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-ZV Nr. 287. Ssmrtag, de« 10. Dezember 1022. 77. Jahrgang. D«* 2»teresie Amerika» «lnkänfen zu ktzmwn. da« gewaltig« Verringerung seine« Kapttaloorrat« und durch den «wende«, sei di« ^«mnentunft der amerikanischen vot- Ärlust von Millionen von Männern im tatkrSftiMM «Lr fttzch« tz, MB« «ck Müfl«l «tt da« «emMBchM vot- ein der schafter in London. Der Botschafter in Dari« werde sich später auch noch nach London begeben. Der Korrespondent erfährt, daß diese Botschafterkonferenz auf gründ besonderer Weisungen aus Washington stattfirche und fügt hinzu, Ame rika sei zwar noch nicht formell zur Konferenz getaden mor de«. werde aber schließlich auf ihr vertreten sein« eondaa, 8. Dezember. (W T. v.) Der diplomatisch« vertret» des .Daily Telearaph" schreibt: Ein Beweis für da, «nge«ähnlich« Interesse, da« di« Washingtoner Negie rung und Smeriia überhaupt den Londoner Besprechungen der alliierten Premierminister über die Neparafimwfrag« di« Huswnmentunst der amerikanischen Bot- Die politische Lage i« Preutzeu. Bern«. S. Dezember. (Mg. Lrcchtb.) Der preußisch« Minister der Innern Severing erklärt« einem Redatttonamit« glied« de« .Tageblattes" über di« politisch« Loge in Preußen, es sei nicht zu leugnen, daß di« Teuerung«- und Streiktra- wall«, die sich vor einiger Zeit in einer Reihe von Orten de« besetzten Gebiete« abgespielt haben, eine Zeitlang zu ernsten Besorgnissen Anlaß gegeben haben. E» liegen Anzeichen da für vor, daß von französischer und belgischer Seite die Bewe gung innerhalb der kommunistischen und unionisitschen Ar beiterschaft gefördert worden sei. Man habe versucht, die Unzufriedenheit innerhalb der genannten Kreis« für separati stische Zwecke auszunützen. Es sei aber gelungen, die Streik unruhen binnen 8 Tagen zu beenden rrrch damit iede Gefahr zu beseitigen. Auf die Frage, welche Bedeutung der natto- nal-sozialistischen Bewegung beizulegen sei, antwortet« d«r Minister, daß diese Partei zwar in Bayern «ine gewiss« Macht darstelle, daß aber seder versuch, die national-sozialisti- sche Methode auf preußisches Gebiet zu übertragen, mit allen Kampfmitteln beseitigt werden würd«. überhaupt werd« der Staat bet evtl. Unruhen von seinen Machtmitteln den erfolg- reichsten'Gebrauch machen. Der Minister «erd« fortfahren auf Snmd de« Gesetz« «rm Schutze der Republik staatsfeind liche Organisationen aufzutöfen, in welcher Verkleidung sie Die nahende Krisis in Deutschland. Der bekannte englische Bolkswirtschaftler Prof. Dr. C. A. Derryn Stuart schreibt in einer der angesehen sten holländischen Wochenschrift in den „Oekonomisch- statistischen Berichten": Don nahezu allen, die di« Entwicklung h«s ökonomischen Lebens seit dem Frieden von 1919 verfolgt haben, wird ein gesehen, daß der Weg zum Abgrund von Zentral-Europa, und namentlich Such von Deutschland setzt soweit zurück gelegt ist, daß die unvermeidliche Katastrophe in der nächsten Zukunft zu befürchten ist. Di« ersten Krisissymptome (ich denke hier an die gewaltig« Kreditnot, die in diesem unglücklichen Deutschland herrscht) sind bereits deutlich wahrnehmbar, lind wenn diese Kreditnot nächsten verschiedene Betriebe festlaufen läßt und demzufolge auch in Deutschland di« Arbeitslosigkeit in großem Umfang« sich geltend macht, wird di« Welt vor einem Problem zu stehen kommen von solchem Ernst und von so gewaltigem Umfang, wie es die Geschichte der Volkswirtschaft in den letz- len Jahrhunderten nicht gekannt hat. _ Di« Ursache des verzweifelten Zustan de». in dem Deutschland geraten ist, und auch di« Ursache dafür, daß dieses Land sein Budget unmöglich stimmend machen kann, liegt in dem Inhalt de« Vertrages von Ver sailles. Die Inflation hat wohl die Wirkung, den Berar- mungsprozeß zu verschärf«« und die Krisis, worauf e« hin auslaufen muß, zu beschleunigen, aber sie ist von dieser Der- armung und Krisis nicht di« eigentlich« Ursache. Diese ist m. E. hierin zu suchen, daß dem amputierten Deutschland di« Möglichkeit genommen ist, feine Vevölkerun« von reichLich 60 Millionen Seelen zu ernähren und zu unterhalten. Und die aufziehend« Krisis hat dies« vedeutung. daß sie die ent- festliche Wahrheit der Elementtau ,»geschriebenen Worte: „Zwanzig Millionen Deutsche zuviel!" an den Tag treten lassen wtbd. Die außergewöhnlich kräftig« Entwicklung der deutschen Industrie trug seinerzeit da« Gebäude des Volk-Haushalts und ermöglicht« e«, di«sen in sehr befriedi» gerchem Maße zu einem allmählich höheren Dohlfahrtsstand zu bringen, obwohl schon vor dem Krieg« di« flrage sich auf- zudrängen begann, ob im Hinblick aus da« Anwachsen der Bevölkerung, auch in den Ländern, di« bisher «inen Teil ihrer Getreideernte ausführen konnten, dies« ökonomisch« Struktur sich dauernd würde halten können. Und der Um fang des deutschen Außenhandel« vor dem Kriege zeigt auArdem, wie nah« die Wohlfahrt der übrigen West mit der Entwicklung der deutschen volkswirtschaftlichen Semetnschaft verbunden war. Durch den Weltkrieg und desien Ablauf ist dieser Zustand nun von Grund aus veröndert. Nicht allein ist Deutschland, wie auch di« andern Kriegführenden, durch «in« Die Nöte des selbständigen Mittelstandes. Unter dem ständig fortschreitenden verfall unsere« Wirt- schastskörver« leiden am meisten jene Volksschichten, di« wir mehr gefühlsmäßig wie wissenschaftlich exakt unter dem Sammelbegriff „Mittelstand" zusammenfassen. Au» diesem Allgemeinbegriff hebt sich al» festumrisiene« Gebilde der sog. „selbständige Mittelstand" heraus. In tbm erfaßt man die Kleinhändler und selbständigen Ge werbetreibend«». Gerade die erstgenannte Gruppe begegnet im Volk, da» unter den derzeitigen Teuerungsver- hältmssen ziemlich unterschiedslos und gleichmäßig zu leiden hat, aewissen Vorurtellen, die in letzter Zeit nicht nur in Großstädten zu bedauerlichen Ausschreitungen geführt haben. Di« Lage des selbständigen Kleinhändler« ist heute alle« an dere al» rosig. Selbst wenn zur Zeit di« Geschäfte »gut gehen", sagen wir: noch, d. h. solange di« sichtlich abneh- mende Kaufkraft die« ermöglicht, so unterschätzt da« konsu mierende Publikum zumeist di« ungeheueren Schwierigkei ten. di« mit der Beschaffung der Ware, ihrer bestmöglichen plötzlich stark verarmt und in der Schaffenskraft zu-, nückgegangen, es hat außerdem sein im Ausland« an gelegtes Kapital wie sein« Kolonien fast ganz verloren, so daß ihm die in der Form von Roh- stoffen und Nahrungsmitteln daraus erzielt«« Zinsen ent fielen, seine industrielle Leistungsfähigkeit ist durch den ver - lust des Reichslandes, des Saargebiet«« und eines großen Telles von Oberschlesien außerordentlich vermindert, und während di« abgetrennten Telle seine« Grundgebietes imstande waren, einen Überschuß von Lebens mitteln an den Rest von Deutschland zu überlasten, wird es auch diesen Überschuß fortan vom Ausland« beziehen müßen. Die fünf Millionen Deutsch«, di« früher genährt wurden aus dem Überschuß der Ackerbauerzeugnisse der nun losgetrenn ten Gebiete, wüsten jetzt ihre Nahrung kaufen mit einem Teil der Produktion de» gegenwär tigen Deutschlands. Dazu kommt, daß die Möglichkeit, Waren für den Ex port zu liefern, in ganz bedeutendem Maß« vermin dert ist. Bon der Eisenproduktion sind nur 20.41 Prozent Deutschland gelassen worden, von seiner Kohlen produktion nur 68,20 Prozent, während da» Land au» der Förderung der ihm noch zur Verfügung stehenden Koh lenminen monatlich noch 2 Millionen Tonnen an di« Entente abgeben muß (eine Menge, welch« da« Land unmöglich liefern kann, und die dann seit Oktober 1920 auch nie mehr erreicht worden ist», so daß es jetzt in großem Umfange Steinkohlen einsühren muß. In Keynes Monatsschrift „Reconstruction" wurde denn auch unlängst berechnet, daß das Volk sich jetzt mit 55 Prozent von dem, was vor dem Krieg« von den am wenigsten zu entbehrenden Nahrungsmitteln zur Ver fügung stcmd. behelfen muß. Dies« einfachen Tatsachen bedeuten, daß das gegenwärtige Deutschland nicht imstandeist, seine Bevölkerung in ihrem bestehenden Umfange am Leben zu erhalten. Eine so beträchtliche Einschränkung der Nah rungsrationen wie nach dem Angeführten (ich wiederhole noch ganz abgesehen von der Schuld an die Entente, die jetzt nötig geworden ist), ist dauernd nicht möglich Und die Einschränkung wird noch umfangreicher, wenn man sieht, daß die Produktion der Industrie weg«n des Rückganges des zur Verfügung stehenden Kapitals und der Verminderung der Arbeitsbereitschaft, sowie der Leistung der Arbeiter sich nicht mehr auf der früheren Höhe befindet. Da es Mm, infolge ges katastrophalen Rückganges d«r Mark, immer schwieriger wird für di« Mark, ausländische Kauflustige zu finden, naht unerbittlich der Augenblick, an dem es sich zeigen wird, daß es, wenn dann vielleicht nicht 20, so doch jedenfalls einige Millionen Deutsch« in diesem Lande zu viel gibt. Ein sttmmeiGe« Budget machen ist mir möglich durch ein energische« Zu greifen der deutschen Regierung. Eine Ausländsan leihe in ansehnlicher Höhe kann da« Problem nicht Men, höchstens die unvermeidliche Krisis verschieben mtd die finanziellen Folgen de» in Versailles geschaffenen, völlig unhaltbaren Zustande» in erhöhtem Matze wie da« setzt bereits der Fall ist, dem Au»land aufbürden. Die Schlußfolgerung des Vorstehenden kann denn auch keine andere fein als diese, daß nicht allein di« Enffchädi- gungsverpflichtungen die Ursache sind von dem msweifel- ten Zustand, in dem Deutschland sich befindet: daß aller die Ursache darin gelegen ist, daß der weitere Inhalt de« Friedenstraktates dem deutschen Volke in seinem gegenwärtigen Umfange di« wirtschaftlich« Exist«nzmöglichk«it g«- nomm«n hat. Vies« im Versailler Vertrag« gelegen« Urfach« wirkt immer weller, welch« Regelung auch getroffen werden möge in vezug auf die Schadenvergütung, bi« dieser Vertrag «ine» Tage« revidiert oder zu nicht« ge macht fein wird. Hiermit verglichen verlieren Regelungen, wie sie setzt zwischen Deutschland und Belgien mit Müh« zu stande gebracht ward«» sind üb«r di« Zahlung von einigen Zehnmillionen Goldmark fast völlig ihre Bedeutung, und es ist reim Torheit zu glauben, daß dies« zur Gesundung de« ökonomischen Leben« in Europa ich er zur dauernden Stabi- lisierung der Mark Bebrütende, beitragen könnten. Tagesschau. Die Besprechungen der Reichsregierung in der Separa ttonsfrage haben, wie der Draht meldet noch nicht zu einem abschließenden Ergebnis geführt. Eine Übermittlung der Vorschläge an die alliierten Ministerpräsidenten während der Londoner Verhandlungen ist dadurch schon au« rein tech nischen Gründen ausgeschlossen. Der Ministerpräsident Poincars und Finanzminister de Lastsyrie sind Freitag mittag in Begleitung des Direktors im Ministerium für Auswärnge Anaelegenl-eiten Perretti de la Rocca, des Sekretärs der Botschafterkonferenz Besty, des Sachverständigen Cannery und des Botschafters de Mar gen« zur Londoner Konferenz abgereist. Sie trafen um 7 Uhr in London ein. Der frühere Reichskanzler Dr. Wirth, an den eine Einladung nach den Bereinigten Staaten zu einer Vortragsreise ergangen ist, beabsichtigt, dieser Einladung Folge zu leisten, und zwar Anfang nächsten Jahres. In Lausanne verlautet, daß die Türken heut« den Plan der Alliierten über die Meerengen mit eini gen Archerungen annehmen werden. Die Konferenz wird sich nom 23. Dezember bis zum 4. Januar vertagen. Im Haushaltsausschuß des Sächsischen Landtages wurde die Regierungsvorlage über den staatlichen Kostenan teil ander Stimmzettelverteilung zur Wahl einstimmig verabschiedet. Es wurde beschlossen, allen Par teien für jede abgegeben« gültige Stimme je 2 Mark zu er setzen. Zu den mit " bezeichneten Meldungen finden die Leser aus- sührliches an anderer Stelle. d. h. solange di« sichtlich abneh glicht, so unterschätzt da« konfu> zumeist di« ungeheueren Schwierigkei Verwertung und vor allem ihrer Wiederbeschaffung verbun den sind. Schier unerträglich erscheinen di« Gewerbesteuer erhöhungen, die weiterhin drohende Umsatzsteuererhöhung, sowie eine Anzahl anderer gegen den Kleinhandel gerichteter steuerlicher Maßnahmen. In Fachkreisen sieht man die schwerste Gefahr, durch die in fast absehbarer Zett Kleinhan del und Gewerbe systematisch erdrosselt zu werden drohen, in der falschen Wucherbekämpfung, deren Durchführung den ehrlichen Händler außer Stand« fetzt, seine Vorräte zu er- ganzen um> sein vetrieb«kapttal zu erhalten. Dazu kommt di« bedauerliche Hetzkampagne «iner gewissen Bresse, di« ge- radezu Plü«Gerungen al« „Selbsthilfe" gut heißt und ständig zur „Selbstkontrolle" in Stadt und Land auffordert. Nach «iner Erklärung de« Staatssekretär, de« Preuß. Ministeri um« de« Innern soll dl« Gewährung de« Wiederbeschaffung«' preise» „Revolution" und „Rebellion" bedeuten. Man kann sich jedoch de« Gefühle» nicht erwehren, daß «in durch fort- schreitenden Betriebskapttalschwund bedingter Rückgang der Borritte dach «ine gefährliche Warenknappheit und damit na- turgemäß besonder« leicht Unruhen Hervorrufen würde. Daß durch gesetzlich« Versagung der Einkalkulation de« Widder- beschasstmg»preise« Kleinhandel und Gewerbe gezwungen werden, immer weniger «inzukaufen. ist bereit, zur Binsen- Wahrheit geworden. Hatte «in Kleinhändler in den Bor- kri«gefahren etwa 10000 Betriebskapital, so müßt« «r heute entsprechend der Geldentwertung etwa 10 Millionen Mart hieffür Mr Verfügung Kaden. Vie« ist natürlich durch- au« " -- 6Mcrge.6Lcl.tt-» Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbrettung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags - Unterhaltung«-latt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda. Altmarkt 1L. — Dnuk und Verlag der Buchdrukkeret Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22 ZSifcholsiverdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt» Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes wrd des Stadtrats zu Bischofswerda. Anzeigenprelo: Die «gewaltene Grundzeit« <Zlm. Most« 1H oder deren Raum 30.— ML, Offertengebühr IQ.—Dur. Im Reklame- z SL— MK. di« rtzypattene Zelle. Bet Wieder- »den SSden. — Amtliche Anzeigen — Für bestimmte Tage oder Plätze — Erfüllung«»« Btschofmverda. 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