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AktscHosswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt. Mannschaft, der Schulinspektton und des Hauptzollamts zu Bautzen, de« Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. sMcrge.SLcrtt-, Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbrettung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags.Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag de« Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22 E»scheim»»a»»effer Heden Werktag abend» für den folgend. Lag. Beprgoprew: Bei Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Mk. 14«.— bei Zustellung ins Haus monatlich Mk. ISO.-, durch die Post bezogen monatlich Mk. 155.— mit Iustellungsgeblihr. Alle Postanstalten, Postboten, ,owie Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. 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Die »Reichspost- berichtet unter Anführung von Einzelheiten von einem Massenauszug der bet dem Zusammenbruch in Wien tätig gewesenen aus ländischen Spekulanten nach Berlin. Es handelt sich um Plusmacher von grösster Routine, welche den Ausverkauf Österreichs in den letzten Jahren In den wänden hatten und durch ihre gigantischen Devisenspekulationen den Zusammenbruch -er Krone aus dem Gewissen haben. Ausser dem ist la der letzten Woche die grotze Schar der Dollar und Pfnodrentner in Wien, die Österreich al» das billigste Land Europa, zum Aufenthalt gewählt hatten, noch dem Deutschen Reich abgezogen, weil es sich nunmehr dort um '/, bi, ßL billiger als in Wien leben lasst, so das, seht die großen Hotels in Wien, die jahrelang bis zum letzten Fas- sungsraum belegt waren, ziemlich verödet sind, wenn die deutsche Regierung nicht sofort Scheinkäuken von Häusern oder Grundstücken durch Au,länder ein Ziel seht, wird verlln bald ebenso wie Wien und der schönste Grundbesitz zu Dreivierleln den Herren aus dem Osten. Ame rikanern. Engländern und Franzosen gehören. Vie Ge schichte des Niedergange» Österreich, in den letzten vier Jahren liegt in seinen Ursachen'so offenkundig zutage, dass es der reichsdeukschen Regierung leicht fein mutz, au» den österreichischen Fehlern zu lernen und jene Schlüsse zu ziehen, welche da, deutsche Volk und das Deut- sche Reich vor ebensolchen unheilvollen Schädigungen be wahren, in die die österreichische Bevölkerung durch die Ta tenlosigkeit ihrer Regierung verfallen ist. Das vorstehende Abkommen ist da, erst« wirkliche Moratorium, das uns von dem Feindbund bewilligt wird. Was bisher mit diesem Namen bezeichnet wurde, verdiente ihn keineswegs Die von Belgien gestundeten Raten der Reparationszahlungen waren doch nur «in «einer Teil der Gesamtverpflichtungen, bei deren Fälltgwerden eine Ver schärfung der finanziellen Belastung de» Reich» durch da« Zusammenfallen der gestundeten und der regulären, nicht gestundeten Reparationszahlungen unvermeidlich wurde, Im Au»gleichsverfahren handelt es sich im Gegensatz zu den übrigen EntschSdigungszahlungen um eine abgeschlos sen« und vernünftige Gssamtsumme, über die in dem Abkommen verfügt werden könnte. Denn es muh sicher ist, daß vom Just 1923 an die fest gesetzten Barzahlungen im Lwgleichsversahren eine ge waltige Anspannung der Finanzkraft de» Reiche« bedeuten werden und wenn man auch heute noch nicht sagen kann? ob schloß sich unter dem Vorsitz des Reichskanzler, eine Konse- renz der Berliner Banksachl-ute an. Vie Besprechungen, die fern noch kein« Veschlü ite vormittag werden zler und den Führern der st Ausgleichsämter anzuerkennen, eine praktische Lösung zu finden. Immerhin bleibt der Erfolg de» Abkommen« voll- stchchig abhängig von der endgültigen LS- snng de» Gesamtprobkems der Reparatio nen und darüber hinaus de« der deutschen Mnanzen über- Haupt. Die in wenigen Lagen beginnenden Verhandlungen zwischen den Mitgliedern der Reparattonskommifflon und ausländischen, sowie deutschen Sachverständigen in Berlin strffm eine «wisse, wenn auch schwache Hoffnung zu, daß der in dem Ausgletchaoerfahren beschrittene Weg auchwel- ist^ uNd daß wir dadurch endlich von Niuer Visse ring. Die genannten Herren sind bereits in Berlin weiteren Flnanzbesprechuugeu uud dea rvahrschelufich einaetroffen. Andere Sachverständige werden Mitte der Dienstag beginnenden Verhandlungen mit der Repa- nächsten Woche erwartet. Die Reichsregierung wird in ihren rationskommlssion teilnehmen ZU können. D« Reichsflnauz- Derhandlungen mit Herrn Larthou das Schwergewicht Ministerium dürfte bestimmte Vorschläge zur Stabilisierung eines neutralen Urteils für sich in die Wagschale werfen kon-'der Mark unterbreiten. Die Arbeiten für diese Vorschläge neu. Darüber hinaus ist, wie gesagt, anzustreben, daß ge- ' "" ------ »—- - —-— meinsame Beratungen stattfinden. Inzwischen hat die Reparationskommission, offenbar unter französischem Einfluß, den Zeitpunkt für besonders günstig erachtet, eine neue Erhöhung der Kohlenlieferungen Deutschlands an die Entente zu verlangen. Es ist ganz selbstverständlich, daß diese Forderung nicht nur im Versail ler Vertrag keine Stütze findet und deshalb ohne weiteres von uns abzulehnen ist, sondern daß sie auch bei bestem Wil len als völlig unerträglich bezeichnet werden muß. Man braucht nur darauf hinzuweisen, daß durch die Ab trennung Oberschlesiens die Kohlenoersorgung Deutschlands gewaltig verschlechtert worden ist. Deutschland hat bei der polnischen Regierung versucht, den Bezug der Reparationskohle aus Oberschlesien zu ermöglichen, jedoch ohne Erfolg. Trotzdem haben wir uns zu liefern bemüht, was überhaupt möglich war, und monatlich 1,8 Millionen Tonnen an die Entente abgeführt. Dabei waren aleichzeitig sowohl die Reichseisenbahn als auch viele Gas- und Elektri zitätswerke gezwungen, englische Kohle gegen Devisen einzu führen. Dre-'Effenbwhn importierte bis zum 30. Juni 688 000 Tonnen englische Kohle, bis zum 31. Juli 1 294 000 Tonnen und bis zum 31. August 1 890 000 Tonnen, also über 800 000 Tonnen monatlich. Im letzten Monat war dennoch di« Eisenbahn gezwungen, ihre Winterreserve anzugreifen. Del der Entwertung der Mark ist die Fortsetzung dieser eng lischen Kohlenkäufe natürlich unmöglich. Man muß sich ver gegenwärtigen, daß Deutschland durchschnittlich in der letzten Zeit 8—9 Milliarden monatlich für ausländische Kohle ausgegeben hat. Es ist also absolut nicht zu begreifen, daß die Reparationskommission mit der einen Hand Dekrete un terschreibt, die in ihrer Auswirkung zu einem weiteren Wäh rungsverfall beitragen muffen, und mit der anderen der Öffentlichkeit Erklärungen übergibt, aus denen die Welt den Schluß ziehen soll, daß niemand sehnlicher die Stabilisierung der Mark wünscht, als gerade die Reparationskommission. Es bleibt eben immer dieselbe Geschichte: die französische Politik ist durch und durch unehrlich. Und Liiaen haben kurze Beine. Die Besprechungen in Berlin. Bersin, 26. Oktober. (Drcchtb.) Rach dem »vorwärts" dienten bei den gestrigen Verhandlungen der Sozialdemo kraten mit der »eichsregierung die Beschlüsse der sozial demokratischen Reichrtagsfraksion vom Dienstag als Grund lage. Al, wichtigste Voraussetzung für die Gesundung -er wirtschaftlichen Verhältnisse wird eine planmäßige Aktion zur Stützung der Mark angesehen. Zu diesem Zwecke soll ein Devisenfonds bereitgestellt werden, um den tatsächlichen Be darf der deutschen Wirtschaft innerhalb der nächsten drei Mo nate zu befriedigen. Die Sozialdemokraten sind für Auf rechterhaltung der Vevisenordnuna. llm einem weiteren Fallen der Mark Einhalt zn tun. soll die Verordnung ver schärft werden. Um den Kapitalbesitzern Gelegenheit zu geben, ihr Kapitol zu sichern, wird die Ausgabe einer wert- beständigen Anleihe durch die Reichchank verlangt. Reben den eigentlichen währungspolitischen seien auch finanz- und wirtschaftspolitische Maßnahmen notwendig. Za diesem Zu sammenhänge verlangt der „vorwärt,- beschleunigte Steuereinziehung und Hemmung der Laxuaeiafuhr. sind noch im Gange. In den letzten Tagen hat auch die von« Reichswirtschaftsrat eingesetzte Stabil! sierungskommisflon täglich Sitzungen abgehalten. Am heutigen letzten Ver handlungstage wurde einstimmig eine Resolution angenom men, in der 2, heißt: Zur Überwindung der wirtschaftlichen Folgen des Weltkrieges sei eine enge wirtschaftliche Sosi- darität aller Länder dringend notwendig. Das Ausgleichsabkomme«. Das von den Vertretern des Reichsapsgleichsamte» mtt den Vertretern der alliierten Ausgleichsamter unter Darbe» halt der Ratifikation vereinbarte Abkommen über die künf tige Regelung der Zahlungen im Ausgleichsverfahr« hat Ws wesentlichen folgenden Inhalt: „Deutschland ist bi» zum 10. Zull 1923 von sämksicheo Barzahlungen im Ausgleichsverfahren befreit. Zur Be gleichung der noch ungedeckten deutschen Debetsalden, bereu Umfang vorläufig im Wege de» Kompromisse» auf 24L Millionen Pfund Sterling geschätzt wird, verpflichtet sich die deutsche Regierung, Schatzanweisungen in Höhe dieses Gesamtbetrages auvzustelleu, die vom 10. Zusi 1923 an bis zum 10. Oktober 1928 in monatlichen, von 399000 Pfund allmählich bi» auf 599 999 Pfund ansteigenden LÄt- betragen fällig sind. Die Schatzanweisungen werden bei der Reichsbaak hin terlegt, die als Treuhänder der alliierten Ausgleich»- Smler die Beträge bei Fälligkeit chinzieht. Stellt sich im wei teren Verlauf des Ausgleichsverfahrens heraus, daß der deutsche Gesamtdebeffaldo den Betrag von 24.2 Millionen Pfund Sterling übersteigt, so werden über den Restbetrag weitere Schatzanweisungea ausqegeben. die vom 19. No vember 1928 ab in Monatsraten von 599 999 Pfund fällig sind: erweist sich dagegen der Gesamtbetrag de» deutschen Debets als geringer, so werden die zu seiner Deckang nicht erforderlichen Schatzanweisungen Deutschland znrückgegebea und etwa zu viel gelastete Barzahlungen zurückerstattet. Eine Bürgschaft für die Schatzanweisungen oder eine anderweitige Garantie ist nicht vorgesehen. Da» Abkommen soll znvächst der Reparations kommission mitgekeilt werden. Für den Fall ihres Einverständnisse, ist eine Frist von sechs Wochen für die Ratifikation durch die beiderseitigen Regierungen vor gesehen." Ob deutscherseits ratifiziert werden kann, wird davon abhängen, ob die Regelung der Reparationsfragen die Möglichkeit einer Erfüllung des Abkommen, offen läßt. sowie der i die Vor- zur rlbävdenmg Die bevorstehenden mil den «wländische, Fl- dem „B. T." znfolste st, «r g erst di- Ansicht der etn- Dor den Berliner Beratungen. Der an sich so naheliegende Gedanke, die Mitglieder der Reparationskommission mit deutschen und ausländischen Fi nanzsachverständigen an einen Tisch zu bringen, um in ge- meinsamer Arbeit endlich eine Lösung des schicksalsschweren Reparationsproblems zu finden, wurde auffallenderweise stets zurückgewiesen. Namentlich die Franzosen scheu ten wohl den auf diese Weise leicht zu führten Beweis ihres Mangels an gutem Willen. Nun scheint aber dennoch, vielleicht auf Drängen der neuen britischen Regierung, und wesentlich beschleunigt durch die katastrophale Markentwer tung der letzten Tage, ein Gesinnungswechsel auch in Paris eingetreten zu sein. Die Reparationskommission wird unter Führung ihre, Vorsitzenden varlhou vollzählig am Sonn tag abend aus Poris abreisen, um mindesten, eine Woche, vielleicht gar vierzehn Tage, in Bersin zu beraten. Al, Zweck dieser Beratungen wird angegeben, daß unbedingt erreicht werden muß, den deutschen haushalt^ilan auszugleichen und die Mark zu stabilisieren. Vie Reparalionrkomwission wird sich nicht nur darauf beschränken, mit Ministern und mit dem Kanzler zu beraten, sondern auch Vertreter der Großindustrie und der Banken zuziehea. Uber die Gründe dieser Reis« wird in der französi schen Press« mitgetetlt daß die Meinungsverschie denheiten zwischen den englischen und französischen De- legierten über die Zweckmäßigkeit «ine» Eingriff» in die deutsche Finanzhohheit und di« Errichtung einer scharfen, umfassenden Kontrolle nicht ausgeglichen werden konnten. Man einigte sich daher auf , eine gemeinsame Studienreise, weil es trotz aller früheren Untersuchungen notwendig schien, sachliche Unrichtigkeiten in der Auffassung an Ort mG Stelle richtigMtellen. Es sei nur daran erinnert, daß Sir John Brcchbury, — der übrigen» nicht zurücktreten wird, die von Barthou vorgeschlagenen Kontrollmatzregeln nicht nur für wirkungslos, sondern geradezu für schädlich und gefährlich hält. Er hat daher auch vorgeschlagen, den Koittrollplon einer technischen, ernsteren Prüfung, vielleicht durch den Bankier-Ausschuß, unterziehen zu lasten. Roch immer weiger ns ich die Franzosen, «in Mora torium für die Reparationszahlungen WzubMgen. Als besonders erfreulich muß man begrüßen, daß gleich zeitig mit der Reparationskonnnission auch die Reichs- reaierung endlich einmal «inen selbständigen Schritt zur Förderung der großen Aufgaben auf dem Gebiete der Fi- nanzen unternommen hat. Sie hat eine Reihe von Finanz- sachverständigen de» Auslaiche» nach Berlin eingeladen, um mit ihren Maßnahmen Mr die Stabilisierung der deutschen Währung zu beraten. Unter den «ingeladenen Testnehmern befinden sich Professor Keynes, der s' T offel u^» di« holländischen BnMeo»