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dich die Verschiebungen, die durch die Steigerung der Frach tensätze für die einzelnen Güter eingetreten sind, durch Neu eintarifierung der Güter ausgeglichen werden. Es ist dem nach am 1. Dezember mit einer Angleichung der Gütertarisc an den gesunkenen Geldwert zu rechnen, deren Ausmatz je- dcch noch nicht übersehen werden kann. Neue Kohlenpreiserhöhung. Die letzttägig bewilligten Lohnerhöhungen und die noch m weit stärkerem Matze gestiegenen Material- und Grubcrr- holzpreise gaben Veranlassung zu neuen Erhöhungen der Kohlenpreise. Diese steigern sich nach dem heutigen Beschluß der Organe der Kohlenwirtschaft wie folgt: Für das Ruhr revier (Fettförderkohles um 397t .<(, für Niederschlesien (durchschnittlich) um 4)28 .tt, für Sachsen um 4841 .N, für Aachen-Eschweiler um 4439 für Aachen-Nordstern um 5265 ^(, für Niedersachsen-Ibbenbüren um 4524 „tt, für Niedersachsen-Barsinghausen um 4914 -/(, für rheinische Braunkohle-Rohkohle nm 669 ,<( und Briketts uni 2347 . tt. Verschärfung der Lage im Rheinland. Köln, 15. November. Die Streiklage hat sich teilweise verschärft. Heute früh sind mich in dem benachbarten Hil- Arntttche Bekanntmachungen. Mehl- und Brotpreife. Ad 20. November d. Js. gelten für aye Kommunal» lUmlage.-Getreide hergestelltes Mehl und Brot folgende Preise: 1. Mehl im Kleinhandel: Roggenmehl 71,70 -4t für 1195 Gramm (eine 1900-Gramm- Bratmarke), Roggenmehl 30,— -N für 500 Grantni, Roggenmehl 18,90-tt für 315 Gramm (eine Wund-Brot marke), Weizenmehl 74,— -tt für 1195 Gramm (eine 1900-Granrm- Brotmarke), Weizenmehl 31,— -4t für 500 Gramm, Weizenmehl 19,50-tl für 315 Gramm (eine Pfund-Brot marke). 2. Brotpreife: Es beträgt der Preis für * oin 1900-Gramm-Roggenbrot 105,— -tl, ein 2-Pfund-Roggenbrot 55,30 -tl, ein 400-Gramm-Weizenbrot 30.— -ll, eine Semmel (80 Gramm) 6,— -ll. 3. Vorstehende unter 1 und 2 angegebenen Preise gel ten als Höchstpreise in» Sinne des Höchstpreisgesetzes. Überschreitungen dieser, Preise werden nach den bestehen den gesetzlichen Bestimnnmgen bestraft. Insbesondere wird nochmals strengstens darauf hingewiesen, datz das Gebäck vollgewichtig sein mutz und datz das Roggenbrot 24 Stunden nach der Entnahme aus dem Backofen das volle Gewicht haben mutz. > Die Bäcker haben dem Ansuchen der Käufer auf Nach wiegen des Brotes ohne weiteres nachzu kommen. 4. Gleichzeitig wird darauf hingswiesen, datz sich auch - dieses Mol wieder eine Nachzahlung auf die bei den Bäckern und Mehlklemhändlern am 19. November abends vorhande nen Mehlbestände nötig macht, lim sich in Hinsicht auf diese Nachzahlung vor Schaden zu bewahren, müssen also die Bäcker und Händler für Backwaren usw., die sie bereits am Sonnabend, den 15. November, und Sonntag. den 19. No vember, auf neue Brotmarken, gültig vom 20. November bis- 3. Dezember (rosa mit rotem Aufdrucks abffeben, den neuen höheren Drotpreis fordern. Kommunalverband Bauheu-Stadl und -Land, am 15. November 1922. g« mehr Al, S0Y0 Arbeiter der dorttg« kchuftrtA!« Be trieb« in den Lüstanid getreten. Di« LueftLndiaen zagen nach Ohligs und legten <ckle Betrieb« still. Sn Düffeldorf fMst hat ein Teil der Arbeiterschaft di« Arbeit wieder auf- «nommen. voüstänbia still jedoch »egen die Betriebe von Mannesmann und Rheinmetall. Die Versuche zu einer Verständigung werden im Rathaus fortgesetzt. Köln. 18. November. Di« Unruhen in Köln dauern heute noch an. Es finden abermals Plünderungen statt. Die englische Militärpolizei hat eingegrissen. Köln. 15. November. (W. T. B.) In der Innenstadt herrschte bis gegen 6 Uhr abends Ruhe. Zu diesem Zeit punkt aber versammelten sich etwa 1000 Personell in der Gürzenichstraße, die die Aufforderung der Polizeibeamten, sich zu zerstreuen, m i t S te i n w ü rfe n und Schimpf worten beantworteten. Die Stratze mutzte hierauf ge säubert werden. Auf dem Neumarkt entstand gegen 5s( Uhr eine große Ansammlung, de zunächst durch Polizei beamte zerstreut und in Bewegung gehalten werden konnte. Als später jedoch die'Menge anwuchs, mußte sie mit Hilfe berittener Polizei zerstreut werden. Hierbei erhielt ein be rittener Polizeiwachtmeister einen Streifschuß, worauf von der Waffe Gebrauch gemacht werden mußte. Weitere Ver letzungen sind nicht sestgestellt worden. Düsseldorf, 15. November. (W. T. B.) Heute vormit tag ist eine merkliche Entspannung in der allgemeine Lage eingetreten. In mehreren Betrieben wird wieder gearbeitet. Während der Nacht und am Vormittag find keine weiteren Ruhestörungen eingetreten. Dagegen versuchten Düssel dorfer Ausständige, die Bewegung »ach Mühlheim zu tra gen und in die Thysseuhütte einzudringen. Sie wurden aber von der dortigen Polizei abgcwiesen. Zurzeit sind Verhandlungen zwischen den Streikenden und den gewerk schaftlichen Arbeitern im Gange. Neues aus aller Wett.' — Ein rNillionendlebstahl vor der Reichsbank. Dein: Verladen von Geldbeuteln vor der Reichsbank in der Jäger straße in Berlin würde an, Dienstag, trotz der strengen Be wachung, ein Beutel, der zehn Millionen Mark in Zehntau- sendmarkscheimn in der Originalpackung der Reichsdruckerei enthielt, gestohlen. Bisher ist es nicht gelungen, den Ver bleib des Geldes festzustellen. — Ml 20 Millionen Mark flüchtig. Mit einem Kin derfräulein hat eine Herrschaft in Berlin trübe Erfahrungen machen müssen. Das neue Kinderfräulein war erst vor kürzer Zeit engagiert. Alle waren entzückt von ihr: es war eine „Perle", der man nicht nur die Kinder, sondern die ganze Wohnung cmvertraucn konnte. Das geschah denn auch. Als die Herrschaften fort waren, schickte Selma Binneböfer — jo hieß die Vertrauensperson — die Kinder ins Nebenzimmer, Dann »'.achte sich „Fräulein" reisefertig. Sie nahm einen Rohrplattenkoffer, der 2000 Dollars, einen Brillantring, Wäsche und Kleider, alles in allem Werte von etwa 20 Millionen Mart enthielt, und ließ ihn durch einen pingen Mann, der auf der Straffe mit einem Automobil wartete, zur Gepäckabfertigung des Potsdamer Bahnhofes bringen. Passanten waren so liebenswürdig, beim Aus laden des schweren Koffers zu helfen. Die Reise wurde je doch nicht angetrcten: der Koffer wurde vom Bahnhof wie der abgcholt und ist seitdem mit Fräulein Selma, der „Perle", und ihrem jungen Mann verschwunden. Wer sic findet, erhält 500 000 Belohnung. — Ein Riesenhai in der Nordsee. Der Cuxhcwener Fischdampfer „Barkhof" fing in der Nordsee einen ausge wachsenen Riesenhai von 7 Metern Länge. Das Tier, dellen Fleisch sehr schmackhaft ist, wog schätzungsweise 70 bis 80 Zentner und wurde in der Auktion für 100 000 verkauft. — Verkaufspreise für wilde Tiere. Der Zoologische Garten von London bietet eine Anzahl von Tieren zum Kauf an, die aus dein einen oder mrderen Grunde ausge- schieden werden sollen. Da man auch in Deutschland meist au« Sr^rsamketttrü «sichten mit ähnlichen verkaufsabsichten umgehr, so ist es vielleicht von Interesse, bi« Preise zu er fahren, die in London gefordert werden. Unter den Tieren, mit denen geeiüant werden soll, befindet sich in erster Linie Lucki, ein Elefant, der lang« Jahre an Besucher de« Zookv- gischen Gartens äi» Reittier vermietet wurde, dem dann aber wegen schlechten Betragens diese Beschäftigung entzogen werden muMe. Das Tier ist jetzt dreißig Jahre alt und wird für 500 Pfund (10 000 Goldmark) angeboten. Eine indische Löwin soll für 70 Pfund abgegeben werden, zwei juna« afrikanische Löwen für je 50 Pfund, zusammen für 80 Pfund. Der Preis für einen alten Löwen, den die Be sucher des Zoologischen Gartens als Patriarchen kennen und verehren, ist auf 80 Pfund festgesetzt. Eine dreizehn Jahre alte Tigerin ist in dem Berkaufsverzsichnis mit 100 Pfund eingesetzt, ein Leopard mit 35 Pfund. Ob diese Preise viel" private Käufer anlocken werden, ist vorläufig noch eine cü jene Frage, denn der Ankauf eines wilden Tieres hat im merhin s«ne-zwei Seiten. Für Jahnnarktsmenaaerien ist es aber «n« gimstige Kaufgelegenheit. Aus Sachsen. Das Wirtschaftsministerin« über die Milchteuerung. Ein Höchstpreis für Sachsen? Dresden, 15. November. Don der Nachrichtenstelle der Stacitskänzlei wird uns geschrieben: Im Wirtschaftsmim sterium schweben z. Zt. Erwägungen darüber, ob für Frisch milch ein Höchstpreis für Sachsen festgesetzt werden soll. Die Beratungen sind noch nicht abgeschlossen. Daneben versucht das Wimchaftsministerium gegen die ungeheuere Milchver teuerung auch noch mit anderen Mitteln vorzugehen. So hat es mit dem Roichsministerium für Ernährung und Land wirtschaft um alsbckdigen Erlaß von Bestimmungen übe, die Konzesslotzierung der Landmolkereien ersucht. Während des letzten Jahres sind in Sachsen eine Anzahl neuer Molke reien gegründet worden, deren Zahl in keinem Verhältnis zu der wirklichen Milcherzeugung Sachsens steht. Diese Neu- gründung von Molkereien trägt mir dazu bei, die Frisch milchzufuhr nach den Dedarfsorten zu verringern und zu verteuern. DK jetzt geltenden Bestimmungen de« Reiches zur Sicherung der Frischmilchversorgung können die schäd lichen Folgen der überhandnehmenv der Landmolkereien nicht beseitigen. Luch in anderen Bundesstaaten haben sich infolge der Lage des Buttermarktes ähnliche Mokkereimiß stände herausgäüldet. So kommen z. D. auch Klagen aus direkten Milchbezirken, wie Ostpreußen. Das sächsische Wirt- schaftsministerium ist sich bewußt, daß dem Erlaß von Zwangsvorschriften über die Milchoersorgung für den Frei staat Sachsen nicht unerheblich« Bedenken entgegenstehen. Es wird daher von der Einsicht der Milchproduzenten ab hängen, ob trotzdem ein Höchstpreis für Sachsen festgesetzt werden mutz. Selbstverständlich würde dann auch gleichzei tig ein Höchstpreis für Butter festgesetzt werden. Zu be dauern ist, daß das Reich von sich au» nicht schon längst zu einer Höchstfiteisfestsetzung für Milch- und MÄcherzeugmsse für das ganze Reich gekommen ist. Jedenfalls wird sich die Reichsregierung bewußt sein müssen, daß sie der unerhörten Milchvertenerung mit größerer Energie al» bisher entgegen arbeiten Muh, wenn Leben und Gesundheit der Säuglinge und Kranken nicht aufs schwerste gefährdet werden sollen. * Der Milchwirtschaftliche Landesverband Sachsen schreibt uns: „Die Milchpreise sind bisher vom Milchwirtschastlichen Landesverband Sachsen zuerst allmonatlich, später halbmo natlich unter Berücksichtigung der Derwertungsmöglichkeit der Milch bei deren Verarbeitung bezw. unter Zugrunde legung der Butterpreis«, die in den vier, später in den zwei Dom Tarfuü zermalmt. Die aktuelle Wochenschrift „Das Illustrierte Blatt" Frankfurt a. M. veröffentlicht in ihrer Nr. 46 eine» inte ressanten Bildeiartikel von einen: Leser des Blattes, den wir hier folgen lassen: Die Taifune, die in der Jahreszeit zwischen Juli und September, von Manila kommend und der Küste in länd licher Richtung bis nach Korea und Tapan hinauf folgend, die ostosiatischen Meere durchwühlen, sind nicht nur die Schrecken für die Seefahrer — denn ihnen gegenüber ver sagen alle Kräfte der dem Menschen dienstbaren Technik — sie werden dos öfteren, wenn ihre Stoßkraft unglücklich trifft, auch -u wahre:: Städtezsrstörern. Namentlich Ort schaften an der Küste Japans, das wegen seiner insularen Lago den furchtbaren Wirbelstürmen besonders ausgesetzt ist, haben mit der Gefahr zu rechnen, von der Macht des Sturmes und der von ihm ausgepeitschten Wogen hnrweg- gefegt zu weiden. Im Spätsommer dieses Jahres ist eine iitdchtnesische Knstem'tadt, die Stadt Swatau, ein Opfer des Taifuns geworden. Meist geht dem Taifun eine drückerche, für den Euro päer unerträgliche Schwüle voraus. Plötzlich bricht dann der Sturm unter strömendem Regen los. Der Beginn des Unwetters ist so plötzlich, die Winde haben von Anfang an eine derartige Gewalt, datz es dann für diejenigen, die sich vuf den: Wasser befinden, keine Rettung mehr gibt. Des halb sind entlang der Küste Wetterwarten eingerichtet war ben. deren besondere Ausgabe es ist. die auf der Fahrt be findlichen Schiffe durch drahtlose Signale rechtzeitig von dem Nahen des Sturmes zu benachrichtigen. Aber attc Warnungen können den Küstenartschnften nichts nützen, aus die zufällig die Vollgewalt des Taifuns stößt. Sie sind der Vernichtung preisgegeben. So ging es Swatan in der Nacht von dein I. aus den 2. August. Dein Brief eines Freundes unseres Blattes, de: selbst miss schwerste gcschä digt wurde, verdanken wir die Beschreibung der Einzelhei ten dieses iurchtbaren Ereignisses und die Bilder, die seine Folgen nnschnulicki zeigen. Die Stadt Swatan hotte cs schon vor den: Sturm recht schwer gehabt. Es herrschte Kriegs»' sahr. Von Süden drohte der Anmarsch eines Revolutions heeres. Flüchtlinge waren in die Stadt geströmt, die Zn- inhr vorn Innern her versagte, so daß Mangel an Lebens mitteln cintrat. Dazu eine entsetzliche Hitze. Dann kam in dunkler Nacht bei Sturm. Ungeheure Flute,, warf er anfi die bis zu einer Höhe von 3 Metern die Straßen der Stadt und die umliegenden Dörfer überströmten. Die Springflut jucht« mit voller Wucht Ortschaften heim, die 14 Kilometer von der Küste entfernt waren. Dem doppelten Angriff von Wind und Wasser vermochten selbst die Steinbauten der Europäer nicht standzuhalten. Dächer wurden abgetragen. Häuser stürzte«: ein, überall gab cs Trümmerhaufen. Be sonders katastrophal war natürlich die Wirkung in der leich ter gebauten Chinesenstadt. Sie wurde zu einem einzigen großen Trümmerfeld. 100 000 Menschen sollen, bei ge mäßigter Schätzung, in dieser Schrcckensnacht ihr Leben ge losten haben. Höchst merkwürdige Einzelheiten trugen sich zu. Der zweite und dritte Stock des Hauses unseres Informanten wurden geradezu abrasiert, die darin befindlichen Möbel stücke hiruveggeschwemmt, währcnrd die Wände des Erdge schosses und des ersten Stockes äußerlich fast unversehrt blie ben. Die schwere gußeiserne Badewanne unseres Freundes liegt jetzt wahrscheinlich irgeirdwo am Meeresboden, denn er hat keine Spur von ihr wiedergefunden. Ein chinesischer Regierungsbeamter, der von der Flut im Bett überrascht wurde und der nicht genügend Kraft hatte, sich ihr zu wider setzen, wnrde, auf einem Balken reitend, 5 Kilometer hin- weggctrogen und sanft auf den: Balkon eines Europäers ab gesetzt. Ihm war bei seiner eigenartigen Landung das Ge dächtnis über das Erlebte völlig geschwunden. Ein Euro päer fand sich auf einmal in dem ersten Stock eines zwei Häuser entfernt wohnenden Nachbarn wieder. Die Archive in den Anstern und Bürostuben wurden zu unförmigen mit Salz bedeckten Klumpen. Alle aus Eisen hergestellten Ge genstände verkosteter: natürlich, soweit sie nicht fortgespült wurden. In gairz Swatan gab cs Tagelang keine brauch bare Schreibmaschine. Fast wäre zur Sturm- und Flutge- sahr auch noch Feue.rsgefahr gekommen. Ein vierstöckiges Hotel ging in Flamrnen auf, cs brannte bei dem rasenden Wind, trotz dem strömenden Regen, in wenigen Minuten nieder. Nur der Un>''"'l), daß der Brandherd aus einem steien Platz stand, m-(,,n:derle ein» Ausbreitung des Feuers. Die Trümmer einiger Dörfer mürben bis zu einer Höhe von einem Meter mit seinem Meeressand bedeckt. Nach den: Sturm lagen am Strande überall Trümmer von Schiffen und Balken. Dschunken, vor: der Sturmflut weit ins Land bineingetragen, ritten verlassen ans ehemaligen Reisfeldern. Erhöht wurde der Schrecken ngch dadurch, daß gleichzeitig mit dem Taifun ein Erdbeben eintrat. Die Folgen der entsetzlichen Nacht waren natürlich fürchterlich. Die Drahtverbindungen waren abgerissen. Es fehlte zufällig ar: ausländischen Kriegsschiffen rnit drahtloser Einrichtung. So blieb lange jegliche Hilfe aus. Unter den Ruinen der Stadt verwesten Lenkten urrd verbreiteten einen furchtbaren Geruch. Die Aufräumungsarbeiten konnten nur langsam vorwärts gehen, denn es mangelte an Arbeitskräf ten. Mer m,it nicht versagender Energie ist man wieder an die Arbeit gegangen: „Ich bin wieder gesund und wohlerhal ten mit meiner gewohnten Arbeitslast", schreibt unser deut scher Gewährsmann. Wir beglückwünschen ihn dazu und zu seiner tapferen Gesinnung. Wer zu viel Geld hat. In der „Dtsch. Tagesztg." lesen wir: In die Vorortbahn, zwischen Cöpenick und Kartshorst, steigt eine Gruppe halbwüchsiger Burschen ein. Vas Ge spräch dreht sich zuerst um die beste Zigavettemnmcke, zu sieben Mark! Nächste Woche kost'se miichesten» zchne", sagt einer, und damit ist diese Angelegenheit erledigt. „Sag mal, Orje, wie kommst du hier rin, ich denke, du fährst jetzt zweeter?" „Orje", em blasser Bengel von etwa 17 Jahren, wickelt seinen roten Nick-Eorter-Schal ein« Lage höher über Lk Ohren und antwortet geziert: „Mein Herr, wollen Sie rnir etwa die Berechtigung bestreiten, dritter Klasse zu fahren? Wünschen Sie meine Fahrkarte zu sehen? Bitte schön!^ Urrd er zieht aus der rechten Westentasche eine Monatrsahrkarte dritter Klasse. „Aber jestern hab' ick dir doch in -de zweete jesehen! Laß dir man nicht erwischen." Darauf hat „Orje" gewartet. „Mein Herr, wollen Sie mir etwa die Berechtigung bestreiten, zweiter Klaff« zu fahren? Bitte schön!" Hiermit zieht er aus der linken Westentasche eine Monatsfahrkarte zweiter Klasse und zeigt sie herum. Und dann erzählt er umständlich den „großartigen Witz", den er sich leistet. Er fährt in der zweiten Klaffe, wo er durch seine Aufmachung auffällt, solange spazieren, bis ein Fahr- kartenkontrdllbeamter einsteigt. Dem zeigt er zuerst die Fahrkarte dritter Klasse vor, läßt sich protokollieren und wei det sich dann an dem Gesicht des Beamten, wenn er zuletzt die richtige Fahrkarte zweiter Klasse vorlegt. Er macht den gmrzen Vorgang, der ihm schon einige Male geglückt ist. mit spöttischen Gebenden mimisch vor und seine Genossen wollen sich vor Lachen über den großartigen Witz ausschiitten. „Dct jeheert iu't Kino. Det is en Ding!" Bis einige brummige ältere Arbeiter, die wahrscheiiü'ch nicht wissen, wie sie das Geld für die Wochcnfahrkarten dritter Klasse ausbringen sol len, mit ein paar kräftigen Worten über die Lausejungen, denen eine Tracht Prügel nottut, die gute Laune der Ju ^endlichen zerstören. Schade, daß die Beamten, die solchen Unfug feststellen, nicht wenigstens die Möglichkeit haben, die munteren Jung linge, di« ihre überhohen Löhne als Ungelernte nicht ver nünfiig anzuwenden misten, für Sine Luxussteuer haftbar zu machen, , - .