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MMMLrMer Mfchofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischosswerda. dcrge.6ca.tt-» Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag de» Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22 Grscheinuuasweise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geichästsstelle monatlich Mk. 177.— bei Zustellung ins Haus monatlich Mk. 185.—, durch die Post bezogen monatlich Mk. 18S.— mit Zustellungsgebllhr. 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Den Sozialdemokra ten patzt es ganz vortrefflich, den bürgerlichen Parteien die Bewältigung der ungeheuer schweren Aufgaben nach autzen und innen, die die nächste Zeit bedingt, zu überlasten bc' leidlich ruhigem Verhalten im Reichstag, drautzen im Lande aber die Agitation zu schüren in der Hoffnung, den partei politischen Nutzen letzten Endes für sich einzuheimfen. Es wird künftig keine Drotpreiserhohung, keine Kohlenpreis erhöhung und nichts mehr geben, das nicht auf dar Kontr der bürgerlichen Parteien geschrieben wird. Dabei werden wir unzweifelhaft in di« Epoche neuer grotzer Preisfprünge kommen. Aber auch von innen heraus werden dem Gc- schäftsministerium Cuno eine gange Fülle von Schwierig keiten erwachsen. Mr denken nur an di« riesige Aufgabe der Verringerung des Beamtenapparates. Man mischt« den starken Mann enmal sehen, der sich an diese Aufgabe wagt, der auch durchhält und nicht unter ihr zusammenbricht. Ein neuer Reparntion»plan. Itewyork, 21. November, fffunkspruch.) Die aus Chicago berichtet wird, legte der Vorsitzende der Internatio nal Trade Commission, Clarence Owens, dem Hcnckelskon- gretz des Südens «inen Plan zur Tilgung der interalliierten Schulden und der deutschen Reparationen vor. Rach diesem Plane werden alle Schulden in -S Jahren durch jährlich« Bezahlung von Zinsen und einem «eiteren halben Prozent auf das Kapital beglichen. Der Plan futzt auf einer Untersuchung der zu Grund« siegenden wirtschaftlichen Bedingung« und setzt die deutsch« Schuld auf 12 Milliarden Dollar fest. Owen» sagt, dies sei der ungefähre Betrag, den Deutschland nach dem Urteil der Finanzsachverständigen bezahlen könne. Owen« will diesen Plan Harbins, Husche« und Hoover vorlegen. Kundgebung de« MittelftandLartells. Berlin, 22. November. Das BerNner Kartell des selbständigen Mittelstandes hatte für heute in Bertkn eine Protestkundgebung gegen di« «inseitige Steuer- belastung de« Mittelstandes und für die Zugeflehung de» «iederbeschaffunaspreifes «tttbemfen. Der Andrang war so stark, da» ekw ParaKUos^ammtuaa ad- Nr. 273. Freitag, den 24. November 1S22. 77. Jahrgang. Tagesschau. * Das R e i ch s k a b i n e t t ist nunmehr endgültig ge bildet. Mittwoch nachmittag hat der bisherige Reichskanz ler Dr. Wirch die Führung der Geschäfte an den neuen Reichskanzler übergeben. Er wird beabsichtigt, die Reichstagssitzung zur Ent gegennahme der Regierungserklärung für Frei tag nachmittag 2 Uhr anzuberaumen. Die Reparationskommission wird jetzt nach der Bildung des Ministeriums Cuno die Frage erörtern, ob der neue Reichskanzler die Vorschläge seines Vor gängers aufrechterhallen werde. Geschehe dies, so wer de die Reparationskommission unverzüglich die begonnenen Verhandlungen über die der deutschen Regierung zu ertei lenden Antworten auf ihre beiden Noten wieder aufnehmen. Die belgischen Minister Theunis und Iaspar sind zu Be sprechungen über die Brüsseler Finanzkonferenz Mittwoch abend in Panis eingetroffen. Sie werden, wie die Agence Havas meldet, sich nach Beendigung der Beratunaen nach London begeben, um mit Bonar Law über denselben Gegenstand zu verhandeln, und weiter nach Rom. wo sie sich mit Mussolini treffen werden. * Die sächsische Regierung hat beim Reichsrat eine zehn prozentige Streckung des Brotmehls mit Kartof- felmehl angeregt. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen finden die Leser aus- jährliches an anderer Stelle. Das Kabinett Cuno. Berlin, 22. November. (W. T. B.) Der Reichspräsi dent hat Dienstag abend Geheimrat Dr. Cuno zum Reich, kanzler ernannt. Die Ministe rliste ist die folgende: Reichssustizminister: Dr. Heinze, Mitglied des Reichstags. Reichsminister des Innern: Oeser, Landeshauptmann der Provinz Sachsen. Reichsminlster des Äußern: v. Rosenberg, bisher Ge sandter in Kopenhagen. Reichswirlschastsminister: Recker-Hessen, Mitglied des Reichstags. Reichsarbeitsminister: Dr. Brauns, Mitglied des Reichs- Ä die AMerW des WmWblM PMeo. Die gesamte Bevölkerung leidet wirtschaftlich schwer unter der katastrophalen Preisbildung der letzten Wochen und Tage. Die stete Entwertung der Mark hat nicht nur die Grundsätze geregelter Preisbildung ins Schwanken gebracht, sondern die Lebenshaltung der werk tätigen und der auf Renteneintommen angewiesenen Bevöl kerung aus einen Tiefstand herabgedrückt, der zu ernste ster Besorgnis Anlaß gibt. Wenn dieser Entwicklung Einhalt geboten werden soll, so gilt es, alle Schichten der Bevölkerung und alle Berufe zusammenzufassen zu gemeinsamem Handeln zum Wohle der Volksgesamtheit. Darum sei das Ziel unse res Strebens der Zusammenschluß zu einer Rotgemeinschast. Deshalb muß hingearbeitet werden: auf Festlegung erträglicher Preise für landwirtschaftliche, in dustrielle und gewerbliche Erzeugnisse, auf Anpassung des Arbeitseinkommens aller an den Lebens bedarf, aus Ausschaltung und strengste Ahndung wuchs rischer Preisbildungen und Überteuerungen, auf ausreichende Belieferung des Marktes mit allen Erzeug nissen, die für den täglichen Bedarf notwendig sind, aus Erfüllung aller staatsbürgerlichen Pflichten, insbeson dere auch rechtzeitige Abführung der Steuern, damit das wirtschaftliche und staatliche Leben keinen Störun gen ausgesetzt wird. Es muß aber auch mannhaft unwahren oder halbwahren Gerüchten enkgegengetreten werden, wie etwa der viel ge- hörten Behauptung, daß Personen mit hohem Einkommen, namentlich Industrielle, in unzulässiger Weise mit Steuerab forderungen verschont würden. Es ist festgcstellt wor- den. daß mit ganz verschwindenden, nicht zum geringsten Teil Arbeitnehmer betreffenden Ausnahmen, in denen noch Unftimmigkeiten aufzuklären sind, die Steuerzettel für 1921 mit der Aufforderung zur Zahlung der vorläufigen Einkom mensteuern für 1922 allenthalben ausgegeben sind und der letzte Zahlungstermin des Jahres 1922 am 15. dieses Mo nats abgelaufen ist. Die zunehmende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage breiter Volksschichten löst Temütsstimmungen aus, die sich anderwärts durch Teuerungskrawall« geäußert habt n Jeder mutz erkennen, datz damit weder der Haager gestillt noch die Rot gelindert werden kann. Ms fatzkxmes Ergebnis ist in allen solchen Fällen stet» nur geblieben: dl« j Vernichtung von Produktionsmitteln, die Verminderung der ! für die Allgemeinheit verfügbaren Verte, vermehrt« JMckck- holtung der mit Gewalttat bedrohten Kreise. Solche Erschütterungen der Grundlage« unseres Wirtschaftslebens haben daher nur weiteren Rückgang der Bolkswohl- fahrt, der Volksgesundheit und des all gemeinen Vertrauens zur Folge, Die Kreishauptmannschaft weiß sich mit der gesamten Lausitzer Bevölkerung eins in dem Bestreben, die drohende Wirtschaftskrisis mit ihren verhängnisvollen Folgen ab- zuschwächen und zu mildern. Sie erachtet es heute wie von jeher als ihre vornehmste und ernsteste Pflicht, dem Volke zu dienen und ihm zu helfen, soweit es irgend in ihren Kräften steht. Aber nur dann wird ihr die Erfüllung dicker Pflicht möglich sein, wenn alle Volksgenossen Rat und Beistand leiste«. Cs ergeht deshalb die dringende Ditte: Wer wirtschaftlich dazu in der Lage ist, Helse den wirtschaftlich Schwachen ohne Anseheu der Person, des Stande» oder Berufe» und der Partei. Wer dazu berufen ist oder die Fühltest dazu besitzt, halte Unbesonnene von verhängnisvollem Beginne» ab, das sich in Teuerungskrawallen, in vergehen gegen andere Personen oder deren Eigentum und in VergHea gegen Staat und voll ausrvirkk. Da, Wirtschaftsleben unseres Volkes darf nicht durch da, Volk selbst gefährdet werden. Jeder trage an seinem Telle dazu bei, Staat und Volk zu fördern und zn erhalten. Jeder erachte es für seine vor- nehmste Aufgabe, gemeinsam mit den Behörden der Bosts gesamtheit zu dienen und dadurch allen zu helfe». Zeder mache es sich aber auch zur Pflicht, den Kampf gegen un lautere, volksbetrüoerische und volksschädigende Personen und «reise durch Herbeiführung gesetzmäßigen Einschreiten« nach Kräften zu unterstützen. Der Kreishauptmann. Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft: Dr. Müller-Bonn. Reichssinanzminister: Dr. Hermes. Reichsschahminister: Dr. Albert, Staatssekretär z. D. Reichswehrminister: Dr. Gehler. Reichsverkehrsminister: Groener. Reichspostminister: Stingl, Staatssekretär der Abteilung München des Reichspostministeriums. Die Übergabe der Geschäfte. Berlin, 23. November. (Drahtb.) Mittwoch nachmittag 1 it eine gemeinsame Sitzung des alten und des neuen Kabi netts stattgefunden, wobei der bisherige Reichskanzler Dr. Wi rth die Führung der Geschäfte an den neuen Reichs- - inzler Dr. Cuno übergeben hat. Im Anschluß daran tagte das neue Kabinett. In dieser Sitzung haben sowohl der bisherig« Chef der Reichskanzlei Staatssekretär Hem mer und der Chef der Presseobteilung Ministerialdirektor Müller dem neuen Reichskanzler ihr« Ämter zur Verfü gung gestellt. Der Kanzler hat die Demission dieser beiden Beamten angenommen. Für Staatssekretär Hemmer ist der frühere bayrisch« Handelsminister Hamm al« Chef der Reichskanzlei ernannt worden, über den Posten der Presse- chefs ist eine Entscheidung noch nicht getroffen. Die programmatische Erklärung der neuen Reichsregie rung wird vom neuen Reichskanzler nunmehr definitiv am Freitag nachmittag 2 Uhr im Reichstag abgegeben werden. Am Donnerstag hält der Reichstag nur eine kurz« Nachmit- 'agssitzung ab, in der die Debatte über die neue Geschäfts ordnung weitergeführt wird. Die große politisch« Ausspro- he und die Abstimmung über das Vertrauensvotum für das leue Kabinett wird sich im Anschluß an di« Reichskanzler- ,ede am Freitaq und an: Sonnabend vollziehen. Das neue Kabinett wird von der demokratischen und der sozialdemo- ,-rötlichen Presse mit großer Zurückhaltung aufqenommeu :nd es wird vor allem betont, daß diese Regierung einen tark rechtsgerichteten Charakter trägt. Der „Vorwärts* ündigt an, daß die Sozialdemokratie zwar nicht von vorn herein eine offene Feindschaft gegen da» Kabinett zur Schau ragen wird, daß sie oder von der Notwendigkeit einer fach- ichen Opposition überzeugt sei, besonder» in Anbetracht des- en, datz der Abgeorbnech» Becker (Hessen), in dem dir SoM- demokraten einen ausgesprochenen Vertreter des Kapitalis mus zu erblicken glauben, das Wirtschastsministerium über- nimmt. Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß auch in den anderen Parteien der bürgerlichen Arbeitsgemein schaft, insbesondere in der Deutschen Dolkspartei. keineswegs ein ausgesprochener Optimismus angesichts der Regierungs bildung vorwaltet. Vielmehr ist man sich in volkspartei- sichen Kreisen durclMis darüber klar, unter wie außerge wöhnlich schwierigen innen- und außenpolitischen Verhält nissen der neue Kanzler und seine Regierung an ihre Arbeit herantreten müßen. Das „ Geschästsministerium". Als der Name eines Geschäftsministerium» im Reichs tag auftauchte, da gab es in der Lasteralle« böse Zungen, di« meinten, nun würde aus einem Kabinett der „Arbeit" ein Kabinett der „Geschäfte". Wir sehen die Dinge aber nicht so an, denn schon die Ministerlist« ergibt, daß e» auch kuno nicht gelungen war, diejenigen Männer de» Wirt schaftslebens, die wirklich etwas wißen, in einem Ministe rium zu vereinigen, das nicht» anderes al» «inen Über gongszustand darstellt. Diese Leute lehnen es ob, als Platz halter für die Sozialdemokratie sich zur Verfügung zu stel len. Da» muß man sehr wohl beachten. Es ist eigentlich keiner einzigen Partei behaglich im Ge- tanken an die Ding«, die nun werden sollen. Ein Kabinett, wie immer es aussehen und sich nennen möge, ist mm ein mal auf di« Mitarbeit von Parteien angewiesen. Ein Ge- chäftsministerlum, das überparteiisch ist, da» jeder Partei gleich nahe und gleich fern stehen muß, das feine Vertreter in keiner Partei identifizieren kann und daher jede Partei es ablehnt, irgend eine Verantwortlichkeit zu tragen, ein stlches Kabinett hat größere Hemmungen zu überwinden, als schlechthin angenommen wird. Man muß sich darüber vollkommen klar fein. Don bürgerlicher Sette hat gewiß niemand ein Interesse, dem Gcschäftsministerium Cuno ir gendwie die «rbest zu erschweren. E» liegen Hemmnisse ohne hin genug am Dege, sie sirck sachlicher und persönlicher Na- iur. Denn zu ihnen ein so unsicherer und leider auch mäch- .fger Faktor hftyutritt, wie es di« Sozialdemokratie in ihrer fetzigen Anstellung ist, dann muß man mit schweren Sor-