohnen. Dadurch würde auch sormellrechtlich die Linie des aus schließlich tschechischen Sprachgebietes überall um einige weitere Meilen ins geschlossene deutsche Sprachgebiet hineingetrieben, dem auf diese Weise in wichtigen wirtschaft!. Funktionen zwangsweise ein ausschließlich tschechischer Charakter ausgeprägt würde. Dieser Vorgang ist überaus bezeichnend für die tschechische Auffassung einer Kommerzialisierung. Das kaufmännische Prinzip bedeutet in der ganzen Welt so viel wie größtes Entgegenkommen an die Bedürfnisse des Verkehrs und der Kundschaft. Bei den Tschechen wie man sieht, gerade das Gegenteil. Die Entrechtung der Deutsche-; in Uumönien. Der Führer der Siebenbürger Sachsen, Rudolf Brandsch, veröffentlichte in der in Hermannstadt erscheinenden „Deut-, flhen Tagespost" einen Artikel, der mit Berufung auf das Beispiel der Siebenbürger Ungarn die deutsche Bevölkerung Rumäniens ausfordert, sich mit ihren Klagen auch an den Völkerbund zu wenden. Brandsch gibt in seinem Aufruf ein erschütterndes Bild über die Lage der Siebenbürger Sachsen: „Unsere 'Schulautonomie ist in ihren Grundlagen er schüttert, das Maturitätsgesetz zeigt nach seiner praktischen Anwendung das Bild einer Ruine. Unsere Kirche ist infolge der Bedrängung unsere konfessionellen Schulen in «in« chwierige Lage geraten. Das Agrargesetz bedeutet nicht nur für das ackerbauende Volk einen schweren Schlag, es hat vie lerorts die Kirchen und die Schulen ihrer einzigen Einnah mequellen verlustig gemacht. Die Abweisung der sächsischen Jünglinge vom einjährigen Freiwilligendienst unter dem Vorwande, daß sie der Staatssprache nicht genügend mäch tig sind, hat in vielen jungen Herzen Bitternis erweckt. Un sere politischen Rechte bezüglich unserer Sprache, unsere poli- tische Autonomie sind zu Trugbildern geworden. Die Ge setze, die die Regierung verlautbaren laßt, atmen sämtlich den Seist des Mißtrauens." Brandsch schließt den Artikel mit folgender Frage: „Ist es noch immer nicht an der Zeit, daß die Sachsen sich auch , nach Genf begeben?" Im Anschluß an diesen Artikel Brandfchs fordert die „Deutsche Tagespost" ein energisches Vorgehen und den Zu sammenschluß sämtlicher Minderheiten Rumäniens. Sie be tont, daß die Sachsen keine neue Autonomie verlangen, son dern nur ihre Jahrhunderte alt« Autonomie zurückfordern, di« ihnm von den Rumänen geraubt worden ist.