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D-rMW-LiM-r Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Städtrals -u Bischofswerda. M7crge6ccrtt>2 Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bifchosrwerda, Altmarkt LS. — Druck und Verlag d« Buchdruckerei Friedrich May G. nud.H. in Bischofswerda. Fernspr.Nr.22 Grlcheinu«s»»«ise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezugspreis für die Zeit vom l. bis 1?. Marz: Frei in» Haus halbmonatlich Mk. 1.2), beim Adholcn in der Geschäftsstelle möchcntlich S0 Psg. Einzetnummol 15 Psg. — Alle Bottanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jrdcrzeii Bestellungen entgegen. 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Auf der Tagesordnung der Landtagsfitzung steht an erster Stelle die Wahl de» Ministerpräsidenten. Präsident Loolidge hat alle auswärtigen Regierungen zur Teilnahme an einer 1S26 in Philadelphia stattfindenden internationalen Ausstellvag zur Erinnerung an die Anab- hänglgkeitserklärung Amerika» eingeladen. Der Bau der ersten groben Autostraße in Deutschland, die von Köln unter Umgehung des Industriegebiets nach Berlin führen soll, wird demnächst in Angriff genommen werden. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus. jährliche» an anderer Stelle. Ueber den Parteien. Die kommende Reichspräsidentenwahl stellt eine ganz neue Gattung der in dem Zeitalter des demokra tischen Parlamentarismus uns nur allzu geläufig und des halb manchen Kreisen des Volkes bereits wieder lästig ge wordenen öffentlichen Wahlen dar. Zum er st en Male ist das deutsche Volk berufen, sich fein Staatsoberhaupt selb st zu wählen. Der erste vorläufige Reichspräsident Ebert wurde durch keine solche ver fassungsmäßige Wahl auf seinen Posten gestellt; seine Wahl erfolgte durch die Nationalversammlung. Der am 2g. März beziehungsweise vielleicht erst am 26. April erwählte Reichs präsident wird also der erste nach den Bestimmungen der Verfassung rechtmäßig gewählte Präsident der deutschen Republik sein. Nach republikanisch-demokratischer Auffassung besitzt das Wahlsystem des republikanischen Staates vor dem Erb recht der Monarchien den Vorzug, daß es die Gewähr der Auswahl des Tüchtigsten und seiner Berufung auf den Platz an der Spitze des Staates gibt. Diese Auffassung sollte dazu führen, bei der Präsidentenwahl alles Parteimäßige und Parteischoblonenbafte auszu- sch alten oder wenigstens nach Möglichkeit zurücktreten zu lassen, um das Blickfeld der Wählerschaft, also des ganzen erwachsenen Volkes, für die Beurteilung der persönlichen Eigenschaften und Eignungen der Wahlwerber frei zu machen. Gilt es doch hier nicht, eine Mehrzahl von Volks vertretern, die beim Reichstag in die Hundert« geht, zu wählen, sondern den Mann ausfindig zu machen, der sich des Vertrauens der größten Mehrheit des Volkes erfreut und der am ehesten geeignet erscheint, sich dann auch noch durch die Führung seines hohen Amtes das Vertrauen der Kreise, die ihm bei der Wahl noch ablehnend gegenüber standen, ?u verdienen. Der Jdealzustand, daß sich bei solcher Gelegenheit der Blick des gesamten Volkes von vornherein einmütig einer einzigen gewaltigen, alle überragenden Führerpersönlichkeit zuwendet, wird sich selten oder nie erreichen lasten. Selbst wenn eine solche Persönlichkeit vorhanden sein sollte, werden stets noch Voreingenommenheit und Parteileidenschast, Miß gunst und Sonderinteressen einer solchen Lösung lm Dege stellen. Und se stärker von vornherein schon bei der Kandi- datenauswahl die parteipolitischen Gesichtspunkte sich gel tend machen, desto weniger wird der Grundsatz der Mein geltung der rein persönlichen Eignung wirksam zu werden vermögen Uebcrblickt man von dieser Auffassung aus die Reihe der dem deuischen Volke für die Wahl vom 29. März emp fohlenen Kandidaten, so wird man ohne weitere» anerken nen müssen, daß der Kandidat de» Reich»blocke» Dr Jarres a in meisten derJdealforderung eines Freiseinsvon partelpolitischenBin- dungen entspricht. Er wurde nicht al» Parteimann, nickst weil er der oder jener Partei angehört, von den Krei sen des Volke», die sich zu seiner Wahl verbunden haben, auf den Schild erhoben, sondern well er die Gewähr dafür bietet und selbst verlangt, sein künftige» Amt, frei von parteimäßi gen Bindungen, iil»er den Parteien stehend, zu führen. In den politischen Anschauungen und Zielen gehen die Parteien und Verbände politischer, wirtschaftlicher und kultureller Richtung die hinter Dr. Jarres getreten sind, im einzelnen vielfach eigene Wege, und e» bestehen in dieser Hinsicht auch zwischen ihnen mancherlei abweichende Auffassungen. Dos st- hier zusammengeführt Hot, ist die Erkenntnis der Not- wendigkert, über dieser Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit im einzelnen einen größeren einigenden Gesichtspunkt, die nationale Idee, oufteuchten zu lassen, der sich die Sonder interessen de einzelnen Kreise und Volkstelle unterzuordnen und der sie zu dienen hoben. Hier tritt der Gedanke der Volksgemeinschaft, in der sich die verschiedenen Glieder des Volkes über Trennungen und Hemmungen hinweg zusam menfinden können und müssen, klar hervor, hier bietet sich ein Weg zur Anbahnung und zum Aufbau einer solchen Volksgemeinschaft die noch als Ziel vor uns liegt. Eine solche Volksgemeinschaft läßt sich nicht auf dem Wege über die Parteipolitik erreichen. Die Volksgemein schaft schließt zwar die politischen Parteien nicht aus, die vielmehr notwendig sind und notwendig bleiben werden; aber sie macht es erforderlich, daß das Par teipolitische in die ihm gebührenden Gren zen verwiesen wird und ihm die Erfordernisse des Volksganzen, der großen ethischen und nationalen Gemein schaft, übergeordnet werden. Deshalb aber können auch Kandidaten, die von vornherein als Vertreter einer Son derpartei, und nur einer solchen, auftreten, nicht den An spruch erheben, als Wegbereiter und Hüter einer Gemein schaft des gesamten Volkes gewertet zu werden. Sämt liche sechs andere Bewerber um dos Amt des Reichspräsidenten sind ausschließlich Vertreter ihrer Partei. Die Ueberlegenheit des Kandidaten Jarres wird von den Linksparteien mit ihren Sonderkandidaturen lebhaft empfunden und dieses Mißbehagen äußert sich in einer Reihe von Verdächtigungen, mit denen man den Kandidaten Jarres beim deutschen Volke in ein schiefes Licht setzen will. Die Mär von der Dersackungspolitik hat ja Dr. Jarres in trefflicher Weise in seiner Hamburger Rede wider legt und gezeigt, wo die wirklichen Versackungspolitiker sitzen. Nun wird das verleumderische Gerücht kolportiert, die Frau des Herrn Dr. Jarres fei eine Französin. Demgegen über sei oufGrund authentischer Mitteilungen festgestellt, daß Dr. Jarres seit 1903 mst Freia Schüll, der Tochter einer a l t- angesehenen Düren er Kaufmannsfamilie, verheiratet ist. Weiter wird in katholischen Kreisen das Ge richt verbreitet, Dr. Jarres sei Freimaurer. Auch das ist eine L ü xe. , Ein altes Sprichwort sag« bekanntlich, daß es nicht die schlechtesten Früchte sind, an denen die Wespen nagen. Wir glauben, für die Kandidatur Jarres das beste erhoffen zu dürfen. Dr. Jarre« und Bayer«. Berlin, 28. März. (Drahtmeldung.) In den Berliner rechtsgerichteten Kreisen verlautet, daß die Anwesenheit des Präsidentschaftskandidaten Dr. Jarres in München zu einer wesentlichen Annäherung zwischen dem Reichsblock und der Bayrischen Dolkspartei geführt haben soll. Neben den öffentlichen Kundgebungen HLben unverbindliche Be sprechungen unter den beiderseitigen führenden Persönlich keiten stattgefunden, deren Ergebnis für den zweiten Wahl gang begründete Hoffnungen auf ein eventuelles Zusam mengehen zwischen Reichsblock und Bayrischer Volkspartei aufkommen lasten. Dr. Jarres bei Dr. Held. Münch«, 24. März. Der gegenwärtig in München wellend« Oberbürgermeister Dr. Jarres hat yeute vormittag dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held «inen Besuch abgestattet. AufwertuagsplLne der Reichsregiernng. Berlin, 28. März. Die „Bost. Htg." meldet, daß der Gesetzentwurf der Reichsregierung über die Auswertung heaute veröffentlicht werden würde. Dem Gesetzentwurf sei eine ausführliche Begründung beigegeben. Ueber den Inhalt des Aufwertungsplanes weiß das „Berl. Tageblatt" folgendes mltzuteilen: Der Unterschied zwischen altem und neuem Besitz werde festgehalt«. Der Besitz an Kriegsanleihen, der vor dem 1. Janu« 1920 er worben worden ist und seine Existenz durch di« Vermögens steuererklärung am 31. Dezember 19lv nachgewiesen ist, «ist schlechchin als alter Besitz. Ausnahmen würden nur bezüg lich der mündelficher« Anlagen, der Kirchengelder und der Wohltätigkeitsftrnds aemacht. Di« generell« ÄufweUung erfolgt auf 8 Proz. Di« Aufwertung werde theoretisch auch auf den neuen Besitz vorgenommen, jedoch «rfolat die Auf nahme des Jinsendtenste» bei neuem Besitz erst, nachdem sämtliche Reparationszahlungen geleistet ward« sind. Für die Verzinsung des alten Besitzes wird eine jährliche Summe von 40 Millionen Mark im Budget zur Verfügung gestellt. Die Höhe des Zinssatzes richtet sich also nach der Höhe des alten Zinses und der obengenannten Summe. Für Sozial bedürftige würden 2 Proz. des gezeichnet« Nominalbe trages als jährliche Rentenzahlung ausgeworfen. Hierfür seien gleichfalls 40 Millionen in Aussicht genommen. Hier aus ergebe sich, daß die Reichsregierung den Betrag von Kriegsanleihen, der sich im Besitz von Sozialbedürftigen be findet, auf 2 Millionen schätzt. Aus der Oberlaufitz. Bischofswerda, 28. März. —* veffeulliche Stadtverordaeteaflhvug. 1 Anschluß des Forst Hauses an die Wasserleitung. Rat und Forstausschuß haben einem Wunsche des Ratsförfters entsprechend, sowie aus Gründen der Verbesserung da» städt. Forsthauses beschlossen, das Forsthaus mit Wafferlei- tung zu versehen. Nach Befürwortung durch Her« Stadt rat S ch w a n wird die Ratsvoüage einstimmig genehmigt. — 2. Ermäßigung der Eintrittskarten steuer für Kino's. Auf Ansuchen der Kinobefitzer hat der Rat beschlossen, die Kartensteuer vom 18. 2. 1925 ans 15 H zu ermäßigen. Herr Stv. Grafe befürwort die Ratsvorlage, schlägt jedoch vor, auch für die übrigen Veran staltungen die Ermäßigung eintreten zu lassen. Herr Este. Wagner befürwortet dasselbe, spricht sich aber gegen die Rückwirkung aus. Herr Stv. Dr. Strübig spricht gegen die Ratsoorlage aus finanziellen Gründen für die Stecht. Herr Stadtrat Geyer tritt dem entgegen, indem er her vorhebt, daß das Kino immerhin bildend wirkt und "deshalb Entgegenkommen verdiene. Die Herren Stv. Barthel und Klinger wünschen bei Zustimmung zur Ratsvorlage gleichzeitig Herabsetzung der übrigen Kartensteuer. Herr Stv. Klinger wünscht weiterhin auch Ermäßigung der Tanzsteuer. Herr Stv. Lange unterstützt die Ratrvonaae, während Herr Stv. Lehmann dieselbe bekämpft. Schließ lich beantragt Herr Stv. Tränk n er Unterbrechung der Sitzung auf 5, Minuten. Dies geschieht. Nach Wiedereröff nung der Sitzung erklärt Herr Stv. Dr. Strübia für die Fraktionen der Rechten, daß die Ratsvorlage aus den von ihm schon dargelegten Gründen abgelehnt wird. Herr St». Tränkner erklärt, daß er eine Zurückweisung an d« Ausschuß zur nochmaligen Beratung wünscht, wobei er be- tont, daß ein Unterschied zwischen belehrenden und ander« Filmen gemacht werden müsse. Herr Stv. Dr. Hüttner erklärt schließlich noch, daß dl« Ablehnung nicht endgültig sein solle, sondern daß —wenn das Unternehmen nicht be standsfähig sei — eine Nachprüfung durch den Rat erfalg« solle. Die Ratsvorlage wird hierauf einstimmig abgelehnt. — 3. Schleufenanschluß des Landarbeiter hauses. Die Ratsvorlage wegen Zulegung der Haupt schleuse und Gasleitung nach den Landarbeiterhäusern Hin term Bauhof wird unter Bewilligung der «gefordert« Mittel von 1000 einstimmig angenommen. Herr Stv. Klinger regt an, gleichzeitig die Zuleitung des elaktr. Kabels mit zu verlegen, dies sichert Herr Stadtrat Eckardt zu. — 4. Kostenbewilligung für Fertigstel lung des Sportplatzes. Die Ratsvorlage hüll zur Fertigstellung des Sportplatzes bezw. besten Umzäumag noch einen Betrag von 9000 für nötig. Nachdem fest«» der Herren Stv. Maiß und Barthel gefordert wurde, daß für diese Arbeiten Tariflöhne gezahlt werden müff«, und Herr Bürgermeister Dr. Kuhn und Stadtrat Schreier dem al» ungesetzlich entgegengetreten sirch, wird nach Befürwortung durch Herrn Sd). Dr. StrübLg die Ratsvorlage einstimmig anaenommen. — 8. Ueber- lassung von Areal an der Bautzner Straße an die Reichsbahngefellschast. Der Kaufvertrag wegen Ueberlastung von Areal an der Bautzner Straße zam Zwecke der Uebersichtlichmachung des Bahnüberganges -- der vom Her« Bürgermeister Dr. Kühn mit der Retchs- bahngesellschaft vorbehältlich der Zustimmung der städtisch« Kollegien am 27. 2 1925 abgeschlossen worden ist — wird von Herrn Stv. Dr. Hüttner vorgetragen. Rach kurz« Anfragen hierzu seitens der Herr« Stv. Klinger und Dr. Strübig wird dem Vertrage einstimmig zugestimmt. — 6. Antrag Frommhold, Herabsetzung der Mieten im Waldeck. Der Rat hat sich nicht in der Lage gesehen, allgemein eine Herabsetzung der Mieten kn Wald«ck vorzunehmen, er alaubt vielmehr mit den Einzel ermäßigungen für übermäßig große Wohnungen entgegen- kommend gewesen zu sein. Herr Stv. Frommhold er klärt, daß er zunächst die Auswirkung dieser Maßnahme fcht- stylen weide. Im übrigen entspinnt sich hieran eine lev- haste Aussprache über die Einhebung der Mieten von Wal-