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u s Ul War in einem Hause aus irgendeinem Grunde größe rer Wasserbedarf, so konnte natürlich kein Wasser in die weiter unten angeschlossenen Tröge gelangen. Namentlich im Winter, wenn die Tröge und Leitungen eingefroren waren, hatte der damalig« Röhrmeister Richter keinen leichten Posten. Verstopfungen kamen fast täglich vor. Einmal war die Leitung am oberen Ende der Fleifchergasse verstopft. Beim Nachgraben fand man die Ursache, ein ziemlicher Hecht hatte sich bis dorthin verirrt. Di« Anwoh ner werden dies bestätigen können. hatte, wurde die Ausführung der gangen Anlage von den städtischen Kollegien am 2S. Oktober 1806 beschlossen. Dem Siadtbauamt, welches gleichzeitig da« Postgebäud« er richtete, wurde die Bauleitung übertragen und am 6. Noo, mit der Ausführung der Quellfassung in Oderottendorf be gonnen. Dort entfaltete sich bald reges Leben, 100 Arbeiter, zeit weilig sogar 160, waren mit dem Herstellen der Gräben, Verlegen der Röhren und Herstellen der Sammelbrunneu unter Aussicht der Herren Bauführer Pampel u. Schacht- -Z s x «.-S-SLLZ - Im übrigen war natürlich der weitere Ausbau des Ge fälles halber ausgeschlossen. Die äußeren Straßen, Kamen zer», Baußner-, Hohestraße und das Neustädter Viertel hät ten auf Wasserzuführung verzichten müssen. Dennoch protestiert, eine große Zahl der Einwohner, namentlich der inneren Stadt, in einer Eingabe gegen die Planung, nach eingehender Erörterung genehmigten aber die städt. Kollegien die Herbeiziehung eines fachmännischen Gutachtens, bas denn auch von Herrn Ingenieur Menz- ner, Leipzig, nach Besichtigung der Umoeg-nd erstattet wurde. Herr Menzner erklärt« unterm 15. Juni 1890, daß zur Errichtung einer )ochdruckwasserleitt'ng das Gebiet zwischen den Vogelhäusern und dem Gasthaus zur grünen Tanne in Frage käme und empfahl die Bearbeitung dieses Projekts. So schnell verwirklichte sich jedoch die Ausführung nicht. Es wurden vorerst noch mehrere Übungen der Feuerwehr vorgenommen, bei denen sich immer wieder bestätigte, daß bei einem Brande das Wasser nicht ausreichen würde. Auch die Erbauung einer großen Filteranlage wurde erörtert, um das Wasser des Röhrgrabens zu Genußzwecken geeignet zu machen. Schließlich wurden auch noch drei neue Brunnen gebaut. Unterdessen Hatter die städtischen Kollegien in den Her ren Bürgermeister Dr. Lange und Stadtverordnetenvor- steher Heinrich Gräfe neue Borsitzende erhalten, die es er» reichten, daß im Februar 1895 dem Projekte wieder näher getreten wurde. Herr Professor Engels vom Polytechni kum Dresden wurde ersucht, ein Gutachten über die Ergie bigkeit der beiden Ouellengebiete bei Oberottendorf und Neu- drebniß zu erstatten. Herr Prof. Engels empfahl in seinem Gutachten vor allem eine auf mindestens ein Jahr ausge dehnte Beobachtung und Messung der Ouellwasscrmengen in beiden Gebieten. Es wurden Mnßvorrichtungen ausge stellt und geeignete Leute mit der Aufzeichnung der Wasser mengen beauftragt. Im Februar 1896 wurde das Wasser recht der infrage kommenden Grundstücke in beiden Gebieten käuflich erworben und am Nivellement der ganzen Gegend ausgenommen. Im Frühjahr wurden sodann einige Probe-Sickerquel- len angelegt, um Aufschluß darüber zu erlangen, wie tief im Allgemeinen die wasserführenden Schichten liegen. Es fand sich, daß durchschnittlich eine Grabentiefe von 2>H bis ZiX, Meter nötig war, um die Quellen völlig abzufangen. Die auszuhebenden Massen bestanden in der Hauptsache aus lcbmigen Erdn assen, worauf verwitterter Granit folgte. Diese Probegräben wurden dann endgültig ausgebaut, d. h. es wurden gelochte Röhren eingelegt, diese mit Klarschlag überdeckt und der Graben dann sorgfältig wieder zuqefüllt. Die Weiterleirung des Wassers von den gelochten Röhren an erfolgte durch eiserne Röhren bis zu dem Sainmelbrun- nen, die später noch beschrieben werden. Aus Grund einer Umfrage bei verschiedenen Städten er fuhr man, daß die „Köngin Marienhütte" Cainsdorf bei Zwickau, schon mehrere größere Wasserleitungsanlagen er richtet hatte. Die Hütte wurde daher aufgefarderi, ein vollständiges Projekt nebst Kostenanschlag auszustellen mit Fassung der Quellen in Oberottendorf, da sich durch die Wassermessungen herausgestellt hatte, daß dieses Gebiet mehr Wasser lieferte als das Neudrebnißer. Die Kosten wurden wie folgt veranschlagt: Ausbau des Ouellengebiets 50000 »11 Leitung von Ollendorf bis Hochbehälter , 60 000 ^l. Hochbehälter .......... 30000 -1l Stadtrohrnetz 130000 Nebenarbeiten, Bauleitung ete. .... 30000 .tt Sa. 300 000 Nachdem noch die chemische und bakteriologische Unter suchung die einwandfreie Beschaffenheit des Wassers ergeben meister Gerhardt und Haufe beschäftigt. Die Fassungsanlagen beginnen oberhalb der ehem, Stange'schen Mühle und ziehen sich mit vielen Abzwei gungen bis aut die Höhe oberhalb de» Gasthause« zur grü nen Tanne. Jede einzelne Quellanlage führt in einen Sam melbrunnen, der d,e Beobachtung und Messung de« Wasser« ermöglicht. Die Brunnen bestehen au» 80 Zentimeter im Lichten weiten Zementringen und find mit einem schwere» eisernen Schrot ab gedeckt. Eine überlaufsleitung führt bei starkem Wosierandrang das überschießende Wasser schadlos ab, «ine Entleerungs leitung dient zur völligen Entleerung der Brunnens behufs Reinigung von Sand etc. Es sind 10 solcher SammÄbrunnen angelegt, die unter einander mittels Eisenröhren verbunden find und da» Was ser zum Hauptsammelschacht führen. Dieser liegt am unte ren Ende der ganzen Anlage. 7^ Meter höher al, der Hoch- behälter; er ist mit Umgangsleitung versehen, so daß er bet Reparaturen ganz ausgeschaltet werden kann. Wer setzt bei einem Marsch nach Ottendorf die über die Wiesenflächen sich erbebenden Drunnenköpfe so friedlich da- liegen sieht, kann sich keinen Begriff von den Schwierigkei ten machen, die die Ausführung erschwerten. War schon an und für sich die Arbeit bei Regen, Schnee und Kält« nicht leicht, so beeinträchtigte der auftretende Schwimmsand u. der dadurch bedingte sorgfältige Pfvstenaurbau der Gräben den Fortgang der Arbeit ganz bedeutend. Einmal hatten bet plötzlich auftretendem Tauwetter die von den Höhen kom menden Wasiermengen einen eben erst zugefüllten Graben von 200 Meter Länge wieder völlig ausgespült und die Erd massen viele hundert M eetrewit ins Tal geschafft. I» den Arbeitspausen strömten die Arbeiter to da» Gasthaus „Zur grünen Tanne", um sich am Ofen zu er wärmen und ihren Imbiß einzunehmen. Dar die Arbeits stelle weit vom Gasthaus entfernt, so zog der Wirt Petzold mit Hund und Wagen zur Baustelle, wo sich bei einem Reisigfeuer bald ein richtiges Lagerleben entwickelte« Unterdessen war mit den Besitzern der Grundstücke, durch welche die Zuleitung nach Bischofswerda gelegt wer den sollte, wegen Einlegung und Duldung der Röhren ver handelt worden. Bei der Amtshauptmannschaft mußte ebenfalls die Genehmigung zur Einlegung 'der Röhren !n die Chaussee nachge'ucht werden. Dann wurde schon der Platz für den Hochbehälter von Herrn Landwirt Kramer käuflich erworben. Besondere Schmierigkeiten bot auch die Befriedigung der Ansprüche des Besitzers der Mühle bei den Vogelhäusern der sich in seinem Rechte geschmälert fühlte« Am 17. Februar 1897 erfolgte eine eingehende Besichti gung der fertiggestellten Teile der Ouellfafsung durch die städtischen Kollegien. Herr Prof. Engels, der an der Besich tigung teilnahri, gab hieraus sein Gutachten dahin ab, daß das bisherige Ergebnis völlig befriedige und nunmebr un bedenklich mit dem Bau der Zuleitung des Hochbehälter« und des Stadtnetzes begonnen werden könne. Ein dahingehender Beschluß wurde denn auch von bei den städtischen Kollegien in aemcinichaftlicher Sitzung am 23. März 1897 gefaßt und hierauf der Königin Marienhütt« der Auftrag erteilt. Für den Bau des Hochbehälters waren mehrere Ange bote eingegangen, man beschloß, in der Erwägung, daß nur eine Firma für die ganze Anlage veronrwortlich sein solle, auch die Herstellung des Hochbehälters der Hütte zu über tragen. Während nun noch an der Fertigstellung der Quellfaf» jung gearbeitet wurde, begann lchon der Ausbau der 8 Kilometer langen Leitung zum Ho-trbehälter und der Bau des letzteren. Indessen wurde bereit» der Plan für da» Stadtrohrnejz und der Standort d«r Hydranten sestgelegt«